Im Schatten der andern - Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr 8 op. 93

  • Nun, da scheinbar wieder eine Antwort ausbleibt...


    möchte ich hier die Aufnahme aus der GA mit Krivine loben. Auch die Interpretation der Achten ist dem "La chambre Philharmonique" unter der Leitung von Krivine herausragend gelungen. Die Interpretation unterstreicht die Eigenständigkeit der Symphonie und stellt sie auf den ihr gebührenden Platz.


    Da steht nichts im Schatten... ;)


    Viele Grüße Thomas

  • Ich habe gerade die Achte aus der nebenstehenden Box gehört.


    Was war das denn- mein Gott!


    Nachdem ich kurz zuvor noch die berauschende Siebte gehört hatte, und dachte, mehr geht nicht- stelle ich nun fest, es geht noch mehr. Diese Achte ist noch eine Steigerung der gegenüber der Siebten.

    Zitat

    Thomas: Auch die Interpretation der Achten ist dem "La Chambre Philharmopnique" unter der Leitung von Krivine herausragend gelungen. Die Interpretation unterstreicht die Eigenständigkeit der Symphonie und stellt sie auf den ihr gebührenden Platz.
    Das steht nichts im Schatten. ;)


    Was Thomas hier über die Achte in der Interpetation von Krivne sagt, hätte ich über die Interpretation der Achten von Chailly nicht treffender sagen können. Es geht schon im Kopfsatz los. Die geniale Steigerung zu Beginn der zweiten Hälfte des Kopfsatzes ist so extatisch, wie ich sie zuvor nur bei Wilhelm Furtwängler gehört habe. Das fegt einen wirklich aus dem Sessel. Abgesehen davon, dass das hohe Tempo den großen Klangkörper zwingt, mit äußerster Konzentration und Akkuratesse zu spielen, was hervorragend gelingt, wird hier auch auf das fürtrefflichste die dynamische Spannweite der Partitur ausgenutzt. Außerdem hat man hier fast das Gefühl, dass Madame Potin-Girao auch bei Chailly an den Pauken sitzt. Was mir schon bei Järvi auffiel und sich bei Krivine fortsetzte: auch die Achte ist eine hervorragende "Speilwiese" für die Pauken.
    Das Finale gerät dann vollends extatisch. Wiederum ist die hohe Spielkultur des Gewandhausorchesters zu loben. Das Finale ist fast eine einzige Gänsehautstelle. Auch der Solofagottist (die Solofagottistin) hat die halzbrecherische Partie voll im Griff. Da klingt nichts mehr "großväterlich" wie in Prokoffiefs "Peter und der Wolf", das ist höchste Virtuosität.


    Jetzt bin ich nur noch gespannt, was im großen Finale, der Neunten, noch auf mich zukommt.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute habe ich im Auto die Achte in der Interpretation von Knappertsbusch mit den Münchener Philharmonikern (AD 1956) gehört:
    Welch ein Gegensatz: das Stück dauert hier fast 31 Minuten. Das klingt manchmal doch recht hausbacken, bemüht dramatisch. Eigentlich alle Dirigenten, die ich in meiner Sammlung habe, spielen das Stück wesentlich schneller, einige dramatisch schneller, so auch Chailly. Ich kenne andere Aufnahmen Knappertsbuschs mit Beethoven-Sinfonien nicht, aber wenn er zum Beispiel die Neunte in dem Tempo spielen würde, müsste die Aufnahme weit über 80 Minuten dauern. Ich weiß nicht, ob man die Tempovorschriften wo weit ausdehnen kann.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute habe ich im Auto die Achte in der Interpretation von Knappertsbusch mit den Münchener Philharmonikern (AD 1956) gehört:


    Lieber Willi
    Ich warte gespannt und interessiert auf Deine weiteren Bewertungen der Konwitschny- GA.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Willi,


    Alle deine Beurteilungen haben etwas Gemeinsam: Die uneingeschränkte Liebe zu den Symphonien Beethoven`s, egal in welcher Interpretation.


    Herrlich!


    Viele Grüße Thomas

  • Zitat

    chrissy: Lieber Willi,
    ich warte gespannt un interessiert auf deine weiteren Bewertungen der Konwitschny GA.


    Lieber Chrissy, ich darf in dem Zusammenhang auf mein Posting von heute Nacht über die Siebte verweisen und hier nun meine Bemerkungen über die Achte vorlegen:


    1. Allegro vivace e con brio:
    In mittlerem Tempo setzt hier das Orchester ein mit scharkantigen Bläsern, sofort wird die bekannt gute Struktur in den tiefen Streichern deutlich, es entsteht ein großsinfonischer Klang. Dies ist keine kleine Sinfonie, das lässt Konwirtschny hier ganz deutlich werden. Die scharfen Bläsereinwürfe bringen immer wieder eine gewisse Härte ins Spiel , bevor die Holzbläser im Verein mit den Streichern wieder etwas sanftere Passagen einstreuen. In der Durchführung lässt die energische Moll-Passage aufhorchen, direkt dramatisch die Steigerung, fast wie bei Furtwängler. Großartig ist auch die Coda mit den mächtigen Hintergrundpauken und dem sanften Schluss.


