Die Beliebtheit dieses Stückes kann ich nicht nachvollziehen...

  • Hallo,


    wie ist der Titel dieses Threads?


    Wer's nicht nachvollziehen kann, der kann's eben nicht - ich kann Messiaen - aber was nützt das dem, der's nicht kann?


    Auch die Antwort "ich verstehe nicht, dass du es nicht kannst", an den der's nicht kann, bringt was?


    Und wenn ich's z. B. mit Stockhausen oder, oder nicht kann, nützt es mir gar nicht zu wissen, wenn es xyz kann.


    M. E. machte der Thread nur dann Sinn, wenn ich die Mitteilung meines Unvermögens verbinde mit der Bitte - an den der's kann - mitzuteilen, was ihn an dem Stück emotional oder, oder anspricht.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Es ist mir schon klar, dass Zweiterbass Recht hat.


    Man wird aber versuchen dürfen, den anderen durch objektive Vergleichskriterien zu überzeugen.


    Es ist dennoch hier wohl sinnvoller, es bezüglich Messiaen auf sich bewenden zu lassen. Ich versuche da mal mit gutem Beispiel voranzugehen und verwende abschließend einen für mich und für die anderen tendenziell positiven Smiley:


    :P Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Repliken auf eine "Ich vertehe nicht, weshalb..."-Nennung sind auf jeden Fall sinnvoll und auch erwünscht. Schließlich soll sich hier ja eine Diskussion ergeben. Man soll halt nicht erwarten, dass der andere die Anregungen übernimmt. Vorschläge mit Alternativaufnahmen, z.B. einer Aufnahme des Violinkonzerts von Beethoven mit einer alternativen Kadenz zum ersten Satz, können sicherlich gelegentlich hilfreich sein.


    Im Prinzip ist dieser Thread ein Plauderthread, bei dem die ganze Taminocommunity mitmachen kann, denn das Thema verbindet wohl alle von uns.

  • Hallo,


    ums Recht haben geht es mir nicht - was aus dem letzten Satz meines Beitrages eigentlich auch ersichtlich ist.


    Wenn es nur ein "Plauderthread" sein soll, werde ich mich nicht beteiligen.


    Aus gegenteiligen Erfahrungen was ein Musikstück dem Hörenden bringt, kann auch eine gegenseitige Bereicherung erwachsen - allerdings nur dann, wenn es nicht dabei bleibt "ich kann nicht nachvollziehen, dass...." bzw. "ich kann nicht nachvollziehen, dass du nicht..."


    "Alle Klarheiten restlos beseitigt?"


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Das "Rechthaben" habe ich - ausnahmsweise ;) - ohne Hintergedanken verstanden. Ich sehe schon ein, dass man nicht missionieren kann und darf mit dem einzig wahren Ziel, den Zweifler zu bekehren.


    Ich sähe aber keinen Sinn in diesem Thread (und in einem Musikforum), würde ich es nicht auf sachlicher - und ebenso auf emotionaler Ebene - durch Mitempfindenlassen der eigenen Begeisterung - immer wieder versuchen.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Der "Missionswunsch" müsste vom Zweifler kommen - und das "Mitempfindenlassen" müsste verbalisiert werden.


    :hello: zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • 3. L. van Beethoven - Violinkonzert in D-Dur, Op. 61. Die Originalität halte ich für unbestritten, aber der erste Satz ist mir viiiieeeel zu lang und zu sehr auf geigerische Effekte ausgerichtet. Am wenigsten mag ich die Kadenz dieses Satzes. Insgesamt aber natürlich ein schönes Werk aber nicht so schön wie viele andere Violinkonzerte.


