Die Opernzerstörer und deren Wirkung

  • Eines weiteren Kommentars bedarf es dann ja wohl zu diesem Ringthema nicht mehr.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich finde, dass Regisseure, denen die Ausdruckssprache der Musik verschlossen bleibt, in einer Musikproduktion nichts verloren haben.


    Ich erlebte vor 2 Jahren im Salzburger Landestheater eine "Hänsel und Gretel"-Aufführung, in der Humperdinck eine bezwingende musikalische Stimmung von Wald und Natur gelang, und was machte der Regisseur daraus? Die beiden Geschwister finden sich auf nassem Asphalt inmitten einer Großstadt mit Neonbeleuchtung wieder. Fazit: Atmosphäre kaputt!


    Warum z.B. Mephisto (in Gounods "Faust") in ein Weihwasserbecken pinkeln muss, wie in Wien erlebt, wo am Ende der auch sonst überflüssig-peinlichen Ergüsse des "weltbekannten Hollywood-Filmregisseurs" ein wütender Buh-Orkan über diese Film-Ikone ausbrach, was diesen noblen Herrn veranlasste, dem aufgebrachten Auditorium seinen Hintern hinzuhalten, kann sich mir nicht erschließen ...


    So könnte ich unzählige Beispiele des "modernen Regietheaters" anführen - das würde Bände füllen.


    Masturbationsszene im Rheingold? Warum nicht, wenn sich dies aus Text und/oder Musik erschließt? Aber ich kann in diesem Werk bei bestem Willen keinen Ansatz zu solcher Interpretation finden. Deshalb kann es sich hier nur um billig-primitive Provokation handeln.


    Wie sagte einst Prawy-selig? Wenn man ein Stück vorgesetzt bekommt, das das Werk entstellt und verfälscht, dann müßte man das Geld für die Karte an der Kasse zurückbekommen.


    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Interessante Diskussion, weil auf unötige Polemiken verzichtet wird. Kann aus Zeitgründen nur einige Einwände berücksichtigen. Vielleicht demnächst noch mehr...
    Öffentlich zur Schau gestellte Masturbation ist für meine Begriffe pervers, ja.
    So was möchte ich weder in noch außerhalb eines Theaters in der Öffentlichkeit sehen.
    Ich erkenne durchaus Unterschiede zwischen "Anspielungen" und "Ausführung".

    Zwischen real vollzogener Masturbation in der Öffentlichkeit und der künstlerischen Darstellung derselben (die ja nicht real vollzogen wird) besteht ein signifikanter Unterschied. Deshalb ist letzteres keinesfalls als pervers zu bezeichnen.
    Das ist für mich inakzeptabel
    Das manche das in der Oper nicht sehen möchten, sei ihnen unbenommen.


    Kunst war und ist kein Refugium für guten + erlesenen Geschmack !!!
    Weder in der Antike noch in der Moderne. Künstlerische Darstellung von Gewalt bzw. Rache und Sadismus kann abstoßender sein/wirken als die von harmloser Masturbation bzw. von Sexualität im allgemeinen!!!!
    Die Exekutionen Cavaradossis in der Tosca. Bei Aufmerksamer Lektüre der Illias und der Odysee kann einem zarten Gemüt nur schlecht werden: z.B. dem Polyphem wird brutal das Auge gepfählt. Homer beschreibt Gewaltvorgänge – auch in den Schlachten – sehr präzise und ausführlich.
    Fäkal- und Folterdarstellung aus Dantes Göttliche Komödie (1. Teil) ist auch nichts für Anhänger des „erlesenen“ Geschmacks. Noch ekliger dürfte Shakespears Lear sein, wenn dem Gloster in ganz widerlicher + rachsüchtiger Weise beide Augen ausgedrückt werden. Das wird nicht nur angedeutet. etc. etc. etc .


    Man sieht an diesem Beispiel genau welch Abschaum heute unsere Opernhäuser durch seinen Besuch besudelt.
    na na Alfred !!!.... diese Invektive deines Postings fällt sehr weit hinter der eigenen Maxime von „lässiger Zurückhaltung“ zurück. Wir haben gestern die hannoversche Götterhämmerung (Regie Kosky !!!) uns im Opernhaus reingezogen. Ich käme doch niemals auf den Gedanken z.B. meine Freunde oder ältere freundliche Damen + Herren oder ein sympathisches Ehepaar mit deren reizenden und freundlichen ca. 17-jährigen Tochter als Abschaum zu bezeichnen. Auch nicht die Beteiligten der Aufführung. :D


    Nichts gegen Pornographie, sie wird von der Gesellschaft gebraucht - aber bitte nicht im Theater und in der Oper. Besonders köstlich finde ich die "individuelle Auslegung" was denn als Pornographie zu betrachten ist - und was nicht.
    das hat nichts mit individueller Auslegung zu tun. Diese Szene im Kosky-Rheingold bildete keine Pornographie. Denn es wurden z.B. Geschlechtsorgane während des angedeuteten Masturbationsvorganges überhaupt nicht gezeigt.


    Dr. Emil Jettel von Ettenbch:
    "Die vom Kaiser unterhaltenen Bühnen sollen keine Werke aufführen, die umstürzlerische oder laszive Gadnken verbreiteten, vor allem aber durften keine Worten fallen, die das religiöse Gefühl der Zuschauer beleidigten.......
    Die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, eignet sich nicht für unsere Hofopernbühne"
    Man mag dies als ein wenig zu streng erachten - aber es ist andrerseits ein Inikator für die Verwahrlosung der Sitten.

    begrüßenswert, dass in Mitteleuropa keine Hofzensoren a la Ettenbach existieren (oder z.B. autoritäre Strukturen, die Religion und Politik verfilzen, wie z.B. in zahlreichen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens (der – trotz seiner Bedrohung von außen, z.B. Iran und Arabern - freizügige, mit unabhängiger Rechtssprechung versehene und demokratische Staat Israel bildet momentan die einzige erfreuliche Ausnahme), sonst müsste auf adäquate szenische Realisierung von Meisterwerken (wie z.B. Moses und Aron in Bochum) verzichtet werden.