    2. Allegro scherzando:
    Konwitschny schlägt hier ein recht zügiges, fast "modernes" Tempo ein, sehr viel schneller als "Kna", auch die Pizzicati in den Bratschen sind sehr gut zu verfolgen, gegen Schluss des Satzes steigt die spielerische Energie noch mal stark an.


    3. Tempo di Menuetto:
    Auch das Menuett beginnt nicht unflott, entfaltet einen ständigen Vorwärtsdrang, die Pauken treten hier mehr in den Vordergrund, ohne den schmissigen Streichern und Bläsern die Show zu stehlen. Dann folgt das Trio mit herrlichen Hörenern und Klarinetten, untermalt von souveränen Celli und Kontrabässen; dies ist ein durchaus konkurrenzfähiger dritter Satz, keinesfalls altväterlich.


    4. Finale:
    Der Beginn ist etwas ruhiger, dann geht es aber mit Macht weiter. Ich musste beim Schreiben dieser Zeilen an unsere heutige Chorprobe denken, als wir den Satz "O du, der Gutes verkündet in Zion" aus dem Messias für Weihnachten einprobten, in dem es an einer Stelle heißt: "Erhebe die Stimme mit Macht". Es wird abermals deutlich, dass Konwitschny auch hier wieder ein schlüssiges temporales Gesamtkonzept vorgelegt hat.
    Groß angelegt ist auch wiederum die Durchführung, dann sticht das herrlich marschierende Fagott hervor- große Musik!
    Die Steigerungen wechseln sich mit ruhigen Atempausen ab, es folgt eine kurze langsame Passage, dann wieder Steigerungen, wieder das Fagott, bevor die Hinwendung zum rauschhaften Schluss mit ständigem Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung erfolgt und in eine exzellente Coda mit leichtem Accelrando mündet - Bravo!!


    Zitat

    Thomas: Hallo Willi,
    alle deine Beurteilungen haben etwas Gemeinsam: Die uneingeschränkte Liebe zu den Symphonien Beethoven's, egal in welcher Interpretation.
    Herrlich!


    Hallo Thomas,
    In der Tat ist das so, ich habe keine Aufnahme in meiner Sammlung, die für mich eine Enttäuschung ist, auch wenn ich in der einen oder anderen Sinfonie beim einen oder anderen Dirigenten mal ein Haar in der Suppe finde, aber auch nur, wenn es nicht so gespielt wird, wie es Beethoven (möglicherweise) vorschwebte. Mir schwebt da ein Zitat von Günter Wand vor: "Spielen sie das Stück einfach so, wie es bei Beethoven steht":


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Sie scheint sich ja tatsächlich im Schatten der anderen zu befinden, denn seit meinem letzten Posting vom 23.12. letzen Jahres hat es ja wohl keinen Tamino in diesen Thread gezogen.


    Nun neigt sich auch der nebenstehende Beethovenzyklus von Sergiu Celibidache (immmer unter dem Aspekt der fehlenden Ersten) dem Ende meiner Betrachtung zu. Nun war die Achte dran. In der Beurteilung der richtigen Tempowahl ist dies für mich die heikelste, zumal in der Interpretation durch Celi. Allerdings bin ich im Besitz einer Stereo-Aufnahme der Achten von Knappertsbusch, in der mir vor allem der Kopfsatz als noch langsamer erscheint als bei Celi, nichts desto trotz aber genau so spannend musiziert, da aber dreißig Jahre älter, mit einem ungleich schwächeren Klang und einer schwächeren Transpraenz.
    Celi bewegt sich nun in seinen Spielzeiten:
    9:15-5:03-6:11-8:11-28:40 auch am unteren Ende der temporalen Fahnenstange, nicht aber am unteren Ende der interpretatorischen Intensität. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man mal von seiner temporalen Struktur absieht, die er von Sinfonie zu Sinfonie gandenlos durchzieht, gehört er für mich zu den Dirigenten, die am stringentesten und am suggestivsten dirigieren. Interressant ist auch hier wieder, dass er zielgerichtet auf das Fianle hin interpretiert.
    Das Finale ist, nicht vom Tempo her, sondern von der Wirkung, für mich von einem anderen Stern. Hier ist das Tempo nicht allzusehr aus der Spur, aber hier hält er es vielleicht mit seinem Vorgänger bei den Berliner Philharmonikern, Wilhelm Furtwängler, der da sagte: Es gibt nur ein Tempo, das Richtige. (In der Besprechung der Siebten habe ich auf seinen Nachfolger, HvK, Bezug genommen), der laut Johannes in der Siebten zu schnell war.


