Die schönsten Balladen -Vol.2 - ihre Interpreten

  • Da der Thread "Die schönsten Balladen - ihre Dichter und Komponisten" allmählich vom Thema abkommt, nämlich von den Textidichtern und Komponisten - im Falle Loewes eine Personalunium - zu den Sängern , bzw Interpreten, womit gegebenenfalls auch die Begleiter gemeint sein können - habe ich einen Spezialthread zm Thema Balladen und ihre Interpreten eröffnet. Es ist nun nicht so, daß etwa die Auswahl an Balladensängern gering wäre, schon lange vor Dietrich Fischer Dieskau hat man Balladen gesungen - hauptsächlich - aber nicht ausschließlich - von Loewe.....


    Hier kann nun jeder ungeniert seine Meinung zu diesem Thema schreiben:
    Der Thread ist eröffnet !!!


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zit: "...allmählich vom Thema abkommt, ..."


    Das verstehe ich jetzt aber absolut nicht! Da müht man sich, Carl Loewe in seiner ganz spezifischen kompositorischen Eigenart, Genialität und Größe durch Betrachtung seiner Balladen und balladesken Lieder erfassbar zu machen, - und dann liest man dieses.


    Ist mit der Eröffnung des zweiten Teils dieses Threads die Kritik verbunden, dass die Beiträge im alten sich zu sehr auf Carl Loewe konzentrierten und beschränkten? Das wäre verständlich. Denn es gibt jede Menge von Balladen und Balladenkomponisten jenseits von Carl Loewe.


    Warum wird dann aber bei der Eröffnung auf die Sänger und Interpreten abgestellt?

  • Es ist überhaupt keine Kritik mit der Eröffnung dieses Threads verbunden. Ich dachte lediglich, es wäre günstig, einen Thread über die Substanz der Balladen an sich und einen über die Interpreten zu haben - weil die beiden Themen möglicherweise miteinander schwer in Einklang zu bringen seien - Aber das kann natürlich jeder halten wie er will...


    Beste Ostergrüße
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    - habe ich einen Spezialthread zm Thema Balladen und ihre Interpreten eröffnet


    Ich verstehe das eher so, dass hier ein Schwerpunkt auf die Interpretation der Balladen gesetzt werden soll, weil der andere Thread sich in die Richtung entwickelte, dass zunehmend Sängernamen genannt wurden.

  • Hab verstanden. Der Thread soll gesplittet werden. Er ist nur in den letzten Beiträgen vom Thema abgekommen, und nicht "allmählich". Diese Formulierung war missverständlich.


    Dieses "Abkommen vom Thema" war in diesem Fall übrigens vorauszusehen. Als Theophilus seinen Beitrag zu Loewes "Kleiner Haushalt" mit der beiläufigen Bemerkung versah, er habe dieses kleine Werk in einer großartigen Interpretation durch Hermann Prey bei einem Liederabend in Erinnerung (und daneben auch den den Namen Hans Hotter erwähnte), da war mir klar, was dann kommen würde. Es kam prompt!

  • Und genau aus diesem Grunde hab ich den Thread gesplittet. Dieser hier soll sich mit hervorragende Interpretationen bestimmter Balladen - seien sie nun von Loewe oder nicht - auseinandersetzen - und auch mit Stimmen, Wandlungen der Interpretationen im Lauf der Tonträgergeschichte - wogegen der ander Thread sich mit Machart, Kunstkniffen der Vertonung etc. befassen kann ohne durch Interpretationsvergleiche gestört zu werden.
    LG
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bleiben wir von mir aus vorerst bei Loewe.
    Loewe war ja zu Lebzeiten laut Zeitzeugen ein hervorragender Interpret seiner Balladen, aber leider haben wir nicht die Möglichkeit das zu überprüfen. Meine Jugen, bzw Ersteindrücke waren Dietrich Fischer-Dieskau und Hermann Prey.
    Prey, dem seine Vermarkter nach dessen Tod gerne das Attribut "unvergessen" zuordneten, ist inzwischen aus den Regalen verschwunden, sprich aus dem jpc Angebot.



    Die Capriccio-Aufnahme wird jedoch bei Amazon noch angeboten. Die Hoffnung einer Neuauflage - vielleicht anlässlich Preys 100 Geburtstags (1929), da bin ich dann 80 (tot oder lebendig) habe ich nicht wirkich, Vermutlich wird mann uns dann mit einer 10CD-Box beglücken, die den Titel, "Die schönsten Volks- und Heimatlieder" trägt.......


