TMOO - Parsifal




  • Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5


    Parsifal (Wolfgang Windgassen): 5
    Gurnemanz (Ludwig Weber): 5
    Amfortas (George London): 5
    Klingsor (Hermann Uhde): 5
    Kundry (Martha Mödl): 5


    Restbesetzung: 5


    Gesamtwertung: 35 / 7 = 5


    Tonqualität: 3




  • Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele - Knappertsbusch - 5


    Parsifal - Jess Thomas 5
    Kundry - Irene Dalis 5+
    Gurnemanz - Hans Hotter 4
    Klingsor - Gustav Neidlinger 5
    Amfortas - George London 5




    Wertung: 29/6 = 4,83


  • BITTE VERDOPPELN!!!Obwohl ich kein Wagnerianer bin!

  • R. Wagner: Parsifal - CD DG 2006



    Christian Thielemann, Orchester der Wiener Staatsoper: 5 (überragend)


    Parsifal (Plácido Domingo): 2,5 (fürchterlich; stimmlich angeschlagen und man versteht kein Wort)
    Gurnemanz (Franz-Josef Selig): 3,5 (nicht übel)
    Amfortas (Falk Struckmann): 4,5 (sehr gut)
    Klingsor (Wolfgang Bankl): 3,5 (O.K.)
    Kundry (Waltraud Meier): 4 (immer noch gut)


    Restbesetzung: 4


    Gesamtwertung: 27 / 7 = 3,86


    Tonqualität: 3 (furchtbar schlecht für 2006)


    Eine Aufnahme, die von der Orchesterleistung unter Thielemann lebt. Die Meier hat ihre Glanzzeiten hinter sich, aber immer noch ansprechend. Überraschend gut Struckmann. Der stimmliche Niedergang Domingos wird noch überboten von seinem furchtbaren Deutsch (eigtl. bin ich ein Domingo-Fan, aber wir müssen objektiv bleiben). Die restliche Besetzung ist in Ordnung, weder besonders toll, noch besonders schlecht. – Die Deutsche Grammophon Gesellschaft täte gut daran, Thielemann den "Parsifal" nochmal im Studio aufnehmen zu lassen, mit einem passenderen Parsifal-Sänger und ohne die furchtbaren Live-Geräusche, gegen die selbst die alten Knappertsbusch-Aufnahmen geräuscharm sind.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • R. Wagner: Parsifal - CD GM 1956



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5 (zum Kna-"Parsifal"-Dirigat braucht man eigtl. nicht viel sagen: weihevoll und erhaben)


    Parsifal (Ramón Vinay): 5 + (sehr prägnante, eindrucksvolle und gut geführte Stimme, die den Jüngling reifer erscheinen läßt)
    Gurnemanz (Josef Greindl): 5 + (einer der besten Gurnemanz-Sänger: menschlich und einfühlsam gesungen)
    Amfortas (Dietrich Fischer-Dieskau): 5 + (eine seiner besten Leistungen; noch jugendlicher als bei Solti anderthalb Jahrzehnte später)
    Klingsor (Toni Blankenheim): 5 (finstere Darstellung des Bösewichts, die überzeugt)
    Kundry (Martha Mödl): 5 (gewohntes sehr hohes Niveau)


    Restbesetzung: 5 (u. a. Hotter als Titurel, Traxel als erster Gralsritter und Stolze als Knappe; toller Chor)


    Gesamtwertung: 35 / 7 = 5


    Tonqualität: 3,5 (für das Alter angemessen)


    Knappertsbusch perfekt wie immer, dazu eine Besetzung, die ich persönlich jener von '51 vorziehe: Vinay ausdrucksstärker als Windgassen, Greindl in Höchstform, der junge Fischer-Dieskau als herausragender Amfortas, Mödl genauso gut wie fünf Jahre zuvor, Blankenheim als düsterer Klingsor ebenfalls sehr gut.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • James Levine, Chor und Orchester der Met : 5


    Parsifal (Placido Domingo): 5 +
    Gurnemanz (Kurt Moll): 5
    Amfortas (James Morris): 5
    Klingsor (Ekkehard Wlaschiha): 4,5
    Kundry (Jessye Norman): 4


    Restbesetzung: 4


    Gesamtwertung: 32,5 / 7 = 4,64


    Tonqualität: 5


    Das bemängelte Deutsch von Domingo ist für mich periphär (Stimme und Gestaltung sind mir wichtiger).

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Parsifal-Aufnahmen gibt es IMO erstaunlich viele gute. Meine persönlichen Favoriten:


    An erster Stelle (eine meiner absoluten Wagnerfavoriten) die Kegelaufnahme - hier in der Luxusausgabe:



    Für mich in allen Belangen die Bestnote - wo hat man den jungen Kollo so gehört (ist ja live) - und dann das Dirigat von Herbert Kegel - phänomenal. Für mich auch klanglich im Gesamtdurchschnitteine glatte


    +5



    Der Münchener Kubelik-Parsifal - toll!
    Einziger kleiner Abzug (Beckmesserei?) für James King (Parsifal) eine 4,5
    Ansonst in allen Bereichen eine 5 (Dirigat, Klang, Orchester, Chor, Grunemanz, Amfortas, Klingsor, Kundry) - Gesamtnote 4,94



    Ich hatte King live strahlender und intensiver in Erinnerung, konnte ihn in dieser Zeit an den Osterparsifals live erleben.



    Als dritten, den ich seit langem gerne höre (ohne andere abzuwerten)
    ist der Barenboim



    Außerordentlich die Kundry Waltraud Maier
    Jerusalem für mich wirklich gut, die anderen sehr hohes Niveau und Barenboim gefällt mir hier sehr, hervorzuheben noch der Chor.


