Beethovens Streichquartette und ihre Interpreten

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Was wäre das für eine Box gewesen?


    Ich weiß selbst nicht, was sie alles aufgenommen haben, aber außer den von Dir genannten erinnere ich mich noch bestens an Luigi Nono oder die Klangperle ihrer allerletzten Aufnahme bei der DG mit Werken von Artur Schnabel und Michael Gielen. Es wird wohl auch welche geben mit Hans Erich Apostel, den sie uraufgeführt haben. Ich habe bislang nirgends eine Diskographie entecken können. Womöglich verschafft die Paul-Sacher-Stiftung bald eine Änderung, denn die haben das Archiv von Walter Levin in ihrer Sammlung.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich fürchte aber eher, dass wir erstmal mit der xten Wiederverpackung von Karajans Beethoven oder Brahms überschüttet werden, oder mit Kempffs Beethovensonaten...



    ...oder im Kammermusikbereich mit dem Amadeus- und auch mit dem Melos-Quartett, die ja bei der DG schon in den 70ern und 80ern gegenüber den LaSalles immer die erste Geige spielen durften.


    Für die späten Beethoven-Quartette mit den LaSalles findet man auf dem Marktplatz teure, aber zumindest erträglich kalkulierte Angebote.


    Die Zweite-Wiener-Schule-Box und den Brahms gibt's nur zu Mondpreisen.


    20. Jahrhundert: Der Tip ist die CD mit Nonos "Fragmente - Stille, an Diotima"! Mit ungefähr 40 Minuten zwar nicht gerade üppig bespielt (ich habe damals, Mitte der 80er, noch die LP gekauft), aber was für eine Musik! Leider ebenfalls nur überteuert erhältlich.


    Eine CD mit Werken von Lutoslawski, Penderecki, Cage und Mayuzumi wird aber preiswert angeboten.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Carola
    ...geht es in der Reihe "Blind gehört" um Beethovens Streichquartette und ihre Interpreten. "Blindhörer" ist der inzwischen 84-jährige Walter Levin, der unter anderem 41 Jahre lang Primarius des LaSalle-Quartetts war.


    Blind gehört werden das Vermeer Quartett mit op. 18, Nr. 5, das Janacek Quartet mit op. 59, Nr. 2, das Gewandhaus Quartett mit op. 74, quatuor mosaiques mit op. 18, Nr. 2, das Leipziger Streichquartett mit op. 127 und das Kodaly Quartett mit op. 130.


    eine ziemlich merkwürdige Interpretenauswahl.
    Sollte der Hörvergleich tatsächlich betitelt sein mit "Beethovens Streichquartette und ihre Interpreten", dann könnte man den Initiatoren schon den Vorwurf machen, daß sie sich nicht im voraus beim Taminoforum erkundigt haben, welche wichtigen Interpreten es denn so überhaupt gibt. Selbst wenn man anerkennt, daß anscheinend nur relativ neue Aufnahmen herangezogen werden sollten.


    Es fällt unter anderem auf, daß die In-house-Konkurrenz der DG ganz fehlt (mit immerhin Amadeus, Melos, Emerson, Tokyo, Hagen), auch von den anderen Majors ist einzig und allein das etwas blasse Vermeer Quartet (Teldec) vertreten. Ein Schelm wer böses dabei denkt.


    Falls - und das ist jetzt eine ganz vage Spekulation meinerseits - dieser Hörtest unter (natürlich nicht direkter) Mitwirkung der DG zustande gekommen sein sollte, die auf diese Weise den Boden für eine Wiederveröffentlichung der LaSalle-Quartett-Aufnahmen bereiten wollte, dann...
    :stumm:
    Schwamm drüber und HER DAMIT!


    Gruß,
    Khampan


    (apropos Partiturtreue des LaSalle Quartets: in op. 130, 1. Satz, fehlt die existentielle Wiederholung der Exposition. Was sagen Sie dazu, Herr Levin?)