    Fischer Dieskau hat indes seine Vormachtsstellung behaupten können, in der Form. daß zumindest alle Neuaufnahmen an im gemessen werden, dennoch sit das meiste offenbar gestrichen, ungeachtet der Tatsach, daß Besseres nie nachgekommen ist.



    Diese Doppel-CD ist ein kläglicher Rest. Ich erinnere mich dunkel, daß dieses Cover einst auf einer DGG Gesamtaufnahme prangte. Die EMI - Aufnahmen wurden wohl unwiderruflkich in den Orkus gespült,....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vermutlich wird mann uns dann mit einer 10CD-Box beglücken,


    Die gibt es schon:



    davon ist 1 CD Operette, 2 x Opernarien.


    Der Rest sind 7 CDs mit Liedern und Balladen von Schubert, Schumann, Brahms, Beethoven, Liszt, Loewe, Weber, Zelter, Reichardt & Spohr.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Warum wird dann aber bei der Eröffnung auf die Sänger und Interpreten abgestellt?

    Weil es Mitglieder gibt, die sich mehr für schöne Stimmen (Mezzo bis Bass) bei diesen Balladen interessieren, als für philosophische Betrachtungen der einzelnen Liedtexte. Ich gehöre auch dazu. Im Regal stehen 20 verschiedene Interpreten mit Loewe-Balladen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Bernward Gerlach bemerkt zu meiner Frage: "Warum wird dann aber bei der Eröffnung auf die Sänger und Interpreten abgestellt? "


    "Weil es Mitglieder gibt, die sich mehr für schöne Stimmen (Mezzo bis Bass) bei diesen Balladen interessieren, als für philosophische Betrachtungen der einzelnen Liedtexte. "


    Meine Frage hatte sich erledigt, denn sie stellte sich als ein dummes Missverständnis meinerseits heraus, - wie man nachlesen kann. Warum ein nochmaliges Darauf-Eingehen hier?


    Um das noch einmal klarzustellen: Ich habe nicht das Mindeste dagegen einzuwenden, dass man sich für "schöne Stimmen" interessiert. Ich mag sie ja auch. Aber was nützt es, wenn man sich damit begnügt, darauf hinzuweisen, dass man 20 verschiedene Interpreten von Loewe-Balladen im Schrank stehen hat, ohne dass man auch nur ein einziges Wort darüber verliert, wie diese Sänger die einzelnen Balladen interpretieren.


    Ich frage mich zum Beispiel, ob man zum Balladen-Singen eine bestimmte stimmliche und sängerische Disposition braucht. Stellt die Ballade andere Anforderungen an den Sänger als ein lyrisches Lied? Wenn ja, welche sind das? Sind Balladen vielleicht eher etwas für männliche Stimmen? Oder gibt es auch große weibliche Interpretinnen?


    Ich hätte noch mehr Fragen. Sie richten sich an diejenigen mit den zwanzig Aufnahmen im Schrank.

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  • Zitat

    Im Regal stehen 20 verschiedene Interpreten mit Loewe-Balladen.


    Lieber Bernward,
    hast Du dich als begeisterter Sänger-Sammler da nicht vertan? „Nur“ 20 Loewe-Interpreten?
    Wenn man die alte Garde wie zum Beispiel Peter Anders, Josef Greindl, Josef von Manowarda, Arno Schellenberg usw. – damals wurden ja noch mehr Lieder von Carl Loewe gesungen – beiseite lässt, kommt man auf weit mehr Aufnahmen, die in den letzten Jahrzehnten produziert wurden; cpo hat ja schon alleine 21 CDs auf den Markt gebracht.
    Meine Interpretenliste sieht so aus (erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit). Ich stelle das nicht ein um Dich zu „toppen“, sondern um Interessierten zu zeigen, was so alles im Prinzip vorhanden ist. Sicher kenne ich nicht alle Aufnahmen, habe mich aber in den letzten zwanzig Jahren stets bemüht Lieder und Balladen von Loewe zu bekommen und hier ist das Ergebnis.


