Ohne Krimi ...

  • Der in Dortmund ansässige Grafit-Verlag hat eine ganze Anzahl regional verwurzelter Autoren unter Vertrag - wie z.B. den Duisburger Niklaus Schmid. Ein Aussteiger und Weltenbummler, vielen vielleicht durch seine Reiseführer bekannt (Merian live, HB-Bildatlas) über Mallorca, Ibiza, Formentera....


    Niklaus Schmid schreibt auch Krimis, sein Held ist ein Ex-Polizist und Privatdetektiv namens Elmar Mogge. Diesen habe ich soeben ausgelesen:



    Der Privatschnüffler pendelt hier zwischen Duisburg, Ibiza und Formentera - da kennt sich der Autor bestens aus!
    Keine Weltliteratur, aber recht spannende Handlung mit viel Lokalkolorit.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe keine Ahnung mehr, welche Bücher ich seit dem letzten erhaltenen Eintrag hier noch vorgestellt habe - mangels Datensicherung sind alle Beiträge seitdem verloren gegangen. Allerdings glaube ich, diesen Krimi hier erwähnt zu haben:



    Jacques Berndorf
    Die Nürburg-Papiere

    Kriminalroman aus der Eifel

    Am Nürburgring sind mehr als 300 Millionen in gewaltigen Betongebirgen verbaut worden, die angeblich schnellste Achterbahn der Welt kostete mehr als zwölf Millionen Euro und ist nicht ein einziges Mal gefahren. Hinter diesen Tatsachen versteckt der Autor einen raffinierten Kriminalroman um seinen Helden, den Reporter Siggi Baumeister, seinen Freund Rodenstock und dessen Lebensgefährtim Emma....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Suche Dir einen passenden weiblichen Vornamen aus - immer komt ein spannender Krimi von Felix Thijssen dabei heraus.
    Angefangen hat das alles hiermit:



    Cleopatra war der erste "Max-Winter-Krimi".


    Alle anderen haben ebenfalls weibliche Vornamen im Titel, wie Rebecca, Charlotte, Ingrid, Isabelle usw....
    Wer einen gelesen hat, will die anderen unbedingt auch kennenlernen!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald


    ich will dich nicht allein lassen mit der Betreuung dieses Threads. Ich lese gern Krimis, suche aber immer die Krimis, in denen nicht serienmordende Kinder-, Drogen- und Prostituiertenhändler in ein Komplott mit Mafia, CIA und Vatikan sowie in die privaten Familiengeschichten und Beziehungskisten der Ermittler verwickelt sind.


    Ein "sauguter" Krimi aus dem von dir angesprochenen Verlag ist der hier:



    Andreas Izquierdo
    Der Saumord


    Hätte Jupp Schmitz gewußt, in was für einen Schlamassel er geraten würde, als er beschloß, den seltsamen Toden der Zuchtsau Elsa und der preisgekrönten Kuh Belinda nachzugehen, wäre er wohl an diesem Morgen im Bett liegengeblieben. Zumal er sich weder für fette, aufgeschlitzte Schweine noch für selbstmörderische Kühe interessierte. Schon eher für Dr. Mark Banning, einen zugereisten Veterinär, der mit Jupps Jugendliebe Christine Jungbluth verlobt ist.









    Ein anderer Krimi für die Kategorie "saugut" ist dann noch dieser hier. Wobei die ganze Reihe sehr empfehlenswert ist. Alle Romane spielen an einer Hochschule für Landwirtschaft und zeigen sehr liebevoll und z.T. skurril gezeichnete Figuren. Die handlung ist nicht direkt spannend, aber dafür interessant und fernab der üblichen Klischees:


    Charlotte MacLeod:
    Freu dich des Lebens
    (Dumont)



