Francis Poulenc

  • Hallo Taminos,


    nach meiner Barockphase :D heute mal wieder etwas moderner Komponist: Francis Poulenc, den ich auch erst recht spät zur Kenntnis genommen und für mich entdeckt habe (wieder einmal ein Verdienst von Naxos).




    Poulenc, in Paris geboren, wurde sowohl von Igor Stravinsky und Maurice Chevalier wie vom Vaudeville beeinflusst. Nach dem Krieg stieß er zu einer Gruppe junger Komponisten um Erik Satie und Jean Cocteau, deren Mitglieder den Impressionismus zugunsten einer größeren Einfachkeit und Klarheit ablehnten. Außerdem übernahm er Techniken der Dadaisten und ließ sich von populären Melodien beeinflussen.
    1936 trat er der katholischen Kirche bei. Dies schlug sich in einer Reihe geistlicher Werke nieder, die oft (auch von mir) als seine wichtigsten Arbeiten gesehen werden. Er selber sah Opern als seinen Hauptschwerpunkt an. Die 1957er Oper Les Dialogues des Carmelites dürfte wohl seine bekannteste sein. Die Handlung basiert auf der Hinrichtung von Karmeliterinnen während der Französischen Revolution. Poulencs letzte Oper war eine Tragödie in einem Akt, genannt La Voix Humaine (Die menschliche Stimme) und wurde am 6. Februar 1959 uraufgeführt.


    Außer Opern schrieb Poulenc mehrere Konzert für Orgel, Cembalo und Klavier, Messen, sowie mehrere kammermusikalische Werke.


    Wie schon gesagt, gefallen mir seine geistlichen Werke am besten. So zum Beispiel diese sehr gelungene Aufnahme geistlicher Chorwerke mit dem Rias-Kammerchor/Marcus Creed



    Von den Klavier- und Kammermusikwerken kenne ich nur die Naxos-Aufnahmen, die mir aber recht gelungen erscheinen (zumindest kam bisher kein Wunsch nach altenativen auf).


    Von "Les Dialogues des Carmelites" besitze ich nur die alte Aufnahme mit Pierre Dervaux, die allerdings (abgesehen vom Klang) keine Wünsche offen lässt.



    Wie sieht es bei euch aus? Spielt Poulenc eine Rolle? Und was kann man noch empfehlen?


    Gruß aus Hamburg
    Uwe

  • Hallihallo,


    na da möchte ich mal kurz berichten, wie ich zu Poulenc gekommen bin. Klassik-Radio gehört - Poulenc wurde gespielt - halbwegs mitge-
    schnitten, weil Gefallen gefunden. :)


    Jahre später sind mir dann zwei Low-Budget-CDs in die Augen gefallen
    und ich habe zugegriffen.


    1.:Naxos-Orgelkonzert etc.


    Das Orgelkonzert ist wunderbar, nicht zu hoher geistiger Anspruch,
    dafür aber viel Melodik und einfach schön zu hören. Die Live-Auf-
    nahme aus Notre-Dame/Paris schmälert leider etwas.
    Zudem ist noch das Cembalokonzert und eine Orchestersuite im
    Renaissance-Stil dabei.
    Das Cembalo-Konzert ist für mich der Höhepunkt der CD. Ein tolles
    Werk, schön in Szene gesetzt durch die hervorragende Solistin und
    ihr Instrument. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal beim Cembalo
    auf den Bass-Klang achten, geschweige denn ihn besonders wahr-
    nehmen würde.
    Die Orchestersuite ist auch höhernswert und hat einige interessante
    rhythmische und klangliche Aspekte.


    2.:EmiRedline-Orgelkonzert...


    Das Orgelkonzert ist die erhoffte Alternative zum Live-Mitschnitt.
    Das Cembalokonzert kommt sowohl beim Instrument als auch beim
    Interpreten nicht an die Naxos-CD heran.
    Dazu gesellt sich Poulencs Klavierkonzert, was man sich zwar gut an-
    hören kann, aber nichts Tolles ist.


    Desweiteren habe ich mir mittlerweile aus der Nipper-Kollektion von Emi
    noch eine CD mit Soloklavierwerken und eine mit Poulencs Ballettsuite
    "les Animaux modeles" ,durch die ich auf den Komponisten aufmerksam wurde, zugelegt. Ordentliche Interpretationen.


    Kann mir jemand Aufnahmen mit seinen Chorwerken empfehlen?
    Ich habe gehört, dass die Werke sehr schön sein sollen.