    Adam, Theo
    Anheisser, Wolfgang
    Bollacher, Sebastian
    Danz, Ingeborg
    Elsner, Christian
    Fassbaender, Brigitte
    Fischer-Dieskau, Dietrich
    Groop, Monica
    Hauptmann, Cornelius
    Hermann, Roland
    Holl, Robert
    Hollweg, Werner
    Hotter, Hans
    Jänicke, Yvi
    Kaufmann, Julie
    Kobow, Jan
    Kränzle, Johannes Martin
    Mammel, Jörg
    Mathis, Edith
    Morten, Ernst Lassen
    Mc Daniel, Barry
    Mertens, Klaus

    Morten, Ernst Lassen
    Mohr, Thomas
    Moll, Kurt
    Prey, Hermann
    Prégardien, Christoph
    Quasthoff, Thomas
    Ridderbusch, Karl
    Rohr, Otto von
    Rootering, Jan Hendrik
    Rossmanith, Gabriele
    Schmidt, Andreas
    Traxel, Josef
    Trekel, Roman
    Vermillion, Iris
    Weikl, Bernd
    Wörle, Robert
    Ziesak, Ruth

  • Zitat

    Ich frage mich zum Beispiel, ob man zum Balladen-Singen eine bestimmte stimmliche und sängerische Disposition braucht. Stellt die Ballade andere Anforderungen an den Sänger als ein lyrisches Lied? Wenn ja, welche sind das? Sind Balladen vielleicht eher etwas für männliche Stimmen? Oder gibt es auch große weibliche Interpretinnen?

    Meine Aussage erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch und kommt aus dem „Bauch“, ist also eine ganz persönliche Sicht der Dinge.
    Speziell bei Loewe-Balladen bevorzuge ich bei den Herren eher den Bariton oder Bass. „Archibald Douglas“ muss nicht von einer Frau gesungen werden …
    Bei den Damen Mezzosopran und Alt, wenn es sich um Loewes Lieder handelt. Um dies zu präzisieren nenne ich das Lied „Szene aus Faust, aus Sechs Lieder, Nr.1“
    Diese Aufnahme habe ich von Brigitte Fassbaender (Mezzosopran) und eine historische Aufnahme (1943) mit der Altistin Gertrude Pitzinger. Beide Aufnahmen sind hohe Gesangskultur, aber es ist kein Balladengesang.

  • Ich hatte ein paar Fragen gestellt. Was ich im Anschluss darauf hier lese, treibt mich buchstäblich in die Flucht aus diesem Thread.


    Ich werde das tun, was man hier - in Sängerkult-Kreisen - "philosophische Betrachtung der einzelnen Liedtexte" (Originalton Bernward Gerlach) nennt.


    Das heißt: Ich werde mich im Parallelthread der Betrachtung der musikalischen Gestalt einer Ballade zuwenden und hinhören auf das, was sie uns zu sagen hat.


    Wer sie singt, das ist mir dabei völlig egal.

  • Wenn ich meinen letzten Beitrag hier lese, denke ich: War mal wieder so eine ausgesprochen dumme Reaktion. Gleichwohl ist natürlich die Frage zu stellen, was es für einen Sinn hat, anderen Menschen mitzuteilen, wieviel Aufnahmen von den Werken eines bestimmten Komponisten man im Schrank hat. Eigentlich, so denke ich, geht es doch darum, Aussagen darüber zu machen, wie die Interpretation dieses oder jenes Sängers, bzw. dieser oder jener Sängerin zu beurteilen ist. Und das wiederum ist nur zu leisten, wenn man die Interpretation auf dem Hintergrund des musikalischen Werkes und seiner spezifischen Faktur betrachtet.


    Ich hatte die Frage gestellt, ob Balladen - eben infolge ihrer spezifischen musikalischen Struktur - ganz eigene Anforderungen an den Interpreten stellen. Das kann man konkretisieren. Eine Ballade weist ja in der Regel epische Elemente, lyrische Passagen und oft auch dialogische auf, wörtliche Rede und Gegenrede also. Die Frage ist nun, in welch differenzierter Weise ein Sänger sich auf diese komplexe Binnenstruktur einlässt. Soll er es überhaupt? Wenn ja, in welchem Maß? Soll er sich zum Beispiel - ähnlich wie auf der Bühne - in die Rolle eines Sprechers hineinversetzen? Oder gar in seine Gefühle? Oder ist es besser, wenn er die Ballade aus einer bestimmten interpretatorischen Distanz singt? Etwa um Überinterpretation zu vermeiden oder der Gefahr zu entgehen, zu dick aufzutragen.