  • Zitat

    Original von Khampan


    Sollte der Hörvergleich tatsächlich betitelt sein mit "Beethovens Streichquartette und ihre Interpreten",


    Gruß,
    Khampan


    Der genaue Titel des Artikels lautet: Blind gehört. Walter Levin hört Beethovens Streichquartette.


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    ...oder im Kammermusikbereich mit dem Amadeus- und auch mit dem Melos-Quartett, die ja bei der DG schon in den 70ern und 80ern gegenüber den LaSalles immer die erste Geige spielen durften.


    Im Falle des unausgeglichenen Melos Quartetts war mir dies stets ein Rätsel...

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

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  • Zitat

    Original von a.b.


    Im Falle des unausgeglichenen Melos Quartetts war mir dies stets ein Rätsel...


    Mir scheint, dass selbst große Labels maximal zwei Quartettensembles gleichzeitig für größere Projekte halten können und auch dann muß noch darauf geachtet werden, dass sich nicht zu viel überschneidet.
    (Philips hatte lange praktisch nur das Quartetto Italiano, EMI das ABQ, CBS das Juilliard)


    Die LaSalles waren nunmal ein Spezialensemble für neuere Musik und hätten vielleicht auch gar kein großes Interesse daran gehabt, Mozart aufzunehmen. Das Melos-Quartett wurde in den 70ern als junge Ergänzung zum Amadeus.Q, zunächst mit Randrepertoire, Cherubini und einer Gesamtaufnahme der Schubert-Quartette beschäftigt. Dann haben sie die berühmten Mozart-Quartette und schließlich in den 80ern Beethoven usw. eingespielt.


    Ich weiß natürlich nicht, ob nach der Aufnahme der späten Quartette mit de LaSalles in den 70ern mehr geplant war bzw. warum der Rest nicht aufgenommen wurde. Die Aufnahmen des Melos-Quartetts entstanden jedenfalls erst kurz vor der Auflösung des LaSalle Mitte der 80er. Vermutlich wollte man zügig einen kompletten digitalen Zyklus vorlegen. Wenig später wurden Emerson und Hagen Quartett die Hausensembles der DGG, was sie bis heute geblieben sind.


    Ich halte die Beethoven-Aufnahme des Melos Q. bei DG immer noch für außerordentlich gut. Sie sind (wie die meisten anderen ihrer Einspielungen) allerdings genauso vergriffen wie die des LaSalle Quartetts.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich halte die Beethoven-Aufnahme des Melos Q. bei DG immer noch für außerordentlich gut. Sie sind (wie die meisten anderen ihrer Einspielungen) allerdings genauso vergriffen wie die des LaSalle Quartetts.



    Die wirklich guten Zeiten des Melos-Quartetts waren m.E. die zweite Hälfte der 70er und die 80er Jahre - damals entstanden die in der Tat wunderbaren Mozart-Aufnahmen, die ich sehr gerne als Alternative zu den Hagens höre, und der vielleicht nicht außergewöhnliche, aber sehr gute Beethoven-Zyklus (ganz toll z.B. der langsame Satz von op. 132).


    Von den späteren Aufnahmen bei Harmonia Mundi, soweit ich sie kenne, hat mich keine überzeugt. Irgendwann hat's einen Wechsel an der zweiten Geige gegeben, danach war's ganz aus (ich erinnere mich dunkel an ein ziemlich verpatztes Konzert in den 90ern). Spieltechnisch war das Ensemble vielleicht nie in der allerobersten Liga, hatte aber andere Tugenden.


    Den in der ersten Hälfte der 70er Jahre aufgenommenen Schubert finde ich noch etwas brav (das später mit Rostropowitsch eingespielte Streichquintett dagegen vibratoselig-verschleppt).