    Viel Grüße


    Nubar

  • Hallo nubar,



    ...ich könnte dir diese hier empfehlen: Motetten und G-Dur Messe mit dem Rias-Kammerchor, Marcus Creed - wunderschön gesungen



    ...und diese hier (günstige Do-CD bei 2001) zum Kennenlernen:



    Gruß
    Uwe

  • Hallihallo Taminos,


    ach, man kann immer noch etwas dranhängen.
    Ich möchte nur noch etwas zu Poulencs Stil sagen, um vielleicht noch einige Leser dazu animieren zu können, diesen Komponisten mal kennen zu lernen. Uwe hatte es schon angesprochen; seine Werke sind geistlich geprägt und haben wunderbare Klarheit sowohl im Klang als auch der Struktur. Insofern kann er zu den Neo-Klassizisten gezählt werden. Aber das möglicherweise Schönste an seiner Musik ist der wunderbare Humor. Man höre dazu nur einmal einige seiner Klavierstücke oder den 3.Satz seines Cembalokonzertes. Es ist typischer Humor französischen Stiles und ich genieße ihn bei jedem Hören.


    Grüße
    Nubar

  • Hallo,


    nicht vergessen möchte Poulencs "Gloria", 1959 in einem fröhlich, melodischem Stil komponiert. Ganz im Gegensatz zur der ernsten Messe in G, 1935 komponiert, ist es eher ein schlichtes und sentimentales Glaubensbekenntnis. Zu empfehlen, nicht allein wegen der Zugabe, sei diese Aufnahme:


    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

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  • Hallo Forianer,


    den Komponisten Poulenc habe ich über seine Orgelsinfonie kennen und schätzen gelernt. Seine fröhliche, optimistische Grundhaltung gefällt mir und macht Lust auf mehr.
    Vor einigen Jahren habe ich mir dann die wichtigsten Orchesterwerke auf DECCA zugelegt, da mir gerade bei ihm die Klangqualität wichtig ist um richtig Spaß zu haben.


    :) Orgelkonzert, Concerto Champetre für Cemballo und Orch (auch in der Fassung für Klavier und Orchester), Suite Francaise, Klavierkonzert, Sinfonietta, Concerto für 2Klaviere und Orchester, Gloria
    sind die wichtigsten Werke, die von P.Roge-Klavier/Orchestere National de France und Philharmonia Orch. unter Charles Dutoid in mustergültigen Interpretationen auf DECCA präsentiert werden.


    Gruß aus Bonn
    Wolfgang

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Liebe Forianer,


    wieder so ein alter Thread, der unbedingt vorgekramt werden muss, da die Klaviermusik von Francis Poulenc noch gar nicht erwähnt wurde.


    Schade, denn Poulenc's chamäleoneske Fähigkeiten, sich divergierende Stile ganz zu eigen zu machen, kommt vor allem in seinem Tastenschaffen zum Ausdruck.


    Berühmt ist das kleine, brillante "Presto" - Horowitz sei dank.
    Darüber hinaus gibt es aber noch eine Menge zu entdecken:
    "Les soirées de Nazelles" - ein phantastisch turbulenter Bilderbogen, den jeder schätzen wird, der Schumanns "Carnaval" mag.
    "Suite Francaise d'apres claude Gervaise" Klingt nach einer spritzig-skurrilen Mélange aus Renaissance-Tanzsätzen und kleinen harmonischen Frechheiten à la Poulenc.
    "15 Improvisations" - dia klingt alles mit: Schubert, Chansons, Satie, Walze, Filmmusik... eine Mischung die man fast nicht beschreiben kann, aber unbedingt hören sollte.
    Was mich überrascht, ist, dass P. offenbar keine Widersprüche zwischen "Tradition" und "Moderne" gesehen hat - das macht sein Schaffen derart individuell und vielfältig.


    Es gibt einige schöne einspielungen: Eric le Sage, Pascal Rogé und (bei Naxos auf einem etwas metallischen Baldwin-Flügel) Olivier Cazal.
    Gibt's da noch mehr?


    Schöne grüße!
    Daniel

  • Danke, Daniel, für das Hervorkramen des Poulenc-Threads. Seltsam, wie wenige Forianer sich dazu geäußert haben.
    Poulenc ist sicherlich einer der besten Melodiker des 20. Jahrhunderts, was er schreibt, hat Charme, Geschmack - und jene gewisse Leichtigkeit, die doch nicht ohne Tiefe ist, wie man in den "Dialogues" merkt.
    Die Klaviermusik ist seltsamer Weise jener Teil des Poulenc'schen Oeuvres, den ich, abgesehen von den "Soirées" und den "Nocturnes", am wenigsten reizvoll finde. Die Stücke sind glänzend gearbeitet, trotz der unterschiedlichen stilistischen Ansätze merkt man immer Poulencs Personalstil. Dennoch, finde ich, spürt man, dass es sich dabei um Nebenwerke handelt, die ein brillanter Routinier geschrieben hat, eventuell für den eigenen Gebrauch oder für seine Pianisten-Freunde.


    Ich will aber auf einen anderen Aspekt des Poulenc'schen Schaffens hinweisen, nämlich die Lieder. Vor allem der Zyklus "Tel jour, telle nuit" nach wundervoll assoziationsreichen Gedichten von Paul Eluard, ist einzigartig: Die Gesangslinie pendelt zwischen nach-schubertischer Liedmelodik, Chanson-Tonfall und ariosem Aussingen, das Klavier stützt mit harmonisch raffiniert parfümierten Akkorden. Und nahezu alle Lieder Poulencs halten dieses Niveau. Unbedingt das Erlebnis wert!