    Was ich in der Regel an solchen Beiträgen, die auf einen bestimmten Sänger verweisen und ihn loben (zumeist mit einem CD-Cover garniert), vermisse, das ist ein differenziertes Eingehen auf seine Leistung unter solchen Fragestellungen, wie ich sie oben aufgelistet habe. Man liest da - wenn überhaupt! - allenfalls über die "meisterhafte Atemkunst" und das "wunderbare Legato", und das war´s dann. Das sind Aussagen von solcher Allgemeinheit, dass man sich als Leser kein wirkliches Bild von der Leistung einer Sängerin oder eines Sängers auf dem Hintergrund der Anforderungen des jeweiligen Werkes bilden kann.

  • Man kann sich in der Tat kein Bild von der Leistung eines Sängers machen. wenn man eine Kritik über ihn liest.
    Zudem gibt es (zumindest) zwei Arten von Sängern: Jene, deren Vortrag darauf ausgerichtet ist, die Schönheit ihrer Stimme - so vorhanden - zum Ausdruck zu bringen und deren Antipoden, deren Vortrag man im allgemeinen als "intelligent" bezeichnet.

    Letztere sind Gelegentlich am Ende ihrer Karriere angelangt und machten stimmliche Defizite durch perfekten Vortrag wett.
    Die Menschheit jedoch ist, wie sie ist: Sie gibt einem hohen C oder einer betörenden oder beeindruckenden Stimme, einer virtuosen Koloratur meist den Vorzug gegenüber anderen Merkmalen.
    Loewe, der seine Balladen oft selber vortrug, war selbst von dieser "Unart" nicht frei. Als er - nicht mehr ganz jung an Jahren - in Wien stürmische Erfolge feierte, da hielt er dies schriftlich fest, mit dem Zusatz, daß die guten Wiener ja leider nur einen Abglanz einstiger Schönheit seiner Stimme vermittelt bekommen hätten - wie hätten sie erst 20 Jahre früher gejubelt.....
    Ich hatte mir die abgebildete CD vor etlichen Wochen auf meine Wunschliste gesetzt, weil sie meiner Meinung nach ein guter Hinweis darauf wäre, wie man in früheren Zeiten Loewe interpretiert hat (und da gab es schon einiges Extreme - zumindest vom heutigen Standpunkt aus) Aber sie ist inzwischen gestrichen und wenn ein Anbieter meint, er könne für diese wirklich historisch klingenden Aufnahmen 50 Euro ergattern, dann lasse ich ihn gern in dem Glauben.
    Ich werde versuchen diese CD in einem der doch noch zahlreichen Schallplattenläden Wiens zu ergattern.....
    Inzwischen werde ich darüber nachdenken, wie Loewes Balladen aus heutiger Sicht zu bewerten seien, bzw welche Interpretation sie verlangen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich werde das tun, was man hier - in Sängerkult-Kreisen - "philosophische Betrachtung der einzelnen Liedtexte" (Originalton Bernward Gerlach) nennt.


    Das heißt: Ich werde mich im Parallelthread der Betrachtung der musikalischen Gestalt einer Ballade zuwenden und hinhören auf das, was sie uns zu sagen hat.

    Es geht doch. Prima. Und ich werde ein eifriger Leser dieser Beiträge sein. Die Informationen bekomme ich so schneller, als in dicken Büchern nachzuschlagen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich werde mich im Parallelthread der Betrachtung der musikalischen Gestalt einer Ballade zuwenden und hinhören auf das, was sie uns zu sagen hat.


    Darf ich auch selbst entscheiden, was mir eine Ballade zu sagen hat oder nicht oder wird dies apodiktisch festgelegt?


    :hello:

  • Alfred Schmidt meint: "Man kann sich in der Tat kein Bild von der Leistung eines Sängers machen. wenn man eine Kritik über ihn liest."


    Und diesbezüglich ist ihm natürlich voll und ganz zuzustimmen. Sollte diese Feststellung freilich ein Reaktion auf meinen vorangehenden Beitrag sein, so möchte ich darauf hiweisen, dass ich selbstverständlich nicht meinte, dass sich aus einer "kritischen Stellungnahme" zu einer Interpretation von Loewe-Balladen schon ein wirkliches Bild von der Leistung eines Sängers ergeben könne. Man muss diese Interpretation schon selbst hören, um dieses Bild zu gewinnen.


    Was eine Kritik, so sie denn gut ist, aber leisten kann, dass ist so etwas wie Ein "Aha-Effekt". Es kann einem gleichsam bewusst gemacht werden, was man beim Hören zwar schon fühlte, aber noch nicht als eine spezifische Eigenart der Interpretation - sei es eine positive oder eine negative - bewusst wahrgenommen hatte.