    Um noch den Bogen zum Threadthema zu schlagen: Ich habe die späten Beethoven-Quartette mit der ganz frühen Intercord-Aufnahme des Melos-Quartetts kennengelernt. Die wurde hier irgendwo auch schon mal thematisiert. Eine ziemlich missratene Einspielung: spieltechnisch kaum souverän, Tempi und Dynamik auf mittlerem Niveau eingeebnet, grau in grau. Die erste Alternative, die ich dann kennenlernte, war op. 131 mit dem LaSalle-Quartett: da konnte ich nur staunen (auch deswegen hänge ich so an den LaSalle-Aufnahmen).


    Und doch: die Genialität der Werke hat sich mir auch mit der frühen Melos-Aufnahme erschlossen. [poesiealbum] Gute Interpretationen sind wichtig (sonst würde ich mich hier auch nicht ellenlang darüber auslassen), aber zu den Werken kann man auch ohne sie gelangen. [/poesiealbum]



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo a.b.,


    Zitat

    Original von a.b.
    Es wird wohl auch welche geben mit Hans Erich Apostel, den sie uraufgeführt haben.


    ein Streichquartett von Apostel ist jedenfalls in der (leider vergriffenen) Box mit den Zemlinsky-Streichquartetten enthalten.


    Viele Grüße


    :hello:

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Von den späteren Aufnahmen bei Harmonia Mundi, soweit ich sie kenne, hat mich keine überzeugt. Irgendwann hat's einen Wechsel an der zweiten Geige gegeben, danach war's ganz aus (ich erinnere mich dunkel an ein ziemlich verpatztes Konzert in den 90ern). Spieltechnisch war das Ensemble vielleicht nie in der allerobersten Liga, hatte aber andere Tugenden.


    Von den hm-Aufnahmen kenne ich keine; spieltechnisch höre ich auf den Studioaufnahmen jedenfalls keine größeren Probleme und sie sind in einigen raschen Beethovensätzen so schnell wie die Emersons. Insgesamt ist aber wohl, was spieltechnische Perfektion betrifft, das Niveau in den letzten 20 Jahren nochmal deutlich gestiegen, gerade auch in der Breite.


    Zitat


    (das später mit Rostropowitsch eingespielte Streichquintett dagegen vibratoselig-verschleppt).


    Das habe ich auch nur einmal bei einem Freund gehört und fand es zu langsam und "zu fett". Es hat allerdings sogar einen Grand Prix oder dgl. erhalten


    Zitat


    Um noch den Bogen zum Threadthema zu schlagen: Ich habe die späten Beethoven-Quartette mit der ganz frühen Intercord-Aufnahme des Melos-Quartetts kennengelernt. Die wurde hier irgendwo auch schon mal thematisiert. Eine ziemlich missratene Einspielung: spieltechnisch kaum souverän, Tempi und Dynamik auf mittlerem Niveau eingeebnet, grau in grau.


    Von der hatte ich mal (vor der DG-GA) op.59,2&3. Die halte ich auch für eher schwach (woran vielleicht teils auch die Aufnahmetechnik schuld sein mag). Die ca. 15 Jahre spätere Einspielung hat mit dieser aber nicht viel gemeinsam, bei der ersten Aufnahme spielten sie erst ein paar Jahre (gegr. 1965 oder 66) zusammen, es war definitiv noch zu früh.


    Wie auch immer, was Wiederveröffentlichungen oder Erhältlichkeit betrifft, sieht es ähnlich mau aus wie beim LaSalle Q.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Von den hm-Aufnahmen kenne ich keine; spieltechnisch höre ich auf den Studioaufnahmen jedenfalls keine größeren Probleme und sie sind in einigen raschen Beethovensätzen so schnell wie die Emersons. Insgesamt ist aber wohl, was spieltechnische Perfektion betrifft, das Niveau in den letzten 20 Jahren nochmal deutlich gestiegen, gerade auch in der Breite.



