Deutsche Orchestermusik der Romantik jenseits von Mendelssohn, Schumann, Brahms, Bruckner, (Strauss und Mahler)

  • Mit der Kammermusik Hermann Goetz' hatte ich mich bereits im Schwesterthread zur Kammermusik der deutschen Romantik beschäftigt und kam insofern zu einem recht zwiespältigen Verhältnis, als mir die Musik ganz hervorragend gearbeitet aber von einer sehr schwachen melodischen Erfindungsgabe geprägt vorkam. Umso mehr strebte ich danach, auch das orchestrale Oevre dieses eigentlichen Opernkomponisten ("Der Widerspenstigen Zähmung") kennenzulernen - und war überaus erfreut. Die Symphonie in F-Dur, Op. 9, ist ein wunderbar frisches und originelles Werk! Gleich der Beginn überrascht, denn der erste Satz klingt über weite Teile wie eine heitre Opernouvertüre - allerdings auf sehr hohen Niveau. Noch ungewöhnlicher ist der "Tanzsatz", der eigentlich ein romantisches Charakterstück darstellt, wie man es aus Mendelssohns Bühnenmusik zum Sommernachtstraum (Op. 61) kennt. Berückend ist der Einsatz der Hörner in diesem Stück, welche den Satz auch eröffnen. In weiterer Folge erklingen eine Art Ländler und ein kurzes Adagio, ehe der erste Teil wiederholt wird. Es dürfte sich also um einen "Tanzsatz" mit zwei "Trios" handeln, allerdings hat der Satz nichts mit dem klassischen Modell gemein. Herzstück der Symphonie ist trotzdem das Adagio, das ich - so weit mir sein Werk bekannt ist - als glücklichste Schöpfung Goetz' ansehe. Wieder spielt das Horn die Hauptrolle. Dieses Mal ist die Musik aber nicht von mendelssohnschen sondern klar spätromantischem Gepräge. Mir erscheint der Satz als eine Art Lamento, manchen langsamen Sätzen Mahlers nicht unähnlich. Der Schlussatz greift wieder den Optimismus des ersten auf und bezieht sich thematisch auf Schumann.


    Diese Symphonie würde ich fast noch höher bewerten als die Symphonien Volkmanns und die d-Moll Symphonie Dietrichs. Die übrige Orchestermusik Goetz' - vor allem seine Werke für Chor und Orchester - sind von ähnlich hohem Niveau. Die Symphonie, alle Konzerte, Ouvertüren und Chorwerke sind noch in einer cpo-Aufnahme erhältlich:



  • Ich habe geahnt, dass ich nicht nur das sehr empfehlenswerte Klavierkonzert von Goetz besitze (und oft gehört habe, in zwei verschiedenen Einspielungen), sondern auch die obige CD mit der Sinfonie im Regal zu finden ist. Ich werde sie mir sogleich einverleiben, denn an den bisher wohl einzigen Hörvorgang erinnere ich mich nicht mehr. Danke für den Tipp und die differenzierte Charakterisierung an Felix!


    Mein kleiner Beitrag im Folgenden soll das Klavierkonzert von Raff sein - ähnlich wie das von Goetz mag da Diverses an bekanntere Namen der deutschen Hochromantik erinnern. Aber das Werk lohnt sich allein schon wegen der unverwechselbaren Themen, die Raff eingefallen sind. Im Übrigen virtuose und im besten Sinne des Wortes pathetische Musik!


    Beide folgenden Einspielungen (die zweite wurde in der einschlägigen Box daneben wiederveröffentlicht) sind nicht zu verachten:



    :thumbup: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die Konzertbox sieht ja überaus interessant aus! Sie ist zudem preislich erschwinglich, während die gesamte Hyperionreihe um die 1200 Euro kosten würde.


    Das Raffkonzert habe ich auch und finde es ebenfalls sehr hörenswert. Die Frühlingsode hat mir allerdings fast noch besser gefallen.

  • Die Hyperion-Reihe ist sicher teuer, auch wenn man über den Marktplatz schon ein wenig sparen kann.


    Macht's wie ich: Kauft Euch auf jeden Fall die Sammlung mit den zwanzig CDs, die früher mal vorwiegend (oder ausschließlich?) als VOX-Veröffentlichungen erschienen und ihr Geld auf jeden Fall wert sind, selbst wenn die Orchester nicht immer erstklassig agieren und die Tonqualität nicht ganz gleichwertig erscheint. An einer VOX-CD, die ich zusätzlich besitze (derjenigen mit den französischen Nummern von Pierné etc.), konnte ich feststellen, dass die Neuveröffentlichungen klanglich verbessert wurden, und gegen die Pianisten ist auch kaum je etwas einzuwenden.