    Der erste Satz müsste eigentlich doppelt so lang sein - das finde ich zumindest immer, wenn er zuende ist. ;)


    Zur Betonung geigerischer Effekte: Ist dies nicht ein wesentliches Prinzip dieses Konzerts? Die Virtuosität wird in Kontrast zu einer betonten Einfachheit des Orchestermaterials gestellt (diatonische Themen, alles wird von dem anfänglichen einfachen Paukenrhythmus durchzogen), und die beiden "Kontrahenten" spielen das aus: Die Violine steht immer irgendwie in Spannung zum Orchester - trillert zum Beispiel dem Orchester das zweite Thema nieder, nur um es dann selbst zu spielen -, und auf der anderen Seite werden die Orchesterritornelle immer schärfer, militärischer; in der Durchführung steht am Anfang und am Ende die Violine gegen den Paukenrhythmus im Orchester (tolle Stellen!). Und dagegen dann das auftrumpfende Orchester zu Repriseneintritt!
    Die Kreisler-Kadenz löst den Konflikt sozusagen auf, finde ich: Zum Beispiel spielt die Violine da zum ersten Mal den Paukenrhythmus, in Doppelgriffen mit gleichzeitigem Triller, also wie unter größter Überwindung - geht also ein Stück weit auf das Orchester zu. Und wie dann Orchester und Solist am Ende der Kadenz endlich zusammenfinden, finde ich magisch. Plötzlich ist dann auch echter Dialog da, das Orchester spielt ein Thema an, die Violine antwortet.


    Und das Großartigste: Es ist auch dann Musik größter Schönheit, wenn man über alles dies nicht nachdenkt! Ohne dass das eine Nominierung im Sinne dieses Threads sein soll: Ich würde vermutlich Beethovens sämtliche Klavierkonzerte für diesen einen Satz weggeben... Gut, das hilft Dir jetzt eventuell weniger, aber eventuell eine Aufnahme, die im ersten Satz die Kontraste schärft:



    Die Violine lyrisch und zart - geradezu beklemmend die Violinfiguren über den drohenden Viertonrhythmen am Ende der Durchführung -, die Orchesterritornelle wuchtig und militärisch, mit präsenten Pauken und Trompeten.

  • Ich weiß nicht genau, ob wir das hier schon einmal hatten, aber das Material ist schon ohne den Solisten erheblich "angeschrägt". Für damalige Zeiten war, ungeachtet des lyrischen Themas schon der Pauke+Bläser-Beginn sehr seltsam. Dann kommt beständig eine Dissonanz bei den Streicherwiederholungen der "Paukenschläge", es gibt unsymmetrische bzw. überlappende Phrasen (ständig "ein Takt zu viel", nämlich 9 statt 4+4).
    Dann die schon von Dir genannten "militärischen" Stellen und als Kontraste die melancholische "Fagott-Episode usw.
    Wenn es auch nicht mein Favorit ist, ist es ohne Zweifel ein grandioses Stück. Dennoch wundert mich seine außerordentliche Popularität wie oben angedeutet.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ja, schon die Orchesterexposition und die Orchesterritornelle sind natürlich keine simple Musik oder so, sondern auch für sich schon sehr mitreißend; ich finde auch zum Beispiel die Mollwendung des zweiten Themas seit jeher faszinierend, umso mehr später mit den zusätzlichen Figurationen der Violine.
    Andererseits spielt das Orchester auch viele einfache Skalen, und die permanenten Paukenrhythmen haben m.E. einen "normierenden" Charakter, dem sich die Violine entzieht.


    Ich höre gerade eine andere Kadenz in der Furtwängler-/Menuhin-Aufnahme (ist das die Joachim-Kadenz?), da findet die Violine immer wieder zum Paukenrhythmus zurück, insbesondere auch ganz kurz vor Ende der Kadenz ganz fahl und fragend - das finde ich großartig im Zusammenhang mit dem vorsichtigen Annähern von Solist und Orchester danach!