    Genau, letzteres meinte ich. Ich weiß nicht, wie die Melos-Leute auch in ihrer besten Zeit z.B. die Ligeti-Quartette hingekriegt hätten - 20. Jh. haben sie ja eh nicht so häufig gespielt.


    Aber nichts gegen das Melos-Quartett! Weil's auch halbwegs in diesen Thread reinpasst, noch ein kleiner Nostalgie-Trip: Meine kammermusikalische Initiation erfuhr ich 1981/82 in meiner Heimatstadt Duisburg. Irgendein Verantwortlicher hatte die geniale Idee, die üblichen sechs Kammerkonzerte pro Saison thematisch zusammenhängend zu gestalten - gespielt wurden bei jedem Konzert jeweils ein Bartók- und ein spätes Beethoven-Quartett (op. 133 gab's extra). Eingeladen waren Amadeus-, Juilliard-, Alban-Berg-, Melos- und Takacs-Quartett sowie ein weiteres Ensemble, das ich vergessen habe. Faszinierend, die verschiedenen Formationen nicht nur zu hören, sondern auch zu beobachten - etwa das schon im Herbst seiner langen Karriere befindliche Amadeus-Quartett bei op. 127 mit dem agilen Norbert Brainin (Karten in den ersten Reihen gab's für einen Schüler wie mich für einen Spottpreis).


    Vor jedem Konzert wurde eine Einführung in die Bartók- und Beethoven-Werke mit dem Komponisten Jürg Baur angeboten. Als einziges Ensemble fand sich das Melos-Quartett bereit, an der Einführung mit Klangbeispielen teilzunehmen - was zu einem regen, überaus informativen Austausch zwischen Baur und den Melos-Leuten führte. Sie spielten damals, wenn ich mich recht erinnere, op. 135, Bartóks Nr. 3 und Mozarts KV 465. Es war das letzte Konzert in dieser Reihe, nach der ich der Gattung Streichquartett rettungslos verfallen war. :faint:



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Angeregt von zunehmend herbstlich getönter Witterung wurde ich zum Kauf der folgenden CD durch das hübsche Cover angeregt (wobei mir der Sinn noch nicht klar geworden ist ;))



    Die Emersons spielen zum Budgetpreis den Spätbeethoven. Und welch Überraschung: Wurde ich bisher mit den späten Quartetten (in der Aufnahme mit dem ABQ) nie wirklich warm, hats mich hier sofort gepackt. Wenn schon geschrubbt wird, dann auch richtig und auf der Stuhlkante. Die langsamen Sätze finde ich hingegen sehr innig und klangreich musiziert, was so gar nicht zum Interpretationsklischee des Ensembles passen will.
    Für mich eine echte Entdeckung. :jubel:


    Gruß
    Sascha

  • Hallo,


    zuerst mit fast einjähriger Verspätung ein Danke an ab für die ausführliche Antwort auf meine Frage bezügl. der Lasalles.


    Dafür kann ich Dir Folgendes nahebringen (aber Du kennst es sicherlich schon):

    Zitat

    ab schreibt: Zu den historischen: Schade, dass vom Ungarischen Streichquartett nur die späten Quartette erhältlich sind (diese dafür extrem billig bei Andromedar) und vom Busch Quartett nur einzelne Aufnahmen vorliegen!


    Es liegt diese CD mit den Einspielungen der späten Streichquartette vor, die ich letzte Woche gekauft habe. Es ist ein Genuss, diese Musik zu hören. Für mich ist diese eine der stärksten mir bekannten Einspielungen.



    Zitat

    Zwielicht schreibt als Reaktion auf meinen Beitrag: Ich gebe zu, dass ich gegenüber der Möglichkeit einer "reinen" Interpretation skeptisch bin. Meiner Meinung nach vertragen gerade die späten Beethoven-Quartette sehr viel "Interpretation"; ich schätze es durchaus, wenn Kontraste geschärft werden und Farben zum Vorschein kommen.