    ...

  • Hallo,


    Meine Lieblingswerke von Poulenc sind sein lyrisches Klavierkonzert und sein vital-belebtes Konzert für zwei Klaviere.


    Grüße,
    Daniel

  • Das Konzert für zwei Klaviere war meine Einstiegsdroge: Es lief gerade der zweite Satz, als ich meinen Stamm-Schallplattenladen betrat. Ich konnte das Werk niemandem zuordnen, obwohl ich mich sofort "heimisch" in dieser Musik fühlte. Also gekauft. Und dann folgte ein Poulenc nach dem anderen. Ich müsste jetzt so ungefähr sein Gesamtwerk haben.
    Übrigens - wenn Du a cappella magst: "Figure humaine". Der immer ekstatischer werdende Schlusssatz entwickelt einen Sog, dem sich niemand entziehen kann!
    Und es gibt ein wundervolles quasi-Klavierkonzert, nämlich "Aubade", ursprünglich eigentlich ein Ballett (a propos: diese grandiosen "Animaux modèles"...), komponiert für Soloklavier und 18 Soloinstrumente, die klingen, als wär's ein volles Orchester. Das ist Chanson-Tonfall gekoppelt mit Noblesse und unfehlbarem lyrischen Empfinden. Sagenhaft. :jubel:

    ...

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  • Hallo,


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Es lief gerade der zweite Satz, als ich meinen Stamm-Schallplattenladen betrat. Ich konnte das Werk niemandem zuordnen, obwohl ich mich sofort "heimisch" in dieser Musik fühlte.


    Wird ja noch die Hommage an Mozart (-->KV 467) geradezu verschleiert, wer es geschrieben habe könnte. Aber durch die Poulenc'schen harmonischen Wendungen, gesetzt mit Augenzwinkern, einfach originell.


    Grüße,
    Daniel

  • Hallo Edwin, Hallo Forianer,


    schön, dass der Poulenc-Thread jetzt doch noch einen unverhofften "Kick" bekommen hat.
    Edwin, Ich kann mich dir nur anschließen - Poulencs Vokalschaffen (ich kenne es allerdings noch nicht zur Gänze) ist wirklich grandios!
    Besonders liegen mir die subtilen Liederzyklen für gem. Chor a capella am Herzen: Figure humaine, Un soir de neige, Chansons francaises, Sept Chansons... Vielleicht werden in den Chorliedern die Tiefendimensionen der Poulenc'schen Musik besonders deutlich. Das Klavierwerk pflegt da doch eher einen "charmanten" bis unbesorgten Gestus. Dennoch: der harmonische Einfallsreichtum ist auch hier verblüffend!
    Ich habe mal irgendwo einen Satz gelesen, für den man den Autor streng genommen Stubenarrest verordnen müsste. Er ging sinngemäß so, wenn ich mich recht entsinne: "Poulenc sagte viele Nichtigkeiten. Aber wie jeder Franzose besaß er die Fähigkeit, Nichtigkeiten mit Charme zu sagen."
    Was für ein dümmliches wie oberflächliches Klischee...


    Schöne Grüße! :hello:
    Daniel

  • Hallo Daniel,
    das ist die typische Einstellung der Kritiker im deutschsprachigen Raum: Was aus Frankreich kommt, ist hübsch, aber bedeutungslos. Ich habe einmal bei einem Kritiker, und zwar in einer in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts verfassten Kritik, über einen französischen Komponisten gelesen: "Er drapiert seine Klavierstückchen wie Nippesfigürchen auf dem Kamin. Es wird Leute geben, die das reizvoll finden. Aber in der Regel würde man solches ästhetisches Fingerspitzengefühl für private Nebensächlichkeiten nicht der Öffentlichkeit zumuten wollen." Der Komponist, um den es hier ging, war Claude Debussy...


    Was Poulenc betrifft: Seine Musik verfügt über eine Sensibilität dem Wort gegenüber, die einzigartig ist. Für mich ist es Musik, deren Zärtlichkeit mich zutiefst berührt. Und eine Oper von der Größe der "Dialogues" ist nicht so oft komponiert worden. Poulenc war sicher einer der Großen des 20. Jahrhunderts, sicherlich keiner, der etwas Neues machte, aber einer, der einen ganz eigenen unverwechselbaren Ton in die Musik brachte.

    ...

  • Hallo Edwin,


    ich hatte das außerordentliche Vergnügen am 15.11.2005 die
    "Dialogues des Carmelites" in der Hamburger Staatsoper unter Plasson erleben zu dürfen. Von der modernen Inszenierung war ich restlos begeistert. Zur Schlussphase, in der 16 Nonnen der Reihe nach massakriert werden, hat man sich etwas besonderes einfallen lassen.