  • Zur Betonung geigerischer Effekte: Ist dies nicht ein wesentliches Prinzip dieses Konzerts? Die Virtuosität wird in Kontrast zu einer betonten Einfachheit des Orchestermaterials gestellt (diatonische Themen, alles wird von dem anfänglichen einfachen Paukenrhythmus durchzogen), und die beiden "Kontrahenten" spielen das aus: Die Violine steht immer irgendwie in Spannung zum Orchester - trillert zum Beispiel dem Orchester das zweite Thema nieder, nur um es dann selbst zu spielen -, und auf der anderen Seite werden die Orchesterritornelle immer schärfer, militärischer; in der Durchführung steht am Anfang und am Ende die Violine gegen den Paukenrhythmus im Orchester (tolle Stellen!). Und dagegen dann das auftrumpfende Orchester zu Repriseneintritt!


    Genau das ist auch einer der Dinge, die mir das Konzert wenn schon nicht verleiden, so doch relativ unlieb machen. Gerade bei Violinkonzerten mag ich es, wenn der Solist voll ins Orchestergeschehen eingebettet ist, wie etwa beim Mendelssohnkonzert oder bei Saint-Saens III. Ich muss allerdings zugegeben, dass mir Beethovens Konzerte, außer dem von mir verehrten 4.ten Klavierkonzert, ohnehin viel weniger liegen als seine Symphonien oder Kammermusik. Allerdings werde ich um eine alternative Aufnahme des VK wohl nicht herumkommen (habe nur Schneiderhahn) - das bin ich dem Konzert wohl schuldig :)

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  • Die Popularität wundert mich halt ein wenig deswegen, weil, wenn man die "Anschrägungen" nicht wahrnimmt (was ich mal von vielen Hörern vermute), das Material des Kopfsatzes banal wirken kann, zwar eingängig, aber etwas flach.
    Dann ist es m.E. aus der Perspektive des 19./frühen 20. Jhds. eben gerade kein allzu virtuoses oder gar Virtuosenkonzert, weder was die rein spieltechnischen Schwierigkeiten betrifft und noch weniger (außer vielleicht im Finale) die musikalische/melodische Prominenz des Solisten.
    (Ich habe da keine Ahnung, aber ich vermute mal, dass hier teilweise gilt, was Felix Meritis mal von Beethovenschen Violinsonaten meinte, dass sie oft "undankbar", also auf "ungeigerische Weise schwierig seien. Und deren bekannteste, die "Kreutzer" bietet mehr Feuerwerk als das Konzert.)
    Was schmissige Melodien und virtuoses Feuerwerk betrifft hat das Konzert eigentlich keine Chance gegen Tschaikowsky oder Bruch u.v.a. Was melodischen Charme betrifft, könnte es von Mozart und Mendelssohn ausgestochen werden und das sinfonische Gewicht (und die entsprechende Länge) wären m.E. der Beliebtheit eher hinderlich. Vielleicht spricht die Beliebtheit doch für den guten Geschmack eines großen Teil des Publikums... :)
    Ich weiß nicht genau, wie schwer es das Konzert hatte. Die Premiere wurde eher zwiespältig aufgenommen (und das Positive mag teils dem Ruf Clements geschuldet gewesen sein) und ich weiß nicht, wie die Verbreitung in den 1820er und 1830ern ausgesehen hat. Danach dürfte es wohl recht bald zum Standardwerk geworden sein.

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  • Die Premiere wurde eher zwiespältig aufgenommen (und das Positive mag teils dem Ruf Clements geschuldet gewesen sein) und ich weiß nicht, wie die Verbreitung in den 1820er und 1830ern ausgesehen hat. Danach dürfte es wohl recht bald zum Standardwerk geworden sein.


    Ja, Mendelssohn hat sich sehr für das Konzert eingesetzt und es den jungen Joachim z.B. in London aufführen lassen (in Leipzig wurde es sowieso öfter gegeben).


    Ich denke, dass der Erfolg des Konzerts nicht unwesentlich von den guten melodischen Einfällen abhängt. Mendelssohn und Mozart können hier sicher mithalten, sind aber eben auch genauso populär.