    Ich kann Deine Reaktion nachvollziehen; die späten Quartette vertragen in der Tat viel "Interpretation". Ich glaube, dass mir die eher sachliche Aufnahmen der Ungarn u.a. auch deshalb so wunderbar und ganz besonders gefällt und mich geradezu aufatmen lässt, weil ich ansonsten halt in den vielen mir bekannten Aufnahmen und Konzerten viel Emotion gewohnt bin. Die Geradlinigkeit der Ungarn war für mich, wie ich vermute auch aus diesem Grund, geradezu eine Befreiung, vergleichbar mit dem Atmen frischer Luft nach dem Öffnen eines Fensters. Umgekehrt wäre es mir womöglich ähnlich ergangen.


    Die Interpretation des hier vorliegenden Busch Quartetts geht da schon etwas in diese emotionalere Richtung. Die Geschwindigkeit ist meist um einiges geringer, besonders in den langsamen Sätzen. Aber, und das ist hier wirklich fantastisch, es ist immer innere Bewegung da, kein "Leiden um des Leidems Willen". Der Faden bzw. der große Bogen reißt m.E. nie, die Spannung wird gehalten. Das ist z.B. in den langsamen Sätzen der opp. 127 oder 132 wirklich faszinierend.


    Aber auch die schnellen Sätze sind wunderschön. Die Musiker spielen und klingen sehr klar und deutlich, so dass das Verfolgen so mancher Stimmführungen richtig Spaß bereitet; da macht die "historische" Aufnahmequalität gar nichts mehr aus; manchmal denke ich sogar, dass die dadurch erzeugte Atmosphäre den Klassikern gerecht wird; das Empfinde ich z.B. ähnlich bei den Kolisch-Aufnahmen der Schönberg-Quartette.


    Nebenbei: Auch op. 95 ist in der Box. Op. 130 (ohne Expositionswiederholung im Eröffnungssatz) wird nur mit dem Ersatzfinale gespielt. Die Große Fuge erscheint dafür in der Orchesterversion - was mir nicht gefällt. Hätten`s mal lieber die Buschs gespielt.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Original von Antracis
    Die Emersons spielen zum Budgetpreis den Spätbeethoven. Und welch Überraschung: Wurde ich bisher mit den späten Quartetten (in der Aufnahme mit dem ABQ) nie wirklich warm, hats mich hier sofort gepackt. Wenn schon geschrubbt wird, dann auch richtig und auf der Stuhlkante. Die langsamen Sätze finde ich hingegen sehr innig und klangreich musiziert, was so gar nicht zum Interpretationsklischee des Ensembles passen will.


    Ja, genau das hab´ ich damals auch gedacht, als ich die Hochpreisbox (die denn auch ansprechender gestaltet war (oben zu sehen, Beitrag 02.08.07) und ohne exegetisch sperrige Kastanienetten auf dem Cover auskam ;)) im Günstighandel einer Freundin anschuf.


    Auch für mich dann eine kleine Überraschung, hier derart konzentrierte Tonschönheit mit wünschenswertem Elan und Esprit kombiniert zu sehen. Keine Legatoorgien wie bei den LaSalles, nicht so viel Selbstzweckstrukuralismus wie beim Melos (danke für Dein Duisburger Histörchen, Bernd!), dafür den kernigen Zugriff der 60er-Amadeusaufnahmen in immer tiefempfundener Neu- und Eigengestaltung nachgerade umgeschmolzen - so ungefähr nahm ich vergleichend wahr, was das Emerson-Q. da abliefert.


    Auf diese Weise werden sicher auch für Neueinsteiger Beethovens Spätmusiken zugänglich, die freilich schwer in Gefahr stehen, manchmal zusehr aus Musikerperspekive und in einer Art hermetischem Intradialog präsentiert zu werden.


    Also schließlich doch wie auf dem neuen Cover: Außen etwas stachelig, doch innen vollfruchtig gehaltvoll, rund und schön.