    Empfehlenswert!!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:


    P.S. Lieber Wolfgang (teleton) und lieber Accuphan: Die Pauke ist auch hier vom Feinsten!!!

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Es hat mich sehr wohl in diesen Thread gezogen, aber die Menge der Beiträge hat mich abgeschreckt. Wie schnell geschieht es, dass man da was schreibt, was schon vor Jahren da eingetragen wurde. Und zugegebenermaßen habe ich nur sehr diagonal gelesen, denn es geht ja immer sehr viel um die verschiedenen Aufnahmen.
    Nun fühle ich mich aber aufgefordert und nutze die Gelegenheit: Sie stand für mich tatsächlich immer sehr im Schatten der anderen. Beethoven, so finde ich sowieso, hat solche gewaltigen Werke hinterlassen, dass ich mich manchmal frage, was soll all das andere? Ich habe ja jetzt eine Beethovengesamtausgabe und da sind natürlich auch Belanglosigkeiten dabei. Immer wieder frage ich mich dann während des Hörens "warum nicht lieber eine der großen Werke". Ich weiß natürlich, dass das ganz naives Denken ist, läuft auch mehr unbewusst.
    Und so geht es mir halt auch immer mit der 8.. Bevor ich sie auflege, denke ich dann "Warum nciht besser die 3.? oder direkt noch mal die 9.
    Wenn ich sie aber dann gehört habe, und zwar egal welche Aufnahme, bin ich jedesmal froh über die Entscheidung. Das Herz geht einem auf bei diesen herrlichen Melodiebögen. Für mich ist sie die heiterste seiner Symphonien, die unbeschwerteste so will mir scheinen.
    Ich würde mir sehr wünschen, sie einmal live hören zu können. Sie ist mir aber noch nie begenet. Kommt vielleicht noch.


    Ich bin sicher, wenn diese Musik von einem anderen Künstler wäre, würde sie öfter gespielt werden.
    (ich weiß, dass das sehr spekulativ ist...).
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Wow! Nachdem die vorher gehörte Siebte keine Steigerung gegenüber der Sechsten bedeutet hatte, trat die Achte doch deutlich "aus dem Schatten" der Siebten hinaus. Erlebt man es sonst bei guten Gesamtaufnahmen, dass die Achte auf dem hohen Niveau der Siebten weitergespielt wird, so steigert sich Goodman doch deutlich nach einer guten Siebten auf eine überragende Achte.
    Vom ersten Ton des Kopfsatzes an ein rasches Tempo: wenn ich das mit der neulich wieder gehörten Achten von Knappertsbusch vergleiche, wirkt das wie normales Tempo gegenüber Zeitlupe. Man kann hier fast sagen: Brio und vivace von Anfang bis Ende, getreu den Satzbezeichnungen. Auch im Menuett ist kaum ein Nachlassen. Glanzvoll in allen Sätzen wieder die Trompeten, und die Hörner sind diesmal, besonders im Menuett, überhaupt nicht rustikal, sondern traumhaft schön.


    Die Krönung ist, woeder mal, das Finale, eine Art kontrollierte Extase, mit den wunderbaren Duetten des Fagotts mit den Kontrabässen und den großsinfonischen Steigerungen. Diese Achte ist hier wahrhaft eine "große" Sinfonie und die Hanover Band wiederum ganz groß aufgelegt, so dass man an dieser Stelle hoffen mag, dass die Neunte auch noch so gut gelingt.


    Ich werde es bald wissen.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • 1. Allegro vivace e con brio


    Mit einem scharf konturierten Einsatz mit großsymphonischen Streicherapparat mit den Blechbläsern im Hintergrund tritt diese Achte allemal aus dem Schatten jedweder anderen Symphonie heraus. Die scharfen rhytmischen Phrasen bilden einen großen Gegensatz zu den lyrischen Seitengedanken, die oft vom bedächtigen Fagott eingeleitet und dann von den Geigen weitergetragen werden. Das geht hier sehr organisch ineinander über. Die rhythmische Schärfe scheint mir bei Sir Georg größer als bei manchem anderen. Faszinierend wiederum auch die tiefen Streicher. Nun kommt in der Mitte des Satzes die gewaltige "Furtwängler"-Steigerung- Gänsehaut--- (kurz vor 6:00min), im Gefolge treten dann die rhythmisch begleitenden Hörner auf- so geht es munter weiter bis zur großartigen Coda - all dies ohne allzu großes Tempo, aber mit großer Musik.


    2. Allegretto scherzando


    Hier zieht Sir Georg natrugemäß das Grundtempo an, wobei wieder der großartige Kontrastreichtum in Rhythmus und Dynamik auffällt. Auch die hervorragenden Holzbläser dürfen hier nicht unerwähnt bleiben - herrlich dieses kontinuierlich fortschreitende Schreiten der Musik bis zum überraschenden Schluss.


