Chopin: Die Klavierkonzerte 1 & 2

  • Eine neue Einspielung eines jungen polnischen Pianisten Rafal Blechacz begeistert mich völlig.



    Ich stand bei Saturn in der Klassik-Abteilung und wühlte mich durch die Alte Musik, als meine Aufmerksamkeit auf die im Hintergrund laufende Musik gelenkt wurde. Es war das Klavierkonzert Nr. 1 von Chopin und trotz der vielen Nebengeräusche - irgendwo plärrte Pop-Musik - konnte ich mich diesem Spiel nicht entziehen. Zu Hause denn bestätigte sich der erste Eindruck. Eine wie ich finde gnadenlos schöne Einspielung. Blechacz und das Orchester bilden eine harmonische Einheit, keine Stimme drückt sich unangemessen in den Vordergrund. Blechacz selbst spielt mit einer technischen Brillianz, die ihresgleichen sucht. Nicht so kraftvoll wie Rubinstein, aber flüssig, gefühlvoll, stellenweise impulsiv.


    Zu dem Pinaisten selbst finden sich bei Wikipedia folgende Informationen:


    Zitat

    RafaB Blechacz (* 30. Juni 1985 in Nakel) ist ein polnischer Pianist.
    Er begann im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspielen und besuchte mit 8 Jahren die Staatliche Artur-Rubinstein-Musikschule in Bydgoszcz. Im Mai 2007 schloss er sein Studium an der Feliks Nowowiejski-Musikakademie Bydgoszcz bei Prof. Katarzyna Popowa-Zydron ab.
    Seit 1996 wurde er bei verschiedenen Musikwettbewerben ausgezeichnet. U.a. belegte er den zweiten Platz beim Rubinstein-Gedächtniswettbewerb junger Pianisten in Bydgoszcz im Jahre 2002 sowie beim 5. Internationalen Pianistenwettbewerb in Hamamatsu, Japan, im Jahre 2003. 2004 gewann er den 4. Internationalen Klavierwettbewerb in Rabat, Marokko. Am 21. Oktober 2005 gewann Blechacz als erster Pole seit Krystian Zimerman 1975 den bedeutenden Internationalen Chopin-Wettbewerb für Klavier in Warschau, der in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal seit 1927 ausgetragen wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs wurde kein zweiter Preis vergeben, um den Abstand deutlich zu machen. Die sechs Besten bekommen sonst einen Preis. Seine Debüt-CD mit den 24 Préludes von Chopin erschien Ende November 2007 bei der Deutschen Grammophon und wurde 2008 mit dem Echo Klassik ausgezeichnet. Seine zweite CD, erschienen Oktober 2008, steht unter dem Motto "Sonatas" und beinhaltet jeweils eine Sonate von Haydn, Beethoven und Mozart.


    Noch ein Link zu seiner eigenen HP: http://www.blechacz.net/?nodeid=home&lang=EN


    Wer kennt die Aufnahme und wie sind eure Eindrücke ?


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Liebe Freunde der Klavierkonzerte Chopins !



    Ja , an erster Stelle würde ich zu den Aufnahmen mit


    ALEXIS WEISSENBERG greifen , die einen völlig netsüssten Stil eingeleitet haben .


    Ganz aussergewöhnlich ist die Deutung durch den grossen JOSEF HOFMANN ! Hofmann wird seinem Rug gerecht ( der übrigens auch Chopin begleitet hatte ) , dass er keine seiner Konzertabende jemals gleich interpretiert hat .


    Ebenfalls sehr empfehlenswert din die Einspielungen mit


    SAMSON FRANCOIS ( besonders das f-Moll-Konzert ) und


    durch


    ARTUR RUBINSTEIN ( RCA ) .


    Auch ALFRED CORTOS Deutungen würde ich hie r immer heranziehen ; ebenso die durch NIKITA MAGALOFF ( Philips ) .


    Und nien zu vergessen die wuindervolle ROSINA LH´VINNE ( Edition "Great Pinaists of the Century" ) . Das ist allerbestes Klavierspiel .


    Beste Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin


  • Soeben habe ich im Rahmen der neuen DG-Gesamteinspielung auch erstmals die Einspielung mit Krystian Zimerman und dem Polnischen Festival-Orchester von 1999 gehört, die weiter oben in der Erstedition schon abgebildet und gelobt wurde.