    Alex.

  • Zitat

    Original von Alexander_Kinsky


    Musik – so suggeriert mir das Hagen Quartett – ist nichts, was aus dem Augenblick entsteht. Sie erklingt als wohl kalkulierte, bis in winzigste Nuancen perfektionierte, aus der totalen Gleichberechtigung der vier Mitwirkenden heraus entwickelte Interpretation.


    so kann es wirken; eigentlich seien die Geschwister Hagen, wurde mir versichert, allesamt äußerst intuitive Musiker. Die intellektuelle Durchgestaltung bei den Proben gehe entscheidend auf das familienexterne Mitglied zurück. (So hörte ich...)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo,


    von den "Späten" besitze ich die vom Alban Berg Quartett eingespielten Aufnahmen dieser Reihe:



    Wie ich sehe, existier(t)en auch folgende Veröffentlichungsserien:



    Sind da einige identisch? Kann jemand etwas zu den (unterschiedlichen?) Einspielungen bzw. zu den Unterschieden der Einspielungen etwas sagen?


    Danke und Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Das ABQ hat zwei Gesamteinspielungen bei der EMI gemacht, die frühere ist studio und bei jenen der abgebildeten Ausgaben zu hören, bei denen keine der Muskier abgebildet sind; die späteren Livemitschnitte aus dem Konzerthaus finden sich in der anderen Ausgabe. Ich habe die erste, frühere; meine aber aus wiederholten Radioübertragungen, dass die spätere besser sein dürfte.


    :hello:

    Gruß ab


    ---
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    J. Locke

  • Hi


    a.b. hat das schon richtig ausgeführt. Außerdem stehen bei JPC die Aufnahmedaten ohnehin schön dabei, man bräuchte also nur zu lesen.


    Zur zweiten Aufnahme möchte ich noch ergänzen, dass es sie auch auf DVD gibt und ich diese Variante nur wärmstens empfehlen kann!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    vor einem Jahr ungefähr habe ich mir die folgende CD des Budapest Streichquartett zugelegt:



    Die darin enthaltenen Einspielungen aus den Jahren 1941 bis 1960, allesamt aus Livekonzerten, sind zwar sehr gut, allerdings nach meinem Geschmack nicht allzu kraftvoll. Gerne möchte ich mir eine weitere Einspielung dieses Quartetts zulegen, da ich es hinsichtlich der Interpretationen der Späten Beethovenquartette sehr gut in Erinnerung habe.


    Nun habe ich aktuell zwei Gesamteinspielungen gesehen, davon die zweitabgebildete erst seit einigen Wochen auf dem Markt. Kann mir jemand etwas zu den Aufnahmehintergründen sagen oder gar Einschätzungen geben? Handelt es sich bei beiden CD um Studioeinspielungen? Die erstabgebildete CD wurde wohl 1951 und 1952 eingespielt, die zweite im Zeitraum zwischen 1951 und 1960. Überschneidungen mit meiner CD gibt es, wie ich durch Einspiellängenvergleich feststellen konnte, nicht.



    Danke und Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)


  • Ich weiß, dass beide Ausgaben Studoeinspielungen enthalten, soviel ich weiß ist nur eine GA gemacht worden, so dass es sich um dieselben Aufnahmen handeln müssten; ich weiß nicht, weshalb also die Jahrensangaben divergieren.


    Ich hatte mir die orangene Box gekauft, weil sie im Abverkauf für 8 EUR bei Saturn in Köln vor etlicher Zeit erhältlich war: Wunderschöne CDs mit oben und unten schwarzer Oberfläche incl. nachgemachten Vinyl-Rillen. Leider, denn das ist auch das einzig schöne daran: Sie habe nämlich ein schreckliches Master gemacht, indem sie völlig die Nebengeräusche und das Rauschen bis zur absolute Sterilität eliminiert habe. Alles kling viel zu laut, und ohne die Dynamik der Aufnahme, frei von jeglichem Raum: Furchtbar! Nach wenigen Minuten schon bekomme ich fast Kopfeh! Die ist nicht anzuhören.
    :no:
    Leider - und das sollte auch bedacht werden - lassen die Interpretationen des Budapest Streichquartetts der mittleren und die frühen Quartette stark nach gegenüber der Spätquartette, die ich dort wirklich vorzüglich interpretiert finde!