    Vor mehreren Jahren gab es am hiesigen Opernhaus eine Neuinszenierung von Mozarts Figaro und die Regisseurin (wer das damals war, weiß ich nicht mehr) war laut Interview sehr stolz auf ihre "Erkenntnis", dass Susanna in Wirklichkeit den Grafen liebt. Ja, worum geht es denn dann eigentlich vier Akte lang?? Schlafen die beiden eben miteinander, na und? Soviel zu "Subtexten".
    Selbstverständlich ist Susanne zeitweilig dem Charisma des Grafen erlegen. Das ist in der Tat keine besonders originelle Erkenntnis. Das Eigentümliche in der Nozze ist das Brüchigwerden, der Zerfall menschlich-emotionaler, aber auch sozialer Beziehungen, das aber nicht als einzige bzw. ausschließliche Interpretation/Deutung von Mozarts großartigen Meisterwerk anzusehen wäre.


    Ausgangspunkt für jede Inszenierung muss die Musik sein. Und die ist bzw. war zumindestens bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts zu 99% weder ordinär noch abstoßend noch unappetitlich.
    Das wäre zu überprüfen. Bei Richard Strauss (dessen Musik ich nicht besonders mag) gibt es z.B. im Vorspiel des Rosenkavaliers eindeutige Programmmusik die sich auf Sexualität bezieht.


    Da wundert mich eigentlich die Verrohung unserer Gesellschaft nicht mehr.
    Jede Polizeistatistik in Mitteleuropa belegt, dass die Anzahl an Gewaltverbrechen und oder an sexuellen Missbrauch in den letzten 50 bis 60 konstant geblieben ist. Verroht waren Zeiten z.B. während des 30 Jährigen Krieges, während der Nazi-Barbarei oder des brutalen Schießbefehls bzw. die ständig frequentierten Stasi-Knäste während der DDR-Diktatur.


    Warum wird von ihnen die "brechtsche Formel" des Verfremdungstheaters gegen den Willen der Mehrheit des Publikums nach vielen Jahrzehnten immer noch nachgebetet?
    Die Brecht-Verfremdung bildet nur einen marginalen Aspekt zeitgenössischer Regiearbeiten. Und was die Mehrheit des Publikums möchte, ist nicht ausgemacht.


    Aber so lange das Feuilleton auf der Seite der "Verfremdungsregisseure" ist,
    Nein, eher nicht. Die Regiearbeiten werden kontrovers rezensiert.


    Gerade ist auf NDR Kultur die Übertragung der "Götterdämmerung" in der Regie von Kosky zu Ende gegangen. Viel Beifall für die Sänger, ein Buh-Sturm für das Regieteam, den selbst die Kommentatorin der Sendung nicht mehr kleinreden konnte. Ich frage mich nur immer, warum die Leute sich das antun. Man wusste doch nach den verhergehenden Teilen des "Rings", wie die Inszenierung ausfallen würde.


    Eines weiteren Kommentars bedarf es dann ja wohl zu diesem Ringthema nicht mehr.


    Doch, weil Kosky-Rheingold überwiegend positiv aufgenommen wurde (spontaner Beifall zum 1. Bild). Und das zum größtem Teil zu Recht. Rheingold versprach ein regiemäßig interessanter Ring zu werden. Das ist leider nicht der Fall geworden, sondern eher überwog/überwiegt das Mittelmaß, trotz einiger interessanter und gelungener Momente, die aber nicht ausreichten. Folglich die Buhrufe richteten sich nicht gegen das sog. „Regietheater“ Koskys (sonst wäre das Publikum zu Hause geblieben) sondern gegen die teilweise unzulängliche Arbeit von Kosky. Den NDR-Kultur-Kommentar von Frau Lange zum Publikums-Feedback zum Übertragungsende hab ich mir noch nicht reingezogen..
    :hello:

  • Wie hat doch Peter Stein durchaus treffend geäußert:


    Zitat

    Heute hätten die Schauspieler "doch Angst, dass sie mit Scheiße beschmiert werden oder an der Rampe eine halbe Stunde lang wichsen müssen". Er sage den jungen Regisseuren immer wieder: "Seid vorsichtig, wenn das unkonventionelle Theater, das Schönste was es gibt, zur Konvention wird, seid ihr in einer Falle. Da kommt ihr nicht mehr raus, ihr könnt dann nur noch länger wichsen."

  • Aus welchen Fakten speist sich die Behauptung das die Aussage des - von mir sehr verehrten - Peter Steins zutreffend ist ?
    Nebenbei: seine Faustinszenierung war sich nicht für Nacktszenen (klassische Walpurgisnacht) und Nachbildungen von Geschlechtsorganen (Walpurgisnacht des 1. Teils) zu schade

    Zitat

    Wie sagte einst Prawy-selig? Wenn man ein Stück vorgesetzt bekommt, das das Werk entstellt und verfälscht, dann müßte man das Geld für die Karte an der Kasse zurückbekommen.

    das trifft z.B. für viele Arbeiten der Wagner-Enkel oder auch Schenks zu ...


    Zitat

    Masturbationsszene im Rheingold? Warum nicht, wenn sich dies aus Text und/oder Musik erschließt? Aber ich kann in diesem Werk bei bestem Willen keinen Ansatz zu solcher Interpretation finden. Deshalb kann es sich hier nur um billig-primitive Provokation handeln.

    nach meiner Einschätzung wars keine Provokation. Ob sie stimmig zur Szene, zum Werk passte, darüber bin ich mir allerdings noch nicht 100 % im Klaren...


    :hello:

  • Zitat

    Beschränken wir uns mal auf den vom Regietheater am meisten gescheuten (warum wohl?) Puccini.

    immerhiin gibt es vom sog. "Regietheater" eine Butterfly (Knabe), die mich - nach den Besucherreaktioen zu urteilen - sehr interessiert, ob mir die Arbeit Knabes zusagt, weiß ich natürlich noch nicht..
    :hello:

  • Es scheint mir doch einigermassen symptomatisch, Amfortas, dass dich gerade eine derartige Butterfly-Inszenierung interessiert, die bis zur blonden Perücke der Butterfly nun nichts aber auch gar nichts mit dem vom Komponisten beabsichtigten fernöstlichen Kolorit zu tun hat. Und damit komme ich wieder zur nicht beantworteten Frage zurück. Warum wollen die Regiethater-Vertreter dem Publikum à tout prix das Baden im gewollten Genuss der (sei's drum!) Sentimentalität vermiesen, warum die Angst vor dem sinnlichen Reiz schöner Klänge (die zugegebenermassen gelegentlich im Kontrast zur Handlung stehen)?