    3. Tempo di Menuetto


    Das Menuett ist (nicht nur bei Sir Georg) wieder etwas ruhiger, aber dadruch ungeheuer transparent und spannungsvoll, die Pauken treten jetzt deutlich hervor - das Trio mit den herrlichen Hörnern und den begleitenden Celli, den dazwischen singenden Klarinetten beschaulich schwelgend, und in der kurzen Reprise treten wieder die Pauken kurz in den Vordergrund.


    4. Allegro vivace


    Im Finale wird das Tempo natürlich wieder angezogen, die wogenden Streicher harmonieren wunderbar mit den Holzbläsern, bevor jedes Mal die Blechbläser den Schlussakkord eines Abschnitts setzen. Berauschend setzt die Durchführung ein, in der zum ersten Mal der virtuose Part des Fagotts einsetzt- herrlich auch der langsame Zwischengedanke, der in den Streichern entsteht und sich bis zur fulminanten Bläsersteigerung entwickelt- dann wieder das Fagottmotiv, die Kontrabassschläge, die langsam zum triumphalen Schluss überleiten- Sir Georg acceleriert aber nicht, sondern spielt die Symphonie im unveränderten Tempo zu Ende. Die ganze Symphonie ist auf höchstem musikalischen Niveau vorgetragen - eine auch im Ausdruck große Symphonie!


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo lieber Willi,


    langsam bist Du mit Solti-ADD fertig und Deine Eindrücke des durchweg hohen Solti-Niveaus sind gleich hoch geblieben.
    Hier bei der Sinfonie Nr.8 hätte ich aber noch mehr Begeisterung (als schon vorhanden) in deinen Worten erwartet - so wie bei der Sinfonie Nr.4.


    Der Unterschied zu Solti´s späterer DDD-Aufnahme von Okt 1988 mit dieser ADD-Aufnahme von 1974 ist dieses mal nicht ganz so weit auseinander, wie bei manchen anderen Sinfonien - aber gegeben: Die rhythmische Schärfe und die fabelhaften tiefen Streicher sind wirklich herausragende Punkte, die in beiden Aufnahmen gleich positiv herausstechen. Die Pauken sind noch etwas deutlicher, was mir ganz besonders bei der Achten besonders wichtig ist (denn in diesem Punkt war ich als einzige Aufnahme von Blomstedt´s Zyklus (der mir durchweg zu langsam ist) höchst begeistert).


    Da ich in der Digitalaufnahme Soltis noch vorwärsschreitendere Interpretation, besonders im 1.Satz, noch höher schätze, liegt die DDD-Aufnahme bei mir dieses mal vorne; vom Tempo her nur im 1. Satz auch etwas zügiger, aber sonst bleibt er im etwa gleichem Zeitrahmen.
    Ich kann es kaum beschreiben, aber beim 2.Satz ADD habe ich das Gefühl anschieben zu wollen – das ist bei der DDD nicht so !
    Rhythmische Perfektion zeichnet die Sätze 3 und 4 aus – da bleibt nichts auf dem Stillstand.
    :thumbup: Solti sieht die Sinfonie als grossen Vorläufer zur Sinfonie Nr.9 – Super !


    ADD 10:07 – 4:11 – 5:36 – 7:47
    DDD ..9:10 – 3:58 – 5:17 – 7:43


    Klangeindrücke:
    Die Solti Zyklen sind Beide nicht in einem Rutsch erfolgt, sondern ADD von Mai 1972 – Sept 1974 und DDD von 1986 – 1990. Von daher ergeben sich auch aufnahmetechnisch Unterschiede, die bei der DDD noch grössere Unterschiede aufweisen, als bei dem in diesem Punkt sehr ausgeglichenen Analog-Zyklus.


    Obwohl die Sinfonie Nr.7 (Aufn. Mai88) und die Sinfonie Nr.9 (Aufn.Okt88) auf einer CD sind, klingt die Nr.8 weit klarer ohne jeden Schleier; klangtechnisch auf gleich hohem Niveau, wie die ebenfalls natürlich sonor klingende ADD-Aufnahme der 8.