    [Wie viel besser klingt doch das Ungarisches Sreichquartett zur selben Zeit durch das Billig-Label Andromeda!]
    Jedenfalls also beim Budapest Streichquartett zur Sony-Ausgabe greifen! :hello:


    (und nicht das Busch Quartett und das Hagen Quartett vergessen!)

    Gruß ab


    ---
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    J. Locke

  • Ich weiß, dass beide Ausgaben Studoeinspielungen enthalten, soviel ich weiß ist nur eine GA gemacht worden, so dass es sich um dieselben Aufnahmen handeln müssten; ich weiß nicht, weshalb also die Jahrensangaben divergieren.


    Ich muss revidieren: Ich habe gerade hier nachgesehen und musste entdecken, dass es neben der 1951/52 Ausgabe tatsächlich noch eine zweite in Stereo gegeben hat!



    Was man da so alles lesen muss:

    Zitat

    Although most entries in the following lists are taken either from actual LPs and CDs and their liner notes or from trustworthy print or online sources, the lists are supplemented by a discography prepared by Sony Classical, apparently for their own use in identifying stock numbers. However this Sony discography contains a number of errors in identifying recording dates, personnel, and in some instances even compositions and composers.


    ;(

    Gruß ab


    ---
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    J. Locke

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  • Werte Leser,


    auf you tube gibt es eine sehr gute Videoreihe über das und mit dem Artemis Quartett. Bethoven`s Streichquartette nicht als Relikt , sondern Musik von heute. Junge Interpreten, die gerne in Berlin leben, ihre Musik leben.


    Alle Filmchen sind sehenswert. Besonders aber gefällt mir die Szene, wo die große Fuge als Hintergrundmusik zu einer nächtlichen Autobahnszene gespielt wird, nur ein Ausschnitt, subjektiv, zeitgemäß. http://www.youtube.com/watch?v…OVWe0&feature=related</a>


    Viele grüße Thomas

  • Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie aus der wikipedia-Diskographie hervorgeht, hat das Budapest String Quartet je eine Mono (1951/52) und eine Stereo-Einspielung (um 1960) vorgelegt.



    Die von a.b. als klanglich unbefriedigend befundene "United Archives" Box ist meines Wissens die erste CD-Ausgabe des früheren Zyklus
    Überdies wurden in den 1930ern die Quartette op.18/2+3, op.59, 1+2 und op.130/133 eingespielt (teils auf Biddulph wiederveröffentlicht), und in den 1940ern (CBS) op.18/1,4,6, op.59/3, op.95, sowie opp. 127, 131, 132 und 135 (sowie das Quintett op.29). Das wäre also beinahe noch ein Zyklus (ohne opp. 18/5 und 74). Und meines Wissens liegen als live-Aufnahmen bei Bridge inzwischen auch alle Quartette vor.


    Diese frühen und die von Uwe verlinkten live-Aufnahme (Library of Congress, 1940er bis frühe 1960er) werden von vielen Sammlern wohl den beiden späteren Studio-Zyklen vorgezogen. Leider ist, soweit ich das von den Schnipseln erkennen kann, die Qualität der Live-Aufnahmen nicht besonders toll (und dafür sind sie mir tendenziell zu teuer, aber auf der Liste).
    Und leider sind die beiden (sehr schön ausgestatteten) Doppel-CDs, die von den 1940er Aufnahmen bei Sony wieder herausgebracht wurden, schon lange wieder vergriffen und ziemlich teuer auf dem Gebrauchtmarkt. Ich besitze davon die erste Hälfte. Die Aufnahmen sind klanglich für ihr Alter sehr gut, die Interpretationen sind mir teils etwas zu "trocken". Sehr homogener Ensembleklang, transparent, unromantisch.