    Ein Gesamtnote 4,55

    BECK ohne MESSER
    "Jeder Mensch ist eine Melodie. Lieben heißt: sie innehaben." (Franz Werfel)

  • PARSIFAL-Mondo Musica-CD-Venezia,1970-Dir.:Heinz Wallberg


    Parsifal-René Kollo 5+
    Gurnemanz-Arnold van Mill 5+
    Amfortas-Hubert Hofmann 4
    Klingsor-Georg Stern 5
    Kundry-Amy Shuard 5+
    Rest:5
    TQ:5
    Wertung:34/7=4,86


    Eine hervorragend dirigierte Aufführung, die zeigt, dass auch in Italien Wagner erstklassig musiziert werden kann, es muss nicht immer Bayreuth sein.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • R. Wagner: Parsifal - CD BC 1975



    Herbert Kegel, Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig: 5 (sehr dramatisch-opernhaft dirigiert; zügige Tempi, die für viel Spannung sorgen)


    Parsifal (René Kollo): 5 + (auf der Höhe der Karriere in einer seiner besten Rollen; sehr jugendlich klingend; hier m. E. noch besser als bei Solti im Studio)
    Gurnemanz (Ulrik Cold): 5 (erfrischend anders: sehr gute Leistung; die Stimme ist im Vergleich zu Greindl oder Moll heller, wodurch er nicht so greisenhaft wirkt)
    Amfortas (Theo Adam): 5 + (hervorragende Interpretation)
    Klingsor (Reid Bunger): 4,5 (sehr gute Leistung, die lediglich im direkten Vergleich mit Neidlinger oder Uhde etwas abfällt)
    Kundry (Gisela Schröter): 4,5 (ebenfalls eine sehr gute Leistung)


    Restbesetzung: 5 (sehr gut, u. a. der Thomanerchor)


    Gesamtwertung: 34 / 7 = 4,86


    Tonqualität: 5 (sehr gut bis optimal, man merkt kaum, daß es live ist; nur minimalste Störgeräusche)


    Diese DDR-Live-Aufnahme braucht sich in keinster Weise verstecken hinter anderen (West-)Produktionen. Die Besetzung darf als sehr gut bis sensationell bezeichnet werden, das Dirigat als krasser Gegenentwurf zu Knappertsbusch und Goodall als überaus gelungen.


    Ad Moderation: Sehe gerade, daß ich die Aufnahme weiter oben schon mal bewertete. Bitte daher, das alte Posting zu entfernen – der damalige Eindruck war etwas anders –, und diese Anmerkung danach zu löschen. Danke!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • R. Wagner: Parsifal - CD House of Opera 1973


    Eugen Jochum, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5 (Jochum lag dieses "Bühnenweihfestspiel": zupackend dirigiert, die pompösen Stellen ausgekostet)


    Parsifal (Jean Cox): 5 (toll gesungen, auch wenn in einer vielleicht eher untypischen Rolle)
    Gurnemanz (Franz Mazura): 5 (1973 war er echt noch überragend)
    Amfortas (Donald McIntyre): 5 (ungewohnt als Gralskönig, aber absolut überzeugend)
    Klingsor (Gerd Nienstedt): 5 (ebenfalls auf sehr hohem Niveau)
    Kundry (Janis Martin): 4,5 (sang diese Rolle noch 1997 [!] in Bayreuth)


    Restbesetzung: 5 (bestens aufgelegter Festspiel-Chor)


    Gesamtwertung: 34,5 / 7 = 4,93


    Tonqualität: 2,5 (suboptimal, aber grad noch erträglich)


    Wäre die schlechte Tonqualität nicht, dieser "Parsifal" wäre eindeutig in der Spitzengruppe (der '71er Mitschnitt unter Jochum, von Golden Melodram veröffentlicht, mit anderer Besetzung, soll klangtechnisch besser sein).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Rudolf Kempe, Orchester of the Opera House, Covent Garden - 5


    Parsifal - Karl Liebl - 4 (ein grundsolider Parsifal des oft unterschätzten
    Tenors)
    Gurnemanz - Gottlob Frick - 5 ( diese Aufnahme festigt den Ruf des
    Sängers in dieser Partie)
    Kundry - Gerda Lammers - 4 (Erstaunliche Leistung einer großen
    Sängerin)


    Amfortas - Eberhard Wächter - 5 (neben Frick der große Pluspunkt
    dieser Aufnahme)
    Klingsor - Otokar Kraus - 4 ( der Londoner Haus-Bariton wie immer
    verläßlich und tonschön)


    Restbestzung - 4


    Gesamtwertung: 28 / 7 = 4.0


    ( Sehr verdienstvoll, dass diese Aufnahme bei Testament.
    Best.Nr. SBT 4 -1455 erschienen ist.
    Wahrscheinlich ist sie preiswerter bei Opera Depot,
    Best. Nr OD 10405 -4 zu erwerben)


    Unter dem Titel: "Gurnemanz' Sternstunde"
    bezeichnet der Kritiker Ludwig Steinbach diesen Liefe-Mitschnitt aus dem Jahre 1959 als bedeutsames Dokument des Londoner Opernschaffens.
    Der Rezensent lobt vor allem Kempes kammermusikalisches, klug disponiertes Dirigat und die außergewöhnliche Qualität des hervorragenden Sängerensembles. Kleine Abstriche macht er nur beim Chor.)


    Insgesamt sicherlich eine Parsifal-Produktion, die es sich kennen zu lernen lohnt.)
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • R. Wagner: Parsifal - CD Orfeo 1964



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5+ (m. E. sein bester "Parsifal")


    Parsifal (Jon Vickers): 5+ (für mich der beste Parsifal-Sänger unter Kna; daß er im 1. Akt etwas reif wirkt, macht er im 2. und 3. mehr als wett – ein generelles Problem: entweder wirkt der Parsifal anfangs zu reif oder am Ende noch zu jugendlich)
    Gurnemanz (Hans Hotter): 5- (Hotters leichte Stimmdefizite sind nicht zu überhören, aber was für eine Charaktergestaltung!)
    Amfortas (Thomas Stewart): 5 (hervorragende Leistung)
    Klingsor (Gustav Neidlinger): 5+ (besser geht es nimmer)
    Kundry (Babro Ericson): 4+ (nimmt man die Mödl als Maßstab, fällt Ericson etwas ab; für sich genommen aber m. M. n. doch sehr gut)


