Die großen Sänger der DDR


  • Die vokale Sensation auf dieser Platte ist IMO Elka Mitzewa von der es außer einen Czardasfürstin keine mir bekannten Tonaufnahmen gibt. Auch biographisch kann ich über sie nichts in Erfahrung bringen. Hab Ihr mehr Infos?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hier die Bio lt. Kutsch-Riemens:

    Zitat

    Mitzewa, Elka, Sopran, * 1938 (?) Sofia; sie studierte zuerst an der Musikakademie von Sofia, dann am Konservatorium der Stadt Wien. Bühnendebüt 1961 in Luzern als Senta im »Fliegenden Holländer«. Anschließend sang sie an der Stuttgarter Staatsoper, am Stadttheater von Mainz und am Staatstheater von Wiesbaden. Seit 1966 als ständiger Gast an der Staatsoper Berlin verpflichtet, gleichzeitig Mitglied der Nationaloper von Sofia. Vertraglich auch dem Opernhaus Hannover und der Oper von Frankfurt a.M. verbunden; zu Gast u.a. am Opernhaus von Zürich, am Teatro Liceo Barcelona, am Nationaltheater Prag, in Helsinki und bei den Festspielen von Lausanne. Auf der Bühne gestaltete die Künstlerin ein sehr umfangreiches Repertoire, das als Hauptrollen die Butterfly, die Mimi in »La Bohème«, die Liu in »Turandot«, die Jenufa in der Oper gleichen Namens von Janácek, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Titelheldin in »Rusalka« von Dvorák, die Agathe im »Freischütz«, die Tatjana im »Eugen Onegin«, die Marina im »Boris Godunow« und die Micaela in »Carmen« enthielt. Dazu als Konzertsopranistin bekannt geworden.


    Schallplatten: Ariola-Eurodisc (Titelrolle in »Rusalka« von Dvorák).


    [Lexikon: Mitzewa, Elka. Großes Sängerlexikon, S. 16746]

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die zweite Sensation dieser Aufnahme ist zweifelsohne Annelies Burmeister als Jezibaba. Diese Dämonie erreichen auch namhafte tschechische Sängerinnen nicht. Elka Mitzewa habe ich ihrerzeit In Hannover als Butterfly und Micaela gesehen, sie war ein Hghlight im damals sängertechnisch nicht sehr verwörhnten Hannover. Ich werde ml nachsehen, ob da noch wissenswereees in den alten Programmen über sie steht.
    wega :)

  • Chrissy ist mein Zeuge, dass ich die guten DDR-Sänger rückhaltlos bewundert habe, ich sage nur Peter Schreier (Tagebuch eines Verschollenen auf deutsch!), Adele Stolte und Hans-Joachim Rotzsch (Schütz unter Wilhelm Ehmann), Eberhard Büchner (Orff - Trilogie unter Herbert Kegel). Es gibt aber auch zwei Negativbeispiele: viele DDR-Sänger sind unverdient nicht zu Ruhm gekommen, aber völlig unverdient zu Ruhm gekommen ist Theo Adam, dessen Stimme immer brüchiger, instabiler und tremulöser (wenn es das gibt) wurde. Da konnte alles andere noch so gut sein, ich musste schnell wegschalten.
    Ein besonders trübes Kapitel, auch wenn es nur bedingt in diesen thread passt, ist der unaufhaltsame Abstieg des Thomanerchores unter Christoph Biller. Was hat er nicht alles zu Tode gelangweilt: alle Passionen, Weihnachtsoratorium, einfach alles von Bach. Nicht nur er selber wirkt wie ein stocksteifer Musikbeamter, der überhaupt keinen Funken aus der Musik schlagen kann, auch die Thomaner selber wirken im Auftreten wie im Singen (Intonation!) wie eine unizivilierte Rasselbande, also so, wie sie sich in der Neuverfilmung von Kästners "Fliegendem Klassenzimmer" geriert haben, was in den letzten Jahren noch ihre beste Leistung war. Nun haben es Knabenchöre angesichts des Schwenks auf hochspezialisierte Vokalensemlbes natürlich schwer. Aber neben dem FC Barcelona sprich Herreweghe sind die Thomaner eher FC Lok Leipzig.
    Vielleicht war ja das Ausscheiden von Rotzsch in dieser Hinsicht ein doppeltes Unglück.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Herr Biller wurde erst 1992 Thomaskantor. Da gab es die DDR schon nicht mehr.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Herr Biller wurde erst 1992 Thomaskantor