    Aus einer Rezension: Bellinda von Bellaclava wurde entführt. Die Perfidie des Verbrechens besteht nicht allein darin, daß Bellinda kurz vor ihrer ersten Niederkunft steht, sondern statt Drohbriefen verteilt der Täter Koteletts und Sülze, die aber aufgrund ihres Alters nicht von der prämierten Zuchtsau stammen können. Im Rahmen der Entführung wurde die Kurschmiedin Miss Flackley ermordet, die nicht nur die prämierten Bellaclava Blacks beschlug, sondern sich auch um das Wohlergehen unter anderem von Bellinda sorgte. Professor Peter Shandy, der inzwischen mit der Bibliothekarin Helen glücklich im Hafen der Ehe gelandet ist, will eigentlich seinen Freund Timothy Ames, der in "Schlaf in himmlischer Ruh'" auf so unglückliche Art und Weise seine Frau verlor, mit dessen neuer Haushälterin verkuppeln, wird aber von Präsident Svensson regelrecht verdonnert, die Verbrechen aufzuklären. Leider wurde er gerade eben erst selber Opfer wie Täter eines Verbrechens: Beim ehelichen Einkauf in einer Goldschmiede wird er von Räubern gezwungen, die Beute, etliche Gold- und Silberbarren, im Fluchtfahrzeug zu verstauen, anschließend wird Helen einfach mitgenommen... Bis sämtliche Verbrechen aufgeklärt und die Sau wie durch göttlichen Beistand wieder unter der Sonne wandelt, erwartet den Leser ein vergnüglicher Reigen, der gut vom eigentlichen Sujet, dem Krimi, ablenkt.


    Herzliche Grüße und besten Dank an Harald, der hier schon so viele sehr lesenswerte Romane vorgestellt hat.


    Andrew :hello:

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Heute geht es mir nicht um einen einzelnen Krimi, sondern um einen Autor, der heute 115 Jahre alt geworden wäre und nach dem die wichtigste Auszeichnung für Kriminalautoren im deutschsprachigen Raum benannt ist:


    4. Februar 1896 - Geburtstag des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser


    Zitat

    Im Alter von vier Jahren begann Friedrich Glausers Leiden an der Welt. Der Tod seiner österreichischen Mutter lieferte ihn dem erziehungswütigen Schweizer Vater aus. Mit 21 die Höchststrafe: Entmündigung „wegen liederlichem Lebenswandel“.


    Doch auch die verordnete Fremdenlegion half nicht. Zahllose Aufenthalte in der Psychiatrie folgten: vor allem wegen seiner Morphiumsucht. Doch die hinderte Friedrich Glauser nicht am Schreiben. So schuf er mit seinem berühmten Wachtmeister Studer einen Berner „Maigret“.


    „Mit Kriminalromanen fangen wir an, um uns zu üben“, schrieb er mit 42, „das Wichtigste erscheint später.“ Fünf Tage danach war Friedrich Glauser tot.

    Quelle: WDR, Christoph Vormweg



    Der abgekürzt Glauser genannte Friedrich-Glauser-Preis ist neben dem Deutschen Krimi Preis der wohl wichtigste Krimipreis im deutschsprachigen Raum. Benannt ist er nach dem Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser, der als erster deutschsprachiger Krimiautor gilt.


    Der Preis wird seit 1987 alljährlich in mehreren Kategorien vom Syndikat verliehen, der 1985 von Fred Breinersdorfer gegründeten, mehr als 600 Mitglieder zählenden Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur. Die populärste Auszeichnung wird für den besten Kriminalroman des Jahres in deutscher Sprache vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Diesmal geht es um einen Krimi, der von einem spanischen Musikwissenschaftler geschrieben wurde (der Name ist natürlich ein Pseudonym): Joseph Gelinek - Die 10. Symphonie



    Wer hier - wie der Titel es vermuten läßt - einen Krimi mit atemloser Spannung erwartet, wird enttäuscht sein. Für den Musikfreund ist es jedoch ein angenehm zu lesendes Buch, das die Suche nach der verschollenen Partitur einer zehnten Sinfonie von Beethoven beinhaltet, garniert mit einer Leiche. Der Schauplatz wechselt zwischen Madrid und der spanischen Hofreitschule in Wien.