    Decca, 1988, DDD


    Diese Solti-Aufnahme steht bei mir mit Bernstein (SONY) und Dohnanyi (NDR 2010) auf meiner Favoritenliste.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • OT:
    Lieber Wolfgang, da ich weiß, dass du ein großer Freund knackiger Pauken bist, hier ein Tipp, der mir heute Morgen bei der Vorbereitung einer Übungs-CD für das Weihnachtsoratorium in den Sinn kam, denn du weißt ja: nach Weihnachten ist vor Weihnachten. Ich hatte dazu dia Aufnahme von Nikoluas Harnoncourt 12/2006/01/2007 herangezogen, die ich zwar schon einige Zeit habe, aber noch nicht gehört hatte: die Pauken im Eingangschor "Jauchzet, frohlocket" haben mich fast vom Hocker gefegt. Falls du diese Aufnahme noch nicht hast, empfehle ich unbedingt einmal reinzuhören.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Diese Sinfonie ist ja längst, jedenfalls (nicht nur) für mich, aus dem Schatten der anderen herausgetreten, obwohl sie in diesem speziellen Fall gegenüber der gerade gehörten Siebten von Dohnany vielleicht doch etwas hinter dieser zurücktritt. Jedenfalls ist der Kopfsatz als durchaus in normalem Tempo zu betrachten, auch die rhythmische Strukturierung durch die Pauken tritt hier nicht so hervor wie in der Siebten.


    Das Allegretto scherzando gehört dann wieder zum Allerfeinsten, während das Menuetto wieder etwas betulicher daherkommt. Auch das Finale bewegt sich durchaus in einem temporal wie dynamisch normalem Rahmen. Vielleicht hat Dohanany auch die Achte ein wenig unterschätzt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    auf Grund Deiner Dohnanyi-Beiträge hatte ich schon vor gehabt mir diese jetzt preiswerten Beethoven-Aufnahmen mit dem Cleveland Orchestra (Telarc) zu kaufen. Weil ich aber Dohnanyi´s wirklich hervorragende klingende Beethoven-GA mit dem NDR SO vom 02.-09.05.2010 habe (diese auf 2MP3-CD´s gebrannt), hatte ich mir den Telarc-CD-Kauf mit gutem Gewissen verkneifen können.


    Über Deine bezeichnend kurzen Worte über seine Cleveland - Aufnahme der Sinfonie Nr.8 (Telarc) bin ich verwundert, denn den Eindruck, dass Dohnanyi die Achte "ein wenig unterschätzt hat" bin ich nämlich genau bei seiner NDR SO- Aufnahme gar nicht ! Mit forschem Tempo, Feuer und saftigen Pauken (so gut wie bei Blomstedt oder P.Järvi) geht er hier höchst angemessen zu Werke.
    :thumbup: Eine meiner liebsten Aufnahmen der Sinfonie Nr.8 - wohlgemerkt - "aus deutschen Landen frisch auf den Tisch" - mit dem NDR SO.


    Da scheinen doch erhebliche Unterschiede zwischen Cleveland und Hamburg vorzuliegen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    teleton: Über deine bezeichnend kurzen Worte über seine Cleveland-Aufnahme der Sinfonie Nr. 8 (Telarc) bin ich verwundert, denn den Eindruck, dass Dohnany die Achte "ein wenig unterschätzt hat", bin ich nämlich genau bei seiner NDR-SO-Aufnahme gar nicht.

    Das ist wahrscheinlich wirklich so, lieber Wolfgang, aber leider kenne ich die Hamburger Aufnahme überhaupt nicht. Wenn du aber wissen willst, worauf ich hinaus will, dann lies doch bitte meinen Beitrag über seine Siebte, vor allem auch, was die Pauken und die Tempogestaltung überhaupt betrifft. Der Beitrag über die Siebte stammt auch von heute Nacht. Für seine Clevelander Siebte braucht er gerade mal gut 34 Minuten, für die Achte über 26 Minuten. Das hört man und fühlt man sehr deutlich. Dieses Feuer und dieses Rasen der Siebten vermisse ich hier bei der Achten etwas.
    Vielleicht komme ich ja auch noch irgendwann an die Hamburger GA, dann werde ich sie mal vergleichen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da scheinen doch erhebliche Unterschiede zwischen Cleveland und Hamburg vorzuliegen.

    Kann ich bestätigen. Gilt allerdings nicht für den gesamten Zyklus. Beide Aufnahmen liegen mehr als 20 Jahre auseinander - Telarc 84 - 89, NDR Hamburg 2. - 9.5.2010. Habe ich mir auf 5 CD gebrannt. Gute Klangqualität.
    "U.Schreiber. . . . durchgearbeitet bis ins letzte und doch nie ins Auftrumpfen geratend. Dennoch ist CvD Mittelweg alles andere als ein Kompromiß. Dem Rezensenten erscheint er, im Vergleich mit jüngeren Konkurrenz Aufnahnem, der goldene zu sein, der genau zum Ziel führt (6. Cleveland)."


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Nun bin ich schon wieder mit einer Achten hier angelangt, aber das liegt daran, dass ich dismal bei der Neunten angefangen habe und gleich zwei Zyklen miteinander vergleiche, die beiden "Leis", Leinsdorf und Leibowitz. Hier habe ich mit Leibowitz begonnen, bei der Neunten mit Leinsdorf.