    Das Fallbeil hatte die Ausmaße des Bühnenvorhangs und war auch an dieser Stelle unter der Decke angebracht. Langsam wurde das gewaltige Messer herunter gelassen und man sah, daß 16 senkrechte Aussparungen in Menschengröße darin vorhanden waren. Aus dem Hintergrund traten die Nonnen in Anpassung an die Musik einzeln an die Öffnung heran, die dann durch Erlöschen des Scheinwerfers schwarz abgedunkelt wurde. Das Fallen des Beiles hat Poulence in seine Musik eingebaut, so dass man auch auf einer CD den Vorgang exakt verfolgen könnte. Als vorletzte Nonne war Constanze an der Reihe, die flehentlich nach ihrer Freundin Blanche Ausschau hält. Diese kommt von außen heran, tritt gefasst durch die letzte freie Öffnung hindurch - die Oberin hatte ihr auf metaphysischem Wege die Todesangst ausgeklammert - so dass die Bühne, nachdem der letzte Kopf gefallen war, völlig abgedunkelt ist. Man kann wirklich von einer genialen Lösung durch den Ausstatters sprechen.


    Der zweite Höhepunkt war der unwürdige Todeskampf der Oberin, der mehr vor dem Bett als im Bett stattfand. Die Darstellung des Schausterbens von Kathrin Harries optimal umgesetzt, fordert eine starke physische Konstitution. Ursprünglich war Anja Silja für die Partie vorgesehen, die sich aber wegen Krankheit abgemeldet hatte, womit sie dem Risiko des realen Bühnentodes vielleicht aus dem Weg gegangen ist.


    Der Brand der Kapelle wurde eher symbolisch gelöst, aber es gab tatsächlich eine anhaltende Simulation eines Feuers auf der Bühne.


    Zur Musik muss ich sagen, dass Poulence sie über weite Strecken einfach plätschern lässt, aber sobald in der Handlung ein erregendes Ereignis eintritt, teilt sich dies der Musik mit und versetzt die Nerven des Zuschauers in ungewöhnliche Anspannung. Darin beruht das Geheimnis der Komposition.


    Die Vorstellung war nur bis zu etwa 90% belegt, so dass ich spontan ein
    20 Euro-Ticket bekam. Ich denke mir, dass im nächsten Jahr das Stück
    wieder auf das Programm gesetzt wird, und ich kann allen Forianern raten, in Verbindung mit einem Städte-Trip, sich einen Besuch der äußerst selten gespielten Oper nicht entgehen zu lassen.


    Engelbert

  • Die Hamburger Aufführung der "Dialogues" klingt faszinierend. Ich glaube, ich muss wieder mal ins Land der Speckscholle reisen.
    Übrigens: Stimmt schon - Poulenc schaut, dass er über die für ihn uninteressanten Dialog-Passagen schnell mit ein paar Akkordeinwürfen wegkommt. Aber sobald ein Satz oder eine Situation seine Fantasie anregt, fängt's zu leuchten und zu glühen an wie in kaum einer anderen Oper der gleichen Zeit.

    ...

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  • hallo,


    ich habe vor einigen jahren in mainz eine ergreifende aufführung der dialogues gehört. auslöser dafür war der traumhafte frz. s/w-film (von???), der mich - einige monate zuvor im fernsehen gesehen - zu tränen gerührt hatte.


    auch wenn die oper für mich nicht das niveau des filmes halten konnte (atmosphärisch), schätze ich sie doch. besonders der schluß ist natürlich großartig. über die ersten 20 minuten, die ich unerträglich belanglos fand und viele dialogstellen muß man sich also herrüberretten. ... insgesamt eine 3 plus.


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    die "Dialogues" erscheinen offenbar in Deutschland immer öfter auf dem Spielplan. 1998 sah ich eine Aufführung im Essener Aalto-Musiktheater - dominierende Persönlichkeit auf der Bühne war die großartige Rita Gorr als Priorin. Die Inszenierung abstrahierte sehr stark, für jede hingerichtete Nonne wurde ein Beutel mit roter Farbe an die Wand geklatscht (ein etwas abgegriffener Effekt). Insgesamt aber eine überzeugende Interpretation. Gerade die Kluft zwischen dem Konversationsstück und dem existentiellen Kampf um Leben und Tod fand ich frappierend. Ich würde der Oper gerne mal wieder auf der Bühne begegnen.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo, miteinander!


    Francis Poulenc (1899 - 1963), Mitglied der "Groupe des Six", Neoklassizist, in seiner Musik - wohl auch im Leben - Mönch und Clown zugleich, wie immer wieder gerne zitiert wird - er ist einer meiner absoluten Favoriten.


    Ich liebe seine zwischen Unterhaltung und Melancholie schillernde Melodik und Harmonik, die trotz bisweiliger Banalität immer wieder überraschenden Effekte, französischen Witz und französisches Sentiment erkennen lässt, ich mag die für ihn unverwechselbare Manier, große Linien nur bedingt auszukosten, um sie dann stets zu verfremden oder abzubrechen. Ein gänzlich unverwechselbarer Stil.