    Man könnte es auch ad personam ausdrücken: Warum diese Angst vor dem eigenen Gefühl und der Rückzug in die Intellektualität? Natürlich ist der Intellekt ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz, aber letztere einzig darauf zu reduzieren, wäre m.E. eine Beschränkung die das Leben kaum mehr lebenswert machen würde. Also wozu das Vermiesen von Sinnlichkeit, Genuss und Sentiment und warum die Selbstüberschätzung gegenüber dem jeweiligen Genie, das die Werke verfasst hat? Dient dies nicht etwa letzlich schlankweg zur Rechtfertigung der eigenen beruflichen Existenz?

  • Zitat

    Es scheint mir doch einigermassen symptomatisch, Amfortas, dass dich gerade eine derartige Butterfly-Inszenierung interessiert, die bis zur blonden Perücke der Butterfly nun nichts aber auch gar nichts mit dem vom Komponisten beabsichtigten fernöstlichen Kolorit zu tun hat. Und damit komme ich wieder zur nicht beantworteten Frage zurück. Warum wollen die Regiethater-Vertreter dem Publikum à tout prix das Baden im gewollten Genuss der (sei's drum!) Sentimentalität vermiesen, warum die Angst vor dem sinnlichen Reiz schöner Klänge (die zugegebenermassen elegentlich im Kontrast zur Handlung stehen)?

    "Symptomatisch" ja ja schon gut :D .. Zur Knabe-Regie kann ich leider nichts sagen, da ich diese bedauerlichweise nicht kenne.


    Ich denke die Butterfly-Musik ist viel mehr als ein Genuss an Sentimentalität. Vor allem wenn der Orchestersatz in voller Schärfe wie z.B. in NYC unter Summers realisiert wird, der dabei auch das Glück hatte die Hauptpartie mit einer guten Sopranistin namens P. Racette zu besetzen. Mich erinnert die Butterfly - in ihren musikalisch gelungsten Passagen (mit dem Ende des ersten Aktes habe ich noch etwas Schwieriglkeiten); z.B. der abrupte und erbarmungslose Umschlag von Illusion und Desillusion im 2. Akt eher z.B. an Tragödien von Sophokles und die sind alles andere als sentimental.
    :hello:

  • Von der Knabe-Regie wissen wir beide gleich viel! Dich interssiert's, mich nicht. So weit, so gut!


    Wir können ewig so weiter machen, denn der zentralen Frage, die ich gestellt habe, scheinst Du bewusst auszuweichen...


    Nun ja, nochmals "sei's drum", offensichtlich willst Du dich hier nicht auf die Äste rauslassen ;) !


    MfG

  • Zitat

    Warum wollen die Regiethater-Vertreter dem Publikum à tout prix das Baden im gewollten Genuss der (sei's drum!) Sentimentalität vermiesen, warum die Angst vor dem sinnlichen Reiz schöner Klänge (die zugegebenermassen gelegentlich im Kontrast zur Handlung stehen)?

    weil ich nicht der Meinung bin, dass diese in der Frage formulierten Behauptungen in dieser Pauschalität für das sog. "Regietheater" zutreffend sind...
    sog. "Regietheater" und "sinnlicher Genuss/Reiz" schließen sich nicht aus...


    :hello:

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  • Warum diese Angst vor dem eigenen Gefühl und der Rückzug in die Intellektualität? Natürlich ist der Intellekt ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz, aber letztere einzig darauf zu reduzieren, wäre m.E. eine Beschränkung die das Leben kaum mehr lebenswert machen würde


    Meine volle Zustimmung. Warum soll nicht mal das Gefühl im Einklang mit dem Intellekt für gut zwei, drei Stunden siegen dürfen. Der reale Lebensalltag ist doch mit all seinen Facetten und Problemen schon emotionslos genug. Da will ich mir eine gewisse Illusion nicht auch noch auf der Opernbühne nehmen lassen. Wie ich und viele andere schon mehrfach erwähnten, Porno und sinnentstellender transponierter Nazi- Scheiß gehören da nicht hin! Und vieles andere auch nicht.
    Lieber m. joho, Du gehörst zu den Mitgliedern im Forum, deren Beiträge ich immer besonders gern und mit großem Interesse lese. Ich fühle mich mit Dir auf einer Wellenlänge herzlich verbunden.
    In diesem Sinne mit herzlichen Kampfesgrüßen
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Meine volle Zustimmung. Warum soll nicht mal das Gefühl im Einklang mit dem Intellekt für gut zwei, drei Stunden siegen dürfen. Der reale Lebensalltag ist doch mit all seinen Facetten und Problemen schon emotionslos genug. Da will ich mir eine gewisse Illusion nicht auch noch auf der Opernbühne nehmen lassen.

    der Genuß von Illusion soll nicht in Abrede gestellt werden. Aber ich wiederhole:
    Es gibt auch einen anderen Teil des Publikums der andere Schichten der Werke sich in Erfahrung bringen lassen möchte und auch dafür Eintrittsgeleder bezahlt. Also die nicht bloß sich in erlesenen Illusionen erschöpfen wollen oder dem überwiegend Baden in Emotionen , womit ich keinesfalls meine, dass diese Affekte auf der Bühne gänzlich fehlen sollten...

    Zitat

    Wie ich und viele andere schon mehrfach erwähnten, Porno und sinnentstellender transponierter Nazi- Scheiß gehören da nicht hin! Und vieles andere auch nicht.

    Es gibt auch misslungen Arbeiten des sog. "Regietheaters" , die diesem Klischee entsprechen.
    Ich persönlich habe allerdings kaum Regiearbeiten des sog. "Regietheaters" erlebt, die sich in diese pauschalisierende Schublade stecken lassen ...
    :hello:

  • Lieber Chrissy, herzlichen Dank für Deine freundlichen Worte. Ich meinerseits (Jahrgang 51) freue mich, dass es auch noch junge Leute gibt, die die Oper ernst nehmen, und sich nicht auf das "Event" stürzen, sondern sich für eine unverfälschte Tradition einsetzen. Meinem Jahrgang verdanke ich, sowohl Inszenierungen gesehen zu haben, die das Libretto ernst nahmen, als auch durch jahrzehnte langes Sammeln von Video-Aufnahmen berühmter Sänger mich jederzeit wieder in die "goldenen Epochen" zurückversetzen zu können.


