Johan Svendsen

  • Achim schrieb



    [Zitat]
    heute gekauft:
    Johan Svendsen - 1.+2.Symphonie,Janson,Oslo PO (EMI)
    - war eine Empfehlung in Fonoforum. Erster Eindruck: Gute Empfehlung!
    [/Zitat]


    Hallo Achim,
    magst du mal etwas elaborieren? Gefällt dir dir Interpretation, die Musik oder gar beides? - Ich bin zwar ein großer Verehrer des OPO, aber habe die Svendsensymphonien trotzdem nur in der Naxosaufnahme. Wie so oft, ist Naxos da auch musikalisch billig. Ich fand die Symphonien eher uninteressant und frage mich, ob es vielleicht an der Aufnahme liegt...


    Jan

  • Hallo Jan,


    Also ich bin natürlich nicht Achim und ich bestize lediglich die gleiche Einspielung auf Naxos wie Du.


    Mein erstes Urteil über die Sinfonien, als ich sie das erste Mal hörte war: Eher belanglos und nichtssagend.


    Beim zweiten mal Hören, gestern durch diesen Thread motiviert, zeichnet sich ein wesentlich positiveres Bild ab, wenngleich einige Einwände bleiben.


    Svendsens Stärke ist offenbar die Instrumentation, nicht die melodische Erfindungsgabe, wobei auch das wieder zu relativieren ist. Ich hatte den Eindruck einer Kollage, der Wiedererkennungswert war gering.
    Das mag sich aber durchaus anders darstellen, wenn man die Sinfonien bereits mehrmals gehört hat
    Die Interpretation dieser klassizistischen Sinfonien durch das Bournemouth Symphony Orchester würde ich nicht als "billig" beurteilen, sondern als geringfügig dynamisch nivelliert und eher belanglos klangschön als ausdrucksstark, eine Frage des Standpunktes, nicht eine der Qualität
    Was für Svendsen gilt, gilt aber eigentlich für alle Komponisten: Man muß mehrere Interpretationen kennen um sich ein Bild vom Werk machen zu können.


    Gruß aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Jan,
    zweiter Eindruck: Immer noch gut - mehr aber auch nicht...
    Der Empfehlung von Fonoforum nach sind diese Symphonien und die Jansons-Einspielung ein "must have" im Bereich der skandinavischen Musik und wurden insbesondere mit Grieg verglichen. Ich muss sagen, auch nach dem zweiten Hören vermisse ich etwas das "typisch skandinavische". Alfred hat die Symphonien als klassizistisch beschrieben, das trifft es m.E. sehr gut.
    Ein bisschen ernüchtert bin ich inzwischen deshalb, weil ich auch beim zweiten Hören die lt. Fonoforum ausgeprägte Melodik der Svendsen-Kompositionen nicht vorgefunden habe (und ich bin bei symphonischer Musik immer auf der Suche nach den gelungenen Melodie-Einfällen). Insofern würde ich die Musik als gefällig, aber nicht unbedingt als faszinierend bezeichnen.
    Das gilt auch für Jansons Einspielung, die übrigens, da aus der EMI-Nipper-Serie stammend, sogar preiswerter war als eine entsprechende Naxos-Aufnahme.
    Ich werde mich aber noch weiter einhören, vielleicht stellt sich die Faszination ja noch ein, manchmal will gut' Ding halt Weile haben...
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Zitat

    Original von Uranus
    Ich muss sagen, auch nach dem zweiten Hören vermisse ich etwas das "typisch skandinavische". Alfred hat die Symphonien als klassizistisch beschrieben, das trifft es m.E. sehr gut.
    Ein bisschen ernüchtert bin ich inzwischen deshalb, weil ich auch beim zweiten Hören die lt. Fonoforum ausgeprägte Melodik der Svendsen-Kompositionen nicht vorgefunden habe (und ich bin bei symphonischer Musik immer auf der Suche nach den gelungenen Melodie-Einfällen). Insofern würde ich die Musik als gefällig, aber nicht unbedingt als faszinierend bezeichnen.


    Das ist so ganz und gar nicht mein Eindruck der Werke.
    Ich suche allerdings nicht primär nach zündenden Melodien, auf die kann ich gut verzichten. Das wenig Melodieseelige ist aber wohl kaum ein Argument für "Gefälligkeit".