    Von den originellen "Dialogen der Karmeliterinnen" und dem genialen Chorwerk "Figure humaine" war hier bereits ausführlich die Rede.


    Den meines Erachtens besten Zugang im vor allem instrumentalen Bereich, der hier noch nicht genannt wurde, dürfte die folgende Doppel-CD bieten. Sie enthält eine Reihe seiner geläufigsten und typischsten Werke in guten bis erstklassigen (Sextett!) Aufnahmen (Decca 448 270-2)



    Herzliche Grüße, Wolfgang Zimmermann

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo,


    Ich möchte mich auch als Poulenc-Fan outen...!
    DIe beiden Opern habe ich noch vor mir - kenne aber an Instrumentalmusik eine ganze Menge. Neben den hier genannten "üblichen" Favoriten haben es mit besonders auch zwei Kammermusik-Werke angetan:


    Siene Flötensonate und das Trio für Klavier, Oboe und Fagott.


    Beide tragen seine typische Handschrift und paaren eingängigste Melodien mit verblüffenden Rhytmen und einer interessanten Harmonik.


    Kennt wer die Weke?


    LG
    Raphael

  • Vor nicht allzu langer Zeit habe ich die Flötensonate bei einem Konzert gehört. Erfrischend melodiös und von einer Klarheit, die einfach zu Herzen geht.

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  • Hallo, Raphael!


    Die Flötensonate hat einen besonderen melodischen Charme. Etwas spröder, aber in gewisser Hinsicht interessanter, da dunkler, melancholischer, pessimistischer, rezitativisch geartet, also stärker von der oben schon charakterisierten Nähe zum sprachlichen Idiom geprägt, sind die ebenfalls ganz spät entstandene Klarinetten- und die Oboensonate. Das Trio ist hingegen ein lakonisch-spritziges Frühwerk. Dazwischen steht das größer angelegte Sextett, das auch die erwähnte Doppel-CD enthält. Es gibt daneben eine Elegie für Horn und Klavier, eine Violinsonate, eine Cellosonate und eine für Klarinette und Fagott - damit dürfte die Kammermusik noch nicht ganz erfasst sein, aber die anderen Miniaturen kenne ich nicht.


    Wenige Komponisten jedenfalls haben bei großer Vielfalt einen derart unverwechselbaren Personalstil entwickelt wie Poulenc, selbst wenn naturgemäß bisweilen Strawinsky anklingt.


    Die folgenden vier sehr günstigen CDs, auf denen ein Großteil der Kammer- neben Klaviermusik eingespielt wurde, ist sicher empfehlenswert, obwohl ich sie nicht besitze, sondern nur einzelne Aufnahmen daraus als Mitschnitte - aber die Namen sprechen für sich:



    Sollte ich mir eigentlich anschaffen, wenn ich schon hier darüber rede ... :D


    Außerdem gibt es diesbezüglich noch die oben erwähnte Naxos-Aufnahme. Dazu kann ich mich aber überhaupt nicht äußern, da ich die Interpreten nicht kenne.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Poulenc-Freunde,


    Edwin, hat ja schon in seinen Beiträgen in diesem Thread mit den richtigen Worten beschrieben, welch eine fantastische Musikalität der Komponist Poulenc besitzt.
    Ein Jammer das er relativ unbekannt ist.


    Wenn man eine noch größere und komplettere Auswahl seiner wichtigsten Werke, haben will ist man mit dieser 5-CD-Decca-Box gut bedient:
    Diese CD´s hatte ich als Einzel-CD noch wesentlich teuerer bezahlt.
    Die Decca-Box enthällt auch die von WolfgangZ genannte Decca-Doppel-CD.



    Orchesterwerke & Konzerte
    Klavierkonzert; Konzert für 2 Klaviere; Orgelkonzert;
    Sinfonietta; Concert champetre; Piece breve sur le nom
    d'Albert Roussel; Bucolique; Fanfare; 2 Marches &
    Intermede; Suite francaise; Les Biches; Les Animaux
    modeles; Matelote provencale; Pastourelle; Valse; Discours
    du General; La Baigneuse de Trouville Nr. 3 & 4; Aubade; 2
    Preludes posthumes et Gnosienne; Le Bal masque; Le
    Bestiaire ou Cortege d'Orphee; Rapsodie negre; Cocardes; 3
    Mouvement perpetuels; Le Gendarme incompris; 4 Poemes de
    Max Jacob; Gloria; Litanies a la Vierge noire; Stabat
    Mater

    Francoise Pollet, Francois Le Roux, Dominique Visse, Lambert
    Wilson, Pascal Roge, Sylviane Deferne, Peter Hurford,
    Choeur de Radio France, Philharmonia Orchestra,
    Orchestre National de France, Charles Dutoit

    Decca, 5 CDs, 1992-1997, DDD


    Der Dirigent Dutoit ist für dieser Repertoire ein guter Dirigent.
    Was mir bei ihm jedoch immer wieder auffällt ist seine immer auf dem Teppich bleibende Zurückhaltung. Eine bernsteinsche Emphase und sein Temprament wird man bei ihm nie finden.