    Weisst Du, Amfortas, liegt es denn bloss an meinem Alter,dass ich keine einzige Regie-Theater Inszenierung kenne, die ein ähnliches Eintauchen in die Emotionen ermöglicht, wie es Inszenierungen von Wieland Wagner, Ponnelle, Zeffirelli, Visconti, Samaritani, etc., etc. ermöglicht? Und bitte, sag nun nicht, dass ich mich den "moderneren" Regieversuchen versagt hätte; mit Berghaus (Brr!), über Chéreau, Kupfer bis zu Konwitschny habe ich mich durchaus auseinandergesetzt. Nie bin ich über ein "na, ja, nicht ganz so schlimm!" hinausgekommen. Liegt das wirklich nur an mir und nicht viel mehr daran, dass alle "intellektuellen" Regisseure des Regietheaters bewusst die Tradition negieren, weil sie durch ihre eigenen politischen Erfahrungen (Nazi-Deutschland, bzw. DDR) jeder, sogar einer positiven Tradition den Kampf angesagt haben??


    "Frisch auf, zum Kampfe!"

  • Was mir in diesem Thread immer wieder unangenehm auffällt, ist, daß man anscheinend den selbstherrlich erhobenen Anspruch der Opernzerstörer, "intellektuell" zu sein unwidersprochen gelten lässt, ja sogar selbst inplizit bejaht.


    Zitat

    was diesen noblen Herrn veranlasste, dem aufgebrachten Auditorium seinen Hintern hinzuhalten, kann sich mir nicht erschließen ..

    . Ds ist das intellektuelle "Flair".....


    Und dann das unsinnige Postulat von der "Freiheit der Kunst"
    In Wirklichkeit hat es das nie gegeben, Auftraggeber , Mäzene und Tensur haben die Herren Künstler stets in ihre Schranken verwiesen. Es gab in der Tat gewisse Freiheiten - dann nämlich wenn der Auftraggeber mit der Arbeit des Künstlers so zufrieden war, daß er ihn gegen Angriffe von aussen verteidigte.


    Aber daß eine "Künstler" seine eigene "Kunst" beurteilt und über den Geschmack des Publikums stellt - das ist eine Perversität sondergleichen. Ich bin zuversichtlich daß diese Mode abgeschafft wird.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Eigentlich wollte ich hierzu keinen Kommentar mehr abgeben. Aber ich muß hier Alfred wieder mal voll Recht geben. Ich möchte mal gerne mal die Reaktion von diesem Klamauk, Kopulations- und Masturbationsszenen sehen, wenn eigene Familienmitglieder (Frau oder Tochter) als Chorsänger oder Statisten dort mitwirken müßten! Ob da auch noch Begeisterung aufkäme? Da habe ich meine Zweifel. Würde dies unser AMFORTAS auch akzeptieren? Wenn meine Frau als Chorsängerin oder Statistin gezwungen würde dort mitzumachen, wäre aber die berühmte "Kacke am dampfen", aber 1000 Pro!!! Aber wenn andere das machen, dann akzeptiert man diesen Schwachsinn!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Weisst Du, Amfortas, liegt es denn bloss an meinem Alter,dass ich keine einzige Regie-Theater Inszenierung kenne, die ein ähnliches Eintauchen in die Emotionen ermöglicht, wie es Inszenierungen von Wieland Wagner, Ponnelle, Zeffirelli, Visconti, Samaritani, etc., etc. ermöglicht?

    Und bitte, sag nun nicht, dass ich mich den "moderneren" Regieversuchen versagt hätte; mit Berghaus (Brr!), über Chéreau, Kupfer bis zu Konwitschny habe ich mich durchaus auseinandergesetzt. Nie bin ich über ein "na, ja, nicht ganz so schlimm!" hinausgekommen. Liegt das wirklich nur an mir und nicht viel mehr daran, dass alle "intellektuellen" Regisseure des Regietheaters bewusst die Tradition negieren, weil sie durch ihre eigenen politischen Erfahrungen (Nazi-Deutschland, bzw. DDR) jeder, sogar einer positiven Tradition den Kampf angesagt haben??


    So etwas wie eine "positive" Tradition gibt, ist eher zweifelhaft. Wieland Wagner musste sich für seine Arbeit von einer bestimmten Tradition absetzen und war doch von ihr geprägt. Die Regisseure des sog. „Regietheaters“ stehen im Grunde genommen vor einem gleichen Problem.


    Nebenbei; Dem Ponnelle Tristan kann ich durchaus einiges abgewinnen. Ich ziehe bisher eine "konservativen" Tristan vor, aus vielerlei Gründen. Nichts oder wenig kann den en Zefirelli-Filmen abgewonnen werden, weil sie z.B. die Kinoästhetik über die spezifischen Opernästhetik stülpen: z.B. in der Traviata.


    Wieland Wagner , Ponnelle waren keine unintellektuellen Regisseure. Da gebe ich Alfred recht.


    Ansonsten ist es schwer bis unmöglich diese Frage zu einfach beantworten, weil der Begriff Emotion noch zu undeutlich eingegrenzt ist. Was ist bedeutet in diesem Zusammenhang überhaupt Emotion. Und Emotion ohne kognitive bzw. intellektuelle Momente wäre gar nicht möglich.
    Die Konwitschny- Götterhämmerung wirkt in vielen Momenten auf mich sehr emotional.


    Und dann das unsinnige Postulat von der "Freiheit der Kunst"
    In Wirklichkeit hat es das nie gegeben, Auftraggeber , Mäzene und Zensur haben die Herren Künstler stets in ihre Schranken verwiesen. Es gab in der Tat gewisse Freiheiten - dann nämlich wenn der Auftraggeber mit der Arbeit des Künstlers so zufrieden war, dass er ihn gegen Angriffe von außen verteidigte.

    Das erinnert an die Situation von Künstlern in der ehemaligen DDR. Da gab es jede Menge an Zensur; die Freiheit war oft sehr eingeschränkt. Ich glaube nicht, dass du solch eine politische Situation herbeisehnst.

    Aber dass eine "Künstler" seine eigene "Kunst" beurteilt und über den Geschmack des Publikums stellt - das ist eine Perversität sondergleichen.

    Nein überhaupt nicht. Ganz im Gegentum. Das war und ist ein Motor aller großen Künstler mit seiner dafür notwendigen Selbstbezogenheit . Beethoven war äußerst unzufrieden mit dem Publikum, weil es seine große Fuge für Streichquartett nicht angemessen würdigte.
    Hans Pfitzner hätte seine größten Werke (z.B. den großartigen Palestrina) niemals komponiert (die übringens seltener gespielt werden als z.b. Boulez, Carter, Nono, Neue Wiener Schule, Stockhausen) wenn er sich am Publikumsgeschmack orientiert hätte.