  • Was schmissige Melodien und virtuoses Feuerwerk betrifft hat das Konzert eigentlich keine Chance gegen Tschaikowsky oder Bruch u.v.a. Was melodischen Charme betrifft, könnte es von Mozart und Mendelssohn ausgestochen werden und das sinfonische Gewicht (und die entsprechende Länge) wären m.E. der Beliebtheit eher hinderlich. Vielleicht spricht die Beliebtheit doch für den guten Geschmack eines großen Teil des Publikums... :)


    Ähnliches gilt ja auch für die Popularität des Brahms-Konzerts (und da fällt es mir mehr auf, weil ich es im Gegensatz zum Beethoven-Konzert selbst erst lieben lernen musste); da liegt die Schönheit vor allem im ebenfalls sehr langen ersten Satz auch nicht auf der Hand bzw. lässt sich durch Begriffe wie Melodik oder virtuoses Feuerwerk beschreiben; stattdessen gibt es eleganten Kontrapunkt und thematische Arbeit.

  • Das Brahmskonzert ist natürlich keine Fundgrube herrlicher Melodien aber die Dichte des Werks ist eben beeindruckend - und natürlich die starke Integration der Geige. Ich habe mir übrigens die Janine Jansen Aufnahme von Op. 61 bestellt. Sollte diese Aufnahme meine Meinung zu diesem Konzert tatsächlich ändern, werde ich ganz im Sinne von "zweiterbass" hier Buße tun.....

  • Da schon seit geraumer Zeit keine neue Nennung mehr eingegangen ist, sei es aus Angst vor dem Odium des Zweiflers, sei es wegen perfekten Harmoniegefühls mit der allgemeinen Einschätzung der gängigen Meisterwerke, werde ich noch eine Nennung nachtrragen, und zwar wieder aus dem Genre Konzert: die beiden Klavierkonzerte von Chopin. Sie gehören wohl zu den allerbeliebtesten Klavierkonzerten überhaupt und dürften in puncto Popularität fast alles andere von Chopin überstrahlen. Nur, ich versteh's leider nicht. Allerdings ist das Konzert von den beiden, das ich leidlich mag, nämlich das in f-Moll, im Vergleich zum e-Moll Werk weniger verbreitet. Meine Hauptsorge gilt also eigentlich dem e-Moll Konzert von Chopin. Ich kann damit nichts anfangen. Es ist für mich eine Aneinanderreihung mittelguter Melodien mit viel Passagenwerk. Prinzipiell habe ich mit der Gattung Klavierkonzert kein Problem, auch mit virtuosen nicht. Ich liebe neben den Schlachtrössern von Brahms und Schumann auch die von Liszt, Saint-Saens, Mendelssohn, Dvorák, Rimsky-Korsakow, etc...Wer kann mir - ganz im Sinne von Zweiterbass in Beitrag 155 - helfen?


    Ach ja, ich habe diese Aufnahme:

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  • Ich kann spontan nicht so viel Hilfreiches zum e-moll-Konzert sagen, obwohl es lange (und vielleicht immer noch) von mir gegenüber dem f-moll leicht favorisiert wurde. Das Seitenthema aus dem e-moll-Kopfsatz ist eine der schönsten Melodien, die ich kenne. Bei allem Respekt fällt mir von Liszt oder Saint-Saens nichts annähernd so bezauberndes ein und bei Mendelssohn müsste ich zumindest einige Zeit nachdenken... Daher glaube ich, dass der verbreitete Eindruck mindestens "wunderschöne Melodien mit elegantem Passagenwerk" ist ;)


    Ich glaube aber nicht, dass die Konzerte die beliebtesten Stücke von Chopin sind (und das e-moll ist auch höchstens einen Tick populärer). Die anerkannten Stücke von Chopin sind beinahe durchweg sehr beliebt und sehr häufig (ein)gespielt.. Die "Wunschkonzert-best-of"-Stücke Chopins sind m.E. eher #3 und 12 aus op.10, das erste Nocturne op.9, etliche Walzer, das Des-Dur-Prelude, die erste und dritte Ballade, das 2. Scherzo, die Polonaisen A-Dur und As-Dur usw.