    Kein großer Wurf, aber flüssig geschriebene Unterhaltung um eines der Rätsel in der Musikgeschichte.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Diesmal ein Krimi, der im Broadway-Milieu spielt - mörderisches vor und während der Einstudierung eines neuen Musicals.
    Eigentlich mag ich keine amerikanischen Krimis, da ziehe ich den briutischen Stil vor - fast nur wörtliche Rede.
    Da ich andererseits Musical-Fan bin, hat es mich gereizt, dieses Umfeld näher kennenzulernen:




    Annette Meyers - Mörderisches Musical


    Für mich die erste Begegnung mit der vielschreibenden Schriuftstellerin, die zusammen mit ihrem Ehemann historische Krimis schreibt und deren weibliche Heldin in den zahlreichen Smith & Wetzon-Krimis eine ehemalige Broadway-Tänzerin ist, die sich natürlich bestens am Schauplatz des Geschehens - am Broadway - auskennt.


    Zwar habe ich viel über die Musical-Praxis, die Hektik vor der Premiere, die Vorab-Aufführungen in der Provinz usw gelernt, aber als Kriminalroman hat mich das Buch nicht überzeugt. Von dieser Autorin werde ich mir wahrscheinlich keine weiteren Bücher zulegen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine heutige Romanvorstellung führt wieder - da wir in einem Klassikforum sind - in die Welt der Oper, genauer gesagt ins Opernhaus San Carlo in Neapel.



    Italien der 30er Jahre: Der Lieblingstenor des "Duce" Mussolini wird im Teatro San Carlo in Neapel in seiner Garderobe ermordet - kurz vor seinem Auftritt als Canio im "Bajazzo".
    Der melancholische Commissario Ricciardi muß die Aufklärung übernehmen - von "ganz oben" wird entsprechend Druck ausgeübt - er steht unter enormem Erfolgszwang. Er läßt sich davon jedoch nicht beirren und taucht in die Welt der Oper ein, von der er vorher so gut wie nichts kannte, außer: "Der Böse ist meist der Bariton".


    Der 1958 geborene Neapolitaner Maurizio de Giovanni legt hier seiner ersten Kriminalroman vor; inzwischen sind auch - jahreszeitlich beeinflußt - die Bände "Der Frühling des Commissario Ricciardi" sowie "Der Sommer des Commissario Ricciardi" erschienen (der "Herbst" steht noch aus!).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Moin,


    die "Smith & Wetzon"- Krimis habe ich vor vielen Jahren verschlungen. Sie beschreiben wunderbar die Athomspäre in Manhatten, verrückt und schrill. Leider sind diese Krimis nicht mehr erhältlich.


    Ich habe mich dann auch voller Vorfreude auf die historischen Krimis von Annette Meyers und ihrem Ehemann gestürzt und war selten so enttäuscht: langweilig, zäh und konstruiert.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Heute geht es mir nicht um einen einzelnen Krimi, sondern um einen Autor, der heute 115 Jahre alt geworden wäre und nach dem die wichtigste Auszeichnung für Kriminalautoren im deutschsprachigen Raum benannt ist:


    4. Februar 1896 - Geburtstag des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser


    Seit einiger Zeit gibt es bei 2001 einen Paperbackklotz mit allen Studerromanen sowie einem früheren Krimi Glausers. Ich hatte den ersten Studer vor vielen Jahren schon einmal gelesen, aber beinahe wieder vergessen. Jedenfalls war ich insgesamt sehr angetan. Einziges Manko dieser Billigausgabe (außer einer gewissen Unhandlichkeit) ist das Fehlen eines Glossars, da doch so mancher Ausdruck des Schweizer Jargons auftraucht, der sich nicht immer ganz erschließen lässt.
    Jedenfalls sind das Krimis, die sich auf alle Fälle auch für Leser lohnen, die sonst gar keine Krimi-Leser sind...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Seit einiger Zeit gibt es bei 2001 einen Paperbackklotz mit allen Studerromanen sowie einem früheren Krimi Glausers.



    Leider wohl schon vergriffen, Neuauflage nicht vorgesehen. Wird manchmal im marketplace von amazon zu hohen Preisen angeboten. Ich ärgere mich, dass ich diese Gesamtausgabe damals nicht sofort bestellt habe!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die Zeit verfliegt, ist wohl auch schon wieder über zwei Jahre her, dass ich den Glauser-Band gekauft hatte. Es gab/gibt übrigens noch einen weiteren 2001-Wälzer mit Erzählungen Leo Malets (Detektiv Nestor Burma im Paris der 1950er). Auch lesenswert, aber Glauser fand ich noch besser. Interessant gerade auch der weitgehend unbekannte Roman ohne Studer "Der Tee der drei alten Damen".