    Dank der langsamen Tempi, des differenzierten Auskostens aller Nuancen auch bezüglich des Orchestersatzes, der hier aufgewertet wird wie kaum zuvor, muss ich durchaus eingestehen, das Konzert neu gehört zu haben. Plötzlich entwickelt es Spannung ... Spannung, obwohl es hier gut eine Dreiviertelstunde dauert!


    Ganz ohne Abstriche sehe ich die Aufnahme dennoch nicht. Das sicher nicht herausragende Orchester erlaubt sich manche unnötigen Portamenti, und mit etwas weniger agogischen Freiheiten wäre der gleiche Effekt des analytischen wie emotionalen Auslotens zu erfüllen gewesen. Auch erscheint mir der Klangkörper aufnahmetechnisch etwas transparenter darstellbar.


    Dennoch: eine lohnende Entdeckung. Denn auch ich gebe gerne zu, dass ich trotz des wunderschönen zweiten Satzes und der pianistischen Delikatessen querbeet keine sonderliche Vorliebe für das Werk hatte. Man hört es zu oft, zu kühl und zu beliebig.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo WolfgangZ,


    interessant wiedermal dein Hinweis auf Krystian Zimerman. Der steht ja nun an "allen Ecken und Enden" als Chopin-Spezialist beschrieben.


    Dein Beitrag hat mich angeregt nun endlich mal meine Zimerman - Aufnahme mit Giulini (ich berichtete) zu hören.
    Ich bin gespannt, ob meine derzeitige Vorliebe, die sich mit deiner Ehemaligen deckt, ändern wird !


    In meiner DG-Aufnahme dauert das KK Nr.1 19:55+10:39+9:40 = 40:14
    ;) Ich denke mal, dass mir diese Spielzeit besser liegen dürfte, als in deiner polnischen Aufnahme.


    Kennst Du die andere Zimerman-DG-Aufnahme auch ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Kennst Du die andere Zimerman-DG-Aufnahme auch ?


    Hallo, Meister teleton!


    Ich habe zwar noch zwei, drei oder vier andere Aufnahmen der Chopin-Konzerte (Harasiewicz und Rubinstein sind dabei), aber keinen weiteren Zimerman (... daheim gibt's noch drei mit weiterem "m" und "n" :rolleyes: ).


    Ich könnte mir vorstellen, dass Dir die kürzere Aufnahme mehr liegt, vielleicht ginge es auch mir so. Dennoch: Das milde Verfremdungserlebnis hat mich die per se nicht gerade spannende Musik nach langer Zeit des Kennens wieder als richtig spannend empfinden lassen.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo WolfgangZ,


    meine DG-CD mit Zimerman/Giulini habe ich nun endlich mal gehört. So absolut vom Hocker reissen mich die beiden Klavierkonzerte zwar immer noch nicht; aber ich empfand die Klavierkonzerte jetzt als wesentlich ansprechen der als bisher. Zimerman machts möglich ! Verwunderlich, da ich die beiden Liszt-Klavierkonzerte sehr schätze (und da auch Zimerman und Richter).


    :yes: Aber keine Frage - Zimerman ist der Kissin-Aufnahme (Eurodisc-CD) auf jeden Fall weit überlegen und vorzuziehen. Nicht nur wegen Zimermans kompetentem Spiel, sondern auch wegen der gleichwertigen und fein ausgewogenen Orchesterbegleitung unter Giulini. Bisher hatte ich immer das Gefühl von einem Klavierwerk mit Orchesterbegleitung.


    Noch etwas:
    Ich hatte ja geschrieben, dass ich mich dann von der Kissin-Aufnahme trennen werde, weil ich diese Konzerte wirklich nur einmal benötige.
    :D Wie ich jetzt feststellen mußte, war die Kissin-CD bereits bei der letzten Verkaufsaktion "unter den Hammer gekommen" :stumm: - gut so - Thema erledigt und Zimerman blind vertraut (welchem Pianisten auch sonst) !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    gerade ist das erste Klavierkonzert von Chopin mit Zimerman und seinem Polish Festival Orchestra bei mir im Player.