    Das ist richtig. Er trat die unmittelbare Nachfolge von Hans- Joachim Rotzsch an. Rotzsch wirkte übrigens anschließend als Prof. am Mozarteum in Salzburg bis zum Jahr 2.000

    Es gibt aber auch Negativbeispiele: völlig unverdient zu Ruhm gekommen ist Theo Adam

    Lieber Dr. Pingel
    Das ist natürlich, wie so vieles im Leben, eine persönliche Geschmacksfrage und Deine Meinung sei Dir unbenommen. Bemerken möchte ich aber, er hat eine große internationale Karriere gehabt, an bedeutenden Opernhäusern wie Met, Bayreuth, Wien, Salzburg u. a. gastiert und auch Erfolge gefeiert und zahlreiche Plattenaufnahmen im In- und Ausland gemacht. So schlecht kann er also nicht gewesen sein. Ich habe ihn live -zig mal als Scarpia in der Tosca erlebt. Und da muß ich sagen, war er von der Stimme, wie auch von der Darstellung, wirklich großartig. Ich hätte mir keinen besseren wünschen können. Diese Partie schien ihm auf den Leib geschrieben zu sein. Und das sagt einer, der mit Sicherheit kein Fan von ihm war. Er war mir menschlich nicht sympathisch, kam mir immer selbstverliebt, eitel, von sich eingenommen und unnahbar vor. Zwei kleine Erlebnisse aus der Tosca: Nachdem Scarpia erstochen wird, hat er ja im letzten Akt nichts mehr zu tun. Bei all´meinen Toscas, habe ich es nie erlebt, daß er zum Ende der Vorstellung nochmal auf die Bühne kam um mit den anderen Akteuren den Schlußbeifall entgegen zu nehmen. Er war schon immer weg.
    Bei einer Vorstellung wurde Anna Tomowa Sintow nach ihrer Arie "Vissi d´arte" vom Publikum so stürmisch und frenetisch gefeiert, daß sie ein da capo geben mußte. Ich saß, wie fast immer, weit vorn und konnte somit ziemlich deutlich sehen. Ich hatte den Eindruck, daß Adam dieses da capo sehr mißgünstig und neidisch registrierte.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Berühmte Sängerinnen und Sänger der DDR:


    Eva-Maria Bundschuh, Annelies Burmeister, Sigrid Kehl, Hanne-Lore Kuhse, Rosemarie Lang, Annette Markert, Uta Priew, Gisela Schröter, Adele Stolte, Ute Trekel-Burckhardt, Jutta Vulpius, Ingeborg Wenglor


    Theo Adam, Olaf Bär, Eberhard Büchner, Axel Köhler, Klaus König, Günther Leib, Reiner Goldberg, Fritz Hübner, Jochen Kowalski, Siegfried Lorenz, Wolfgang Millgramm, Harald Neukirch, René Pape, Martin Ritzmann, Peter Schreier, Reiner Süß, Siegfried Vogel, Erich Witte, Ekkehard Wlaschiha


    :hello: LT

  • Hallo, Liebestraum!


    Von Harald Neukirch habe ich eine sehr schöne LP mit Opernarien, von der ich bei unseren Werbepartnern leider kein Cuver finde. Aber diese interessante Box enthält Aufnahmen von ihm und seinen Kollegen:


    W.S.

  • Ich weiß jetzt gar nicht ob ich eine Aufnahme von Neukirch daheim habe. Allerdings habe ich ihn jahrzehntelang live an der Berliner Staatsoper erlebt.


    :hello: LT

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  • Allerdings habe ich ihn jahrzehntelang live an der Berliner Staatsoper erlebt.


    Hallo, Liebestraum
    Nun hast Du mich neugierig gemacht. Darf ich fragen, wen und was (und vor allem wann) hast Du denn noch an der Staatsoper erlebt?
    Harald Neukirch habe ich nur einmal live erlebt. Das war aber auch ein Zufall. Eigentlich sollte die Butterfly gegeben werden, aber Frau Tarres sagte leider kurzfristig ab und dafür spielte man Zar und Zimmermann. Ich kannte Neukirch aber sonst von Platte, Rundfunk und Fernsehen. Sehr gut seine "Postillon- Arie".
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Harald Neukirch:


    17. Dezember 1978 - Meistersinger - David


    31. Oktober 1979 - Fidelio - Jaquino


    26. April 1981 - Tristan - Hirt / Steuermann


    9. Dezember 1983 - Tiefland - Nando


    9. Januar 1985 - Tannhäuser - Walther


    13. Januar 1985 - Tannhäuser - Walther


    21. März 1987 - Fidelio - Jaquino


    27. März 1988 - Tiefland - Nando


    :hello: LT

  • Erlebt habe ich ferner an der Staatsoper:


    Theo Adam, Siegfried Vogel, Gisela Schröter, Karl-Heinz Stryczek, Eberhard Büchner, Jürgen Freier, Ute-Trekel-Burckhardt, Martin Ritzmann, Eva-Maria Bundschuh, Annelies Burmeister, Uta Priew, Peter Schreier, Eberhard Büchner, Klaus König, Günther Leib, Reiner Goldberg, Fritz Hübner, Siegfried Lorenz, Wolfgang Millgramm, Harald Neukirch, René Pape, Reiner Süß, Siegfried Vogel, Ekkehard Wlaschiha


    :hello: LT

  • Danke für Deine Antwort. Hast Du auch Werke der ital. Oper gesehen? Z. B. Boheme, Tosca, Aida, Butterfly u. a.. Kennst Du u.a. die Sänger Orofino, Nawe, Tarres, Tomowa Sntow?
    Gruß und eine gute Nacht
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Von Harald Neukirch habe ich diese LP - inzwischen digitalisiert:


    Die Platte erschien 1973 bei dem Label Eterna.


    Ein Opernabend Mit Harald Neukirch







    1. Frisch Zum Kampfe (Arie Des Pedrillo) [Aus Die Entführung Aus Dem Serail]
    2. Im Mohrenland Gefangen War (Romanze Des Pedrillo) [Aus Die Entführung Aus Dem Serail]
    3. Alles Fühlt Der Liebe Freuden (Arie Des Monostatos) [Aus Die Zauberflöte]
    4. Lebe Wohl, Mein Flandrisch' Mädchen (Lied Des Chateauneuf) [Aus Zar Und Zimmermann]
    5. Vater, Mutter, Schwestern, Brüder (Lied Des Veit) [Aus Undine]
    6. Man Wird Ja Einmal Nur Geboren (Arie Des Georg) [Aus Der Waffenschmied]
    7. Horch, Die Lerche Singt Im Hain (Romanze Des Fenton) [Aus Die Lustigen Weiber Von Windsor]
    8. Ewig Will Ich Dir Gehören (Romanze Des Lorenzo) [Aus Fra Diavolo]
    9. Freunde, Vernehmet Die Geschichte (Couplet Des Chapelou) [Aus Der Postillon Von Lonjumeau]
    10. O Schweige Still (Romanze Des Silvain) [Aus Das Glöckchen Des Eremiten]
    11. Mein Mütterlein Hat Zu Mir Gesagt (Szene Des Wenzel) [Aus Die Verkaufte Braut]
    12. Sie Ist Prinzessin/Ein Einz'ger Blick Von Ihr (Cavatine Des Zephonris) [Aus Wenn Ich König Wär]
    13. So Leb' Ich Noch (Arie Des Nureddin) [Aus Der Barbier Von Bagdad]
    14. Der Meister Tön' Und Weisen (Szene David, Stolzing) [Aus Die Meistersinger Von Nürnberg]



    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo, Manfred!


    Genau von dieser Platte sprach ich oben. Leider gelingt es mir nicht, wenn es davon keine Abbildung bei unseren Werbepartnern gibt, ein Foto vom Cuver einzustellen. Harald Neukirch hörte ich während meiner Militärzeit in Hannover wie auch andere Solisten der "ehemaligen DDR" im Radio. Daraufhin besorgte ich mir viele Aufnahmen von diesen Künstlern, da ich von dem hohen Niveau derselben beeindruckt war.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • 9079wolfgang

    Genau von dieser Platte sprach ich oben.

    Hallo Wolfgang,


    das habe ich mir schon gedacht und daher die Platte samt Tracks eingestellt. Seinerzeit erstand ich diese LP, zusammen mit einer Platte von Martin Ritzmann, für 2 DM auf einem Flohmarkt in Aachen.


    Viele Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Zu Theo Adam fällt mir eine bezeichnende Episode aus Zeiten der DDR ein. Adam war als Hans Sachs vorgesehen, und als ich zur Oper kam, sah ich schon aus einiger Entfernung einen berüchtigten roten Zettel am Opernprogramm angebracht. Dieser Zettel verkündete, dass an Stelle des Theo Adam Karl Ridderbusch den Sachs singen werde.


    Als ich einige Tage darauf Theo Adam fragte, ob er seine Indisposition schon überwunden habe, erläuterte er mir, dass er sich zu besagter Absage gezwungen sah, weil Honecker (oder war es noch Ulbricht?) einen Staatsgast empfing und er, Adam, deshalb nach (Ost-)Berlin zitiert wurde, um eine Festkantate im Palast der Republik beizusteuern ...

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Als ich einige Tage darauf Theo Adam fragte, ob er seine Indisposition schon überwunden habe, erläuterte er mir, dass er sich zu besagter Absage gezwungen sah, weil Honecker (oder war es noch Ulbricht?) einen Staatsgast empfing und er, Adam, deshalb nach (Ost-)Berlin zitiert wurde, um eine Festkantate im Palast der Republik beizusteuern ...

    Ganz klarer Fall: wenn er in Erichs Lampenladen singen musste, hatte Genosse Ulbricht mit der Indisposition nichts zu tun. Bei Theo Adam wäre ich übrigens ganz dankbar für Tips, wo er wirklich gut klingt. Wotan oder Sarastro liegen ihm wohl eher nicht. Auch bie Schütz habe ich noch nichts Überzeugendes gefunden. Den Sachs kann ich mir bei ihm allerdings gut vorstellen. Wie sieht's bei ihm als Liedsänger aus; gibt's da was?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Da habe ich eine Ewigkeitsplatte, das muß ja eine sein, heißt doch diese DDR-Plattenfirma ironischerweise "Eterna". Leider habe ich sie schon lange nicht mehr gehört, aber wenn du interessiert bist, nehme ich sie mir nächstens vor.


    Als Sarastro habe ich ihn nie gehört, der Wotan ("Walküre") wie auch der Holländer waren von nobler Fadesse, aber doch irgendwie solide, auch wenn in letzter Zeit ein arges Tremolo seine Leistungen beeinträchtigte. Sein Pizarro war recht gut, der Ochs (wenn auch sehr unwienerisch) und Sachs ausgezeichnet.


    Sein Manko war, dass er in Wien stets im Schatten von Hotter, Tom Stewart oder McIntyre stand.

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  • mit Otmar Suitner gab es überdies den Fall, dass sich ein Grazer dauerhaft in Ost-Berlin niedergelassen hatte, der später dann Reisefreiheit genoss.


    Über Suitner (geboren in Innsbruck, Tirol) wurde mir zugetragen, dass er eine Ehe in der DDR führte und eine Geliebte im Westteil von Berlin hatte. Dies ging solange gut, bis die Mauer fiel, denn dadurch erfuhr seine Frau erst von der Existenz dieser Rivalin.


    Ein Beispiel, dass der Mauerfall nicht nur Freude bereitet hat ...

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Über Suitner (geboren in Innsbruck, Tirol) wurde mir zugetragen, dass er eine Ehe in der DDR führte und eine Geliebte im Westteil von Berlin hatte. Dies ging solange gut, bis die Mauer fiel, denn dadurch erfuhr seine Frau erst von der Existenz dieser Rivalin.


    Die Geschichte stimmt so nicht ganz. Und sie war auch nicht sonderlich geheim. Und sie ist auch nicht nach dem Mauerfall aufgeflogen. Vor zwei, drei Jahren hat der Sohn aus der Beziehung mit der Nebenfrau im Westen Berlins, Igor Heitzmann, einen sehr bewegenden Film über seinen Vater Otmar Suitner gedreht, in dem sich alle Beteiligten mit großer Würde und Toleranz begegnen. Der folgende Link führt zu einer ausführlichen Seite über diese Dokumentation, die sowohl mehrfach im Fernsehens als auch im Kino zu sehen war:


    http://www.nachdermusik.de/


    Zitat von »Thomas Pape«
    mit Otmar Suitner gab es überdies den Fall, dass sich ein Grazer dauerhaft in Ost-Berlin niedergelassen hatte, der später dann Reisefreiheit genoss.


    Suitner ist auch als Chef der Ostberliner Staatsoper immer Österreicher geblieben und konnte reisen wohin er wollte. Er war ein sehr gesuchter Dirigent und hat in Bayreuth, Amerika und wer weiß wo noch gearbeitet.


    heißt doch diese DDR-Plattenfirma ironischerweise "Eterna"


    Auf den Namen "Eterna" ist der Sänger Ernst Busch gekommen, der der erste Chef der Plattenfirma gewesen ist. Busch trug gern Eterna-Hemden, die es heute noch gibt. Es war ein ganz spontaner Einfall. Spontan wie Busch spontan war. Der Name ist ja indessen getilgt, weil es möglicherweise rechtliche Bedenken gab. Namensrecht ist bekanntlich in Deutschland kompliziert.



    Als ich einige Tage darauf Theo Adam fragte, ob er seine Indisposition schon überwunden habe, erläuterte er mir, dass er sich zu besagter Absage gezwungen sah, weil Honecker (oder war es noch Ulbricht?) einen Staatsgast empfing und er, Adam, deshalb nach (Ost-)Berlin zitiert wurde, um eine Festkantate im Palast der Republik beizusteuern ...


    Die Geschichte ist hübsch, ich bezweifle aber, dass sie sich wirklich so zugetragen hat. Auch Adam hat die Nähe zur Macht in der DDR offenbar sehr genossen. Er hatte eine eigene Fernsehsendung, konnte reisen wohin er wollte, führte ein sehr komfortables Leben in der DDR, ließ sich mit den höchsten Auszeichnungen dekorieren, wirkte bei vielen sehr offiziellen Staatsakten mit. Wenn er denn diese angebliche Festkantate hätte singen müssen, dann wäre das sehr weit im Voraus geplant gewesen. In der DDR war nichts spontan. Im übrigen hätte jedes Opernhaus der Welt von Theo Adam Schadenersatz eingefordert, wenn bekannt geworden wäre, dass er hier gesundheitsbedingt absagt, an anderer Stelle aber plötzlich wieder so gesund ist, dass er singen kann. So etwas ist im Opernbetrieb bekanntlich eine Erbsünde. Wer sie begeht, setzt vieles aufs Spiel. Adam hätte nichts aus Spiel gesetzt. Dafür war er viel zu eitel.


    Seine künstlerische Leistung betrachte ich auch mit gemischten Gefühlen. Auf der Bühne war er freier als im Studio. Am besten hat mir sein Gurnemanz gefallen. In dieser ruhigen und breiten Partie konnte sich seine Stimme schön entfalten. Der Sachs war auch sehr gut. Dramatische Ausbrüche waren seine Sache nicht. Dann brüllte er gern und man hätte ihm zurufen mögen: "Mehr Noten, bitte!" Aber die die leisen Teile der Wotans-Erzählungen im zweiten Akt der Walküre hat ihm so schnell niemand nachgesungen. Nahezu albern war sein Pizarro. Es gibt den spannenden Fidelio-Film aus Hamburg mit der Silja in der Titelrolle. Großes Theater! Sobald Adam als Pizarro um die Ecke biegt, wird es Kasperle-Theater. Gut gelungen ist im seine Loewe-Platte. Die Winterreise ist ein Irrtum. Viel zu gespreizt. Dieser Wanderer hatte das Abitur und arbeitete sich im Frack durch den Schnee. Sein Färber war mindestens Diplom-Ingenieur und sein Ochs Großfürst statt ein Dorftrampel. Bei allen Vorbehalten hatte Theo Adam ein betörendes Timbre. Glänzend wie Gold. Unverwechselbar. Wer ihn je gehört hat, wird die Stimme nie wieder vergessen.


    Allseits schöne Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Geschichte ist hübsch, ich bezweifle aber, dass sie sich wirklich so zugetragen hat. Auch Adam hat die Nähe zur Macht in der DDR offenbar sehr genossen. Er hatte eine eigene Fernsehsendung, konnte reisen wohin er wollte, führte ein sehr komfortables Leben in der DDR, ließ sich mit den höchsten Auszeichnungen dekorieren, wirkte bei vielen sehr offiziellen Staatsakten mit. Wenn er denn diese angebliche Festkantate hätte singen müssen, dann wäre das sehr weit im Voraus geplant gewesen. In der DDR war nichts spontan. Im übrigen hätte jedes Opernhaus der Welt von Theo Adam Schadenersatz eingefordert, wenn bekannt geworden wäre, dass er hier gesundheitsbedingt absagt, an anderer Stelle aber plötzlich wieder so gesund ist, dass er singen kann. So etwas ist im Opernbetrieb bekanntlich eine Erbsünde. Wer sie begeht, setzt vieles aufs Spiel. Adam hätte nichts aus Spiel gesetzt. Dafür war er viel zu eitel.


    Lieber Rüdiger
    Ein sehr guter Beitrag von Dir und als ehemaliger DDR- Bürger, der ja die Gepflogenheiten und Machenschaften schon ein bischen kannte, sehe ich das genauso. Das Adam, wie viele andere auch, die Nähe zur Macht genossen hat, sehe ich mit einem gewissen Verständnis. Sie zogen daraus ihre nicht unerheblichen Vorteile und es war auch ein notwendiges Übel für die internationale Karriere. Ein "offen gegen den Staat sein", hätte dies alles sofort beendet. Das alles verstehe ich. Was ich aber menschlich und charakterlich ganz negativ finde, daß er zum Ende der DDR (!!!) seinen erhaltenen Nationalpreis zurück gab (oder wollte) und damit nach außen demonstrieren wollte, "er war schon immer gegen diesen Staat". Leider war er da nicht der einzige von diesen "Mutigen". Diese feige Verlogenheit machte ihn mir bestimmt nicht sympathischer.

    Dramatische Ausbrüche waren seine Sache nicht.

    Lieber Rüdiger
    Du magst in allen anderen Beispielen recht haben. Hier möchte ich aber noch einmal erwähnen, in der Tosca als Scarpia war er wirklich großartig. Dramatisch, darstellerisch und stimmlich perfekt. Ich habe ihn in dieser Partie viele male erlebt und hätte mir keinen besseren wünschen können. Die Rolle war für ihn wie gemacht.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Ich möchte hier noch auf eine Sängerin der Extraklasse hinweisen, die zwar einen eigenen Thread hat, aber auf die ich hier noch aufmerksam machen möchte:


    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    ich kenne sie aus meiner Jugend vom Fernsehen, wo sie eher Operette sang, und natürlich als temperamentvolle Zerbinetta unter Kempe.


    Ich habe übrigens mal vor Jahren auf 3SAT einen Zusammenschnitt von DDR-Musiksendungen erwischt, da sang ein toller Tenor die Ballade von Klein Zack. Es könnte Reiner Goldberg gewesen sein, unvergeßlich. Vielleicht kennt das hier jemand? Alles Ausschnitte im Kostüm ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • da sang ein toller Tenor die Ballade von Klein Zack. Es könnte Reiner Goldberg gewesen sein


    Lieber Farinelli
    Ich kenne die Fernsehsendung zwar nicht, vermute aber mal und bin mir relativ sicher, der Klein Zack, den Du meinst, war Hanns Nocker. Goldberg glaube ich eher nicht. Das war nicht seine Partie.
    Nocker war seinerzeit an der Komischen Oper Berlin engagiert und wohl der Liebling von Walter Felsenstein. Felsenstein hatte damals große und sehr aufwendige Inszenierungen gemacht, wovon viele für Film und Fernsehen aufgenommen wurden. U.a. Hoffmanns Erzählungen, Ritter Blaubart, Das schlaue Füchslein, Der Fiedler auf dem Dach, Porgy and Bess, Otello u. a..
    Sylvia Geszty kenne ich auch nur von Platten und Rundfunk. Sie war seit 1961 mehrere Jahre an der Berliner Staatsoper engagiert. Ich habe sie aber nie live gehört, da war ich noch viel zu jung. Ich weiß aber, sie muß eine ganz hervorragende Koloratursopranistin gewesen sein (gerüchteweise aber wohl auch eine Diva mit Macken und Launen) und hat auch an bedeutenden Opernhäusern auf der ganzen Welt gastiert.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Goldberg glaube ich eher nicht. Das war nicht seine Partie.
    Nocker war seinerzeit an der Komischen Oper Berlin engagiert und wohl der Liebling von Walter Felsenstein. Felsenstein hatte damals große und sehr aufwendige Inszenierungen gemacht, wovon viele für Film und Fernsehen aufgenommen wurden. U.a. Hoffmanns Erzählungen, Ritter Blaubart, Das schlaue Füchslein, Der Fiedler auf dem Dach, Porgy and Bess, Otello