    Was in den 1860ern denn "typisch skandinavisch" sein soll, mag mir mal derjenige erklären, der es in Svendsens erster Symphonie sucht. Wenn Grieg und Sibelius womöglich zeitgleich aber vor allem später einen Stil entwickeln, der dann fürderhin mit Skandinavien assoziiert wird, darf man den bei Berwald und Svendsen natürlich nicht suchen.


    Die "Klassizismus"-Etikettierung kommt mir auch merkwürdig vor, vor allem, wenn es offenbar negativ gemeint ist. Klassizistischer als Schumann oder Brahms ist Svendsen wohl kaum. Einflüsse kommen von den nicht-Klassizisten Berlioz (für die erste) und Wagner natürlich (für die zweite).


    Wenn auch nicht auf dem Niveau von Berwald, Grieg und Sibelius ist Svendsen für die skandinavische Musik des 19. Jh. sicher ein "must have", wenn man mehr als die genannten 3 kennenlernen will.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister



    Wenn auch nicht auf dem Niveau von Berwald, Grieg und Sibelius ist Svendsen für die skandinavische Musik des 19. Jh. sicher ein "must have", wenn man mehr als die genannten 3 kennenlernen will.


    Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen :)


    Mir gefallen die Svendsen Symphonien außerordentlich gut.


    Häufig ist die falsche Erwartungshaltung aufgrund einer Kritik oder einer Assoziation mit dem Titel eines Werkes wenig förderlich für einen unvorbelasteten Zugang.


    Natürlich ist Svendsen nicht Grieg, Sibelius und Nielsen waren ja dann eh schon eine nächste Generation....


    LG
    Wulf

  • Hallo!


    Ich weiß nicht mehr wie, aber vor ein paar Monaten landete die Naxos Einspielung Svendsens Symphonien in meinem Einkaufskorb - nachdem ich jpc-Hörproben lauschte, wollte ich mehr davon hören.


    Nach dem ersten Hören fand ich, wie scheinbar nicht als Einziger, beide Symphonien als eher belanglos bzw. für mich uninteressant und langweilig. Jedoch habe und höre ich ja trotzdem noch mal rein - wie oft verhört man sich am Anfang...
    Okay, die 1. gefiel mir dann immer noch nicht, aber einfach wegstecken tue ich dies nicht, denn soeben höre ich die 2. und finde Gefallen daran. Als strahlt diese Musik zumindest auf mich eine kleine Faszination aus - sicher fällt sie nicht so aus wie bei Zemlinsky oder gar Dvorák, aber sie ist eben da und dies ist das Entscheidende!


    Und 'billig' empfinde ich die Naxos Einspielung nicht - wie fast immer, denn mit Naxos greift man so oft bei günstigen Preisen ins Volle.
    Aber gut...subjektiver Eindruck.


    Ich bin gespannt wie weit die Faszination reichen wird - zumal sein Streichquartett und -quintett auch noch warten gehört zu werden :yes:


    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo,
    ich kenne die Svendsen Sym mit Järvi auf BIS.
    Die Musik ist gefällig, ob es jetzt Geniestreiche sind oder nicht, egal, ich höre diese Musik mit Genuss.
    Vielleicht sollte ich mir mal ne Alternative anschaffen.


    Mit Niels Gade hab ich dagegen so meine Probleme...
    Da mag ich so richtig gerne nur die 1. Sym. der hat aber 8 Stück geschrieben...auch mit Järvi auf BIS....
    gehört aber nicht hierher 8)


    Gruß
    embe

  • Ich krieg bestimmt wieder Schelte, aber probiere es einfach mal mit einem anderen Dirigenten als N. Järvi, embe. Meistens, nicht immer (es gibt auch Ausnahmen), zuviel Klangbrei bei Järvi. :untertauch::D


    :hello:
    Wulf

  • Ich habe mir jetzt gestern und heute die beiden Symphonien Svendsens angehört; ich habe die bei Naxos erschienene Aufnahme unter Engeset :



    Mir gefielen beide Werke recht gut, die Erste besser als die Zweite; jedenfalls erschien mir die Musik weder belanglos noch uninteressant. Auch Interpretation und Klangqualität erschienen mir recht gut und keineswegs billig; ich würde diese Scheibe also bedenkenlos empfehlen. Naxos hat mich ohnehin bisher recht selten enttäuscht.