    In dem anderen thread (wenn das meine Bemerkung ist, auf die Alfred anspielt), wollte ich auf etwas anderes hinaus. Obwohl ich die Vervielfachung der Beethoven-Sinfoniethreads kontraproduktiv finde (denn in einem halben Jahr hat niemand mehr einen Überblick und alles ist nicht dreimal, sondern zehnmal über ein dutzend threads verteilt gesagt worden), ging es mir da um die Abwesenheit einer ernsthaften "HIP-Debatte" im Falle von Beethovens Quartetten oder Kammermusik. Zwar mögen manche dieser Ansicht sein, aber kaum jemand behauptet dort so deutlich (wie Wolfram, und sei es nur um des Arguments willen), dass eine "Reform" der Interpretationshaltung durch HIP heute notwendig und sowohl ältere auch auch jetztige "traditionelle" Interpretationen "Verfälschungen" der Musik seien. Ein Grund hierfür mag das bisherige Fehlen von konkurrenzfähigen HIP-Aufnahmen der Quartette jenseits von op.18 sein. Ein anderer, dass viele "historische" Interpretationen der Quartette viel "moderner" sind als zB Furtwänglers Lesarten der Sinfonien. (Das Budapester Quartett ist sehr klar auf der "Toscanini"-Seite und das wurde auch damals wohl schon so gesehen.)

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  • Zwar mögen manche dieser Ansicht sein, aber kaum jemand behauptet dort so deutlich (wie Wolfram, und sei es nur um des Arguments willen), dass eine "Reform" der Interpretationshaltung durch HIP heute notwendig und sowohl ältere auch auch jetztige "traditionelle" Interpretationen "Verfälschungen" der Musik seien.


    Hallo Johannes,


    was Du zu Werken, Interpreten und Interpretationshaltungen schreibst - ok!


    Hier fühle ich mich falsch zitiert. Gesagt habe ich:


    - die ästhetischen Grundlagen der Beethoven-Interpretationen Furtwänglers und anderer (auch stark voneinander abweichender Interpretationen jener Zeit) sind durch Wagner und das späte 19. Jhd. geprägt und aus der Mode gekommen


    - ungeachtet dessen können diese Interpretationen auch heute noch überzeugen


    - wer die Vorgaben der Partitur ignoriert, hat jedoch die Beweislast zu tragen.


    :hello:

  • Ich höre eigentlich nach wie vor das Vermeer-Quartett:


    Oder einzeln:



    Freue mich aber über jeden Tipp für neuere Einspielungen!

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  • Ich empfehle wärmstens:



    Engagiertes aber sehr transparentes Spiel. Vor allem die späten Quartette gewinnen in dieser Interpretation enorm an Zugänglichkeit.

  • Engagiertes aber sehr transparentes Spiel. Vor allem die späten Quartette gewinnen in dieser Interpretation enorm an Zugänglichkeit.

    Woher hast du gewusst, worum es mir geht!? 8-) Mit Artemis macht man eigentlich nie etwas falsch; allerdings habe ich das Rumgehacke auf Vermeer (die haben im Gegensatz zu ersteren bei Wikipedia nicht einmal einen deutschen Artikel) auch nie verstanden.

  • Ziemlich neu und p-h-a-n-t-a-s-t-i-s-c-h


    Beethoven: Die Streichquartette Vol.1 von Belcea Quartett bei zigzag :jubel:


    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke


  • hallo,


    auch mir gefällt diese box sehr gut, sie ist inzwischen teurer aber im marketplace immer noch sehr günstig zu erhalten und sieht jetzt so aus :

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