    Sind jedenfalls alle auch einzeln lieferbar oder in noblem Schuber etwas teurer..

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe mich im Urlaub an "Matto regiert" aus der Feder von Friedrich Glauser versucht und habe nach einem knappen Viertel die Waffen gestreckt. Das war mir doch zu langatmig ... liegt's an mir? Wahrscheinlich. Aber vor den "langen Russen" habe ich auch nicht kapituliert ...


    Muss man auf irgend etwas achten, um Glauser gut zu finden, was mir entgangen ist? (Wahrscheinlich.) Aber auf was?

  • Harald schrieb etwas genervt, dass hier außer ihm keiner schreibt. Dem Manne kann geholfen werden. Jeder kennt die Krimis, als Buch oder Film, von Dashiell Hammett oder Raymond Chandler. Ich möchte hier auf einen Autor aufmerksam machen, der in Amerika viel bekannter ist und die Romanvorlagen zu vielen Krimis der schwarzen Serie geliefert hat: Cornell Woolrich. Die Romane Chandlers und Hammetts sind viel zu konstruiert und verworren ("Wenn ich nicht mehr weiter wusste, ließ ich einen Mann mit der Knarre durch die Tür treten", Raymond Chandler). Ihre Kurzgeschichten, besonders die von Hammett sind dagegen sehr spannend. Hammett war ein Continental Op, also ein Ermittler im Dienst der Firma Continental. Der gleichnamige Band ist ein großartiges Stück Krimiliteratur, basierend auf eigenen Erfahrungen.
    Cornell Woolrichs wichtigste Titel (ich kann sie zumeist nur auf Englisch nennen): Rear Window (genau: Fenster zumHof!), The Bride Wore Black (von Truffaut ins französische Milieu übertragen und verfilmt), Waltz Into Darkness, I Married A Dead Man, The Night I Died, Eyes That Watch You, Murder Always Gathers Momentum, You´ll Never See Me Again. Woolrichs Spezialität ist die psychische Spannung und die überraschende Entwicklung, obwohl man oft den Täter vorher schon kennt.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Da schreibe ich einen Kommentar zu Dashiell Hammett und Harald eröffnet mir mit einem Link den Zugang zu einem Thread, von dem ich nicht mal ansatzweise wußte, dass er exisitiert.
    Herr Dr. Pingel hat sofort geantwortet, ich antworte ihm, dass er zum Teil Recht hat. Woolrich war schon toll.
    Chandler hat Romane wie Collagen aus Kurzgeschichten zusammen gedrechselt. Manchmal merkt man es. Aber es bleibt lesenswert.
    Von Hammett lese ich nur ab und zu in dem "dünnen Mann", "dem gläsernen Schlüssel" und "dem Falken." Aber der Falke ist große Krimiliteratur.


    Also stelle ich mal ein Buch vor, das mir sehr am Herzen liegt.
    Ein Krimi, der eigentlich keiner sein sollte und doch einer ist, nicht nur weil es Tote gibt und eine Handlung ala "Der Tod kennt keine Wiederkehr" von Chandler, in der Altmann Verfilmung, also in der Hippie-Zeit in Los Angeles, sondern weil es "Film Noir mäßig" hier abgeht.
    Ein Buch, das endlich jedem die Chance eröffnet, den besten Autor der Postmoderne zu lesen, ohne nach 20 Seiten abzudrehen und entnervt das Handtuch zu werfen: Thomas Pynchon. Natürliche Mängel.
    Hier das amerikanische Cover, es ist schöner!

    Ein dauernd bekiffter Privat Detketiv, dem eine alte Freundin einen Auftrag gibt. Wer denkt da nicht an Chandler "The little Sister" oder an die vielen Frauen des Film Noir, die den Helden in Verderben schicken. Und das Verderben lauert überall. Und sei es ein Polizist der Stacheldraht sammelt. Aber lest selbst!
    Besonderheiten ala Pynchon gibt es gratis, so eine Geheimorganisation von Zahnärzten, dann "Kaliformien erwache", Bauunternehmer und eben den Stacheldraht...
    Das nimmt man gerne in Kauf. Nur schade, dass Gras so teuer geworden ist,........
    Gruß S.