    :yes: So habe ich neben diesen Dutoit-CD´s vom witzigen und mit Pepp ausgestatteten Orgelkonzert, dem fantastischen Concert champetre für Cembalo und Orchester und Gloria eine weitere Decca-CD, die Dutoits dirigate in den Schatten stellt.
    Da sieht man mal wieder welch eine Energie die Werke haben und was auch umgesetzt werden kann:
    Interessant ist, das bei dieser Decca-Aufnahme der gleiche Solist Georg Malcolm sowohl beim Orgelkonzert, als auch am Cemalo beim Concert champetre spielt - jedenfalls mit einer Spielfreude die den Peter Hurfort und auch Pascal Roge (die auch beide perfekt spielen) als zu akademisch erscheinen läßt.
    In einer alten Stereoplay-Kritik stand mal über diese Aufnahme, dass die Balance zwischen Orgel und Orchester unstimmig sein soll.
    Erst gestern habe ich die Decca-CD gehört - davon kann gar keine Rede sein: Klanglich perfekt ausbalanciert (ADD) und die Orgel kraftvoll und durch ihre Vorderrgründigkeit entsteht ein spannendes miteinander mit dem Orchester.
    Genauso das wunderhübsche Concert champetre - einfach Klasse.
    Der Dirigent von Gloria ist hier Jesus Lopez-Cobos.


    Leider habe ich diese TOP-Decca-CD nirgendwo mehr gefunden, sodaß man derzeit mit der o.g. Decca-Dutoit-Aufnahme auf das momentan Besterhältliche zurückgreifen muß ;) und sollte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Poulenc-Freunde,


    wie ich jetzt durch die jpc-Angabe der Ausführenden gesehen habe ist die fantastische Iona Brown-Aufnahme des Orgelkonzertes und des Konzert champetre auf dieser Decca-Doppel-CD enthalten (die wie im vorigen Beitrag genannt, bei mir als Einzel-CD vorliegt), die WolfgnagZ in seinem Beitrag schon hervorhebend genannt hat.


    Hier wird Poulenc zwar nicht so komplett geliefert wie auf der o.g. 5CD-Box mit Dutiot, aber es sind die besten Aufnahmen und TOP-Werke vereint:



    Konzert für Orgel, Streicher & Pauken
    Concert champetre f. Cembalo & Orch.;
    Klavierkonzert;
    Konzert f. 2 Klaviere;
    Sextett f. Klavier& Bläserquintett;
    Sonate f. 2 Klaviere;
    Gloria

    Georg Malcolm, Academy St. Martin, Iona Brown (Orgelkonz.&
    Conc. champ.);
    Roge, Phil. Orch.,Dutoit (Klavierkonz.);Roge, Gallois, Bourgue, Portal, Wallez,
    Cazalet (Sextett);
    Greenberg, Suisse Romande Orch.,Lopez-Cobos (Gloria)

    Decca, 1967-1992, ADD/DDD 2CDs


    :hello: Wer kennt und schätzt Poulenc ebenso wie ich ?
    Welche Aufnahmen wären ggf.noch empfehlenswert ?
    Kennt jemand die fantastische Decca-CD-Aufnahme des Orgelkonzertes mit Iona Brown; auch im Vergleich zur Dutoit-Aufnahme ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    Poulenc gehört auch zu meinen Lieblingskomponisten und ich habe auch eine ganze Reihe CDs von seinen Werken. Hier ein paar meiner Favoriten:



    Für mich die klare Nr. 1 beim "Concert champetre". Alle anderen mir bekannten Aufnahmen (Rogé, van der Wiele, Koopman) sind mir zu weich geraten, Veyron-Lacroix beherrscht sowohl den hauchzarten wie perkussiven Anschlag beim Cembalo perfekt und Martinon begleitet nicht nur, sondern formt mit dem Orchestre de l´ORTF sowohl höchst ausgelassene wie auch zutiefst melancholische Momente. Leider ist die Aufnahme in Europa bislang nicht als CD erschienen (die Abbildung zeigt das Cover der hierzulande erschienenen LP), sondern liegt nur in einer importierten Japan-Pressung vor, die bei amazon allerdings prohibitiv hohe 26 Euro kostet. Da es die Firma "Erato" aber nicht mehr gibt und es recht unwahrscheinlich ist, dass die Aufnahme in Europa je wieder neu aufgelegt wird, muss man wohl in den sauren Apfel beißen...