  • Ich weiß nicht genau, ich ahne allenfalls, was der geschätzte Helmut Hofmann unter "Sängerkult-Kreisen" versteht. Bei Loewe jedenfalls lässt sich kein irgendwie gearteter Kult betreiben. Deshalb ist er heutzutage so selten auf Programmzetteln zu finden. Das war nicht immer so. Um darauf abzuheben, möchte ich die Liste von hart um etwa sechzig Namen erweitern:


    Abendroth, Martin
    Adam, Theo
    Anders, Peter
    Andrésen, Ivar
    Anheisser, Wolfgang
    Banse, Julia
    Baum, Günter
    Bender, Paul
    Bockelmann, Rudolf
    Bohnen, Michael

    Bollacher, Sebastian
    Bronsgeest, Cornelius
    Cordes, Marcel
    Culp, Julia
    Czerwenka, Oskar

    Danz, Ingeborg
    Demuth, Leopold
    Elsner, Christian
    Erb, Karl
    Eweyk, Arthur von

    Fassbaender, Brigitte
    Firchow, Hermann
    Fischer-Dieskau, Dietrich
    Forrester, Maureen
    Frantz, Ferdinand
    Greindl, Josef

    Groop, Monica
    Gura, Hermann
    Hampson, Thomas
    Hann, Georg
    Harbich, Alfred

    Hauptmann, Cornelius
    Hawlata, Franz
    Heinemann, Alexander
    Helgers, Otto

    Hermann, Roland
    Henschel, Georg
    Holl, Robert
    Hollweg, Werner
    Hotter, Hans
    Hüsch, Gerhard
    Jacob, Karl
    Jänicke, Yvi
    Kaufmann, Julie
    Kernic, Beatrix
    Knüpfer, Paul

    Kobow, Jan
    Kohn, Karl Christian
    Kränzle, Johannes Martin
    Lashanska, Hulda
    Lott, Felicity
    Ludwig, Walther
    Manowarda, Josef von

    Mammel, Jörg
    Mathis, Edith
    Mayr, Richard
    Morten, Ernst Lassen
    Mc Daniel, Barry
    Mertens, Klaus
    Morten, Ernst Lassen
    Mohr, Thomas
    Moll, Kurt
    Mysz-Gmeiner, Lula
    Nissen, Hans Hermann
    Onegin, Sigrid
    Pillti, Lea
    Pitzinger, Gertrud

    Prey, Hermann
    Prégardien, Christoph
    Quasthoff, Thomas
    Ratz-Brockmann, Julius
    Rehtberg, Elisabeth

    Ridderbusch, Karl
    Rittmann, Carl
    Rohde, Wilhelm

    Rohr, Otto von
    Rootering, Jan Hendrik
    Rossmanith, Gabriele
    Rost, Karl
    Sande, Louis van de
    Scheidemantel, Karl
    Scheidl, Theodor
    Schellenberg, Arno
    Schey, Hermann
    Schipper, Emil
    Schlusnus, Heinrich

    Schmidt, Andreas
    Schmitt-Walter, Karl
    Schützendorf, Leo
    Schwarzkopf, Elisabeth
    Slezak, Leo
    Steiner, Franz
    Strienz, Wilhelm
    Tauber, Richard

    Traxel, Josef
    Trekel, Roman
    Vermillion, Iris
    Völker, Franz
    Waechter, Eberhard
    Watzke, Rudolf