  • Ich bin nicht gerade ein Freund amerikanischer Literatur. Den Cornell Woolrich kenne ich eigentlich nur von einer endlosen Autofahrt über französische Autobahnen auf dem Weg nach Barcelona: Von einer Anti-Stau-CD!



    Christian Quadflieg hat mir 2 Stunden vorgelesen und mir so die Fahrt etwas angenehmer gemacht.


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Also, ich sitze im Zug. Das passiert häufiger, weil ich Büro und Homeoffice habe, die 350 Km auseinander liegen.
    Dieses Mal aber fahre ich von Frankfurt nach Kiel. Und im Abteil, ich quäle mich mit Adler Olsen ab,- schlechte Sprache, Holzschnittcharaktere, die üblichen Randgruppen, die üblichen Psychoprobleme, wie aus dem Setzbaukasten des gepflegten Skandinavienkrimis + unglaubwürdige Handlung-, gluckst ein älterer Herr über seiner Lektüre alle 15 Minuten vor sich hin. Er liest von Heinrich Steinfest "Cheng", wie ein Gespräch ergeben hat.
    Gekauft, gelesen, da gibt es mehr davon, auch gekauft gelesen und bin nun ziemlich angetan.
    Der Letzte gefällt mir nicht mehr so sehr. Aber die ersten drei sind nett. Genauer Nr. 2 und 3. Der 1. ist nett, weil er so zynisch mit der östereichischen Innenpolitik umgeht, fast wie im Kabarett.
    Im 2.: Die Idee, dass die Briten für aus dem Ruder gelaufene "James Bond Agenten" im Schwarzwald ein Erholungsheim haben und dass eine Agentin ein Eigenleben entwickelt, Leute umnietet und der BND den Deckel drauf hält. Großartig!
    Auch die Idee des 3., dass eine alleinerziehende Mutter, um Geld ranzuschaffen, sich als Auftragsmörderin verdingt und nur solche Leute umbringt, die ihren Mord (aus Versehen) selbst bezahlen. Dazu kommt die wundersame Geschichte des 4711! Wunderbar. Allein, wie sie zu ihrem Job kommt! Grandios.
    Cheng ist Chinese, seine Eltern kommen aus China. Er selbst sprich kein Wort Chinesisch, denn er wurde in Österreich geboren und ist Wiener.
    Die richtige Lektüre für Alfred also. :thumbsup: Denn so muss es da zugehen!
    Hier ein Cover:


    Gruß S.

  • Lieber S. Bummer,


    danke für die Tipps (Pynchon und Steinfest). Werde ich nach meiner Reise im November sofort bestellen. Das Pynchon-Cover ist wirklich grandios. Hast du noch mehr Tipps, besonders für amerikanische Literatur? Ich hatte mir "Deadwood" bestellt, das ist aber verlorengegangen.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Sehr gut fand ich übrigens auch von Houellebecq "Karte und Gebiet", das ich kürlich gelesen habe:



    (Natürlich keine amerikanische Literatur.)

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • steht bei mir im Regal unter "Noch zu Lesen." Geht also los!
    Gruß S.
    PS: Den deutschen Pynchon habe ich natürlich auch. SO gut ist mein amerikanisch nicht, insbesondere, wenn es um Alltagssprache geht.
    Aber das Originalcover ist eben Klassen besser!