    Restbesetzung: 5


    Gesamtwertung: 34 / 7 = 4,86


    Tonqualität: 4,5 (sehr gutes Mono)


    [I]Knappertsbuschs allerletzte Aufnahme ist für mich mittlerweile auch seine beste des "Parsifal". Vickers würde ich Vinay oder Windgassen vorziehen. Seine Diktion und das Timbre finde ich einzigartig. Hotter gibt einen enorm beeinruckenden Gurnemanz, "Wobble" hin oder her. Stewart ist einer der besten Amfortas-Sänger. "Alberich-Neidlinger" paßt auch als Klingsor hevorragend. Ob die Ericson nun im Direktvergleich ein wenig abfällt, ist mir dann letztlich schon egal. Um so eine Kundry wäre ich heute froh.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • R. Wagner: Parsifal – CD Teldec HISTORIC (Bayreuth live 1951)




    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 4
    (Die Ruhe, die Knappertsbuschs Parsifal-Interpretationen nachgesagt wird, höre ich hier nicht – wohl aber in den Aufnahmen von 1962 und 1964. Hier ist es doch arg gedehnt. Man höre beispielsweise das Abendmahlsmotiv zu Beginn des Vorspiels – wer erkennt da noch einen Rhythmus? Oder das Absetzen vor dem letzten Ton jeder Phrase im Glaubensmotiv – es klingt eher erzwungen. Auch die Sänger scheinen manchmal den Dirigenten antreiben zu wollen. Trotzdem hat Kna das Stück natürlich völlig im Griff und baut großartige Steigerungen auf.)


    Parsifal (Wolfgang Windgassen): 4-5
    (Sowohl der „reine Tor“ im ersten Aufzug als auch der „Welthellsichtige“ im dritten Aufzug werden glaubhaft dargestellt. Diese Rolle kommt Windgassens stimmlichen Möglichkeiten m. E. eher entgegen als etwa die Siegfriede. Letzte Wünsche an eine interpretatorische Vertiefung bleiben offen.)


    Gurnemanz (Ludwig Weber): 5
    („Rüstig greisenhaft“ steht in der Partitur zu Gurnemanz – und genau so singt Weber das. Interpretatorisch bezwingend.)


    Amfortas (George London): 5+
    (Ohne Worte – großartig. „Erbarmen!“ … Von Londons perfekter Aussprache des Deutschen könnten sich manche mehrere Scheiben abschneiden.)


    Klingsor (Hermann Uhde): 5
    (Wie immer sehr überzeugend in „bösen“ Rollen.)


    Kundry (Martha Mödl): 5+
    (Alleine die Schreie sind die schon Höchstnote wert. Aber auch die ganze Zerrissenheit der Figur ist in Stimme und Ausdruck hörbar.)


    Rest: 4-5
    (Blumen 5!)


    Gesamtwertung: 33/7 = 4,71


    TQ: 3
    (Dennoch: Ich wollte, alle Live-Mitschnitte aus den 1950er Jahren wären so gut wie dieser!)


    Chor der Bayreuther Festspiele: 5
    (trotz einiger Wackler)


    Rein gesanglich eine großartige Aufnahme. Die Timbres passen hervorragend zu ihren Rollen. Es werden völlig glaubhafte und bestens durchgezeichnete Rollenporträts geboten. – Ich kenne nicht die Aufnahmen unter Solti und Kubelik, von denen hier märchenhaftes berichtet wird. Dennoch: Ich wüsste kaum, wie diese Aufnahme insgesamt im vokalen Bereich übertroffen werden sollte. Am ehesten noch in der Titelrolle – aber wo wäre der Parsifal, der allen drei Aufzügen in gleicher Weise gerecht geworden wäre?


    Leider wirkt manches ziemlich verschleppt, später hat Kna den Parsifal weniger gedehnt zelebriert – mit Gewinn!

  • R. Wagner: Parsifal – CD Philips (Bayreuth live 1962)



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5
    (Viel schlüssigere Tempi als 1951 – sehr überzeugend! Hier wird die Ruhe und Größe erfahrbar, die Knappertsbusch dem Parsifal mitzugeben wusste.)


    Parsifal (Jess Thomas): 4
    (gelegentlich doch etwas sehr bemüht)


    Gurnemanz (Hans Hotter): 4-5
    (Stimmlich bereits angeschlagen, ist dennoch eine große Interpretation zu hören. Und z. B. die Erzählung „Titurel, der fromme Held“ ist auch sängerisch ein Genuss. Die weichen Konsonanten und der stellenweise wattige Gesamteindruck sind natürlich auch hier in Kauf zu nehmen. Aber welche Größe, welche Autorität! Das lässt sich mit einer Zahl gar nicht ausdrücken.)


    Amfortas (George London): 5+
    (Mindestens so gut wie in 1951. Ich wiederhole mich: Von Londons perfekter Aussprache des Deutschen könnten sich manche mehrere Scheiben abschneiden.)


    Klingsor (Gustav Neidlinger): 5+
    (Dieselbe Klasse wie sein Alberich – geht das besser? Höchstens anders.)


    Kundry (Irene Dalis): 4-5
    (Hochdifferenzierte Darstellung, sie bringt viele Facetten dieser Figur zur Geltung, aber das Timbre ist nicht mein Fall.)