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Hallo,


    ich habe vergangenen Samstag mal wieder Johan Svendsen mit voller Begeisterung gehört und dies kam mir eben in Erinnerung - allerdings nicht die Symphonien.



    Streichquartett op.1 a-Moll
    Streichquintettop.5 C-Dur
    *


    Oslo String Quartet (*Henning Kraggerud, Viola)


    Für beide Werke möchte ich jetzt einmal eine absolute Empfehlung aussprechen. Mich persönlich versetzen sie in Begeisterung. Da mir irgendwie immer wieder auffällt, dass ich bei CD-Beschreibungen die selben Worte verwende, mache ich es kurz...


    Lebendige Werke, mit wunderbaren Melodien und herrlichen Rhytmen.
    Mir gefällts sehr! :yes:


    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Diesen alten Thread habe ich aktiviert, da wir heute den 100. Todestag des Komponisten begehen.


    Johan Severin Svendsen (* 30. September 1840 in Christiania, später Oslo; † 14. Juni 1911 in Kopenhagen); norwegischer Komponist.


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…sen.jpg;l;220;307;*;Johan Severin Svendsen[/timg]
    Svendsen studierte von 1863 bis 1867 am Leipziger Konservatorium, wo er Violinunterricht bei Ferdinand David hatte und Komposition bei Ernst Friedrich Richter und Carl Reinecke studierte. Danach ging er auf Reisen und hielt sich unter anderem in Paris, New York City und Bayreuth auf, wo er auch Richard Wagner kennenlernte. Von 1871 bis 1872 wirkte er als Kapellmeister in Leipzig. Von 1872 bis 1883 war er mit dreijähriger Unterbrechung Dirigent der Musikvereinskonzerte in Kristiania. Danach war er bis zu seinem Tode Hofkapellmeister in Kopenhagen



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Am liebsten lerne ich Komponisten, wenn möglich, über ihre Symphonien kennen. Deshalb kaufte ich schon vor einigen Jahren diese CD, die bis heute zu meinen Favoriten gehört:


    Kurz vor der Schließung des JPC-Ladens in Bielefeld (oder war es Minden - weiss nicht mehr) erwarb ich dort noch diese Box, die jetzt auch für sehr kleines Geld bei JPC online zu haben ist:


    Die Symphonien gefielen mir in der Chandos-Aufnahme besser, aber die Norwegischen Rhapsodien und die anderen Orchesterwerke sind das Geld allemal wert!

  • Die Symphonien gefielen mir in der Chandos-Aufnahme besser, aber die Norwegischen Rhapsodien und die anderen Orchesterwerke sind das Geld allemal wert!

    Und diese Interpretation hat Biss:



    TRONDHEIM SYMFONIORKESTER - OLE CHRISTIAN RUUD


    Und in dieser Aufnahme werde Sie (ich meine die Rhapsodien) Dir noch besser gefallen – einfach eine Wucht! :thumbsup:
    Leider nicht ganz so günstig zu erwerben …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Hallo,


    ich beziehe mich auf den Beitrag von "Travinius", hier Nr. 12, und die darin vorgestellte CD-Box von "cpo".


    Schon an dem sehr informativen Booklet ist ersichtlich, wer die Box gesponsert hat. Zum Lebenslauf von Svendsen wird ausführlich Stellung genommen, daraus 2 ganz kurze Episoden: Die Fam. Svendsen wohnte für einige Zeit (im Haus der Wagners?) in Bayreuth und R.Wagner war Taufpate eines der Svendsen Kinder. - Die 3. Sinfonie, an der Svendsen jahrelang gearbeitet hatte, verbrannte seine Ehefrau in einem unbegründeten Eifersuchtswutanfall - seine Kompositionskraft war daraufhin so gut wie zerbrochen.


    Am 1. Satz seiner 2. Sinfonie gefällt mir gut der Reichtum der rhythmischen Einfälle und Variationen; sehr schön ist auch der Beginn des 2.Satzes mit dem Hornsolo und der dann einsetzenden Streicherbegleitung. In beiden Sätzen meine ich schon etwas nordischen/norwegischen Einfluss zu hören, was auch für den 3. Satz gilt