    Mein Eindruck mag täuschen, aber ich hatte eher vermutet, dass die Konzerte eben so beliebt sind, weil Chopin insgesamt so beliebt ist und man natürlich gerne auch mal ein Konzert mit Orchester hört statt immer nur solo...Die Konzerte stechen nur heraus, weil es eben die einzigen *Konzerte* sind (die paar anderen Klavier+Orchester-Stücke Chopins werden (nicht ganz zu Unrecht) weitgehend ignoriert).


    Die Stücke sind jedoch anscheinend bei den Pianisten selbst ziemlich beliebt. Künstler wie Argerich, Pires oder Zimerman, die eine vergleichsweise überschaubare Anzahl von Konzerten im Repertoire haben, haben sie mehrfach aufgenommen.

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  • Naja, über Schönheit von Melodien kann man ja trefflich streiten (was wir bereits des öfteren getan haben ;) ), aber dass die Klavierkonzerte von Liszt, Saint-Saens und Mendelssohn mehr Innenspannung aufweisen ist, glaube ich, sehr leicht verifizierbar. Ich empfinde die Chopinkonzerte, und hier vor allem das in e-Moll, als weitgehend spannungslos - irgendwie plätschert das vor sich hin. Weiters: Integration Solist und Orchester praktisch 0. Wäre das Stück kurz, würde mich die Popularität ja gar nicht so wundern, aber es ist wesentlich länger als die Konzerte von Liszt oder den anderen Genannten. Da fehlt für mich der "Pfeffer" der kurzen Klavierwerke Chopins völlig.


    Bezüglich Popularität im Vergleich mit anderen Chopinwerken habe ich vielleicht etwas übertrieben, aber in dieser Konzertsaison wird das e-Moll in Wien drei Mal unabhängig voneinander gegeben, und das f-Moll einmal. Das ist öfter als Liszt oder Schumann. Und das kann ich eben nicht nachvollziehen.... ;)

  • Bei über 30 Grad im Schatten fällt mir das Denken noch schwerer als gewöhnlich und so lass ich´s für heute lieber. Eines habe ich aber dennoch verstanden: wenn nicht der Schöpfer den persönlichen Kontakt unter den Taminos unterbunden hätte, wäre heute die Welt um einige Menschlein ärmer.


    Was also kann ein homo sapiens nicht nachvollziehen? Die Beliebtheit (oder war etwa Beleibtheit gemeint?) von Mozarts Klarinettenkonzert, Beethovens Violinkonzert und der Ouvertüre zu Lohengrin?


    Mein Gott, ich würde dies nicht glauben, hätt ich die sichre, fühlbare Gewähr der eignen Augen nicht ...


    Im Tamino darf man eben alles schreiben, und ob da jemand die Entrüstung nur mit Betablockern überlebt, ist für andere sicher kein ausreichender Grund, einen vernünftigen Geschmack zu entwickeln.


    Und wenn´s einer nicht hat, dann hat er´s eben nicht.


    Dann bis zu kühleren Tagen!

  • Vielleicht war es tatsächlich etwas rücksichtslos von mir, diesen Thread bei voller Kenntnis des cholerischen Charakters einiger betagterer Taminos zu starten. Eventuell könnte einer der Moderatoren den Thread mit einem passenden Warnhinweis versehen?

  • Vielleicht war es tatsächlich etwas rücksichtslos von mir, diesen Thread bei voller Kenntnis des cholerischen Charakters einiger betagterer Taminos zu starten.


    Na, wenn´s nur darum geht, den Druck auf die Pensionskassen zu mindern, ist ja alles in Ordnung. Ich hatte schon geglaubt, jemand könnte im vollen Ernst jenen Wahnsinn vertreten.


    Gefährlicher für mich ist jedenfalls Albinonis Adagio. Dreimal hintereinander und ich würde vor Langeweile sterben.

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  • Na, wenn´s nur darum geht, den Druck auf die Pensionskassen zu mindern, ist ja alles in Ordnung. Ich hatte schon geglaubt, jemand könnte im vollen Ernst jenen Wahnsinn vertreten.