    [AM]B000852GFE [/AM]


    Wenn man den ernsten´, "mönchischen" Poulenc kennenlernen will, so ist diese CD genau die richtige. Das während der deutschen Besatzung komponierte doppelchörige A-Cappella-Werk “Figure humaine” (Das Angesicht des Menschen) kommt trotz des bedeutungsschweren Titels ohne Fett und dickes Pathos daher - licht, transparent, mit Dissonanzen geschärft verknüpfen sich die bis zu zwölfstimmigen Linien zu einem dichten Geflecht an Bezügen und Kontrapunkten. Daniel Reuss und der RIAS-Kammerchor leisten hier in puncto Aussprache und Schönheit des Vortrages Vorbildliches.




    Diese beiden Lied-CDs, die Poulenc hier mit dem französischen Bariton Pierre Bernac Ende der 50er / Anfang der 60er aufgenommen hat, sind sozusagen die Summe einer über dreißigjährigen privaten wie künstlerischen Freundschaft. Ähnlich wie bei Benjamin Britten und Peter Pears begleitete Poulenc Pierre Bernac bei dessen öffentlichen Auftritten am Klavier und schrieb viele seiner Liederzyklen für den Bariton. Die beiden CDs widmen sich jeweils Zyklen nach Gedichten von Paul Eluard und Guillaume Apollinaire. Auch wenn Bernac hier nicht mehr im Vollbesitz seiner stimmlichen Kräfte ist, so versteht er es dennoch meisterhaft wie kein zweiter, den trocken-ironischen Witz der Stücke lebendig werden zu lassen. Leider momentan nur antiquarisch zu haben, wenn überhaupt.


    [AM]B000024TDP
    [/AM]


    Als Alternative zu den Einspielungen Dutoits im Bereich der Orchesterwerke ist die bei EMI erschienene Doppel-CD unter der Leitung von Georges Pretre zu nennen. Insbesondere die Aufnahme von Poulencs wohl wichtigestem Orchesterwerk, dem Konzert für zwei Klaviere, in der Poulenc selbst einen Klavierpart übernimmt, ist schon die Anschaffung der Box wert. Die Orchesterstücke sind auch in anderer Zusammenstellung auf zwei Einzel-CDs erhältlich.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • servus aus franken !!!
    kann es sein, dass bisher poulencs 1-frau-oper "la voix humaine" (nach cocteau) gar nicht erwähnt wurde ?
    in der letzten saison ist sie in meiningen gegeben worden (mit ute dähne, regie klaus rak, dirigat robin phillips) - und ich bin recht trübsinnig geworden, da ich mal wieder die bittere vision bekam, dass sie in (spätestens !!) 30 jahren nur noch die 15, 20 wirklich populären opern rauf- und runterspielen und das isses dann.................................
    in der von mir besuchten vorstellung sassen ganze 17 leute (einschliessl. regisseur u. vermutl. noch andere indirekt beteiligte) in den kammerspielen !!!! - u. dass in meiningen, wo auch ungewöhnliche sinfoniekonzerte (so geschehen jedenfalls wochen davor anlässl. eines ravel/poulenc/honegger - programms) wohl i.a. gut besucht sind........


    in der schon vor monaten rausgekommenen spielplan-übersicht ist die WA übrigens für nä. april angekündigt - auf der aktuellen hp allerdings nicht mehr (gleiches übrigens bzgl. eines für den 07.10. angekündigten liederabends mit michael volle !)
    eine diesbezügliche mail von mir ans meininger theater blieb bisher unbeabtwortet ?(


    es ist (war?) i.ü. ein "doppelabend": vor der pause gab`s das cocteau-stück (mit marianne thielmann, regie christian rinke) - u. so spektakulär sich das als ankündigung las, so nicht-funktioniert hat das (leider !!) IN MIR, d.h. ich war derart vom so eindringlich dargebotenen cocteau gepackt, dass ich mich auf die oper danach so recht nicht mehr einlassen konnte :(
    natürlich wünsch(t?)e ich da anderen eine andere erfahrung ;)


    bye pieter

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  • Hallo!


    Durch diese CD bin ich vor ein paar Monaten zum Poulenc-Fan geworden:



    Das ist wundervoll-erfrischende Musik, insbesondere das Gloria mit seinen swingenden ersten beiden Abschnitten (danach wird Poulenc durchaus in sich gekehrter) und das herrlich-verrückte Cembalokonzert.
    Das ist für mich Gute-Laune-Musik im besten Sinne. =) :jubel:


    Eigentlich könnte man ja sogar mal einen eigenen thread zu einem der Werke aufmachen, interessant genug sind sie ja (finde ich zumindest).
    Weiß eigentlich jemand, welcher Art der Skandal bei der Uraufführung des Gloria (1959) war? Ich hatte nur gelesen, daß es einen gegeben haben soll.


    Inzwischen habe ich mir auch Kammermusik von Poulenc zugelegt. Sehr empfehlenswert:



    Besonders schön finde ich hier das auch schon von Raphael hervorgehobene Trio für Klavier, Oboe und Fagott.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Weiß eigentlich jemand, welcher Art der Skandal bei der Uraufführung des Gloria (1959) war? Ich hatte nur gelesen, daß es einen gegeben haben soll.


