Lieber Thomas
Wenn ich nicht wüßte, daß Du eigentlich ein "West"deutscher bist, würde ich denken, Du bist in der ehemaligen DDR aufgewachsen und hast Dir einen guten und realistischen Blick auf den vergangenen Staat bewahrt.
Respekt, Hochachtung und meinen Dank für Deinen Bericht!
so hat man in den sozialistischen Staaten alles dafür getan, dass diese Herrschafts-Kultur eben jedem zugänglich wurde.
So ist es, völlig richtig. Ich selbst war bestimmt kein Freund dieses Staates, war in keiner SED, nicht mal in der FDJ und hatte bedingt durch meine, bis zu einem gewissen Grade offen gezeigte opportunistische Haltung, viele persönliche Schwierigkeiten und Probleme. Ich bin aber auch keiner, der ins Nachhinein alles verteufelt und schlecht redet. Wo viel Schatten ist, ist auch Licht. Und ich habe mir den Blick auch auf das Gute, was nicht wegzudiskutieren ist, bewahrt.
Und so sage ich realistisch und auch dankbar:
Bildung, Ausbildung, Sport (ob aktiv oder passiv), Kunst und Kultur waren jedem, der es nur mochte, möglich gewesen!
Ich halte es auch für falsch, hier von "oben sozialistisch verordnet" zu sprechen. Es gab selbstverständlich ein Bildungsprogramm, welches auch Kunst, Kultur und Klassik beinhaltete. Was sollte daran falsch sein, wenn im Rahmen von Schul- und Klassenveranstaltungen Theaterbesuche stattfanden, Jugendsinfoniekonzerte, Museumsbesuche. Im Musikunterricht der älteren Klassen wurden selbstverständlich die großen Klassiker behandelt, ebenso die Literatur betreffend.
Musikschulen waren für auszubildende Schüler kostenfrei. Lediglich für geliehene Instrumente mußte ein geringer Betrag entrichtet werden.
Und auch als Erwachsenem waren Kunst und Kultur jedem, der es nur wollte, finanziell möglich.
Aus eigener Erfahrung:
Der teuerste Platz in der Deutschen Staatsoper Berlin, dem 1. Haus am Platze mit einem z. T. Weltklasseensemble, betrug 15 DDR- Mark! Und wem das noch zu teuer war, konnte die Aufführung in der "Lumpenloge", also oben 3. Rang, für 3 Mark (!!!) erleben. In meinem heimatlichen Theater war der teuerste Platz unter 7 Mark. Für gute Sinfoniekonzerte in unserer großen Stadthalle habe ich 1,50 Mark bezahlt.
Die Schallplattenpreise hat Thomas schon richtig angegeben.
Was will ich mit meinem Beitrag sagen? Man sollte diesbezüglich der ehemaligen DDR nicht vordergründig politische, rote sozialistische Absichten unterstellen. Es gab und war ein normales Bildungsprogramm auf sehr hohem Niveau. Und das hat gewiß keinem geschadet.
Herzliche Grüße
CHRISSY