    Gefährlicher für mich ist jedenfalls Albinonis Adagio. Dreimal hintereinander und ich würde vor Langeweile sterben.


    Die Zeiten sind noch nicht so erbarmungslos wie Du glaubst! Ich schätze nämlich KV622 wesentlich mehr als Du den Albinoni, ja ich mag das Konzert, verstehe nur nicht den Ausnahmerang, den es einnimmt.

  • dass die Klavierkonzerte von Liszt, Saint-Saens und Mendelssohn mehr Innenspannung aufweisen ist, glaube ich, sehr leicht verifizierbar. Ich empfinde die Chopinkonzerte, und hier vor allem das in e-Moll, als weitgehend spannungslos - irgendwie plätschert das vor sich hin. Weiters: Integration Solist und Orchester praktisch 0.


    Dass der e-moll-Kopfsatz ein bißchen zu lang ist und auch von der Interpretation her "plätschern" kann, sehe ich genauso. Es gibt schon Wechselspiel mit dem Orchester, etwa bei den Fagottsoli, aber nicht mit Beethoven oder Mozart zu vergleichen. "Theoretisch" sehe ich vieles ähnlich wie du und ich halte andere Werke Chopins für erheblich interessanter, nur beim Anhören gefallen mir die Stücke dann doch eher besser als zB Liszts, jedenfalls höre ich sie mir schon ab und zu freiwillig an. :D Und Chopin war keine 20, als er die Stücke komponierte, das muss man auch bedenken.


    Beide Chopin-Konzerte haben eine recht einheitliche Stimmung "edler Melancholie", sie sind melodisch attraktiv (jedenfalls für viele Hörer), eingängig, ohne "billig" oder zirzensisch zu wirken...


    Dass sie populärer als zB Liszts, Mendelssohns, Saint-Saens' o.ä. Konzerte sind, finde ich zwar nicht offensichtlich, jedoch anhand dieser Qualitäten auch nicht völlig mysteriös. Das mag auch eher mit Schwierigkeiten, die Hörer vielleicht mit den formal ungewöhnlichen, melodisch nicht so attraktiven Liszt-Konzerten haben, zusammenhängen. Obwohl die ja auch nicht direkt unpopulär sind.

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  • verstehe nur nicht den Ausnahmerang, den es einnimmt.


    Das würdest Du, wenn Du wüsstest, dass es das schönste Klarinettenkonzert ist, das Mozart je geschrieben hat.


    Aber auch ohne das: zeitlos schön, keine überflüssige Note, was sicher auch Deinem Kaiser gefallen hätte und Melodien, die einem nie aus dem Kopf gehen.


    Dazu strahlt es, trotz einiger Ausflüge nach Moll, eine heitere, olympische Gelassenheit aus, erstaunlich, da es kurz vor Mozarts Tod vollendet wurde.

  • Aber auch ohne das: zeitlos schön, keine überflüssige Note, was sicher auch Deinem Kaiser gefallen hätte und Melodien, die einem nie aus dem Kopf gehen.

    Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal unter Werken Mozarts... ;)



    Zitat

    Dazu strahlt es, trotz einiger Ausflüge nach Moll, eine heitere, olympische Gelassenheit aus, erstaunlich, da es kurz vor Mozarts Tod vollendet wurde.

    Mozart war ja kein Hellseher und nur wenige Wochen vor seinem Tode krank.
    Wieso sollte er zum Zeitpunkt des Klarinettenkonzert Todesahnung gehabt haben? Eine der bekanntesten Briefstellen, in der er davon berichtet, wie er sein Pferd verkauft hat und dann bei Kaffee und einer Tabakspfeife "das Rondo vom Stadler" [also besagten Konzerts] instrumentiert, zeigt ihn als ziemlich unbeschwert (selbst wenn die finanzielle Situation angespannt gewesen sein könnte, es mag aber auch andere Gründe für den Verkauf des Kleppers gegeben haben).