    Rest: 5
    (Blumen: in der 1. Gruppe Janowitz und Silja; Gerd Nienstedt als Gralsritter, Gerhard Stolze als 3. Knappe, Talvela als Titurel … purer Luxus … das waren noch Zeiten … )


    Gesamtwertung: 33/7 = 4,71


    (Hier zeigt sich die ganze Problematik der numerischen Wertungen: Als Ganzes würde ich die 1962er Aufnahme gegenüber der 1951er bevorzugen. Allerdings sind beide jetzt rechnerisch gleichauf ... )


    TQ: 4
    Chor der Bayreuther Festspiele: 5

  • R. Wagner: Parsifal – CD Philips (Bayreuth live 1964)



    Hans Knappertsbusch, Orchester der Bayreuther Festspiele: 4-5
    (Viel schlüssigere Tempi als 1951 – überzeugend, aber m. E. nicht so rund wie in 1962)


    Parsifal (Jon Vickers): 4
    (Schwierig zu bewerten! Im ersten Aufzug als „reiner Tor“ an der Grenze zur Fehlbesetzung – Bewertung 2. Sein großer Moment ist die Stelle „Amfortas! Die Wunde!“ – die alleine ist das Geld für die Aufnahme schon fast wert, auch der Schluss des dritten Aufzugs ist sehr gelungen. Seine Aussprache, insbes. die Vokalfärbungen, lassen für meinen Geschmack aber zu viele Wünsche offen.)


    Gurnemanz (Hans Hotter): 4-5
    (Ähnlich 1962: Stimmlich bereits angeschlagen, ist dennoch eine große Interpretation zu hören. Die weichen Konsonanten und der stellenweise wattige Gesamteindruck sind natürlich auch hier in Kauf zu nehmen. Aber welche Größe, welche Autorität! Das lässt sich mit einer Zahl gar nicht ausdrücken. War vielleicht 1962 noch einen Tick überzeugender?)


    Amfortas (Thomas Stewart): 4-5
    (Mit George London im Ohr fehlt da natürlich etwas. Trotzdem eine tolle Besetzung!)


    Klingsor (Gustav Neidlinger): 5+
    (Siehe 1962)


    Kundry (Barbro Ericson): 3-4
    (Das Timbre ist nicht mein Fall. Und die Aussprache ist teilweise eine Zumutung! Gleichwohl bietet sie eine recht differenzierte Darstellung.)


    Rest: 4-5
    (Blumen: in der 1. Gruppe Anja Silja; Gerd Nienstedt als Gralsritter, insgesamt nicht ganz auf dem Niveau von 1962)


    Gesamtwertung: 30,5/7 = 4,36


    TQ: 3-4 (leider nur mono, nicht so gut wie 1962)
    Chor der Bayreuther Festspiele: 5

  • R. Wagner: Parsifal – CD DG (Bayreuth live 1970)



    Pierre Boulez, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5
    Langsam ist es nicht, jedenfalls längst nicht so langsam wie Kna 1962, erst recht nicht so gedehnt wie Kna 1951. Aber es ist nie gehetzt. Ich höre viele Details und finde vieles aufregend, manches durchaus schwelgerisch. Für mich steht diese Lesart gleichwertig neben der von Knappertsbusch. Beim Ring haben wir ja längst gelernt, dass es legitime Alternativen zu weihevollen Ansätzen gibt. Genauso ist es im Parsifal. Im Schlusschor („Höchsten Heiles Wunder“) etwa – um ein Beispiel zu nennen - fehlt mir nichts zum Erlösungsglück. In sich sehr stimmig und überzeugend, nicht nur als Gegenentwurf zu Kna!


    Parsifal (James King): 4,5
    Aussprache: gut! Welche Labsal nach Jon Vickers! Den reinen Toren im ersten Aufzug glaube ich ihm. Sehr überzeugende Wandlung im zweiten Aufzug. Auch der dritte Aufzug gelingt ihm gut, er klingt gereift, wie es die Rolle verlangt. Leider singt er manchmal wie mit einem Kloß im Hals.


    Gurnemanz (Franz Crass): 5
    Ich mag diese Stimme. Crass gestaltet den Gurnemanz weniger gelassen, weniger altersweise als Hotter. Es ist eine eindringliche, intensive Interpretation, mit wirkungsvollen Momenten, nicht so sehr nach innen gekehrt wie bei Hotter, darum vielfältiger und reicher. Im Gegensatz zu Hotter 1962/64 verfügt er bei diesem Mitschnitt über eine intakte Stimme. Großartig.


    Amfortas (Thomas Stewart): 5
    Ebenso intensiv wie Crass als Gurnemanz. Gefällt mir noch besser als 1964 unter Kna. Die Stimme ist halt nicht so dunkel, wie man sie sich denken könnte.


    Klingsor (Donald McIntyre): 4
    Mächtige Stimme, glaubhafter Bösewicht. Das Vibrato schwingt manchmal etwas sehr weit, das finde ich nicht so toll. Leider fehlt das Abgründige, Hintergründige, das Neidlinger so vortrefflich darzustellen wusste.


    Kundry (Gwyneth Jones): 3
    Nicht immer gut verständlich (Text).Vor allem aber: Für meine Begriffe zu oberflächlich und zu pauschal, trotz einiger wirkungsvoller Schreie. Im zweiten Aufzug manchmal auch einfach nur laut, scharf und schrill. Aua. Das größte Manko dieses Mitschnitts.


    Rest: 4,5
    Ridderbusch als Titurel, Heinz Zednik als Knappe, Marga Höffgen als “Eine Altstimme”.


    Gesamtwertung: 31/7 = 4,43


    TQ: 4,5


    Chor der Bayreuther Festspiele: 5


    Ein wichtiger Gegenentwurf zu fast vierzehn Jahren Knappertsbusch. Zwar ist der Mitschnitt von 1951 gesanglich als Ganzes wohl kaum zu übertreffen, zwar liegt mit Kna 1962 die vielleicht insgesamt rundeste Aufnahme vor, die immer noch als erste Wahl in Sachen Parsifal gelten darf. Aber Boulez verdanken wir mit dieser Produktion eine horizonterweiternde, deutlich andere Sicht auf das Werk, die beweist, dass dieses Bühnenweihfestspiel nicht unbedingt der Knappertsbusch-Lesart bedarf, um seine Wirkung zu entfalten.