    Ich bin zuversichtlich dass diese Mode abgeschafft wird.
    Für diese Zuversicht gibt es in der Tat gute Gründe. :thumbsup: Denn diese „Mode“ existiert bereits zum größten Teil überhaupt nicht. Der ganze Bereich der Popmusik (z.B. Techno, Rap und Lena) bzw. der Unterhaltungsindustrie orientiert sich - auf Grund der Zwänge des Marktes - überwiegend am Mainstream des Publikumsgeschmack. :thumbsup:


    Um auf den sehr spärlichen sachlichen Rest in Wolfgangs Frage einzugehen: ich hatte bereits mal in einem anderen Thread betont, dass kein Protagonist dazu gezwungen werden sollte/darf. Dass diese Masturbationsszene nicht mit Pornographie gleichzusetzen ist, wurde bereits erläutert.
    :hello:

  • Zitat

    Um auf den sehr spärlichen sachlichen Rest in Wolfgangs Frage einzugehen: ich hatte bereits mal in einem anderen Thread betont, dass kein Protagonist dazu gezwungen werden sollte/darf. Dass diese Masturbationsszene nicht mit Pornographie gleichzusetzen ist, wurde bereits erläutert.
    :hello:


    Hallo, Amfortas!


    Du entlarvst Dich immer mehr nur als Phrasendrescher! Wenn Du wirklich soviel Ahnung hast wie Du hier vorgibst, wüßtest Du auch von dem Skandal an einem Theater in NRW. Und das ist noch nicht lange her. Dort sollten Chormitglieder gezwungen werden, an solchen Bühnenorgien mitzuwirken. Ich erinnere mich noch an die Aussage "Macht das, was ihr zu Hause auch mit Freuden macht hier auf der Bühne!" So ein Regisseur gehört ins Irrenhaus! Das bewirkte große Proteste und jede Menge Krankmeldungen. Aber Dir als "Fachmann" ist so etwas ja nicht bekannt! Davon weißt Du nichts! Gedächtnisschwund? Oder liest Du keine Presse?


    So, das war mein letzter Kommentar zu diesem Thema!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich meinerseits (Jahrgang 51) freue mich, dass es auch noch junge Leute gibt, die die Oper ernst nehmen

    Lieber m. joho
    Solltest Du mich mit den " jungen Leuten " meinen, dann ehrt mich das zwar, aber auch hier sind wir beide fast auf einer Wellenlänge. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum wir persönlich und in unseren Meinungen und Ansichten zum Thema konform gehen.

    Meinem Jahrgang verdanke ich, sowohl Inszenierungen gesehen zu haben, die das Libretto ernst nahmen, als auch durch jahrzehnte langes Sammeln von Video-Aufnahmen berühmter Sänger mich jederzeit wieder in die "goldenen Epochen" zurückversetzen zu können.


    Geht mir genauso. Ich hatte zwar nicht den Vorzug mich umfassend praktisch zu informieren, da ja als damaliger DDR- Bürger meine persönliche Freiheit bis 1990 eingeschränkt war. Um meine damals beginnenden Ansprüche nach höchster Qualität zu verwirklichen, blieb nur Berlin, 240 Km von meinem Heimatort entfernt. Nachdem ich 1973, noch ganz jung, zum ersten mal in der Deutschen Staatsoper Berlin war, wurde diese für mich ca. 70 mal bis 1985 meine Leidenschaft und als Zuschauer meine kulturelle Heimstatt. Meine Liebe galt von Anfang an der ital. Oper und ich habe durchweg nur großartige Aufführungen erlebt, die mir nachhaltig und dankbar im Gedächtnis geblieben sind. Zur damaligen Zeit stimmte einfach alles, Regie und Inszenierung, Ausstattung, eine hervorragende Staatskapelle und ein Gesangsensemble, das internationale Spitzenqualität hatte. Für irgendwelchen Regie- Klamauk war dort kein Platz.

    liegt es denn bloss an meinem Alter,dass ich keine einzige Regie-Theater Inszenierung kenne, die ein ähnliches Eintauchen in die Emotionen ermöglicht,


    Nein, ganz sicher nicht. Im Gegenteil. Wir sind in einem reifen Alter und haben entsprechend einen Erfahrungsschatz, der unsere Ansprüche und Erwartungen begründet.

    Aber daß eine "Künstler" seine eigene "Kunst" beurteilt und über den Geschmack des Publikums stellt - das ist eine Perversität sondergleichen.


    Absolute Zustimmung, lieber Alfred. Ich habe schon an anderer Stelle im Forum erwähnt, diese Leute stellen ihre eigene Person in den Vordergrund, nehmen sich wunder wie wichtig und vergessen und ignorieren bewußt, daß sie nicht Theater für sich, sondern für die Zuschauer machen, die dafür bezahlen und ihre wirtschaftliche Existenz damit erst ermöglichen. Im überspitzten Sinne sind sie in der Hierarchie nur Arbeit- und Auftragnehmer und der Zuschauer ist der eigentliche Chef.
    Herzliche Kampfesgrüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo m.joho, hallo chrissy!


    Ich freue mich daß es noch Leute gibt wie Euch, die sich an Theater und Oper in konservativer "angestaubter" Form erfreuen können. M. E. gibt es noch mehr davon als man denkt. Oper soll Freude und Genuß bereiten und auf Provokationen können wir allemal gerne verzichten!


    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Zitat

    Ich erinnere mich noch an die Aussage "Macht das, was ihr zu Hause auch mit Freuden macht hier auf der Bühne!" So ein Regisseur gehört ins Irrenhaus! Das bewirkte große Proteste und jede Menge Krankmeldungen. Aber Dir als "Fachmann" ist so etwas ja nicht bekannt! Davon weißt Du nichts! Gedächtnisschwund? Oder liest Du keine Presse?

    Es wäre mir neu, dass irgendwo unterstellt wurde , dass es keine Konflikte zwischen Regie und darstellernden Künstlern gäbe.