    Weikl, Bernd
    Willy, Johannes
    Wörle, Robert
    Ziesak, Ruth


    Muss ich mich jetzt entschuldigen, dass ich in der Tat mit allen diesen Sängerinnen und Sängern Aufnahmen in meinem Archiv habe? Sicher sind es noch viel mehr, denn ich habe die Digitalisierung meiner Bestände noch längst nicht abgeschlossen. Betreibe ich nun Sängerkult? Mich interessiert, wie sich der Wandel in der Interprertation von Loewe über das zurückliegende Jahrhundert hinweg äußert. Ist er uns am Ende durch die belehrenden Interpretaitionen der Altvorderen verhagelt worden? Das ist vieles dran. Eine meiner wichtigsten Entdeckungen in jüngster Zeit ist Alexander Heinemann (1873-1918) gewesen. Es passt, dass ich hier aus einer eigenen Besprechung einer Lied-CD zitiere, die bei der Frida-Leider-Gesellschaft erschienen ist: "Im Gegensatz zu seinen singenden Zeitgenossen pflegt Heinemann nicht die seinerzeit weit verbreitete Strenge des Kammersängers. Er singt bei aller Exaktheit leicht und frei, nicht so konventionell und altmodisch, wie es seine Lebensdaten erwarten ließen. Deshalb gelingen ihm die Carl-Loewe-Lieder (Fridericus Rex", Die Uhr oder Prinz Eugen) so gut. Seine Faszination ist für mich auch seine Empfindlichkeit. Denn sehr belastbar scheint dieses Organ nicht gewesen zu sein, was sich aus seiner labilen körperlichen Verfassung erklären würde. Heinemann ist kein fröhlicher Genosse, wenn er auch leichte Kost (Hans und Liese oder Phyllis und die Mutter) im Angebot hat. Der Schein trügt, Fröhlichkeit ist mehr Sehnsucht nach der Fröhlichkeit als die Fröhlichkeit selbst. So sollte es ja auch sein bei der Interpretation romantischer Lieder. Ja, Heinemann ist ein Gezeichneter und damit ideal für Schubert (Ständchen) und Schumann (Ich grolle nicht). Seine Interpretationen wirken zudem offen und haben nichts Verbieterisches. Kein einziger Titel klingt so, als müsste es so sein und sei überhaupt keine andere Darstellung möglich."


    Es ist mir nicht gegeben, Lieder ausschließlich aus dem Notenblatt heraus zu erfassen. Ich muss sie hören, möglichst von vielen Interpreten. Danach mache ich mir mein ganz persönliches Bild. Eines ist mir aber auch klar geworden: Fischer-Dieskau oder auch Prey, die außerordentlich viel getan haben für Loewe, seine Lieder und Balladen, haben sie mir auch schon mal verhagelt. Offenbar können Lieder auch kaputtinterpretiert werden. Hattet Ihr, die sich diesen Beitag antun sollten, auch schon einmal diese Erfahrung? Deshalb finde ich die Gesamtaufnahme der Loewe-Lieder von cpo, die offensichtlich auch hart in seinem Besitz hat, so segensreich.



    Alle Mitwirkenden versuchen einen neuen, unverstellten, freien Ansatz und sind damit gar nicht so weit entfernt von Heinemann, dem das vor fast hundert Jahren gelang.


    Ein britischer Sammler hat alle Loewe-Liedaufnahmen, die je auf Tonträgern erschienen sind, testamentarisch der Loewe-Gesellschaft in Löbejün (Sachsen-Anhalt) übereignet. Dort können sie auch gehört werden.


    Es grüßt sehr herzlich Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Rheingold1876 möge mir bitte nicht böse sein, wenn es mir angesichts einer solchen Interpretenliste die Sprache verschlägt. Wozu muss ich, so frage ich mich, die Balladen Loewes in einer solchen Menge von Aufnahmen zur Verfügung haben? Wenn ich mich mit ihnen wirklich intensiv beschäftigen möchte, benötige ich - zusammen mit dem Notentext - vielleicht zwei bis drei Aufnahmen, aber auf keinen Fall mehr. Handelt es sich dabei um notengetreue Interpretationen, dann enthalten sie die ganze Musik, die Loewe komponiert hat. Und um die geht es doch eigentlich.


    Sinn hat eine solche Liste nur dann, wenn man sich - wie Rheingold das ja auch andeutet - mit der Geschichte der Loewe-Interpretation beschäftigt. Aber eben nur dann.

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  • Rheingold1876 möge mir bitte nicht böse sein, wenn es mir angesichts einer solchen Interpretenliste die Sprache verschlägt. Wozu muss ich, so frage ich mich, die Balladen Loewes in einer solchen Menge von Aufnahmen zur Verfügung haben?


    Lieber Helmut,


    keiner sagt, dass Du die Balladen Loewes in einer solchen Menge von Aufnahmen zur Verfügung haben musst.


    Und noch viel weniger gibt jemand Gründe dafür an, warum Du die Balladen Loewes in einer solchen Menge von Aufnahmen zur Verfügung haben musst.


    Rheingold wollte es - das genügt! Da steht es mir nicht an, darüber zu richten.


    Wenn Rheingold uns seine Beweggründe erläutern will - gut! Wenn nicht - auch gut!


    In unserem Land darf man so leben. Man darf sogar Filme sehen wie "Der Club der toten Dichter".


    Für diese Freiheit sind Menschen gestorben. Und sie sterben andernorts immer noch dafür.