    Crass und Stewart liefern als Gurnemanz und Amfortas Maßstäbliches ab. Die intensive Darstellung beider passt auch hervorragend zu Boulez‘ dramatisch-drängenden Ansatz. James King singt einen sehr guten Parsifal. Leider können Donald McIntyre (Klingsor) und insbesondere Gwyneth Jones (Kundry) nicht ganz mithalten, sonst hätten wir eine gleichwertige Alternative zum Mitschnitt von 1962. - Vielleicht die erste Wahl für eine Zweitaufnahme, wenn die erste mit Kna ist? (Ich kenne die Aufnahmen unter Solti und Kubelik leider nicht.)

  • R. Wagner: Parsifal – CD Berlin Classics (Leipzig live 11. Januar 1975)



    Herbert Kegel, Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig: 4
    Hier ist er, der wohl schnellste Parsifal der Aufnahmegeschichte, zumindest im ersten und zweiten Aufzug. Im Gegensatz zu Boulez klingt hier einiges recht eilig. Der „Parsifal“ wird ein Stück weit normalisiert, seiner besonderen Aura beraubt. Geschmackssache? Jedenfalls ein grenzwertiger Ansatz. Beim Hören meinte ich mehr als einmal: Auf keinen Fall noch schneller. Dennoch hörenswert. (Die Glocken sind eine Katastrophe.)


    Parsifal (René Kollo): 4
    Der Tenor in seiner besten Zeit. Wie schade, dass die Partie nicht nur aus Stellen besteht, in denen in hoher Lage ein Forte zu singen ist – dann kann er nämlich glänzen, dort liegt seine Stärke, da meint man, einen erstklassigen Tenor zu hören. Dass er das nicht war, hört man, wenn er in der Mittellage und im Piano singt – dann kann er leider nicht annähernd diesen Reiz entfalten. Hinzu kommt die schmale Farbpalette, die sein Singen eben nur bedingt interessant macht.


    Gurnemanz (Ulrik Cold): 3
    Sehr deutliche Konsonanten (man höre Hotter!), sehr gut verständlich. Eine gerade, angenehm vibratoarme Stimme. - Ein „rüstiger Greis“ (Partitur) ist er beileibe nicht – er beginnt eher wie ein ehrgeiziger Mittdreißiger. Später findet er angemessenere Farben für die Partie. Manches gelingt durchaus schön. Aber Stellen wie „Verrückter Knabe, wieder Gewalt“ oder „Eine Wunde brannt‘ ihm in der Seite“ werden in irritierender Weise teilnahmslos gesungen, und von solchen blassen Abschnitten gibt es – auch an entscheidenden Stellen - zu viele. Insgesamt also eher durchwachsen.


    Amfortas (Theo Adam): 4
    Führt sich mit waberndem Vibrato ein, welches mir ziemlich gegen den Strich geht. Später hat er das einigermaßen im Griff. Intensive Abendmahlsszene im ersten Aufzug, dito seine Szene im dritten Aufzug.


    Klingsor (Reid Bunger): 4
    Ein eher harmloser Klingsor. Etwas zu schön und würdevoll. Eher Amfortas‘ Bruder denn sein Gegenspieler.


    Kundry (Gisela Schröter): 4
    Eine wirklich schön gesungene Kundry – Frau Schröter beweist, dass auch dieser Zugang überzeugend sein kann. Manchmal leidet die Textverständlichkeit.


    Rest: 4


    Gesamtwertung: 27/7 = 3,857


    TQ: 4,5


    Rundfunkchor Leipzig, Rundfunkchor Berlin: 4
    Thomanerchor Leipzig: 5
    (Endlich mal ein Knabenchor, und was für einer! Das sind die Stars der Aufnahme.)


    Eine hörenswerte Aufnahme, die jedoch hinter den besten zurücksteht. Die herausragende Leistung bietet der Thomanerchor, damit ist das Wesentliche schon gesagt. – Unter den Solisten ragt Kollo hervor, wenn er mit seiner Höhe glänzen kann. Allerdings bietet er durch die Einfarbigkeit seines Singens und durch die ausdrucksarme Mittellage im Ganzen einen zwar gut genießbaren, aber keinen großen Kunstgenuss. Aber man hat bei Wagner-Tenören ja Bescheidenheit und Zurückhaltung gelernt. Seien wir um Kollo dankbar. - Theo Adam kann sich mit Thomas Stewart (und erst recht mit George London) nicht ganz messen. Das Kennenlernen wert ist der zügige Zugriff auf die Musik durch Herbert Kegel.


    Ein großer Vorzug der Aufnahme ist der Preis. Man bekommt einen guten Parsifal für sein Geld, aber außer bei den Thomanern halt nirgends eine herausragende Leistung. Aber es gibt auch keinen echten Ausfall. – Wenn man auf Stereo besteht, bleibt in dieser Preisklasse als Alternative nur der Soundtrack zum Syberg-Film unter Armin Jordan. Wenn es Mono sein darf, gibt es einige Kna-Mitschnitte, die noch günstiger sind. Joseph II. hat eine ausgezeichnete Übersicht dazu erstellt. Für ein paar Euro mehr bekommt man Boulez oder Goodall (den ich nicht kenne). – Als Ersteinspielung gar nicht schlecht, vor allem, wenn in der Sammlung noch andere Lücken zu schließen sind und deswegen das Preis-Leistungs-Verhältnis auch eine Rolle spielt. – Bei Solti oder Kubelik legt man das Dreifache auf den Tisch des Hauses mit dem Risiko, dass man zu dieser Musik (noch) keinen Zugang findet.