    1. Satz: Allegro vivace e con brio (8:58):


    Leibowitz entwickelt hier wieder einen sehr hellen, geschärften Klang, der bei den tiefen Streichern sehr transparent ist, wie überhaupt das Zusammenspiel der gesamten Streicher sehr zu loben ist. Auch der rhythmische Ablauf ist sehr prägnant. Das Tempo ist hier durchweg normal, aber das "brio" in der Satzbezeichnung ist hier durchaus zu loben. Auch in der Durchführung tritt dies wieder besonders hervor. Die Blechbläser spielen ebenfalls, wie in der Neunten stärker hervortretend. Allerdings gilt dies (noch) nicht für die Pauken. Das Fagott ist natürlich in der Achten unter den Holzbläsern herausragend, so auch hier. Vor allem im letzten Teil sind die Streicher sher schön in der Klammer on den Trompeten und den kanckigen Hörnern.


    2. Satz: Allegretto scherzando (3:43):


    Das Allegretto gehört zur schnelleren hälfte im Angebot, ist aber nicht das Schnellste, kann z.B. mit Järvi nicht mithalten, hat aber durchaus auch dessen kurz angezpfte, rhythmische Ausgestaltung. Dies ist veilleicht sogar die größte Stärke dieses Satzes. Das hat etwas Mozartinisches.


    3. Satz: Tempo die Menuetto (4:28):


    Das Menuetto kommt ebenfalls flott daher, ist auch wieder sehr transparent musiziert, wieder sehr schön das Fagott und die nun etwas mehr exponierten Trompeten. Im Trio überzeugen die Hörner und die Klarinetten und werden sehr schön von den kurz aufsetzenden Streichern begleitet.
    Für die Reprise gilt auch das schein eingangs Gesagte. Hier treten die Pauken etwas stärker hervor.


    4. Satz: Allegro vivace (6:55):


    Schön flirrend in den Streichern beginnt das Finale, mit ordentlichem, aber nicht herausragend schnellem Tempo. Natürlich wird im Klanggeschehen auch deutlich, dass sich die Achte reifemäßig durchaus mit der Siebten messen kann. Das ist entwicklungsmäßig beileibe kein Rückschritt, sondern eine Erweiterung der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten.
    Weiterhin bereitet auch die Pauke Freude, wie auch schon in der ganzen Symphonie die Streicher. Das Ganze ist natürlich große Symphonie, die Pauke spielt piano im gleichen Tempo wie das Fagott, für beide Instrumente ist das rasend schnell und kann nur von exzellenten Musikern so gekonnt vorgetragen werden. Das ist schon alles sehr beeindruckend. Am Schluss dreht die Pauke noch einmal mächtig auf.


    Etwas später werde ich noch über die Achte in der Interpretation Leinsdorfs berichten.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • 1. Satz: Allegro vivace con brio (9:27):


    Erich Leinsdorf mit seiner Boston Symphony baut wieder eine größere Klangkuppel auf als Rene Leibowiitz mit dem Royal Philharmonic Orchestra. Allerdinsg ist sein Klang etwas runder, das Tempo ein Ideechen geringer, die Dynamik etwas heftiger und liefert eine sehr klare, transparente Performance ab.
    Das Fagott ist auch hier sehr schön zu verfolgen wie die tiefen Streicher. Die Trompeten bilden wie gewohnt die vordere Klangkante, sehr eindringlich und wieder stärker als bei Leibowitz und viel stärker als bei vielen anderen. Dass "rockt" einfach mehr. Die riesige Blechbläser- und Tuttisteigerung in der zweiten Hälfte des Satzes hat "Furtwänglerische" Dimensionen. Grandios! Das ist ganz, ganz große Symphonie, auch die Coda, die nochmal eine Steigerung darstellt.


    2. Satz: Allegretto scherzando (3:50):


    Das Tempo ist hier etwas flotter und das Geschehen etwas drängender als bei Leibowitz, etwas mehr ausmusiziert sind die einzelnen Noten allerdings auch, nicht so stark angetupft wie bei Leibowitz oder Järvi. Auch hier sit der Klangraum größer, ist die Größe akustisch (auch im Bauch) spürbarer. Die kurze Coda ist passend zu dem ganzen Klangkonzept.


    3. Satz: Tempo die Minuetto (4:34):


    Im Menuetto schlägt Leinsdorf ein etwas ruhigers Tempo an, aber klanglich geht es genauso powervoll weiter wie in den anderen Sätzen mit wiederum sehr klar strukturierenden Trompeten und kanckigen Pauken. Im Trio gefallen mir die Hörner noch besser als die des Londoner Orchesters von Rene Leibowitz, und auch die Klarinetten sind erste Sahne. Auch hier sind die Streicher zu loben. Das ist Musizieren mit großer Freude auf höchstem Niveau. die Geigen muss man hier auch mal extra loben.