    :hello:

  • Falls Rheingold meine Stellungnahme liest, wird ihm deren Einleitung nicht entgehen. Sie lautet: "Rheingold möge mir bitte nicht böse sein..."


    Ich habe mein ganz und gar subjektives Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, dass jemand eine derartig umfagreiche Sammlung von Loewe-Interpretationen besitzt. Man wird doch noch einmal staunen und sich wundern dürfen. Und sich die Frage stellen, wozu das alles gut sein soll. Ich möchte meine Mit-Forianer in ihrem Umgang mit dem Thema Kunstlied gerne verstehen. Moralisch angehauchte Ratschläge nehmen sich gegenüber diesem Sachverhalt recht seltsam aus.

  • Ich bin immer überrascht wie verschieden man doch an Probleme herangehen kann. Ich glaube, daß die wenigsten Menschan, die irgendwann in ihrem Leben eine Loewe-Ballade gehört haben, sich ernstlich darüber Gedanken darüber gemacht haben, wie diese denn nun korrekt zu interpretieren seien. Das hat durchaus verschiedene Gründe. Zum einen hat Loewe eine ganze Reihe "Ohrwurmthemen" komponiert, die zudem oft keine übergroßen Anforderungen an die Stimme des Ausführenden stellten, also den Sängern schmeichelten, zum andern hat man speziell im 20 Jahrhundert ein wenig als "biedermeierlich" abgetan - und nicht ernst genommen. das ist durchaus nicht besorgniserregend, denn diese Einschätzung wurde auch zahlreichen anderen veritablen Größen des 19. Jahrhunderts zuteil. Das gleicht die Zeit dann wieder aus.


    Helmut befasst sich gerne -(und das macht er ganz ausgezeichnet !!) mit dem Problem, inwieweit eine Komposition, bzw deren Ausführung durch den Interpreten mit den Intentionen des Dichters übereinstimmt, ob der Komponist (selbst wenn er in Personalunion mit dem Dichter ist kann das schiefgehen) den Kern der Dichtung getroffen hat.


    Andere Leute haben jedoch andere Schwerpunkte. Zwar befassen sie sich ebenfalls mit der Aussage des Interpreten, aber es interessiert sie mehr, wie denn der betreffende das "Problem" subjektiv löst. Es hat Fälle gegeben, wo die Persönlichkeit des Sängers so dominant war, daß Dichtung und Komposition verblasste, es zählten nur die Interpretation UND die STIMME. Man darf nicht vergessen, daß wenn ( nur als teoretisches Beispiel) Dietrich Fischer Dieskau und Hermann Prey, genau die gleiche Diktion und Interpretation einstudiert hätten und das Ergebnis jeweils hervorragend wäre, noch der Unterschied in der STIMME bliebe. Und manche Menschen geben halt alles für eine schöne und gleichzeitig charakteristische Stimme....
    Die Werke haben in deren Augen allenfalls die Aufgabe eines Vehikels - (man steinige mich !! :stumm: )


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zit. Alfred Schmidt: "Die Werke haben in deren Augen allenfalls die Aufgabe eines Vehikels -"
    Nein! Das kann ich nicht glauben! Gibt es diese Leute wirklich?


    Aber dem, was ich hier zur Bedeutung der Stimme beim Liedgesang lese, muss ich allein schon deshalb zustimmen, weil ich es seit Anbeginn meiner Beschäftigung mit dem Kunstlied immer wieder erlebt habe. Wobei es natürlich nicht nur um die Stimme als organisches Instrument geht, sondern um den Menschen, der sie als solches liedinterpretatorisch benutzt.


    Eigentlich ist es der Mensch, die Sängerpersönlichkeit und ihr ganz persönliches Verständnis des jeweiligen Werkes, um das es beim Hören der verschiedenen Aufnahmen von Liedern geht. Das hat, und das gebe ich ja gerne zu, etwas Faszinierendes, weil man die lebendige Auseinandersetzung eines Menschen mit einem musikalischen Werk hörend miterlebt, - ja nachvollzieht.


    Wenn man sich unter diesem Aspekt durch seine Sammlung im Schrank gleichsam "hindurchhört", so ist das sicher interessant, reizvoll, sinnlich und intellektuell bereichernd und deshalb in keiner Weise zu kritisieren. Denn letzten Endes zielt ja diese Form des Hörens, über die jeweilige Stimme hindurch, letzten Endes auf das Werk und die sich in der Interpretation gleichsam stimmlich materialisierende Auseinandersetzung mit ihm.