  • R. Wagner: Parsifal – CD DG 1990



    Herbert von Karajan, Berliner Philharmoniker: 4,5
    Das Vorspiel zum ersten Aufzug nimmt HvK mit viel Ruhe (14:14). Natürlich spielen die Berliner Philharmoniker perfekt, doch es bleibt für meine Begriffe ein wenig steril. Etwa bei der Moll-Variante des Abendmahlsmotivs (ab 02:30): alle Crescendi, Decrescendi und Akzente sind da, aber der leidende Ausdruck stellt sich nicht ein. – Karajan liegt zeitlich zwischen Kna 1951 und Kna 1962: Das Vorspiel zum ersten Aufzug ist bis auf eine Sekunde so langsam wie Kna 1951, für den Rest des ersten Aufzugs und beim zweiten sind die Abweichungen zu Kna 1962 jeweils geringer als eine Minute, der dritte Aufzug liegt fast genau in der Mitte von 1951 und 1962. Karajan kann diese Zeit zumeist gut nutzen und füllen! – Vielleicht muss man bei der Bewertung aufpassen, dass man sich weder von der Klangtechnik noch vom Spiel der Berliner blenden lässt. Für eine Höchstnote fehlt mir manchmal doch etwas, was ich bei Kna 1962 höre. Ich habe nochmal ein paar Abschnitte direkt verglichen: Bei Kna ist (fast) alles tief erfüllt, bei HvK bleibt einiges eben an der schönen Oberfläche (großartig aber z. B. das Vorspiel zum dritten Aufzug). Ich kann es leider nicht besser analysieren und beschreiben. – Die Szene mit den Blumenmädchen habe ich noch nicht so schön gehört. Wenn man das so mag, ist es natürlich perfekt! Dieser Parsifal ist definitiv eine der hervorragenden Leistungen HvKs als Architekt des Orchesterklangs – wie durchsichtig und dennoch füllig klingt es! Fazit: Orchesterbeherrschung 5+, Interpretation 4,5 oder 4.


    Parsifal (Peter Hofmann): 3
    Im ersten Dialog mit Gurnemanz hält sich Moll nach Kräften zurück – es hilft nichts … Hofmann muss allerlei vokales Gezappel aufbieten, um stimmlich halbwegs mitzuhalten. Ein paar schöne Töne in der Höhe sind nicht anstrengungsfrei. Ungleich weniger Mühen hat er in der Szene mit den Blumenmädchen. In der Kundry-Szene (bis zum Kuss) merkt man, dass er die Rolle (vom Kopf her) gut interpretiert! Leider reicht das Stimmmaterial nicht für höhere Ansprüche, die Stelle „Amfortas! Die Wunde!“ - weniger diese Wörter als die dann folgenden - überfordert ihn. Schade.


    Gurnemanz (Kurt Moll): 5
    Eine Darstellung, die aus der Introversion gestaltet ist. Die wenigen Ausbrüche sind daher umso wirkungsvoller. Sein Stimme passt für mich perfekt: samtig-tief, weich gerundet, doch textdeutlich. Welch Labsal für das Ohr! Ich könnte Moll stundenlang zuhören.


    Amfortas (José van Dam): 4,5
    Toll gesungen, heftig, intensiv – doch das Martyrium des Verwundeten, des Leidenden bleibt ein Stück weit verborgen. Wer London gehört hat, weiß, was ich meine …


    Klingsor (Siegmund Nimsgern): 4,5
    Ganz hervorragend, intensiv, mächtig, es fehlt nur das letzte Quäntchen Schwärze und Bosheit – siehe Neidlinger oder Uhde.


    Kundry (Dunja Vejzovic): 3,5
    Klangschöner und im ersten Aufzug auch zurückhaltender, als man es von Irene Dalis oder Martha Mödl her kennt. Die Urteufelin bleibt da auf der Strecke, eventuell war das sogar Karajans Wunsch. Dadurch fehlt Wesentliches. - Im zweiten Aufzug nach dem Kuss wilder, was den Gesamteindruck nicht unerheblich aufwertet (sonst bestenfalls 3).


    Rest: 4,5
    Claes Ahnsjö (Matthäus-Evangelist unter zu Guttenberg) und Kurt Rydl als Gralsritter, Anne Gjevang bei den Knappen, Barbara Hendricks, Janet Perry und Doris Soffel als 1. Gruppe der Blumen, Inga Nielsen in der 2. Gruppe, Hanna Schwarz als „eine Stimme“ – exquisites all-star-Team.


    Gesamtwertung: 29,5/7 = 4,21


    TQ: 5
    Eine sehr ordentliche Aufnahme, nicht nur für frühe DG-digital-Verhältnisse! Natürlich allen Bayreuth-Mitschnitten in puncto Brillanz und Durchhörbarkeit weit überlegen. DG hatte nicht immer ein so gutes Händchen für Klangtechnik. Produktion Günther Breest, Aufnahmeleitung Michael Glotz, Toningenieur Günter Hermanns. Ein Genuss ist die Ankunft im Gralstempel mit guten Glocken, die sehr wirkungsvoll in angemessenen Hall gebettet sind.


    Chor der Deutschen Oper Berlin: 4
    Allein schon rein numerisch den legendären Bayreuther Festspielchören unterlegen.


    Die Aufnahme ist besser, als es die Gesamtwertung ausdrückt. Der erste digitale Parsifal enthält nämlich viel Hörenswertes: Kurt Moll ist im Digitalzeitalter vielleicht sogar eine Klasse für sich und für mich auf einer Höhe mit Ludwig Weber und Hans Hotter. José van Dam und Siegmund Nimsgern sind ausgezeichnet – man muss mit alten Aufnahmen vergleichen, um (marginal) Besseres zu hören. Peter Hofmann fehlen leider die stimmlichen Mittel, um seine interpretatorischen Absichten umsetzen zu können. Ärgerlich ist Dunja Vejzovic als Kundry: Da braucht es auch im ersten Aufzug mehr als Schönklang. Karajan zelebriert die Musik recht breit, aber nicht langweilig. Die letzte Vertiefung fehlt – man höre Knappertsbusch. Großartig ist der schiere Orchesterklang.