    Die Fröhlichkeit des "Norsk Kunstnerkarneval" finde ich ansteckend, nicht dagegen die des "Karneval i Paris". Die "Festpolonese" ist für mich ein dem damaligen Zeitgeist entsprechendes Stück und im "Andante funebre" wird - Zitat aus dem Booklet "Er war einer der gütigsten und nachgiebigsten Menschen…" - hörbar.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Johan Svendsen hatte ich bisher nur als Komponist zweier Symphonien und einiger Orchesterwerke auf dem Schirm. Aber es gibt offensichtlich auch einen Kammermusikkomponisten Svendsen. Gleich sein op. 1 ist ein Streichquartett, noch geschrieben während der Jahre am Leipziger Konservatorium. Aber von Studienarbeit keine Spur. Das ist für seine Zeit ein ziemlich originelles Quartett, eines dass definitiv NICHT nach Mendelssohn klingt, auch wenn ein Kritiker beim Werbepartner so etwas schreibt. Nein, das ist ziemlich eigen und attraktiv, was er hier als seinen Erstling vorlegt. Wie ich sehe, führt auch das Lieblingslabel diese Aufnahme im Angebot (siehe Beitrag 10). Ich habe das op. 1 allerdings heute durch eine LP von 1975 mit dem Hindar Quartett kennengelernt. Selbiges wurde bereits 1944 gegründet, hatte also 1975 schon gut 30 Jahre auf dem Buckel. Ein gutes Quartett, auch wenn sicher noch Luft nach oben ist. Die Aufnahme beim Werbepartner steht jedenfalls auf der nächsten Orderliste. Bin auch gespannt auf op.5, ein Streichquintett.

  • Hier kann man das Cellokonzert von Svendsen hören, Ernst Simon Glaser spielt, Neeme Järvi dirigiert die Göteborg Symphoniker. Recorded live 14 January 2015. Tolles Stück.

  • Ich bleibe noch mal bei den Sinfonien. Anlässlich der "Wiederbelebung" dieses Threads habe ich mir soeben die Sinfonie Nr 1 angehört. Mein heutiger Eindruck ist westentlich positiver, als in meinem Beitrag Nr 2 aus dem Jahre 2004, was darauf zurückzuführen sein mag, daß ich inzwischen etliche skandinavische Musik gehört habe und meine Erwartungshaltung eine andere war. Interessant auch, wenn man die eigene Beurteilung gegen jene in Konzertführern und Booklets stellt, wo beispielsweise vom "norwegischen Brahms" die Rede ist, oder Svendsen partiell mit Tschaikowsky verglichen wird. Ich kann beides nicht nachvollziehen - zumindest nicht bei der freundlich-hellen ersten Sinfonie. Wenn Svendsens Werke heute weitgehend aus den internationalen Konzertveranstaltungen verschwunden - und in der einschlägigen deutschsprachigen Literatur nicht präsent sind, dann ist das mit Sicherheit kein Zeichen ihrer Minderwertigkeit, sondern die deutschen Musikkritiker können einfach nichts damit anfangen.


    Zurück zu den anderen Werkgattungen. Ich habe einige derzeit recht günstige Veröffentlichungen von cpo gesehen und werde die Gelegenheit nützen meine derzeit aus einer CD bestehenden Svendsen-Sammlung zu erweitern....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    Johan Svendsen (1840-1911), Max Bruch (1838-1920)
    Oktette für Streicher

    Tharice Virtuosi
    Claves, DDD, 2011


    Gerade noch in der Claves-Abverkaufsaktion für 3,99 EUR ergattert, ist diese schöne Digi-Pack-Edition auch schon wieder im Hochpreissegment zu finden. Aber selbst für 20 EUR (wenn man denn überhaupt für eine Einzel-CD soviel auszugeben bereit ist), wäre die Scheibe ein guter Kauf (das Oktett von Bruch liegt übrigens ebenso auf einer lohnenden CD von CPO vor). Die beiden wenig gespielten Werke sind schön gearbeitete, süffige Romantik in beinahe-Kammerorchester-Besetzung. Dem Fono Forum-Fazit ist eigentlich nichts hinzuzufügen: "(...) Die Tharice Virtuosi präsentieren hier zwei zu Unrecht selten gespielte Werke von zwei auch zu Unrecht nicht viel häufiger gespielten Komponisten. Ein Glücksfall für Werke, Komponisten und Interpreten." (FONO FORUM, Februar 2013)". Der Klang der Aufnahmen ist ordentlich, etwas entfernter, aber IMHO nicht zu distanziert. Eine wunderbare CD!


    Viele Grüße
    Frank