    Endlich kann ich auch mal weiterhelfen ;).
    Übrigens bin ich auch erst vor kurzem (letztes Weihnachten) mit Poulenc und eben mit diesem besagten Gloria in Berührung gekommen als ein Oratorienchor in der Nähe meiner Semesterwohnung dieses Werk sang. Eigentlich wollte ich aus einer ganz anderen Motivation mitsingen (Honeggers Weihnachtskantate) und letztendlich begeisterte mich doch einmal wieder ein anderes Werk mindestens genauso viel (Poulencs Gloria ;)).


    Zu Deiner Frage zitiere ich kurz aus dem Programmheft zu diesem Konzert (Text von Susanne Rohn):
    "Auch Francis Poulencs Gloria, die Vertonung des weihnachtlichen Lobgesangs der Engel, ist ein Spätwert [ebenso wie Honeggers Weihnachtskantate]. "Trotz meiner 61 Jahre glaube ich, dass es ein recht junges Werk ist" schrieb der Komponist an den Dirigenten der Uraufführung Charles Münch. Und als der zweite Satz mit seiner frechen rhythmischen Pointiertheit bei der Uraufführung Empörung auslöste, verwunderte sich der Komponist: "Ich habe beim Komponieren lediglich an die Gozzoli-Fresken gedacht, auf denen die Engel ihre Zungen herausstrecken; außerdem dachte ich an de ernsthaften Benediktiner, die ich eines Tages beim Fußballspielen beobachtet habe."


    Ich hoffe, dass diese Passage wenigstens einen kleinen Aufschluss über die Wirkung auf das Publikum der Uraufführung geben kann und dass somit Deine Frage wenigstens teilweise beantwortet ist.


    Viele Grüße,
    Benjamin

  • Danke, Benjamin!


    Daß es der zweite Satz war, der als skandalös empfunden wurde, hatte ich auch mal gelesen. Er ist auch gar nicht so, wie man sich einen Messe-Satz in einer liturgischen Vertonung vorstellt. Wahrscheinlich war es vielen zu ausgelassen, fröhlich, schwungvoll. Dabei persifliert Poulenc ja nicht die Messe, sondern würdigt sie auf seine Weise und bringt seinen eigenen, eben auch sehr fröhlichen Bezug zur Religion mit ein.
    Mich hätte ja noch interessiert, wie sich der Skandal äußerte (Buh-Rufe, Zeitungskritiken oder tomatenschmeißende Bischöfe).


    Viele Grüße,
    Pius.


  • Kürzlich habe ich mir eine neue Aufnahme des Chorwerks "Figure humaine" zugelegt, die in Wersins CD-Führer bei Reclam besonders gelobt wird. Und in der Tat: Sie übertrifft meine beiden anderen Einspielungen (Reuss und Stenlund, siehe auch oben) und ist wirklich zu empfehlen!


    Die Daten: Choeur de Chambre Accentus; Leitung: Laurence Eqilibey; naive; 2000; erhältlich zumindest auf dem Amazon-Marktplatz.


    Neben Poulencs wichtigstem Chorwerk sind auch noch "Sept Chansons" und "Un soir de Neige enthalten.


    Noch nie zuvor habe ich das Werk so farbig, geschmeidig und abwechslungsreich gehört. Die Aufnahmequalität sticht nicht heraus gegenüber der Konkurrenz, fällt aber auch nicht ab. Und noch nie habe ich das e''' am Ende des "Liberté" so strahlend, so kraftvoll gehört. Bei Stenlund hört man gar nichts! :no:


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Erstmals habe ich das "Concert champetre", das Cembalokonzert, in der auch vom Komponisten praktizierten Fassung für modernes Klavier gehört. Poulenc ging es nach eigener Aussage weniger um die spätbarocke Klangfarbe, sondern eher um das Spiel mit der klassizistischen Tradition. Aufgrund seiner Spieltechnik versucht der italienische Jazzpianist Stefano Bollani aber die Tongebung und die spezifische Virtuosität des Cembalos nachzuempfinden, was ihm durchaus gelingt.


    Das Orchester "Filarmonica 900 del Teatro Regio di Torino" begleitet in dieser Einspielung von 2007 zuverlässig, ohne aber besondere Akzente zu setzen.


    Bollani interpretiert am Ende der CD noch zwei "Improvisations" von Poulenc. Die dort gegebenen Freiräume füllt er swingend, aber ohne jede Härte oder Effekthascherei (außer vielleicht im Passagenwerk gegen Ende der Nummer 15), und empfindet so zwanglos die neuromantische Melancholie nach, welche die Kompositionsgerüste vorformulieren.


    Die gefällige, in jedem Takt poulenc-typische Suite zu dem Ballett von den Spielzeugtieren aus dem Jahr 1940, dem dritten und letzten Ballett des Komponisten, steht am Beginn der CD. Die Satzfolge weicht von anderen mir bekannten Fassungen ab.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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