  • Lieber Wolfram,


    es ist auch meiner Meinung nach so, dass der Gurnemanz von Kurt Moll stimmlich und darstellerisch eine überragende, ja fast einmalige Leistung ist. Wobei ich mich hier weit aus dem Fenster lehne, denn ich liebe den Superlativ der Beste nicht. Wie herausgearbeitet wurde gibt es eine ganze Reihe hervorragender Interpreten dieser Partie. Da der Gurnemanz sehr sangbar ist, sind fast alle prominenten Bassisten in dieser Rolle sehr gut. Die Klippen sind die Länge der Partie. Außerdem können die Erzählungen, bei nicht genügender Gestaltung langatmig wirken.
    Sir Georg Solti, der damals Gottlob Frick für seine Gesamtaufnahme auswählte, war von dessen "altersweisen Singen" jedoch besonders angetan. Er verriet mir sogar, dass er überlegt hätte, die Rolle zu teilen. Crass im ersten Teil als Gurnemanz in jüngeren Jahren und Frick als den alten Gralshüter. Eine interessante Idee. Warum sie nicht weiter verfolgt und realisiert wurde entzieht sich meiner Kenntnis.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,


    volle Zustimmung - die Bezeichnung "der/die Beste" hat etwas Albernes, da Interpretation ein mehrdimensionales Geschehen ist. Aber manchmal bringt uns eine Darstellung dazu, dass wir sie für nahezu vollkommen halten - auch, wenn wir drei Tage später bei einer völlig anderen Gestaltung diese dann als perfekt gelungen einschätzen. Bei Ludwig Weber hatte ich diesen Eindruck, und jetzt bei Kurt Moll wieder. - Aber ich freue mich schon darauf, in ein paar Jahren wieder mehrere Parsifal-Aufnahmen hintereinander zu hören und dann vielleicht zu anderen Wahrnehmungen zu gelangen.


    Die Aufnahmen mit Frick in der Rolle des Gurnemanz (Solti sowie Covent Garden live) kenne ich noch nicht. Mal sehen - irgendwann, wenn sie günstig zu haben sind.


    Wie lang der erste und der dritte Aufzug tatsächlich zeitlich auseinander liegen, ist nicht ganz klar. Im ersten Aufzug heißt es von Gurnemanz "rüstig greisenhaft", im dritten "zum hohen Greise gealtert", das müssten schon einige Jahre sein. - Parsifal spricht von "zahllosen Nöten, Kämpfen und Streiten", das ist erheblich unbestimmter. - Wenigstens fünf bis höchstens zwanzig Jahre - genauer kann ich es nicht fassen. Gurnemanz müsste als "rüstiger Greis" im ersten Aufzug ja schon jenseits der siebzig sein.

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  • Wobei die Definition von "Greis" ja sowieso nicht so einfach ist. War man im antiken Rom m. W. bereits mit Mitte 40 ein Greis, so ist man es heute wohl kaum vor 80. Zu Wagners Zeiten durfte man vermutlich mit etwa 65 durchaus als Greis gelten. Wenn Gurnemanz also im 1. Aufzug 65 und im 3. Aufzug maximal 85 ist, so würde das m. M. n. immer noch gut klappen.


    Zur Aufteilung der Rolle auf zwei Sänger: Höchst interessante Idee!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II., habe ich es richtig gepeichert, dass Du so um die 25 Jahre herum alt bist. Dann danke ich Dir für die charmante Formulierung, dass man heute wohl kaum unter 80 zu den Greisen zählt. Dann habe ich ja noch 3 Jahre Zeit, um in diese Kategorie hineinzuwachsen.
    Wobei ich meine, dass es entscheidend auf die Gene, die Einstellung, die Lebensumstände, Lebensart und vor allem eine nicht nachlassende nützliche Tätigkeit ankommt, ob und wie sich Vergreisung einstellt.
    Herzlichst
    Dein "Opa"
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • R. Wagner: Parsifal – CD Teldec (1991)



    Daniel Barenboim, Berliner Philharmoniker: 3,5
    Sehr schön … aber im ersten Aufzug ziemlich langweilig (2,5). Bei ähnlicher Spieldauer wie Karajan und Kna 1962 fand ich manches klanglich gut gestaltet und schön anzuhören. Doch nie waren Gurnemanz‘ Erzählungen so langatmig. Der zweite und der dritte Aufzug sind besser gelungen. Insgesamt 3,5 wegen der wahrhaft prachtvoll spielenden Berliner Philharmoniker, sonst 3.


    Parsifal (Siegfried Jerusalem): 3,5
    Hat mir ganz gut gefallen! Mit einigen schlechten Kritiken über seine Siegfriede usw. im Hinterkopf war ich doch sehr angenehm überrascht, eine brauchbare Stimme zu hören, die die verschiedenen Lebensphasen dieser Figur einigermaßen nachvollziehbar darstellt.


    Gurnemanz (Matthias Hölle): 3,5
    Stimmlich sehr gut, aber vor allem im ersten Aufzug wie Barenboim (oder: wegen Barenboim?) zu gleichförmig.


    Amfortas (José van Dam): 4
    Nicht (mehr?) so intensiv wie bei Karajan.


    Klingsor (Günter von Kannen): 3
    Er bemüht sich redlich um Ausdruck (man könnte auch sagen: er kommt über vokales Bösewicht-Gehampel kaum hinaus), macht aber auch keine offensichtlichen Fehler – ich höre jedenfalls nichts, was ich ihm direkt vorwerfen könnte. Aber die Figur habe ich nicht gehört, nicht die Verletzungen, nicht den Durst nach Vergeltung seiner Abweisung wegen.


    Kundry (Waltraud Meier): 4
    Natürlich hatte ich die Lobeshymnen auf die „Kundry vom Dienst“ im Ohr. Dennoch - oder deswegen - bin ich ein wenig enttäuscht. Zwar passt ihr Timbre hervorragend zur Höllenrose. Aber die Darstellung bleibt eher eindimensional. Was haben doch Martha Mödl und Irene Dalis aus dieser Figur - bei vielleicht nicht ganz so idealen stimmlichen Voraussetzungen - gemacht!


    Rest: 4,5
    Cornelius Hauptmann als 2. Gralsritter, Edith Wiens und Pamela Coburn unter den Blumenmädchen, Waltraud Meier steuert die „Altstimme“ bei. Die Blumenmädchen singen wirklich berückend!


    Gesamtwertung: 26/7 = 3,71


    TQ: 5
    Großer dynamischer Umfang – ich musste gelegentlich die Lautstärke nachregeln. Der Zusammenbruch von Klingsors Zaubergarten geht als Boxentest durch.