    Hyperion muss man sich nun nicht komplett zulegen - obwohl mich das schon reizen würde! Ich denke aber, dass man sich wird Zeit lassen können. Noch ist wohl nichts vergriffen. Es gab auch schon mindestens eine Aktion zum halben Preis beim Versand mit den drei Buchstaben, wo ich ein wenig zugegriffen habe.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Für mich war die Golden_Age-Box ein Fehlkauf... aber vielleicht höre ich die Musik irgendwann doch mal an...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Für mich war die Golden_Age-Box ein Fehlkauf... aber vielleicht höre ich die Musik irgendwann doch mal an...


    Naja, man sollte natürlich ein Faible für das haben, was einen erwartet. Es sind schließlich ganz bewusst nicht die großen Renner der Klavierkonzert-Literatur, es ist - oft, keineswegs durch die Bank! - nicht wirklich bedeutende und stilistisch unverwechselbare Musik. Aber als Liebhaber sucht man genau danach und nicht nach der zwölften Einspielung des Schumann-, des ersten Tschaikowsky-, des Grieg-Konzerts.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Für mich war die Golden_Age-Box ein Fehlkauf... aber vielleicht höre ich die Musik irgendwann doch mal an...


    Wenn Du das Teil hast und sogar noch mal reinhören willst, dann kannst Du für diesen Thread ja das Klavierkonzert von Henselt rezensieren! Henselts Klavierspiel soll von solch einer perlenden, brillianten Virtuosität gewesen sein, dass sogar Liszt vor ihm Angst hatte. Das wär doch was für Dich 8o !

  • Das Henselt-Konzert ist gewiss eines der schönsten unter den romantischen Klavierkonzerten der zweiten Reihe.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Das Henselt-Konzert ist gewiss eines der schönsten unter den romantischen Klavierkonzerten der zweiten Reihe.


    :hello: Wolfgang


    Glaube ich gerne! Mein Beitrag bezog sich allerdings auf Johannes' bekannte Abneigung gegen Virtuosenkonzerte... ;)

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  • Awright! :D


    (Hätte ich mir eigentlich denken können. Gehört schließlich im weitesten Sinne zur Allgemeinbildung ...)


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich weiß aus dem Stand nicht mehr, was ich aus der Box schon angehört habe. Natürlich habe ich so in etwa gewusst, was mich erwarten würde. Trotzdem hat es sich nach meinem bisherigen Eindruck für mich nicht gelohnt... Vielleicht hätte ich deutlicher machen sollen, dass das an der Musik liegt, nicht an den meist rasch und billig produzierten (größtenteils) VOX-Aufnahmen.

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  • Zur Abwechslung stelle ich hier keine Rezension rein, sondern eine Frage:


    Kennt/hat jemand diese CD von Hyperion mit Cellokonzerten von Schumann, Volkmann, Gernsheim und Dietrich?



    Un wenn ja, wie ist die werte Einschätzung derselbigen?


    Ich würde mir prinzipiell gerne die Konzerte Gernsheims und Dietrichs zulegen (die anderen habe ich schon), aber es muss sich auch wirklich auszahlen.

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  • Leider kann ich diese Frage derzeit nicht beantworten.


    Philipp SCHARWENKA (1847-1917) ist der Bruder von Xaver Scharwenka, der etwas bekannter, aber heutzutage auch nicht mehr wirklich bekannt ist. Wie so oft war das zu Lebzeiten des Komponisten anders. Er war bekannt und geschätzt.
    Die auf dieser CD enthalten "Dramatische Phantasie" op. 108 wurde 1901 von einem Kritiker als "eines der bedeutendsten Werke zeitgenössicher Musik, reich an melodischen hinreißenden Gedanken" bezeichnet. Dem folgte dann eine ausführliche Würdigung, welche auch von Laien verstanden werden konnte, insbesondere die "Großartigkeit und die mitreißenden Themen , das Temperament wurden gelobt. Der Komponist verfolgte in seiner Loge, neben seinem Bruder Xaver Scharwenka die Ovationen nach dem Konzert, und war unter keinen Umständen dazu zu bewegen sich auf das Podium zu begeben....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • (1872 - 1948)

    schreibt in der Natursinfonie eine überaus persönliche Musiksprache, die 1911 durchaus up-to-date ist. Vorbild ist in der Anlage Liszt, auch in dem Aspekt, nicht lautmalerisch das Gebirge zu beschreiben sondern die dort gewonnenen spirituellen Erfahrungen bezüglich Chaos, Sterbens und Fortdauerns in eindringliche klangliche Bilder gerinnen zu lassen (cpo hat das falsche Bild für das Cover genommen!) Die opulente Instrumentierung und die komplizierte Melodik haben mehr mit Strauss und Mahler gemein als mit Liszt, bemerkenswerterweise kann man sich aber nie so recht festlegen, an wen es denn nun mehr erinnert, obwohl Mahler und Strauss ja kaum zu verwechseln sind.



