Hallo!
Da nun schon vermehrt Beiträge um Vierne im Forum auftauchten, eröffne ich mal einen Louis Vierne-Orgel-Thread. Er hat es (meiner bescheidenen Ansicht nach) verdient. Petemenovas Vierne-Anfrage soll der "Aufhänger" sein (s.u.).
Zuvor aber kurz zu Person und Künstler:
Louis Vierne wurde 1870 in Poitiers geboren und litt seit seiner Geburt an einem Grauen Star. Durch eine Operation in seiner Kindheit erhielt er zumindest etwas Sehkraft. Er besuchte das Blindeninstitut und studierte von 1890-98 am Pariser Conservatoire Orgel bei César Franck, Charles-Marie Widor und Alexandre Guilmant. 1984 gewinnt er den 1. Preis für Orgel.
1892 ernannte ihn Widor zu seinem Stellvertreter an St. Sulpice (Paris). 1900 gewann Vierne den legendären Wettbewerb um die Organistenstelle an der Kathedrale Notre-Dame de Paris.
Vierne unterrichtete als Assistent von Guilmant am Conservartoire, später auch an der Schola Cantorum. Sein Schülerkreis umfasst namhafte Musiker wie Joseph Bonnet, Marcel Dupré, Maurice Duruflé u.v.a.m.
Er unternimmt ausgedehnte Konzerttourneen in Europa und den USA.
Sein Leben ist gezeichnet von zahlreichen schweren Schicksalschlägen, angefangen von seinem unrobusten Gesundheitszustand, seinen Augenkrankheiten, die ihn zu einem mehrjährigen Kuraufenthalt zwangen und letztendlich zu seiner vollständigen Erblindung führten, Geldsorgen und diverse Intrigen und Affairen im Privat- und Berufsleben.
1937 stirbt er während eines Orgelkonzertes am Spieltisch "seiner" Orgel in Notre-Dame an einer Embolie.
Weiter Infos unter http://www.louisvierne.net/
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Vierne, Louis (1870-1937)
Orgelsymphonien Nr. 1-6
Jeremy Filsell / Cavaille-Coll-Orgel St. Ouen Rouen
Signum
DDD, 2004
ZitatOriginal von petemonova
Karsten: Deine Einschätzung zum Vierne?
Zum (noch aktuellen) Sonderpreis ist die Aufnahme wirklich ein Schnäppchen.
Jeremy Filsell spielt technisch sehr souverän und es macht ihm sichtlich Spass, diese Literatur an der berühmten Orgel in St. Ouen, Rouen einzuspielen. Wobei allerdings diese Wahl des legendären Instrumentes wirklich nicht sonderlich "spannend" ist.
Im Vergleich zu anderen Aufnahmen (und es gibt mittlerweile SEHR viele Aufnahmen von St. Ouen) gefällt mir das Klangbild nicht ganz. Zwar steht im (leider nur englischsprachigen, aber durchaus informativen) Booklet, dass die Mikrofone relativ nahe an den Orgelgehäusen platziert wurden, um die musikalischen Strukturen besser zur Geltung zu bringen, aber für meinen subjektiven Eindruck ist gerade das akustische Einfangen der Orgel anderen Labels (zB MDG) "besser" gelungen. Das ist allerdings nur mein persönlicher Eindruck, der an dem insgesamt sehr positiven Eindruck der Aufnahme nichts ändert.
Das Booklet (wie schon erwähnt nur in englischer Sprache) enthält neben allgemeinen Abschnitten über Vierne und seine Musik Werkerläuterungen zu den sechs Sinfonien, eine Künsterlbiografie, Standardinfos zur Orgel und Gedanken des Interprten zur vorliegenden Aufnahme.
Gruß
Karsten