  • Hallo,
    woanders prügelt man sich um den besten Beethoven, da mache ich es mir in dieser kleinen Forenecke gemütlich.
    Nachdem ich, wie so viele meiner Generation (Baujahr 1953) im jugendlichen Alter mit unseligen Edgar Wallace Verfilmungen genervt wurde (in den späten gab es wenigstens mal ne nackte Frau zu sehen, vorher nur Kinski und Eddie Arendt), habe ich mit ca. 18, 19 angefangen "Hard Boiled Detective Stories zu lesen."
    Also Ed McBain, Chandler, Hammett und viele andere der Black Mask Zeitschrift.
    Einen möchte ich herausheben, weil er einerseits einen so typischen Stil hatte, andererseits, weil er eigentlich immer noch Zeitgeist repräsentiert:
    Ross MacDonald, 1915- 1983, geboren als Kenneth Millar, der ein Pseudonym annahm, um seiner ebenfalls Krimis schreibenden Ehefrau Margaret Millar (siehe eine spätere Folge) nicht in die Quere zu kommen.
    MacDonalds Held ist Lew Archer, Privat Detektiv, ähnlich Philip Marlowe vom Zuschnitt her, ebenfalls Kalifornien, ebenfalls Los Angeles.
    Archer bekommt meist Fälle, wo Leute verschwunden sind, oder er seit Jahren untergetauchte Menschen suchen soll.
    Es geht um Spuren im Leben von Menschen, die sich irgendwann verloren haben. Dabei entdeckt er den "Dreck unter den Fingernägeln", fördert unangehme Dinge zutage, die teilweise 20 oder mehr Jahre zurückliegen und legt damit nebenbei die Traumata einer ganzen Gesellschaft Schicht für Schicht frei: Die Gier, die den Staat werden ließ und Leute, die nicht mitmachen wollten, eliminieren lies oder zumindest aussonderte.
    Dazu entlarvt er die Doppelmoral, die allgegenwärtig selbst beim feistesten Maffioso noch immer nen Gipsheiligen auf dem Fensterbrett beläst (Larry Beinhart) und entdeckt als Antrieb allen Übels oftmals die Frauen (hahaha).
    Wobei das Archers Beschreibung des jeweiligen Zustandes ist. Ob MacDonald das auch so sah, kann ich nicht sagen, das Bild seiner Ehefrau ist ein anderes und beide haben es lange miteinander ausgehalten. Es sorgt dafür, dass einige Romane etwas antiquiert wirken.
    (Heute habe ich im Sportstudio nach der Sauna im Ruheraum die GALA Nr. 44 gelesen. Ich müßte Lew Archer applaudieren. So ein Sch..)
    MacDonald ist für einigermaßen Emanzipierte mitunter etwas "strange", aber so waren sie die Amis der 50iger und 60iger: korrupt, gierig, verlogen, sexistisch, selbstgerecht und religiös. Und Archer war einer von ihnen.
    Ist es seit dem großartig anders geworden? NEIN, NEIN und nochmals NEIN!
    Deswegen lohnt sich die Lektüre, es bleibt übersichtlich, die Dramen handeln nicht vom Weltuntergang, es sind keine Serienmörder unterwegs, das Verbrechen bleibt Verbrechen, aber die Zutaten zum Verbrechen und die Gesellschaft sind sehr gut beobachtet. Der Held ist kein Superheld, er hat auch keine Macken, außer das er säuft und raucht.


    Ich empfehle immer. "Ein Grinsen aus Elfenbein": Ein Arzt hat ein Gerippe im Keller, doch hat er es nicht beim Fachhändler gekauft.
    Auch die anderen 17 Lew Archer Romane sind lesenswert. Man sollte sie nur nicht auf einen Schlag lesen. Sie sind dann wie Bruckner, vom dem behauptet wird, er habe 10-mal dieselbe Sinfonie geschrieben. Auf die Idee könnte man dann auch kommen.
    Gruß S.

  • Sie war die Größte!
    Die Größte der Krimis zwischen 1950 und 1990!
    Größer als Patricia Highsmith, größer als die Engländerinnen und die anderen, wie sie alle hießen.
    Natürlich ist sie besser als die Designer Autorinnen aus Skandinavien, die Marklunds...Und selbst die Dame aus Venedig!Nein an Margaret Millar reichen sie alle nicht heran.
    Margaret Millar(1915 - 1994) schrieb als Ehefrau von Ross MacDonald ca. 25 Romane. Die meisten spielen sich ab in der amerikanischen Mittelklasse und sind psychologische Meisterwerke. Feinst gesponnne Meisterwerke, der Küche und dem Wohnzimmer abgelauscht, der Frustration der Mittelklasse entnommen, der Langeweile des Vorstadtlebens abgerungen.
    Frau Highsmith erreicht bei weitem nicht das Niveau des Einfühlungsvermögens und der Sicht auf Intrigen. Bei Millar ist alles wie selbstverständlich. So könnte es gewesen sein.
    Auch Titel wie "Ein Fremder liegt in meinem Grab" werden sinnvoll, wenn man den Roman gelesen hat. Mein Favorit ist "Die Feindin".