    4. Satz: Allegro vivace (7:00):


    Das Finale beginnt ähnlich wie bei Leibowitz, aber im Tutti lässt Leinsdorf die Leinen los, d.h. die Pauken gehen nun endgültig "in die Vollen". Die dynamischen Unterschiede wachsen.
    Die Durchführungsfuge ist großartig gespielt, das Fagott gewohnt souverän. Das Ganze ist äußerst spannungsvoll und konzentriert, immer am Limit nach oben wie nach unten (dynamisch); aber auch rhythmisch wird das Limit noch hinausgeschoben, vor allem durch die ganz grandiosen Trompeten. Großsymphonisch sind auch die Tutti-Streicherschläge. Die Coda ist überwältigend, bei dem Trommelwirbel wird man förmlich mitgerissen.


    Auf ganz hohem Niveau, auf dem sich beide Einspielungen bewegen, gefällt mir die Leinsdorf-Aufnahme aus den genannten Gründen doch besser auf die Leibowitz-Aufnahme.


    So etwas hört man nicht alle Tage.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    Leinsdorf (RCA) scheint ja auch wieder ein wahnsinnig toller Beethoven-Zyklus zu sein, der es in sich hat. Das zeigen Deine dankenswerten bisherigen Eindrücke deutlich.
    Auch das diese bisher bei Dir vor Leibowitz stehen - das will was heissen !


    Du warst seinerzeit ja von mehreren Dirigenten bei der Achten (und den anderen Sinfonien) begeistert.
    :?: Wie siehst Du den Unterschied zu Chailly. Würdest Du Chailly oder Leinsdorf den Vorzug geben ?


    :?: Wann ist der Leinsdorf-Zyklus eigendlich aufgenommen ? Ich kann im Netz nichts genaues darüber finden.
    Klanglich OK oder sogar TOP ?



    :wacko: Ich glaube ich werde in Kürze noch schwach werden müssen und bestellen. Ich warte aber jetzt noch deine Eindrücke zur 5.-4.-3. ab ... in der amazon-Kritik soll die Eroica nicht so doll sein; warum auch immer steht da nicht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Lieber Wolfgang,


    ich habe jetzt leider wenig Zeit, aber so viel sei gesagt, die Aufnahmen liegen zwischen 1962 und 1969, gehören also zum fruchtbaren Jahrzehnt der 60er Jahre, sind also zur gleichen Zeit oder wenig später als die Leibowitz-Aufnahmen entstanden. Klanglich schätze ich sie höher und transparenter ein als die Leibowitzaufnahmen. Wie gesagt, das gilt alles für die Symphonien 7-9. Die anderen habe ich noch nicht genauer gehört. Ich habe mir wohl die ersten beiden, wenn ich mich recht erinnere, im Urlaub in der Türkei angehört.
    Die genauen Aufnahme-Daten, soweit vorhanden, gebe ich dir in meinem nächsten Posting. Die Amazon-Kritik zur Eroica könnte damit zusammenhängen, dass diese am 30. September 1962 als erste aufgenommen wurde, womöglich live?


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hier nun die versprochenen Aufnahmedaten, lieber Wolfgang.


    1. Symphonie: 23. 04. 1969,
    2. Symphonie: 06. 03. 1967,
    3. Symphonie: 30. 09. 1962,
    4. Symphonie: 23. 12. 1967,
    5. Symphonie: 08. 04. 1968,
    6. Symphonie: ? ? 1969,
    7. Symphonie: ? ? 1966,
    8. Symphonie: 24. 04. 1969,
    9. Symphonie: 21./22. 04. 1969;