    Zitat

    Oper soll Freude und Genuß bereiten und auf Provokationen können wir allemal gerne verzichten!

    wie belegst du diese unsinnige Behauptung von ständigen Provokationen des sog. "Regietheaters", wenn du gleichzeitig damit prahlst: "Wohlgemerkt: Diese waren alle viele Jahre Dauerkartenbesitzer wie ich! Waren! "

    Zitat

    So, das war mein letzter Kommentar zu diesem Thema!

    ist auch besser so, weil nämlich inzwischen das geringer werdende Niveau deiner resentimenterfüllten Beiträge über zeitgenössische Opernregie sich nicht mal minimalen Erfordernissen von miserablen Boulevardblättern anzupassen vermag.


    Nichts für ungut
    :hello:

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  • Zitat

    Du entlarvst Dich immer mehr nur als Phrasendrescher!

    Das habe ich schon lange erkannt und in meinen Beiträgen in ähnlicher Weise ausgedrückt. Das beweist auch sein Jargon, der sich nachgeschwätzter Vulgärausdrücke bedient, wie "Uropas Theater", "sich etwas hineinziehen", Staubis" u.ä. Es lohnt sich eigentlich garnicht, seine Beiträge zu lesen, weil es immer nur dasselbe ist: Alles zerlegen und dagegen sein! Dennoch, es reizt wenigstens zum Lachen.


    Zitat

    Ich freue mich daß es noch Leute gibt wie Euch, die sich an Theater und Oper in konservativer "angestaubter" Form erfreuen können. M. E. gibt es noch mehr davon als man denkt. Oper soll Freude und Genuß bereiten und auf Provokationen können wir allemal gerne verzichten!

    Da kann ich noch Josef II nennen, der auch auf unserer Wellenlänge liegt, mit 18 eingetreten ist und jetzt etwa bei 25 liegt. Wenn das Thema "Mitglieder stellen sich vor" nicht so umfangreich und auch nicht durch Beiträge angefüllt wäre, die nicht dahin gehören, und wenn sich jeder auch daran gehalten hätte, sich wenigstens vorzustellen, würde man sicher eine ganze Anzahl entdecken. Ich habe damals, als ich mich vorstellte, einige davon entdeckt und auch zum Ausdruck gebracht, dass ich mich sehr darüber freue.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:


    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    ist auch besser so, weil nämlich inzwischen das geringer werdende Niveau deiner resentimenterfüllten Beiträge über zeitgenössische Opernregie sich nicht mal minimalen Erfordernissen von miserablen Boulevardblättern anzupassen vermag.

    Dazu kann ich nur sagen, das diese Einlassung noch weit unter dem Niveau eines Boulevardblattes liegt


    Gerhard :pfeif:

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich geniesse jetzt fast genau ein halbes Jahrhundert dieses wunderbar "angestaubte" Medium OPER und erfreue mich noch immer daran. Da können auch die zahllosen Versuche von Regisseuren, Operndirektoren und auch Tamino-Freunden nichts daran ändern. Es werden immer wieder hier in verschiedenen Threads tolle Aufführungen gerühmt, die geschmackvoll, auch zeitlos, und fast immer auch mit tollen Stimmen ausgestattet sind. Da bin ich jedesmal im Geiste bei Euch !


    Ich lasse mir meine Oper nicht vermiesen !!!


    Liebe Grüße aus Wien sendet


    Erich, der Operngernhörer

  • Ich freue mich daß es noch Leute gibt wie Euch, die sich an Theater und Oper in konservativer "angestaubter" Form erfreuen können.


    Lieber Wolfgang
    ... und da uns Menschen glücklicherweise die Gabe des Erinnerns gegeben ist, möchte ich Dir kurz von einem damaligen kulturellen Höhepunkt berichten. Ich weiß ja, daß Du ein großer Fan und Kenner von guten Baritonen / Bässen bist.
    1975 bin ich mit einem Freund für 4 Tage nach Berlin gefahren, weil hintereinander für uns ein interessantes Programm in der Oper war:
    Do., 12.6. Cavalleria Rusticana ( Ruggiero Orofino ) / Bajazzo ( Martin Ritzmann )
    Fr., 13. 6. sollte die Butterfly sein ( Orofino, EnriquetaTarres ), leider sagte Frau Tarres kurzfristig ab, als Ersatz gab es Zar und Zimmermann
    Sa. 14. 6. eine große Wagner- Oper, war nicht so mein Ding und so waren wir in der Komischen Oper im Troubadour ( ich hatte gehofft, Anton de Ridder zu erleben, es sang aber Günter Neumann ), anschließend den Schluß noch in der Staatsoper ( Theo Adam als Wotan )
    So., 15. 6. Rigoletto ( Orofino, Isabella Nawe und a. G. Stojan Popov als Rigoletto, den ich ein 1/ 2 Jahr vorher schon in dieser Partie gehört hatte ).
    An diesem Bass / Bariton hättest Du Deine helle Freude gehabt. Ich habe niemehr einen besseren gehört. Dazu Nawe / Orofino, eine Traumbesetzung in einer stimmigen Inszenierung.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Liebe Freunde,
    warum denn gleich mit der sprachlichen Keule zuschlagen? Das Thema ist wichtig. Es sollte durchaus scharf kontrovers aber bitte nicht polemisch und persönlich abwertend diskutiert werden. Dadurch wird wahrscheinlich manchen Opernfreunden die interessante Auseinandesetzung verleidet und ich könnte mir vorstellen, dass Mitleser und neue User ein falsches Bild von Tamino bekommen und von der Mitgliedschaft abgehalten werden.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wenn die Gralshüter der heilen Welt auf der Theaterbühne das, was sie sich auf der Bühne wünschen, hier auch nur halbwegs überzeugend leben würden und die Überlegenheit ihres Ansatzes durch eine entsprechende sittliche Kommunikationshaltung unterstreichen würden, wäre ich fast schon geneigt, ihren Argumenten Glauben zu schenken.

  • Sorry, aber wenn dauernd von der anderen Seite provoziert wird muss man sich nicht wundern, dass einem Diskussionsteilnehmer einmal die Gäule durchgegangen sind und er die "sittliche Kommunikationshaltung" vermissen liess. Insbesondere dann, wenn man berücksichtigt, wie viele Diskussionsteilnehmer seit Jahrzehnten unter der Dominanz der Regietheater-Inszenatoren im deutschsprachigen Raum leiden und wie viele Opernerlebnisse ihnen durch sie schon vergällt wurden. Wenn man des Weiteren Alfreds Titel für diesen Thread betrachtet und berücksichtigt, wieviele Beiträge hier in den letzten Tagen eingestellt wurden, sollte man auch nicht zu dünnhäutig sein. Dieses Thema brennt nun einmal für viele auf den Nägeln und kann nicht immer mit intellektueller Distanz abgehandelt werden. Dadurch nur ergeben sich viele Postings, was ja durchaus wünschenswert ist und erhalten das Forum am Leben.