    Aber das kann sich beim erneuten Lesen ändern. Was sie mit Ihrem Ehemann Ross MacDonalD gemeinsam hat, ist der untrügliche Blick dafür, dass Katastrophen nicht über Nacht kommen, sondern sich gaaanz laaangsam ankündigen und oftmals tief in der Vergangenheit begründet liegen.
    Sie ist die Meisterin des Suspense. Hitchcock soll ihr zu trivial gewesen sein. Da war sie drüber.
    Leider gerät sie langsam in Vergessenheit. Bitte nicht hier!
    Gruß S.

  • Ja, die meisten Romane von Steinfest habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Ich glaube, ich habe keinen einzigen kapiert. Der Spannungswert tendiert ganz klar gegen Null, und dennoch ist es im Gegensatz zu den von S.Bummer erwähnten und auch anderen Büchern (Serienkiller, grauenhafteste Verbrechen, Profiler, Verschwörung - möglichst noch irgendetwas mit Vatikan - sowie der Gefährdung der Person und Familie des Ermittlers und all die anderen Klischees, die einem in den Klappentexten entgegenspringen) ein Hochgenuss, derart skurrile, philosophische, sprachspielerische, temporeiche und interessante Romane zu lesen.


    Ich hatte in den Herbstferien eine ganz andere Lektüre (nicht ganz frei von den oben aufgeführten Klischees):



    Joe R. Lansdale:
    Die Wälder am Fluss
    Kriminalroman
    Originaltitel: The Bottoms
    Übersetzung: Leky, Mariana
    DuMont Buchverlag GmbH , 02/2011


    Aus dem Klappentext:


    Anfang der Dreißigerjahre entdeckt der elfjährige Harry in Texas die Leiche einer Schwarzen. Zusammen mit seiner Schwester macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Lansdales Held, der an Tom Sawyer und Huckleberry Finn erinnert, enthüllt sich die Düsternis eines Faulknerschen Südens voll Aberglaube, Gewalt und Rassismus.


    Was mir an dem Buch gefallen hat, ist, dass hier ganz unterschiedliche Ebenen in einem enorm spannend erzählten Roman mit einander verwoben werden: eine Geschichte vom Erwachsenwerden und von der Auseinandersetzung eines heranwachsenden Jungen mit seinem Vater, der zunächst Vorbild ist und dann abstürzt, und zu dem der Sohn wieder eine neue Beziehung aufbauen kann, eine erhellende Milieustudie, die nur beschreibt, ein Rollenbuch mit intwressanten und vielschichtigen Charakteren.
    Etwas überflüssig ist die Rahmenhandlung: der Bewohner eines Altersheimes erinnert sich an diese Begebenheit aus seiner KIndheit. Aber diese wenigen Seiten stören auch nicht weiter, dienen vermutlich der Distanzierung.
    Der Sprachstil erinnerte mich etwas an Harper Lee "Wer die Nachtigall stört". Das Buch hat mir sehr gut gefallen.


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Vielleicht seltsam, dass hier ein Düsseldorfer einen Köln-Krimi vorstellt.
    Aber eigentlich geht es hier um ein anderes Thema: Die Liebe zum Jazz!



    Martin Schüller
    Jazz:
    Ein Krimi für alle, die Musik lieben und die wissen, daß darin Wunder passieren können. Gute und böse


    Der Hauptdarsteller ist Jan Richter, Besitzer eines kurz vor der Pleite stehenden Jazzlokals in Köln-Nippes, der auf der Suche nach einem legendären Saxophon ist, auf dem der berühmte Charlie "Bird" Parker gespielt haben soll.
    Die Suche führt ihn bis nach Lissabon, wo er die Bekanntschaft einer rätselhaften Frau macht...


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bereits mehrfach wurden die Allgäu-Krimis von Volker Klüpfel und Michael Kobr über den Kommissar Kluftinger hier im Forum vorgestellt.
    "Schutzpatron" heißt der mittlerweile fünfte Band aus der Reihe:



    Die Kritiken sind nicht überragend, also habe ich ihn bisher noch nicht angeschafft und gelesen.