    Lieber Chrissy, Goldberg hat tatsächlich auch den Hoffmann gesungen - und das sehr gut. Es gibt sogar eine Rundfunkproduktion der Oper unter Robert Hanell aus der Glanzzeit dieses Tenors. Farinelli dürfte wirklich den Nocker gesehen haben, der an Goldberg nicht heranreicht. Seine Stimme ist quallig und ungenau, vom französischen Idiom meilenweit entfernt, dazu ist er noch ein schlechter Schauspieler. Mit dem Film ist Felsenstein im Vergleich zu seiner Theaterproduktion künstlerisch regelrecht abgestürzt. Überhaupt kommen die Verfilmungen nicht an seine Bühnenarbeiten heran. Sie wirken völlig überprobt und klischeehaft. Der deutschsprachige Othello ist nicht nur grauenhaft gesungen - und zwar von allen Mitwirkenden - er ist insgesamt peinlich. Die Figuren agieren wie im Kasperletheater. Brrrr! Othello selbst scheint einer Völkerschau entstiegen. Das Schlaue Füchslein ist staubig und ästhetisch völlig überlebt. Einzig der Blaubart hat Charme. Die Mozartopern sind sehr dürftig. Der Fiedler auf dem Dach ist leider nicht verfilmt worden, Porgy and Bess hatte übrigens nicht Felsenstein sondern Götz Friedrich inszeniert. Auch davon gibt es keinen gesamten Film, nur ein paar Ausschnitte. Ich habe mir erst kürzlich die Felsenstein-Box mit allein seinen verfilmten Arbeiten vorgenommen und war sehr enttäuscht. Das soll nun das Vermächtnis eines der großen Männer des Welttheaters sein?


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger
    Zuerst mal, es ist sehr angenehm für mich Deine Beiträge zu lesen, weil ich merke, Du kennst Dich fach- und sachlich in der Szene (DDR) aus.
    Daß Goldberg den Klein Zack gesungen hat, wußte ich wirklich nicht. Trotzdem glaube ich, daß Farinelli Hanns Nocker in diesem Ausschnitt gesehen hat, weil das sehr oft als Vorzeige im DDR- Fernsehen lief. Daher kenne ich es ja auch. Recht hast Du auch mit dem Fiedler und Porgy. Davon gibt es nur Szenenausschnitte, die aber auch sehr oft gesendet wurden. Der Tewje mit Rudolf Asmus und als Sporting Live war man stolz, Manfred Krug präsentieren zu können. Der sang die Partie ein paarmal a. G. in der Komischen Oper.
    Deine negative Beurteilung von Nocker teile ich übrigens. Ich wollte aber Farinelli zum einen nicht die positive Illusion von damals nehmen (vielleicht hat er auch wirklich Goldberg gesehen), zum anderen, wenn man mit Nocker nur das Lied vom Klein Zack hört, da kommt er eigentlich noch ganz gut rüber. Er war wirklich der bevorzugte Sänger von Felsenstein, hat fast alles gesungen (müssen?) Er sang ja auch den Othello. Die Komische Oper hat ja primär nie Wert auf besondere sängerische Leistungen gelegt und war auch diesbezüglich nicht im Mindesten eine Konkurrenz für die Staatsoper. Hier ging es immer nur um die Darstellung und peinlichst genaue Umsetzungen. Es wurde auch bewußt nie von Opernsängern gesprochen, sondern dort hießen sie "Sängerdarsteller". Ich selbst war nur einmal in der K.O. und zwar im Troubadour. Im Gedächtnis geblieben ist mir die bulgarische Sängerin der Azucena "Margarita Lilowa", die war richtig gut. Ansonsten war ich nur in der Staatsoper. Dieses Haus war für mich 12 Jahre lang der Garant für großartige Aufführungen mit einem wunderbaren Orchester und hervorragenden spitzenmäßigen Gesangssolisten.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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