  • Wir Wiener waren immer schon richtiggehend vernarrt in "unsere" Sänger, zu denen natürlich auch die prominenten Gäste aus allen Himmelsrichtungen gehörten.


    Da erwarteten wir mit Spannung nicht nur aussergewöhnliche stimmliche Leistungen, die waren ja selbstverständlich, quasi schon vorprogrammiert, sondern wollten auch erleben, wie der jeweilige Sänger/Sängerin an seine Rolle heranging - also wie er sie anlegte.


    Von den grenzenlos arroganten Progressiven wird uns ja stets sozusagen zwischen den Zeilen weisgemacht, dass das ja primitive, einfältige Stimmprotze von schlichtem Gemüte waren, so dass allein die "Rettung" der Oper allein (wohl auch des Sprechtheaters) von Tiefschürfern und Umdeutern pseudointellektuellen Zuschnitts kommen müsse.


    Dabei übersehen diese Leute geflissentlich, dass große Sänger immer schon - zugegeben wohl mit einigen Ausnahmen - auch wahrhafte Künstler waren, die sich ihre Rollen in jahrelanger Arbeit angeeignet haben. (Ridderbusch, um nur einen Künstler zu nennen, sagte mir, dass er fünf Jahre an seiner Sachs-Interpretation gearbeitet habe, auch mithilfe von Sekundärliteratur und so weiter, bis er mit dieser Rolle in Bayreuth auf die Bühne ging!)


    Weiters erinnere ich mich an die wahrhaft künstlerischen Leistungen einer Schwarzkopf, einer Ludwig oder Fassbaender, eines Gedda oder Kraus, eines di Stefano oder Gobbi usw., deren große und maßstabsetzende Leisungen von Ignoranten als "Staubis" heruntergemacht werden. Ja, auch die Regisseure von einst waren äußerst kompetente "Könner", die den Sängern verständnis- und liebevoll zur Seite standen. Ihr Unglück aus Sicht der Avantgardisten war aber, dass sie die Werke vornehmlich aus der Musik erarbeiteten und auf alternative Auslegungen kaum Bedacht nahmen.


    Die Tristan-Produktion in Wien aus den Sechzigern zum Beispiel war eine völlig aus der Musik und dem Text erarbeitete Arbeit ohne peinliche Firlefanzereien, wie sie heutzutage so permanent en vogue sind - der 1. Aufzug spielte, junge Leute aufgepasst, tatsächlich an Bord eines beeindruckenden Schiffs, der 2. Aufzug wurde durch die Genialität eines Schneider-Siemssen zu einer unbeschreiblichen Szene, wo die Protagonisten (Windgassen und Nilsson) nur durch beeindruckende Projektionskunst sich immer mehr der Erde entfernten und im endlosen Raum eins wurden mit dem Universum, um sich dann beim Auftritt Melots und Markes jäh wieder auf der realen Erde wiederzufinden. Jeder, der dies erleben durfte, wird sein Lebtag von dieser Produktion zehren.


    Aber kommen wir wieder in die Gegenwart. Heutzutage werden die Sangeskünstler ihrer Persönlichkeit beraubt, die sie völlig unter die Knute des Regisseurs stellen müssen - eine Form unzulässiger Sklavenhaltung, die wir eigentlich längst überwunden glaubten. Und fällt einal ein Protagonist aus und das Cover ist auch nicht bei der Hand, fliegt man einen Ersatz ein, aber der darf natürlich nicht auf die Szene, sondern muss seinen Part aus dem Orchestergraben singen, derweilen der Abendregisseur seinen szenischen Part abzuliefern hat - oder die Aufführung wird einfach abgesagt und das Publikum heimgeschickt.


    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Du entlarvst Dich immer mehr nur als Phrasendrescher!
    Das habe ich schon lange erkannt und in meinen Beiträgen in ähnlicher Weise ausgedrückt. Das beweist auch sein Jargon, der sich nachgeschwätzter Vulgärausdrücke bedient, wie "Uropas Theater", "sich etwas hineinziehen", Staubis" u.ä. Es lohnt sich eigentlich garnicht, seine Beiträge zu lesen, weil es immer nur dasselbe ist: Alles zerlegen und dagegen sein! Dennoch, es reizt wenigstens zum Lachen.
    Hochverehrter Gerhard
    es erfüllt einen mit großer Genugtuung, dass Spaß während der Lektüre meines Postings aufkommt. Hoffentlich entschädigt dein Lachen dich für manch unangenehme Erinnerungen von Schandtaten des sog. „Regietheaters“ bzw. der infamen „Opernzerstörer“. Dein Feedback gibt Ansporn sich weiterhin an der Diskussion zu beteiligen.
    Allerdings ermuntere ich dich, meine Beiträge noch etwas intensiver zu studieren. Denn statt
    "Uropas Theater" schrieb ich Uropas Oper
    statt "sich etwas hineinziehen" schrieb ich sich ... reinziehn


    Werter M. Joho,
    Sorry, aber wenn dauernd von der anderen Seite provoziert wird muss man sich nicht wundern, dass einem Diskussionsteilnehmer einmal die Gäule durchgegangen sind und er die "sittliche Kommunikationshaltung" vermissen ließ.
    dauernd provoziert entspricht nicht den Sachverhalten


    Insbesondere dann, wenn man berücksichtigt, wie viele Diskussionsteilnehmer seit Jahrzehnten unter der Dominanz der Regietheater-Inszenatoren im deutschsprachigen Raum leiden und wie viele Opernerlebnisse ihnen durch sie schon vergällt wurden.
    Oh weh, da muss ja ein ganz entsetzlicher Leidensdruck auf euch aus der „Fraktion des Wahren und Schönen“ lasten. Aber ich bin gekommen, um euch Worte des Trostes zu spenden: Der einzige „Störenfried“ in eurer illustren Runde von Uropas Oper e.V. – ist - nach meinen Dafürhalten - doch bloß der ungezogene Amfortas08. Und den werdet ihr doch ganz ganz locker ertragen.