    Man verübele es mir bitte nicht, wenn ich den Verdacht hege, dass dieses nicht allzu oft das wahre Motiv dafür ist, dass man so viele Aufnahmen desselben Liedes oder Liedwerkes in seinem Schrank stehen oder liegen hat.

  • Zitat

    Um darauf abzuheben, möchte ich die Liste von hart um etwa sechzig Namen erweitern:

    Lieber Rheingold,


    schön, dass hier noch einige aktuelle Namen in Deiner Liste auftauchen, aber ich hatte bei meiner Namensliste die "alte Garde" ausdrücklich nicht berücksichtigt, also die neun Loewe CDs der Raucheisen-Edition ausgeklammert.



    Zitat

    Wenn man die alte Garde wie zum Beispiel Peter Anders, Josef Greindl, Josef von Manowarda, Arno Schellenberg usw. – damals wurden ja noch mehr Lieder von Carl Loewe gesungen – beiseite lässt, kommt man auf weit mehr Aufnahmen, die in den letzten Jahrzehnten produziert wurden; cpo hat ja schon alleine 21 CDs auf den Markt gebracht.

    Ich habe sie ausgeklammert, weil damals anders gesungen wurde (man höre Der Nöck von Wilhelm Strienz gesungen). Mich interessiert was Interpreten der Fischer-Dieskau - Ära aus den Balladen Carl Loewes gemacht haben.



    Zitat

    sich ernstlich darüber Gedanken darüber gemacht haben, wie diese denn nun korrekt zu interpretieren seien

    Eine korrekte Interpretation? Welche Maßstäbe sollten gelten? Der Sänger oder die Sängerin müssen ein Stück gründlich erarbeiten und davon überzeugt sein, dass es so gut ist - dann bieten sie es ihrem Publikum an.

  • Ich hatte mir die abgebildete CD vor etlichen Wochen auf meine Wunschliste gesetzt, weil sie meiner Meinung nach ein guter Hinweis darauf wäre, wie man in früheren Zeiten Loewe interpretiert hat (und da gab es schon einiges Extreme - zumindest vom heutigen Standpunkt aus) Aber sie ist inzwischen gestrichen und wenn ein Anbieter meint, er könne für diese wirklich historisch klingenden Aufnahmen 50 Euro ergattern, dann lasse ich ihn gern in dem Glauben.


    Es handelt sich um ein Album mit zwei CDs. Du sprichst von einer, lieber Alfred. Und schon wird es etwas billiger. Inzwischen ist dieses Album wirklich sehr selten und hat einen gewissen Sammlerwert erlangt. Ist das nicht auch gut so? In einem anderen Thread war die Frage sehr kontrovers diskutiert worden, ob CDs im Laufe der Zeit eine Wertsteigerung erfahren können? Ich bin grundsätzlich skeptisch, an diesem Beispiel aber lasse ich mich gern widerlegen und freue mich, dass es doch einen Wertzuwachs geben kann. Wollte ich mich mit Loewe beschäftigen, dieses Album würde ich auch für 50 Euro kaufen. Wenn ich mich recht erinnere, war es seinerzeit bei der Neuanschaffung auch nicht das, was gemeinhin für günstig gilt. Preiser ist nun mal vergleichsweise anspruchsvoll bei der Preisgestaltung wie beim Angebot. Die Aufnahmen klingen natürlich historisch, wie sollten sie auch anders klingen bei ihrem hohe Alter. Ist das nun eine Wertminderung? Nein, finde ich. Was für Bilder und andere Kunstwerke gilt, sollte auch für Musikträger gelten dürfen. In dem Album wird in der Hauptsache auf sehr seltene Aufnahmen zurückgegriffen, die sonst nur auf Schelllacks zu finden sind. Für Anfänger ist dieses Album wirklich nichts. Aber es ist faszinierend, ein bisschen so, als würden wir plötzlich hören können wie Goethe oder Wagner gesprochen haben oder Farinelli in seinen Glanzzeiten gesungen hat.


    Dennoch wünsche ich Dir, lieber Alfred, dass Du in einem der Wiener Plattenläden Erfolg hast.


    Es grüßt sehr herzlich Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich muss sie hören, möglichst von vielen Interpreten. Danach mache ich mir mein ganz persönliches Bild.

    Tolle Liste, Florian Boesch, Heinz Hoppe und Rudolf Schock fehlen aber.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)