    clck 934

  • Nach all dieser tiefschürfenden Musik ist einmal leichtere Muse angesagt. Max Bruch (1838 -1920) kam in diesem Thread schon mit seinem Violinkonzert zu Ehren, das aber wohl kaum neu entdeckt werden muss. Wesentlich weniger bekannt sind seine diversen Tanzsuiten, von denen sich vier auf dieser CD befinden:


    Drei sind Sammlungen schwedischer Volkslieder entnommen (eine, ein Op. post. nur für Streichorchester, Op. 63/1 und /2 für ganzes Orchester) während die vierte auf von Milij Balakirew gesammelte russische Volkslieder zurückgreift (Op. 79b). Bruch hielt offenbar viel von seinen Bearbeitungen und versicherte seinem Verleger Simrock, sie würden sich ebenso gut wie die Ungarischen Tänze von Brahms verkaufen. Dass das nicht eingetroffen ist, mag - alle Schweden und Wahlschweden hier im Forum mögen mir verzeihen - vor allem an der höheren Attraktivität des ungarischen Liedguts liegen, möglicherweise auch daran, dass der Zug für solche Werke in 1892 einfach bereits abgefahren war. Wesentlich ansprechender fand ich jedenfalls die russische Suite, die mehrere Juwelen umfasst. Besonders schön ist der Trauermarsch (Stück 5) und das weltberühmte Lied der Wolgaschiffer, das bei Bruch aber im Geschwindtempo gespielt wird. Trotzdem ein mitreißendes Stück und vielleicht der Höhepunkt auf der ganzen CD. Insgesamt würde ich diese Suiten nicht als essentiell werten (also essentiell im Sinne des ersten Violinkonzerts), aber eine nette Ergänzung zu den nationalen Suiten von Brahms, Dvorák und Grieg sind sie dennoch (deren Qualität sie aber mMn durch die Bank nicht erreichen).

  • Volkmanns d-Moll-Symphonie gewinne ich immer lieber, je häufiger ich sie höre! Sie mag nicht ganz so konzise sein wie eine Brahms-Symphonie (der Kopfsatz hat eventuell ein paar Längen, z.B. die Passage nach dem Hauptthema in der Exposition), aber es ist äußerst wirkungsvolle Musik, und nie billig: Die Wirkung der Musik beruht immer auf konzentrierter thematischer Arbeit, gepaart mit überraschenden harmonischen Wendungen und überaus reicher Kontrapunktik. Um einfach mal ein paar Lieblingsstellen zu nennen:


    - Die Durchführung des Kopfsatzes mit ihrer langen kontrapunktischen Steigerung; der energische, ebenfalls kontrapunktische Beginn der Coda; oder wie dieses strahlende Fanfarenmotiv in Exposition/Reprise dann bei der Wiederholung in zwielichtiges Moll wegbricht;


    - Im langsamen Satz die Passage nach dem Mollausbruch, die Streicher steigen langsam über Tonrepetitionen der Hörner und später Pauken/Trompeten ab; und dann die Durwendung in die Reprise!


    - Im Scherzo, wie die Musik manchmal kurz harmonisch entgleist und dann von Tutti-Akkorden wieder eingenordet werden muss (das ist eine Idee, die mir sehr Beethovensch vorkommt!); auch im Trio gibt es immer mal wieder solche Tendenzen.


    Das ist nur eine kleine Auswahl, die Symphonie ist wirklich voller großartiger Momente!


    Vorläufiges Fazit: Dies ist eine sehr lohnende Anschaffung gewesen, danke, Felix, für Dein Engagement für diese Werke!
    Oder: Die fehlende Beliebtheit dieses Stückes kann ich nicht nachvollziehen... :P

  • Vorläufiges Fazit: Dies ist eine sehr lohnende Anschaffung gewesen, danke, Felix, für Dein Engagement für diese Werke!
    Oder: Die fehlende Beliebtheit dieses Stückes kann ich nicht nachvollziehen... :P


    Es freut mich wirklich sehr, dass der Volkmann bei Dir so ein Erfolg war! Ich bin von der Qualität vieler Volkmannscher Kompositionen absolut überzeugt, und selbst jetzt, nach Durchhören von sehr viel Kammer- und Orchestermsuik aus dieser Zeit, steht er bei mir unter den "Neuentdeckten" noch ganz oben.