    Ich hatte in den Tagen vorher die Aufnahmen mit Perahia/Mehta, Rubinstein/irgendwer (aus der Rubinstein-Chopin-Collection bei RCA) und Argerich/Abbado gehört. Bei Zimerman höre ich viel Neues und es ist aufregend! Ich hatte die Chopin-Konzerte vorher als (tendenziell) langweilig wahrgenommen, aber bei Zimerman klingt es sehr interessant. Argerich und Abbado waren auch gut (wer Argerich kennt, weiß ungefähr, was zu erwarten ist), aber das ihier st ist schon eine neue, spannende Sicht auf diese Musik.


    Geradezu die Rehabilitierung dieser Musik!

  • Bisher haben mich die Chopin-Konzerte nicht so sehr vom Hocker gerissen.


    Ich hatte mir mal günstig en passant eine CD aus einem Wühltisch mitgenommen: Jorge Bolet und Charles Dutoit.



    Eigentlich finde ich die Aufnahme ganz ok.


    Ich glaube, wenn meine Budget-Sperre aufgehoben ist, versuche ich mich mal am Zimerman. Viel habe ich noch nicht von ihm, aber was ich habe, hat mich alles begeistert (Brahms 1.Konzert, Liszt-Konzerte).


  • Ich hatte vor kurzem die Gelegenheit, das zweite Konzert in Düsseldorf live mit Berezovsky und den Düsseldorfer Symphonikern zu hören. Das Konzert fand am Todestag meiner Mutter statt - in der Nacht zuvor war sie im Krankenhaus nach einem Schlaganfall gestorben.


    Wir hatten beschlossen, trotzdem ins Konzert zu gehen; das Programm empfanden wir passend, und von meiner Mutter habe ich die Liebe zur klassischen Musik früh vermittelt bekommen und durfte solange herumprobieren, bis ich meinen Stil und mein Instrument gefunden hatte.


    Das Konzert war beeindruckend, mir hat die nüchterne Darstellung sehr gut gefallen.


    Bei der Signierstunde schaute Herr Berezovsky mir in die Augen und schrieb unter sein Autogramm noch 'be happy'.


    Das hat mich tief bewegt, diese Aufnahme wird bei mir jetzt immer einen Ehrenplatz im Regal haben...

  • Ich habe jetzt, nach Anschaffung der DG-Box, Zimermans neuere Einspielung gehört. Sie ist jedenfalls sehr eigen. Die langen Spieldauern (23 min. für den Kopfsatz des ersten, 15:30 für den des 2. Konzerts) kommen allerdings hauptsächlich durch extremes Rubato zustande, die Grundtempi sind, wenngleich nicht zügig, im normalen Rahmen; auch die Mittelsätze sind etwas breiter genommen (11-12 min) als häufig, die Finalsätze normal.
    Als Standardempfehlung oder Erstaufnahme würde ich sie wohl nicht nahelegen. Die Aufmerksamkeit fürs (auch orchestrale!) Detail und die Kontraste ist jedoch durchaus faszinierend, eine "noble Schlichtheit" wird man freilich vergeblich suchen.


    (Für eine straffere Lesart scheint mir anhand der Klangschnipsel Berezovsky nicht schlecht, oder (aus meinem Bestand) Argerich/Abbado in 1 und Ashkenazy/Zinman in 2.)


    Mir ist nicht klar, worin genau der Reiz dieser Werke besteht. Dass sie einen sehr hohen Reiz ausüben, scheint aus der schier unübersehbaren Zahl von Einspielungen (Chopinianer wie Rubinstein, Francois, Argerich, Zimerman, Pires haben sie sogar mehrfach aufgenommen) zu folgen, sehr viel mehr als etwa für Liszts oder gar Mendelssohns Konzerte vorliegen.
    (Der Punkt ist wohl, dass es nicht darauf ankommt, dass es von Chopin bessere Werke gibt, sondern welche attraktiveren Klavierkonzerte es gibt...)


    Zwar halte ich die angeblichen "Schwächen" eher für "fehlende Stärken", die man vielleicht zu unrecht erwartet. Wie oben schon jemand schrieb, eine wenig ausgefeilte Instrumentation mit pauschalen Tutti und wenigen Solostellen für einzelne Bläser, eine ziemlich schematische formale Anlage in den Kopfsätzen, die zudem recht ähnlich im Charakter sind, und eine gewisse Langatmigkeit, besonders in den Kopfsätzen, vielleicht auch im Finale des f-moll. Letzteres zeigt dazu eine kaum "herausgearbeitete" Wende nach Dur (mit dem Hornsignal). All das ist vermutlich bei Hummel oder Moscheles (den mutmaßlichen Vorbildern? ich kenne deren Konzerte bisher allerdings nur oberflächlich) auch nicht viel besser und man darf nicht vergessen, dass Chopin ca. 19 war (zwei Jahre jünger als Mozart, als dieser sein überragendens KV 271 schrieb). Insofern hatte ich oben unrecht, wenn ich behauptete, dass eine "sinfonische" Ausarbeitung des Orchesterparts damals üblich gewesen sei; Beethoven war eine Ausnahme, nicht die Regel.
    Dennoch bleiben für mich beim Hören häufig einige "Durststrecken."


    Anscheinend bieten die Werke (besonders der Klavierpart) aber sowohl Interpreten ausreichende Herausforderung als auch genügend Interesse für viele Zuhörer. Anhand der wunderbaren langsamen Sätze oder einem Ohrwurm wie dem 2. Thema im e-moll-Kopfsatz ist das durchaus nachzuvollziehen. Außerdem weisen beide Konzerte eine sehr eigene, melancholische Stimmung auf.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Im Regal stehen:
    Pogorelich, Abbado
    Zimmerman, Giulini
    Harasiewicz, Hollreiser
    Gilels, Argerich, Leonskaja
    und nochmals Zimmerman (spätere Aufnahmen).


    Das reicht fürs erste.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Sind die identisch?


  • Sagitt meint:



    Eine der wenigen Werke, wo ich mit Suchen aufgehört habe.
    Zimerman hat die Konzerte so einmalig gespielt, dass mir nicht mehr nach anderen, anderem ist.


    Das betrifft nicht nur Klavier, sondern auch den Umgang mit dem Orchesterpart. Für mich bleibende Referenz.

  • Sagitt meint:


    Eine der wenigen Werke, wo ich mit Suchen aufgehört habe.
    Zimerman hat die Konzerte so einmalig gespielt, dass mir nicht mehr nach anderen, anderem ist.


    Das betrifft nicht nur Klavier, sondern auch den Umgang mit dem Orchesterpart.Für mich bleibende Referenz.

    Für mich auch!

  • Hallo Sagitt und Yorick,


    der grosse Chopin-Fan bin ich ja ohnehin nicht. Von daher wäre die Suche nach besten Aufnahmen für mich schneller vorbei, als bei Euch.
    Aber was Zimerman angeht kann ich Euch zustimmen. Nachdem ich die abgebildete CD bekam, hatte ich meine Kissin-Aufnahmen der KK 1+2 bereits abgesetzt.
    :!: Bei mir ist es allerdings die ältere Zimerman-Aufnahme, mit deutlich strafferen Tempi.
    Ich glaube Eure recht langgezogene Aufnahme würde mir weniger liegen. Austesten werde ich es jedenfalls nicht ...



    DG, 1979, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Krystian Zimerman hat die Chopin-Konzerte noch einmal aufgenommen als Pianist und Dirigent - und diese Aufnahme ist wohl deutlich anders, weil episch breiter, wie man immer wieder lesen kann (ich habe sie allerdings nicht):



    Gestern hörte ich Emil Gilels mit dem 1. Chopin-Konzert (mit Ormandy) und war entzückt: Klassisch und feinsinnig zugleich, mit einer Mozartschen Zartheit, wunderbar:



    Beste Grüße
    Holger

  • Krystian Zimerman hat die Chopin-Konzerte noch einmal aufgenommen als Pianist und Dirigent - und diese Aufnahme ist wohl deutlich anders, v-eil episch breiter, wie man immer wieder llesen kann (ich habe sie allerdings nicht):


    Die habe ich und beim Werbepartner gibt es ausschließlich euphorisches Lob, habe ich so noch nie erlebt!


  • Gestern hörte ich Emil Gilels mit dem 1. Chopin-Konzert (mit Ormandy) und war entzückt: Klassisch und feinsinnig zugleich, mit einer Mozartschen Zartheit, wunderbar:


    Die im Zitat genannte Aufnahme ist zur Zeit in dieser Box zu haben.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Danke, Theophilus, ich wollte gerade diesen Hinweis auf diese aktuelle Gilels-Box geben! :thumbsup:


    Lieber Yorik, der Zimerman steht auf meiner Wunschliste!


    Schöne Grüße
    Holger


  • Nicht vergessen sollte man auch Stefan Askenase. Ein wirklich großer Klavier-Aristokrat und klassischer Chopin-Spieler. Martha Argerich nahm bei ihm Unterrichtsstunden, bevor sie zum Chopin-Wettbewerb reiste, den sie dann gewann. Die Aufnahmen der Konzerte sind wunderbar. Diese Box wird leider heute etwas schwer zu bekommen sein:

    Beste Grüße
    Holger


  • Schlichtweg maßstabsetzend sind die Aufnahmen von Claudio Arrau mit Eliahu Inbal. Die dürfen in keiner Chopin-Sammlung fehlen. Sie gehören zu den absolut besten Aufnahmen des großen Claudio Arrau:

    Beste Grüße
    Holger

  • Wie schon von verschiedener Seite ausgeführt, ist die neuere Zimerman-Aufnahme ziemlich einzigartig und als Alternative sehr empfehlenswert: Ungewöhnlich differenzierter und farbiger Orchesterpart (mehr kann man da nicht rausholen), oft langsame und flexible Tempi und ein ebenso hochdifferenziertes und detailliertes Klavierspiel. Durch den Detailreichtum wirken die sehr breiten Tempi der Kopfsätze auch nicht so langsam wie man meinen könnte, die langsamen Sätze und Finali weichen nicht so stark vom Üblichen ab.


    Allerdings mag das alles manchem auch zu manieriert scheinen; ähnlich wie bei einigen anderen Zimerman-Aufnahmen. Wobei ich sonst außer Brahms 2. KK und dem älteren Chopin-KK 2 (sowie Andante spianato+Polonaise brillante) nicht so viel mit ihm kenne und zB seine Balladen/f-moll-Fantasie nicht sehr überzeugend finde, nämlich manieriert (zB gleich die Artikulation des "Marschs" am Beginn der Fantasie) und dennoch nicht sehr ausdrucksstark.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Was die "epische Breite" angeht, ist die Aufnahme von Zimermans Schützling Rafal Blechacz Zimermans zweiter Aufnahme wohl sehr ähnlich. Die Blechacz-CD habe ich - die ist ganz ausgezeichnet! :)


    Beste Grüße
    Holger

  • Klare Nummer 1 für mich: Mauricio Pollini. Zumal ich ihn vor Jahren eben mit Chopins 1. Konzert im Gewandhaus erleben durfte. Seine Einspielung mit dem Philharmonia Orchestra unter Paul Kletzky liegt 4-5 mal im Jahr auf dem Teller. Der 2. Satz ist zum Heulen schön. Damit muß er jede Frau auf seine Seite bekommen haben!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Klare Nummer 1 für mich: Mauricio Pollini. Zumal ich ihn vor Jahren eben mit Chopins 1. Konzert im Gewandhaus erleben durfte. Seine Einspielung mit dem Philharmonia Orchestra unter Paul Kletzky liegt 4-5 mal im Jahr auf dem Teller. Der 2. Satz ist zum Heulen schön. Damit muß er jede Frau auf seine Seite bekommen haben!!


    La Roche


    Die Aufnahme ist wirklich ganz wunderbar, eine Referenzaufnahme auch für mich - Pollini war damals 18 Jahre alt! Die Chopin-Etüden, im selben Jahr bei EMI aufgenommen, sind erst im letzten Jahr erschienen, auch diese Aufnahme muß man unbedingt haben! :)



    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat von Dr. Holger Kaletha

    Nicht vergessen sollte man auch Stefan Askenase. Ein wirklich großer Klavier-Aristokrat und klassischer Chopin-Spieler. ...

    Ich freue mich, daß hier ein Chopin-Liebhaber auch einmal wieder an STEFAN ASKENASE erinnert. Tatsächlich war ASKENASE ein "Poet am Klavier", und gerade in unserer heutigen hektischen Zeit, wo Gefühle fehl am Platze zu sein scheinen, sollte man sich auf ein so wunderbares, von Ernsthaftigkeit geprägtes Spiel der leisen Töne, mit herrlich differenziertem Anschlag und kaum sonst irgendwo gehörten Pianissimos, gerade im Falle CHOPIN wieder besinnen und dieses genießen. Wie WILHELM BACKHAUS spielte er bis ins hohe Alter, und noch einen Tag vor seinem Tod gab der fast 90-Jährige in Köln sein letztes Konzert.


    In meiner Jugend in den 50er und 60er Jahren waren die CHOPIN-Spieler, die auch am meisten im Rundfunk zu hören waren,
    STEFAN ASKENASE und ARTHUR RUBINSTEIN, letzterer auch scherzhaft "Mr. Chopin" genannt. Es waren wahre Antipoden, an denen sich die Geister schieden. Im Gegensatz zu ASKENASE schätzten die Anhänger RUBINSTEIN gerade desen markant-männlichen Anschlag, gepaart mit Virtuosität und einer gewissen aristokratischen Eleganz. Seine hohe Musikalität und sein großes Talent ermöglichten ihm auch Konzertauftritte ohne großes vorheriges Üben und Einstudieren.


    Ähnlich wie ARTHUR RUBINSTEIN bewunderte man auch bei einem anderen großen polnischen Pianisten sein männliches CHOPIN-Spiel, das aber einen noch etwas mehr romantischen Touch hatte als das von RUBINSTEIN. Nicht umsonst galt er deshalb als einer der letzten Romantiker am Klavier: Ich spreche von WITOLD MALCUZYNSKI , einer sehr eleganten, weltmännischen Persönlichkeit à la IGNACY JAN PADEREWSKI , seinem einstigen Lehrer und Förderer, von großem pianistischem Format, der besonders für seine subtile Interpretation von CHOPIN's Mazurkas und Polonaises berühmt war und gefeiert wurde. Einmalig seine Interpretation der Polonaises op.26/2 und op. 40/1!!


    Mit CHOPIN's 2. Klavierkonzert feierte MALCUZYNSKI 1940 sein Debut in Paris und den Beginn einer großen internationalen Karriere, die dann leider durch den Krieg unterbrochen wurde. Ab 1949 führte er dann in vielen europäischen Musikzentren CHOPIN's Gesamtwerk auf, wobei er im Gegensatz zu RUBINSTEIN vor allem in angelsächsischen Ländern, und ab 1958 auch in seiner polnischen Heimat, die größten Erfolge erzielte und am meisten umjubelt wurde. Von ihm liegen auch zahlreiche Schallplatteneinspielungen vor, insbesodere mit Werken CHOPINs, aber auch mit Werken von BRAHMS, LISZT, TSCHAIKOWSKI, RACHMANINOW, FRANCK, BACH u. a. (Vergl. auch mein thread: "WITOLD MALCUZYNSKI - EIN GROSSER CHOPIN-SPIELER DER ALTEN SCHULE - IN DEUTSCHLAND FAST UNBEKANNT").


    Auch wenn man heute eine etwas andere Auffassung von der Interpretation chopinscher Werke hat, so ist es doch sehr interessant, zu hören und ergründen, wie eine CHOPIN-Interpretation in den 50er und 60er Jahren für viele Anhänger dieses Komponisten zu klingen hatte, um sich bei diesen eine derartige Begeisterung zu erspielen.



    Viele Grüße


    wok

  • Auch wenn man heute eine etwas andere Auffassung von der Interpretation chopinscher Werke hat, so ist es doch sehr interessant, zu hören und ergründen, wie eine CHOPIN-Interpretation in den 50er und 60er Jahren für viele Anhänger dieses Komponisten zu klingen hatte, um sich bei diesen eine derartige Begeisterung zu erspielen.


    Lieber wok,


    so denke ich auch! :) Es ist auch immer wieder interessant zu erfahren, daß den Interpreten von heute solche historischen Aufnahmen sehr wohl präsent sind, mit denen sie sich auseinandersetzen, den Hörern und "Konsumenten" dagegen weniger. Ich selber bin ein großer Liebhaber historischer Aufnahmen - nicht aus Nostalgie, sondern weil die meisten Interpreten ganz große Persönlichkeiten waren, die wirklich etwas zu sagen hatten und weil durch den Wandel der Zeit und des Zeitgeschmacks auch vieles verloren geht bzw. verloren gehen kann, was einem dann u. U. schmerzlich bewußt wird. Danke deshalb für Deinen schönen Beitrag!


    Schöne Grüße
    Holger

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