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  • Johannes Beitrag habe ich nichts hinzuzufügen. Mozart konnte ja nicht wissen, dass er wenige Wochen später von Salieri vergiftet werden würde.... :pfeif:

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  • Ich verlinke hier mal auf einen verwandten thread vor einigen Jahren (Warnung für Herzkasperkandidaten beachten!) Da ging es um vergleichsweise wenig geschätzte Werke von sonst hochgeschätzten Komponisten, allerdings ohne explizit die Nachvollziehbarkeit der Beliebtheit zu thematisieren.

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  • Na, da waren ja im Forum noch richtig wagemutige Feuerköpfe vorhanden! Hätte ich die Eingangsfrage so formuliert, wäre ich dem Auto da Fé wohl nicht entgangen. So ist es nur bei Verwarnungen seitens der Inquisition geblieben....Deine Idee war aber jedenfalls mit meiner hier deckungsgleich.


    Interessant ist jedenfalls, dass Beethoven VK und Bolero bereits vor sieben Jahren eine so große Rolle in der Diskussion spielten.

  • Dass es damals irgendwann fast nur noch um den Bolero ging, hatte ich nicht mehr in Erinnerung.
    Ich kann zu den meisten meiner Nennungen nach wie vor stehen. Wobei es natürlich bei Werken wie der Wandererfantasie (die mag ich vielleicht inzwischen auch etwas lieber) oder Beethovens Violinkonzert immer nur eine relative Zurücksetzung gegenüber anderen, vielleicht weniger hochberühmten Stücken dieser Komponisten ist.

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  • Das würdest Du, wenn Du wüsstest, dass es das schönste Klarinettenkonzert ist, das Mozart je geschrieben hat.


    Die anderen 8 gefallen mir auch nicht so gut.


    Beim Adagio könnten einem die Tränen kommen, dieses Klarinettenkonzert ist bei mir nicht in diesem Thread angesiedelt. Ich kann begreifen warum es so beliebt ist, daß es sogar in "Jenseits von Afrika" zur Untermalung verwendet wird.


    Nicht verstehen kann ich die Beliebtheit der Schubertschen Sinfonien Nr. 1-7. Ich habe keinen Bezug dazu, und das trifft mich hart. Ich will und kann nicht, ebenso bei der Mehrzahl der Mozart-Sinfonien, bei fast allen Haydn-Sinfonien, und auch die 1. und 2. von Beethoven gehört bei mir in diesen Thread.


    Vielleicht liegt es auch daran, daß ich es pompös mag, mit Pauken und Trompeten? Aber das stimmt ja auch schon wieder nicht, da ich gerade bei den Klavierkonzerten von Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Rachmaninow, Chopin u.a. gerade die nicht pompösen langsamen Sätze mag, ebenso bei den Violinkonzerten von Brahms, Bruch, Beethoven usw.


    Manchmal fällt es mir schwer, mit rationellen Mitteln Sympathie und Antipathie zu erklären. Mir fehlt die Kenntnis, eine musikalische Analyse durchzuführen, bei mir regiert der Bauch. Wer mich kennt, wird das verstehen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Dass es damals irgendwann fast nur noch um den Bolero ging, hatte ich nicht mehr in Erinnerung.
    Ich kann zu den meisten meiner Nennungen nach wie vor stehen. Wobei es natürlich bei Werken wie der Wandererfantasie (die mag ich vielleicht inzwischen auch etwas lieber) oder Beethovens Violinkonzert immer nur eine relative Zurücksetzung gegenüber anderen, vielleicht weniger hochberühmten Stücken dieser Komponisten ist.


    Schon klar, ist bei mir ja nicht anders. Von den fünf Stücken, die ich eingangs erwähnt habe, mag ich nur Brahms Op. 81 nicht. Aber selbst dieses mag ich lieber als praktisch alles von César Franck oder die meiste Orchestermusik von Tschaikowski. Nur sind die entweder nicht rasend populär (Franck - außer seiner d-Moll symphonie) oder ich kann irgendwie nachvollziehen, weshalb andere das mögen (Tschaikowski 4. Symphonie).

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