    Übrigens, das Scherzo + Trio finde ich auch am erstaunlichsten!

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  • Immer wenn ich eine Sinfonie Franz Lachners höre, fällt mir der Ausspruch des Komponisten ein, wo er meinte, aus Schubert hätte ein guter Komponist werden können, wenn er nur länger gelebt hatte. Ich gestehe, daß ich nur 3 Sinfonien von Franz Lachner in meiner Sammlung habe. Beigeistert hat mich indes bisher noch keine wirklich. Ich höre sie immer wieder im Abstand von einigen Jahren, um dann festzustellen, daß sie mir von Mal zu Mal besser gefallen - aber der wirklich zündende Funke nicht überspringen will...Die Sinfonie Nr 5 op 52 aus dem Jahre 1835 hat sogar einen Preis (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien) errungen. Robert Schumann gefiel indes, in seiner Eigenschaft als Kritiker, die 6. Sinfonie weit besser...Mit über 60 Minuten Spieldauer hat das Werk für damalige Zeiten geradezu gigantische Ausmaße - und ich finde, daß hier zuwenige markante Themen vorliegen. Es mag sein, daß ich im Laufe der Jahre mein Urteil noch revidiere....
    Dennoch hat Lachner nicht verdient im Harenberg Konzertführer quasi "totgeschwiegen" zu werden. Statt Lachner fand ich Lachenmann - - - :stumm: ("shocking")

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Robert Fuchs (1846 - 1927) hatte ich bis jetzt völlig vernachlässigt, dabei ist er einer der bekanntesten Komponisten aus der "zweiten Reihe" in der deutschen Romantik. Ich vermute, dass seine besonders starke Punzierung als Brahms-Epigone mich davon abgehalten hat, mich früher mit ihm zu beschäftigen. Über Fuchs ging ja die Fama, dass irgendein Kollege nach Vorstellung eines Fuchs-Werkes gesagt hätte "Fuchs, das hast du ganz gestohlen..!". Nach Durchhören seines einzigen Klavierkonzerts in der brutalen Tonart b-Moll, bin ich überzeugt, dass diese Nachrede unberechtigt ist.




    Der gewichtige Kopfsatz mag zwar nach Brahmsschen Vorbild besonders symphonisch gestaltet sein, aber im Grundgestus ist dieses Konzert viel eher ein Virtuosenkonzert als die Werke von Brahms. Der langsame Satz erinnert in seiner Verträumtheit eher an frühere Vorbilder (Schumann, Mendelssohn), und gerade der Schlusssatz ist meilenweit von Brahms' Tonsprache entfernt. Das thematische Material ist durch das ganze Konzert hindurch wirklich attraktiv und die Behandlung des Klavierparts überaus vielgestaltig. Ich muss also sagen, dass mir dieses Konzert bis jetzt von allen Klavierkonzerten aus der "zweiten Reihe", welche ich bis jetzt gehört habe, am besten gefallen hat. Der erste Satz ist eine echte tour de force und der intime Ton des langsamen Satzes, der auch Brahms sehr gefallen haben soll, weist dieses Stück als wirklich erstklassig aus.


  • Da wäre noch diese schöne 3 CD-Box, über deren Inhalt ja jetzt sicherlich auch im neuen Weber-Thread diskutiert wird, die aber, wie ich meine, auch hier ihren Platz hat.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hier fehlt natürlich noch Friedrich Gernsheim. Wenngleich er schon einen eigenenThread hat, so gehört er dennoch hierher. Ich halte Gernsheim für maßlos unterschätzt und keinesfalls für einen "Brahms-Epigonen" oder Komponisten "am Rande".Die hier eingespielte Erste Sinfonie in g-moll op 33 "Der theuren Mutter" entstand immerhin ein Jahr vor der Ersten Sinfonie von Brahms....Die hier gezeigte Aufnahme macht es wieder möglich zumindest die Sinfonien Nr 1 und 3 seiner Sammlung hinzuzufügen und damit eine wichtige Repertoire-Lücke zu schliessen. Die Sinfonien Nr 2 und 4 werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit folgen. Ob sich die Neuanschaffung für jene lohnt, welche die gestrichene ARTE-NOVA Aufnahme mit der Staatsharmonie Rheinland-Pfalz bereits besitzen - das ist ein Kapitel, das dem hier verlinkten Gernsheim-Thread vorbehalten sein sollte.....