    Wenn man des Weiteren Alfreds Titel für diesen Thread betrachtet und berücksichtigt, wieviele Beiträge hier in den letzten Tagen eingestellt wurden, sollte man auch nicht zu dünnhäutig sein. Dieses Thema brennt nun einmal für viele auf den Nägeln und kann nicht immer mit intellektueller Distanz abgehandelt werden. Dadurch nur ergeben sich viele Postings, was ja durchaus wünschenswert ist und erhalten das Forum am Leben.
    In diesem Punkt sind wir uns sicherlich einig.


    Weiters erinnere ich mich an die wahrhaft künstlerischen Leistungen einer Schwarzkopf, einer Ludwig oder Fassbaender, eines Gedda oder Kraus, eines di Stefano oder Gobbi usw., deren große und maßstabsetzende Leisungen von Ignoranten als "Staubis" heruntergemacht werden. Ja, auch die Regisseure von einst waren äußerst kompetente "Könner", die den Sängern verständnis- und liebevoll zur Seite standen. Ihr Unglück aus Sicht der Avantgardisten war aber, dass sie die Werke vornehmlich aus der Musik erarbeiteten und auf alternative Auslegungen kaum Bedacht nahmen
    Dazu Gedda:
    RONDO: Worauf legten die Regisseure damals den größten Wert?
    . Gedda: Als ich den Des Grieux in Massenets "Manon" sang, war es für mich wichtig, eine typisch französische Atmosphäre zu vermitteln. Da war ein deutscher Regisseur – wunderbar für Mozart, sicherlich auch für Wagner –, aber bei "Manon" war er absolut falsch besetzt.
    Ich hatte mit Regisseuren wenig Glück.


    Gedda über Karajan (allerdings in seiner Funktion als Dirigent)
    Gedda: "Ich habe viel von ihm gelernt und es war ein Erlebnis, mit ihm zu singen. Aber er war kalt, egozentrisch, machthungrig und unpersönlich. Alles war seine Show. Das andere war egal. Und man war nur ein Teil dieser Maschinerie, um ihn noch größer wirken zu lassen. Wir hatten Angst vor ihm, denn er schikanierte gern. Das war in gewisser Hinsicht eine gute Schule. Stimmen waren Karajan egal, er wollte nichts von Grenzen verstehen. Leider. Er konnte von einer Stimme besessen sein, wollte aber dann, dass der Künstler auch solche Partien sang, die seiner Stimme schaden konnten. Wenn der kaputtgeht, dann nehmen wir einen anderen – so hat er wohl gedacht. Viele Karrieren hat er dadurch wenn nicht zerstört so doch verkürzt."


    Kollo – kein Anhänger des sog. „Regietheaters“ aber über vieles diffenzierter sich äußernd - über seine Zusammenarbeit mit dem „Opernvernichter“ Freyer
    Kollo: Es gab natürlich die Ablehnung der Alt-Bayreuther, die gesagt haben: "Jetzt kommen die Franzosen und machen uns ganz Bayreuth kaputt!" Ich habe damals nur gemeint: "Nun hört doch mal zu, was der sagt, denn das ist wirklich grandios. Das ist ein grandioser Bursche!" Nun, das war ja auch nichts Modernes in dem Sinne, sondern das war einfach richtig; ich würde
    jetzt nicht sagen, dass das modern gewesen ist. Man hatte das am Anfang so hineininterpretiert und gemeint, das sei so sehr modern. Aber das war gar nicht so. Der Freyer ist dagegen tatsächlich modern. Aber der Freyer ist ein so reizender 70-jähriger Herr, ein wirklicher Herr. Und genau das findet man ja in dieser Sparte wirklich selten. Aus diesem Grund konnte ich ihm
    gar nicht böse sein, ich musste das einfach mitmachen. Ich habe mich auch nicht gesträubt gegen irgendetwas dabei, weil man sich gegen Freyer nicht sträuben kann. Man kann da nur ja oder nein sagen: Man macht es oder man macht es nicht. Wenn man es aber macht, dann hat dieser Mann so viel Charme und er ist ein so reizender und gebildeter Mann, dass man das dann auch so mitmacht, wie er das möchte. Man kann es ja mal so machen, mein Gott. Irgendwann ist das auch wieder weg und dann kommt
    die nächste "Salome". Gut, das ist vielleicht nicht meine "Salome", eben keine "Salome", wie ich sie machen würde. Aber die Zusammenarbeit mit Freyer war wirklich reizend. Insofern war das kein negatives Erlebnis.


    Ja, auch die Regisseure von einst waren äußerst kompetente "Könner", die den Sängern verständnis- und liebevoll zur Seite standen.
    Ja ja, die „goldenen“ Zeiten die verklärt werden. z.B. Zefirellis stümperhafte Opernfilme, Wolfgang Wagners Regie“leistungen“ und Schenks NYC-Ring sind alles andere als Ergebnisse großer Könnerschaft. Selbst die NYC-Times fand zu Ende der Laufzeit des NYC-Ring kein gutes Haar mehr am Schenkring


    Aber kommen wir wieder in die Gegenwart. Heutzutage werden die Sangeskünstler ihrer Persönlichkeit beraubt, die sie völlig unter die Knute des Regisseurs stellen müssen - eine Form unzulässiger Sklavenhaltung, die wir eigentlich längst überwunden glaubten.
    Ja ja die früheren Regisseure – einschließlich Karajan – waren natürlich alle überfreundlich und menschlich zu den Sängern Nur ein Beispiel: Dass Fischer-Dieskau (alles andere als ein Anhänger des sog. „Regietheaters“) von Wieland Wagner aus Bayreuth gefeuert wurde, weil er sich nicht seiner „Knute“ beugen wollte. Aber solche Fakten werden ignoriert.
    :hello:

  • ... ich bin gekommen, um euch Worte des Trostes zu spenden...

    Wenn Du uns schon als oder wie der " Messias " kommen willst, erlaube ich mir, Deine angerissene Aussage zu ergänzen. Richtig theatralisch wirkungsvoll müßtest Du uns zurufen:
    " Wahrlich, ich sage Euch, ich bin gekommen, um Euch Worte des Trostes zu spenden und das Licht der Erkenntnis möge über Euch leuchten "...
    Entschuldigung, aber hier konnte ich mich einer gewissen Heiterkeit nicht erwehren. Mal im Ernst und ganz höflich: " Was hast Du Dir denn heute eingepfiffen?... "
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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