Die Protagonisten der absoluten Subjektivität ästhetischer Urteile hier im Forum müssten sich eigentlich mal fragen, warum die Komponisten klassischer Musik ganz bestimmte - und ihnen bekannte! - musikalische Mittel in Melodik, Harmonik und Rhythmik einsetzen - zum Beipiel die "Seufzerfigur" oder das "Kreuzsymbol" - , um eine ganz bestimmte "Wirkung" bei den Rezipienten m Konzertsaal zu erzielen, - und zwar im Sinne ihrer kompositorischen Aussage. Das hätte doch alles keinen Sinn, wäre das ästhetische Empfinden - und das daraus ableitbare Urteil - ein absolut subjektives.
Hier wird eine Schwarz-Weiß-Malerei unterstellt, die eigentlich niemand wollte.
In der Wahrnehmung mehrerer Mitschreibenden klangen einige von Helmuts Äußerungen so, als ob er Schönheit als eine "absolut objektiv" nachweisbare Eigenschaft darstellen wollte. Dagegen wurde deutlich opponiert.
Helmut hat seine Äußerungen nun relativiert, etwa in Sätzen wie diesen:
ZitatIch behaupte ja gar nicht die universelle und zeitllose Gültigkeit ästhetischer Urteile. Selbstverständlich ist ihre Gültigkeit an einen Kulturkreis und eine historische Zeit gebunden und von diesen Rahmenbedingungen abhängig.
Das ist also nun geklärt. Wir sind uns einig, dass es keine "absolut objektiven", oder, wie Helmut genauer sagt: "universell und zeitlos gültigen" ästhetischen Urteile gibt.
Warum soll nun eine Diskussion darüber begonnen werden, ob es "absolut subjektive" Urteile gibt? Wer wäre denn völlig unabhängig in seinem Urteilen von seiner Umgebung, von seiner Geschichte, von seinen Erfahrungen? Das ist genauso unsinnig wie die Annahme der Möglichkeit eines "universell und zeitlos gültigen" ästhetischen Urteils.
Wir könnten also nun beispielsweise darüber diskutieren, ob es hinreichende Bedinungen dafür gibt, dass zwei Menschen die Jupiter-Sinfonie "schön" finden. Helmut scheint mir eher in die andere Richtung diskutieren zu wollen und interessiert sich dafür, warum Menschen, die so ticken wie er, dieselben Dinge schön finden wie er (Antwortversuch: weil sie die Partitur in derselben Weise ansehen und an sie dieselben strukturellen Fragen richten. Denn unser Filter im Kopf entscheidet, was überhaupt die Chance bekommt, als "schön" erkannt zu werden.).