    Friedrich Gernsheim - Ein vorauseilender Epigone von Brahms ?
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich ergänze in gewisser Hinsicht den Beitrag Nr 53, den Felix Meritis am 10. Juli geschrieben hat. Er hat mich inspiriert, die Serenaden von Fuchs zu kaufen. Diese Serenaden waren es, die Fuchs zu Lebzeiten berühmt gemacht haben und ihm den Spitznamen "Serenaden-Fuchs" eingetragen haben. Auch wenn es immer wieder in den Booklets zu lesen ist, erinnern mich zumindest die von mir bisher gehörten Serenaden 1 und 2 nicht wirklich an Brahms (der Fuchs übrigens sehr geschätzt hat). Ich würde diese Werke in etwa wie folgt charakterisieren: Freundlich und überaus melodiös, leicht, luftig, schlank, temperamentvoll und elegant, mit einem Schuß von dem , was gemeinhin als "wienerisch" verstanden wird.
    Eigentlich völlig anders als ich mit das vorgestellt habe. Ich hatte mir trockene, ein wenig akademisch anmutende Werke erwartet - nichts von alledem konnte ich feststellen.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Stimmt, lieber Alfred, die Serenade Nr. 5 hatte ich damals unter den Tisch fallen lassen. Es handelt sich durchaus um ein hübsches, gefälliges Werk - ebenfalls ohne deutliche Brahms-Nähe. Ich denke mit "Brahms-Epigone" ist man etwas zu oft bei der Hand, denn als wirklichen Brahms-Epigonen würde ich nur von Herzogenberg bezeichnen. Die anderen sind schlichtweg konservativ und klassizistisch ohne sich aber allzu nahe am spezifisch brahmsischen Komponieren zu orientieren. Meistens ist die Orientierung an Schumann und Mendelssohn ebenso stark (z.B bei Volkmann oder ganz besonders Reinecke).

  • Cameo bringt die erste Symphonie des deutschen Komponisten Salomon Jadassohn (1831-1902) heraus, der eher als Musikpädagoge denn als Komponist in die Musikgeschichte eingegangen ist (die Liste seiner Schüler liest sich jedenfalls wie ein "Who is who" der Komponisten der Jahrhundertwende). Die Symphonie entstand vermutlich um 1860 (der op. Nummer nach) und klingt erwartungsgemäß wie eine deutsche Symphonie zwischen Mendelssohn und Brahms. Die Tonschnipsel wecken jedenfalls Interesse. Als Zugabe gibt es das 1. Klavierkonzert sowie das Klavierkonzert von Paul Pabst (1854-97).


  • Vielleicht schon ein bisschen aus dem Zeitrahmen heraus (?) der deutsche Neuromantiker- oder Spätromantiker Georg Schumann (1866-1952). Das Werkverzeichnis des Komponisten enthlt ca 80 Werke mit Opuszahl und eine erkleckliche Anzahl ohne dieselbe. Die hier veröffentlichte Sinfonie (1886/87 ?) scheint übrigens darin nicht auf.
    Georg Schumann, der mit Robert Schmann NICHT verwandt ist, schrieb vorzugsweise Klavierstücke, Lieder, Chorlieder a capella, Liedbearbeitungen, Kammermusik, etc. Ich gehe davon aus, daß zu den bereits erschienen Werken bei cpo einig weitere folgen werden - und werde, so dies der Fall ist, dem Komponisten einen eigenen Thread widmen....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Cameo bringt die erste Symphonie des deutschen Komponisten Salomon Jadassohn (1831-1902) heraus, der eher als Musikpädagoge denn als Komponist in die Musikgeschichte eingegangen ist (die Liste seiner Schüler liest sich jedenfalls wie ein "Who is who" der Komponisten der Jahrhundertwende). Die Symphonie entstand vermutlich um 1860 (der op. Nummer nach) und klingt erwartungsgemäß wie eine deutsche Symphonie zwischen Mendelssohn und Brahms. Die Tonschnipsel wecken jedenfalls Interesse. Als Zugabe gibt es das 1. Klavierkonzert sowie das Klavierkonzert von Paul Pabst (1854-97).



    Ja, an dieser CD war ich l-e-i-d-e-r auch interessiert. Schwaches Orchestespiel und noch schwächere Tontechnik kennzeichnen diesen Silberling mit dem spannenden Programm. Leider nicht empfehlenswert!


    Grüße
    Garaguly

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