    Leider sind von der 6. und 7. Symphonie nur die Jahreszahlen angegeben, und zumindest hat er an drei Tagen im April 1969 die 1. 8. und 9. Symphonie aufgenommen, möglicherweise zu dem Zeitpunkt auch die 7. Symphonie. Ich bin schon gespannt auf den Höreindruck, der mich bei der Eroica erwartet, die ja bei dem Amazon-Rezensenten nicht so gut wegkam.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Von BEETHOVEN's 8. Sinfonie wurden schon sehr viele erstklassige Aufnahmen vorgestellt, und es liegen hierzu zahlreiche hochinteressante Beiträge vor. Nicht finden konnte ich unter den verschiedenen Empfehlunen allerdings eine Einspielung, die für mich die vielleicht schönste und wertvollste ist. Ich beziehe mich dabei auf eine Live LP-Aufnahme des MARLBORO FESTIVAL ORCHESTRA unter der Leitung von PABLO CASALS, produziert durch COLUMBIA RECORDS kurz vor dem 90. Geburtstag von PABLO CASALS. Ich ließ mir diese LP 1973 aus den USA kommen, und ich bin sehr froh, dieses Dokument einer Momentaufnahme aus dem Leben dieses großen Künstlers zu besitzen. Und nicht nur dies! CASALS ist hier das Kunststück gelungen, aus 40 Individualisten, d. h. bekannten Konzertsolisten, Konzertmeistern von berühmten Orchestern, namhaften Kammermusikern und Hochschulprofessoren, die sich alle zu Ehren des großen Künstlers in dem von RUDOLF SERKIN zum Festspielort erkorenen Marlboro eingefunden hatten, eine wunderbare Einheit zu bilden. Immerhin saßen in dem Orchester renommierte Musiker wie z. B. die Geiger ZIVI ZEITLIN + JAIME LAREDO, die Cellisten HERMAN BUSCH + LYNN HARRELL, oder der Hornist MYON BLOOM!! Das Können und die große Technik der illustren Orchesterspieler treten nicht aufdringlich in den Vordergrund, sondern von dem greisen und doch noch sehr vitalen CASALS emanieren auf jeden von ihnen Spiritualität, spontane Lebendigkeit, Frische, Leidenschaft, Eindringlichkeit und Rhythmik. Höchst erstaunlich, welches Orchester der große Meister nach wenigen Proben aus diese Schmelztiegel unterschiedlichster Einzelkönner geformt hat, und wie er seine ideellen und künstlerischen Vorstellungen auf diese übertragen konnte. Dabei bekommt der kammermusikalische Touch, mit der an diese Interpreation gegangen wird, dem Werk sehr gut. Oft wird dieses auch mit einem zu großem Orchester gespielt, wie es von Beethoven sicher nicht vorgesehen war.


    CASAL's Tempi (8:15 - 3:40 - 4:35 - 7:46) sind - berücksichtigt man sein hohes Alter - abgesehen vom 4. Satz, recht flott, wenn auch nicht so schnell wie bei TOSCANINI. Von den bisher vorgestellten Aufnahmen kommt er damit den Sichtweisen von SCHERCHEN + GIELEN wohl am nächsten, nur im letzten Satz ist CASALS noch langsamer.


    Ich kann dieses wertvolle Zeitdokument, und diese sehr individuelle, eindrucksvolle Interpretation nur jedem empfehlen, und wer diese noch irgendwo ergattern kann, der sollte dies tun! Meine COLUMBIA LP mit dem MARLBORO FESTIVAL ORCHESTRA unter PABLO CASALS enthält übrigens auch noch MENDELSSOHN's 4. Sinfonie, eine nicht minder empfehlenswerte Einspielung!


    Viele Grüße


    wok

  • Ein sehr interessanter und informativer Beitrag, lieber wok. Kannst du Auskunft darüber geben, ob diese Aufnahme in Stereo ist und wo sie erhältlich ist.?


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da ist sie:



    Und ja: Stereo. Aufnahme 1963. Die 7. ist von 1969.


    Daneben gibt es von Casals noch die 1., 2. und 6. (alle 1969) sowie die Egmont-Ouvertüre (1970).


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke Lieber Joseph, ich werde mich drum kümemrn!


    Liebe Grüße und frohe Pfingsten


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    Ich freue mich über Dein Interesse.


    Mit der Antwort auf Deine Rückfrage kam mir bereits Joseph zuvor. Meine LP in stereo, die ich 1973 aus den USA kommen ließ, da diese in Europa nicht zu bekommen war, enthält, wie gesagt, auch die von mir ebenfalls sehr geliebte 4. Sinfonie von Mendelsssohn , die Joseph nun nicht erwähnt. Möglicherweise gibt es diese nicht als CD. Da müßte ich einmal auf die Suche gehen. Über deren Interpretation kann ich auch nur ähnlich Positives berichten. Ich besitze übrigens auch eine LP mit einem Interview und Konzertproben mit Casals "A living portrait". Hochinteressant und ein weiteres für mich sehr wertvolles Dokument von diesem Ausnahmekünstler und großartigen Menschen.


    Viele Grüße


    wok

  • Interesse halber: Was um alles in der Welt ist das Malboro Festival Orchestra?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich habe gerade recherchiert: Es gibt die 4. von Mendelssohn unter Casals ebenfalls auf CD, wenn auch nur noch gebraucht und überteuert:



    Danke, lieber Willi, dir und allen anderen auch ein frohes Pfingsten!


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    MSchenk: Interessehalber: Was um alles in der Welt ist das Marlboro Festival Orchestra?

    Loeber MSchenk, das Marlboro Festival Orchestra ist das Orchester des seit 1951 in Marlboro, Vermont, stattfindenden Kammermusikfestivals, das von den beiden berühmten PianistInnen Mitsuko Uchida und Richard Goode geleitet wird. Beide habe ich schon mehrfach in Solokonzerten erlebt, in Köln, Mülheim, Essen und Dortmund, teils auch beim klavierfestival Ruhr.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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