    Chor der Deutschen Staatsoper Berlin: 4,5


    Der erste Aufzug ist eine Zumutung: Gepflegte Langeweile. Da dies für alle Sänger gilt, bin ich geneigt, die Verantwortung dafür bei Barenboim zu suchen, von dem dort wenige Impulse zur Vertiefung und Verdichtung des Geschehens zu hören sind. Birgit Nilssons Wort fällt mir ein: „Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann sagen Sie es wenigstens schnell.“ – Der zweite und der dritte Aufzug gelingen besser. – Bei den Sängern ragt niemand heraus (am ehesten Waltraud Meier). - Herrlich spielen die Berliner Philharmoniker!


    Im Mai 2011 wird diese Aufnahme im Niedrigpreissegment erscheinen, da ist sie in jedem Falle konkurrenzfähig. Doch wenn der Preis nicht die erste Rolle spielt, dann ist sie weder als Erst- noch als Zweit- oder Drittaufnahme zu empfehlen. Nur falls eine Digitalaufnahme gewünscht ist und diese wenig kosten soll – dann ja.

  • Lieber Wolfram,
    ich möchte dir gerne etwas zusenden, um Dir damit ein Freude zu machen. Nur wie mache ich das, ohne die Forenregeln zu verletzen?
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,


    ich danke Dir für Dein Angebot- ich freue mich! Soviel ich weiß, ist es nicht erwünscht, dass Taminos untereinander Kontakt aufnehmen.

  • Lieber Wolfram,
    ich löcke jetzt einmal gegen den Stachel, weil ich dir etwas zukommen lassen möchte. Wenn Du willst kommen wir sicherlich über den Umweg der Gottlob-Frick-Gesellschaft zusammen. Honoré de Balzac spricht von einer lässlichen Sünde, wenn diese begangen wird, um ein legitimes Ziel zu erreichen. Eine solche Sünde begehe ich und hoffe und bitte, dass mir dieser Verstoß verziehen wird.
    Und nun eine kleine Denksportaufgabe. "Hey" lieber Wolfram ich grüße Dich :jubel:
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • R. Wagner: Parsifal - CD DG 1970



    Pierre Boulez, Orchester der Bayreuther Festspiele: 4 (ja, er hat großartige Stellen, sehr durchhörbar; bei den ganz Flotten ziehe ich aber weiter Kegel vor)


    Parsifal (James King): 4 (mir ist Vickers lieber, aber gut)
    Gurnemanz (Franz Crass): 4 (sehr nobel, aber irgendwie an der Oberfläche bleibend, verglichen mit Hotter oder Moll)
    Amfortas (Thomas Stewart): 5 (m. E. der Star der Aufnahme)
    Klingsor (Donald McIntyre): 4 (kein Neidlinger, aber für sich genommen sehr ordentlich)
    Kundry (Gwyneth Jones): 4 (gewöhnungsbedürftig, aber zu der Rolle paßt die Stimme irgendwie)


    Restbesetzung: 5 (Ridderbusch als Titurel)


    Gesamtwertung: 30/ 7 = 4,29


    Tonqualität: 4,5 (ordentliches Stereo)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Living Stage - LS 1043 - ADD Mono
    24.10.1969 (live) - Colon - Buenos Aires



    Dirigent - Erich LEINSDORF: 4 (den zügigen Dirigaten von Boulez und Kegel nicht unähnlich)



    Parsifal (Wolfgang Windgassen): 3 (den jungen reinen Toren verkörpert er für mich nicht)


    Gurnemanz (Franz Crass): 4


    Amfortas (Theo Adam): 3 (überzeugt mich in Kegels Aufnahme wesentlich mehr)


    Klingsor (Victor de Narke): 3


    Kundry (Regine Crespin): 3



    Restbesetzung: 3 - 4



    Tonqualität: 3


    Die Aufzüge 1 und 3 haben wunderbare Momente, während der zweite sängerisch sehr abfällt und mich nicht zu überzeugen vermag.


  • Herbert von Karajan, Orchester der Wiener Staatsoper: 4-
    (eine getragene Interpretation, die sich in der zweiten Hälfte des ersten Aufzugs - ab der Verwandlungsmusik - selber ausbremst, ansonsten aber zu überzeugen weiß)


    Parsifal (Fritz Uhl): 4-

    (nicht schlecht gesungen, aber Uhl ist irgendwie nicht „in der Rolle“; deshalb das „-„)
    Gurnemanz (Hans Hotter): 5 :yes:
    Amfortas (Eberhard Waechter): 4
    Klingsor (Walter Berry): 4
    Kundry (Elisabeth Höngen & Christa Ludwig): 4+
    :yes:
    (ein Besetzungsgag Karajans, der Kundry hier zwiegespalten auftreten lässt, wobei Christa Ludwig die große Szene mit Parsifal im zweiten Aufzug bestreitet ; deshalb das „+“)


    Restbesetzung: 4


    Tonqualität: 4- (alles, was sich im Bühnenhintergrund abspielt ist schwer zu hören und die Chöre werden mitunter klanglich merkwürdig „aufgefächert“)


  • CDs bei operapassion.com erhältlich


    Eugen Jochum, Orchester der Bayreuther Festspiele: 5 (unprätentiös und zupackend dirigiert!) :jubel:


    Parsifal (Jean Cox): 4 (etwas zu "schwer" und reif für die Partie)
    Gurnemanz (Franz Mazura): 4+
    Amfortas (Donald McIntyre): 5 (vor allem im dritten Aufzug absolut überzeugend!)
    :yes:
    Klingsor (Gerd Nienstedt): 4
    Kundry (Janis Martin): 4


    Restbesetzung: 4+


    Tonqualität: 3- (klingt fast ständig übersteuert)


    Dieser in diesem Thread schon von JOSEPH II. zu Recht hochgelobte Mitschnitt bietet eine gelungene und geschlossene Ensembleleistung. Wenn nur die Tonqualität besser wäre...

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