    ++++++++++++++++++


    Angefangen hat die Serie mit diesem Buch, das sich in kurzer Zeit zum Bestseller entwickelte, und das nicht nur in meiner alten Heimat:



    Milchgeld. Kommissar Kluftingers erster Fall


    Nachdem der zweite Band "Erntedank" bereits erfolgreich verfilmt wurde, laufen jetzt die Dreharbeiten im Allgäu zur Verfilmung dieses ersten Bandes der Kluftinger-Krimis, wieder in Altusried und wieder mit Herbert Knaup in der Titelrolle.


    "Milchgeld" soll 2012 in der ARD über die Bildschirme flimmern, an einem Donnerstagabend zur besten Sendezeit!

    siehe auch: Ohne Krimi ...


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,


    wir haben diesen Sommer Urlaub im Allgäu gemacht, und da habe ich mir in Memmingen alle fünf, bisher als Taschenbuch erschienenen Kluftingerkrimis gekauft und in vier Wochen durchgelesen. Schutzpatron ist übrigens Nummer 6.
    Sie sind unterschiedlich gut, aber haben immer dieses tolle Lokalkolorit. Was mir auch gefällt, ist, dass sie immer ein bestimmtes Krimigenre persiflieren.


    Kluftinger 1: Milchgeld --> Wirtschaftskrimi
    Kluftinger 2: Erntedank --> Mysterykrimi
    Kluftinger 3: Seegrund --> Nazikrimi
    Kluftinger 4: Laienspiel --> Terrroismuskrimi
    Kluftinger 5: Raunacht --> Geschlossene Gesellschaft / Geschlossener Raum-Krimi


    Ob die beiden Autoren diese Idee weiter durchhalten oder ich da zuviel hinein interpretiere, weiß ich nicht, freue mich aber darauf, wenn "Schutzpatron" endlich als Taschenbuch erscheint.




    tukan

  • wir haben diesen Sommer Urlaub im Allgäu gemacht


    Hallo tukan,
    Du hast recht, es ist schon der sechste Kluftinger Krimi.
    Hätte ich wissen müssen, da ich die alle im Schrank habe, plus der DVD "Erntedank".


    Da ich in Memmingen geboren und aufgewachsen bin und einen der Autoren kenne, mußte ich die Bücher natürlich alle lesen -auch die Orte, in denen die Handlungen angesiedelt sind, sind mir bestens vertraut, ob Freiluftbühne Altusried, Kartause Buxheim oder die Seen bei Füssen....
    Der Herr Kluftinger und sein Intimfeind Dr. Langhammer sind mir doch manchmal ziemlich peinlich!


    Die beiden Autoren, als bodenständige Allgäuer wie ihr Kommissar nicht sehr reisefreundig, wurden von ihrem Verlag quer durch Deutschland auf Lesereise geschickt - dabei ist auch ein Buch herausgekommen:



    Zwei Einzelzimmer, bitte!:
    Mit Kluftinger durch Deutschland


    Ein Kochbuch und ein Best-Of gibt es inzwischen auch - das nenne ich cleveres Marketing!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    ja, du hast Recht: Die Kombi Kluftinger/ Langhammer ist oft überzogen. Auch sind die Krimis sprachlich nicht immer sehr allerhöchstes Niveau. Was mir am Kluftinger aber gefällt, ist, dass er ein ganz normaler Typ ist mit Anfällen von Gehässigkeit, Selbstüberschätzung und dem Talent, in jedes Fettnäpfchen am Wegesrand zu treten.


    Danke für die weiteren Lektüretipps: Aber über das Kriminelle geht meine Leidenschaft für das Autorenteam nicht hinaus.


    Du hast eine schöne Heimat. Mir hat es dort unten gut gefallen. Die Landschaft ist bezaubernd und die Städtchen, Memmingen, Kaufbeuren, Kempten, Füssen und wie sie alle heißen, haben viel Charme und anscheinend auch ein ansehnliches kulturelles Leben. Als wir in Füssen waren, war dort gerade ein Jazz-Festival.


    tukan

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose