Karl Amadeus Hartmann

  • Karl Amadeus Hartmann, der vielleicht bedeutendste - und wohl auch unterschätzteste - Sinfoniker Deutschland seit Brahms hat zwar acht Sinfonien komponiert, die jedoch kaum aufgenommen worden sind und viel zu selten im Konzert erklingen.


    Der Emi-Zyklus von Metzmacher ist leider nicht das Gelbe vom Ei geworden und die Gesamt-Box bei Wergo leidet zum Teil unter dem Alter. Warum gibt es keine guten neuen Aufnahmen?


    Welche der erhältlichen Aufnahmen schätzt ihr besonders?


    Danke!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo a.b.,


    die WERGO-Box besitze ich noch aus LP-Zeiten. Ganz offen gestanden: ich habe sie bislang musiklisch für überzeugend genug gehalten, um gar nicht erst nach anderen Aufnahmen zu schauen. Daß die Box als CD wiederveröffentlich worden ist, sollte uns eigentlich freuen. Die Musik des 20. Jh. ist nicht gerade das liebste Kind der Plattenindustrie. Als vor drei Jahren Hartmanns 40er Todestag begangen wurde, habe ich auch in die Metzenmacher-Einspielung punktuell hineingehört (ich meine jedenfalls, daß das Metzenmacher war). Zum Kauf hat's mich nicht veranlasst. Bleiben wir also bei der WERGO-Box. Musiklisch ist sie fabelhat. Technisch, nun darüber mache ich mir angesichts musikalischer Exzellenz wenig Gedanken.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo a.b., hallo Thomas und alle an Hartmann Interessierte! :jubel:


    Zitat

    Karl Amadeus Hartmann, der vielleicht bedeutendste - und wohl auch unterschätzteste - Sinfoniker Deutschlands seit Brahms hat zwar acht Sinfonien komponiert, die jedoch kaum aufgenommen worden sind und viel zu selten im Konzert erklingen.


    Deiner Einschätzung bezüglich der Bedeutung des Symphonikers Hartmann kann ich mich voll und ganz anschließen! Es ist einfach vollkommen unverständlich, warum der in Kennerkreisen hoch angesehene Komponist im deutschen Konzertleben bis heute so dermaßen vernachlässigt - ja geradezu ignoriert - wird. (Eine interessante zu klärende Frage wäre, warum der Symphoniker Schostakowitsch so (extrem) häufiger aufgeführt wird als der Symphoniker Hartmann.)


    Was die beiden angesprochenen Einspielungen (Kubelik / Metzmacher) betrifft, stimme ich mit Thomas absolut überein, daß Kubelik allererste Wahl ist!!!


    Kubelik, der Hartmann Anfang der 60-er Jahre noch persönlich kennengelernt hat, entfaltet in seinem feurigen Dirigat - natürlich insbesondere in den Aufnahmen der hochexpressiven, groß besetzten Symphonien ( Nr. 6-8 ) - eine solch ungeheure Spannung und emotionale Intensität, daß bei einem Vergleich mit den Aufnahmen des Langweilers Ingo Metzmacher die Entscheidung absolut eindeutig PRO Kubelik ausfallen muß!



    Eine weitere, hoch interessante (nicht numerierte) Symphonie - eines meiner liebsten Werke Hartmanns - wurde im Rahmen eines Liederabend-Konzertes im Jahre 2001 mit Thomas Hampson (mit amerikanischen Lyrik-Vertonungen) unter Leitung von Dennis Russell Davies (mit RSO Wien) unter dem Titel 'I Hear America Singing' dargeboten:


    Sinfonia Tragica für Orchester 1940


    Die Aufzeichnung des hervorragenden Konzerts - in welchem Dennis Russell Davies eine ähnlich zupackende Intensität entfesselte wie Kubelik - wird gelegentlich in den dritten Programmen oder ARTE bzw. 3sat wiederholt und sei hier nachdrücklich empfohlen!


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Hallo Hartmann-Interessierte,


    in den 80er Jahren hatte die WERGO-LP-Box mit Kubelikauch mein Interesse geweckt und ich habe mir diese aus der Verwandtschaft ausgeliehen.


    Später dachte ich - eine neue DDD-Aufnahme die mit Metzi auf EMI angeboten wurde wäre bestimmt klanglich aktuell und habe mir diese aus dem jpc-Courier (war dort mal preiswertes Angebot) bestellt.
    ;( Vom Hocker gehauen haben mich diese Sinfonien nicht mehr und die EMI-Box blieb im CD-Schrank stehen.
    Ich vermute das es eindeutig an der lahmen "Metzchenmacher"-Interpretation liegt, dass der Funke nicht erneut übergesprungen ist.


    :yes: Es ist also bei mir auch geboten mich für die Kubelik-Aufnahmen zu interessieren und diese an Land zu ziehen, denn damals war ich Feuer und Flamme für Hartmann.
    Die Tonbandaufnahmen, die ich mit den WERGO´s erstellt hatte, höre ich nicht mehr, da mein TB gar nicht mehr angeschlossen ist :stumm:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Man müsst zu der WERGO-Box vielleicht folgendes ergänzen: Der rote Faden ist nich t Rafael Kubelik, sondern das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die dort versammelten Aufnahmen stammen aus den Jahren 1950-1965, sind also recht nah mit den Entstehungsdaten der Werke verbunden. Kubelik dirigiert die Symphonien Nr. 2, 4, 5, 6 und 8. Den Versuch eines Requiems, die erste Symphonie, dirigiert Fritz Rieger. Da war ich ganz verblüfft, Rieger hatte ich als Dirgenten einer wunderschönen Einspielung von Pfitzners kleiner Symphonie in Erinnerung (im Rundfunk mitgeschnitten, als Tonträger bislang leider nicht zu beschaffen ;( sowie als Dirigenten einer exorbitanten Einspileung von Beethovens Violinkonzert mit Siegrfried Borries. Die erste Hartmann Symphonie gelingt ihm, sekundiert von Doris Soffel, fabelhaft. Die Aufnahme stammt aus 1957. Und Doris Soffel, da muß man wohl nicht viele Worte drüber verlieren. Mahlers 2. unter Tennstedt und unter Klemperer, in Köln vor wenigen Jahren als wunderbare Fricka auf der Bühne. Symphonie Nr. 3 in der WERGO-Box leitet Fewrdinand Leitrner, die 7. dirgiert Zdenek Macal.


    Alle Aufnahmen sind im zeitlichen Umfeld der Werkvollendung entstanden, und das macht den Reiz dieser Box aus. Es dürfte wirklich schwer fallen, diese Box an Authentizität der Darfbietung zu übertreffen. Das ALter der Aufnahmen spielt vor diesem Hintergrund wohl wirklich keine Rolle. Großartige Musik, großartig gespielt.


    Das meint


    der Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Hallo zusammen,


    die Wergo-Box ist absolute Refernz was eine Gesamtaufnahme der Hartmann-Symphonien anbetrifft - und wird es wohl fürs erste auch bleiben. Dennoch existieren für einzelne Symphonien enige sehr, sehr gute (Alternativ-)Einspielungen.
    Dies gilt zunächst mal für die 6. Symphonie, für die Ferenc Fricsay mit dem RIAS Symphonie-Orchester IMO eine Referenzeinspielung vorgelegt hat (ist allerdings Mono):



    Fricsay scheint mir die expressionistische Atmosphäre dieser Symphonie noch zugespitzter zu vermitteln als Kubelik - insbesondere der fugierende 2. Satz ist Fricsay noch ein Moment dynamischer gelungen.


    Für die 2. Symphonie und die von Johannes angesprochene Sinfonia Tragica (die Hartmann später zu seiner 3. Symphonie umgearbeitet hat), hat Karl Anton Rickenbacher mit den Bamberger Symphonikern sehr überzeugende Interpreatationen eingespielt:



    Hinsichtlich der der Sinfonia Tragica, war diese inzwischen - glaube ich jedenfalls - gestrichene CD lange ein absolutes MUSS - und das nicht nur, weil es die einzige war. Inzwischen gibt's eine Einspielung mit Marek Janowski (eine SACD):




    Diese Aufnahme kenne ich bisher (leider) noch nicht.


    Ja, und dann gibts auch noch bei Berlin-Classics eine CD, auf der die Symphonien 5, 6 und 8 vereinigt sind:



    Gespielt werden die Werke vom Berliner Symphonie Orchester unter Günther Herbig (5. + 6. ) und dem Radio-Symphonie-Orchester Leipzig unter Herbert Kegel (8.). Die Einspielungen sind allesamt sehr ansprechend, wobei mir die 5. in der Interpretation von Herbig herauszustechen scheint. Herbig arbeitet nämlich die eher schlank-groteske Anlage dieser Symphonie differenziert heraus und vermittelt den grimmasierenden Charakter des Stücks auf zugleich suggestive und unaufdringliche Art. Ist IMO schon ein Highlight!


    Die Frage, warum Schostakowitsch so sehr viel populärer ist als Hartmann, scheint mir vielleicht darin eine Erklärung zu finden, daß DS (zumindest in seinen populärsten Werken: 5., 7., 8., 9., 10. aber auch in der 11. und 12. und sogar in der 4.) doch erheblich gradliniger an die spätromatische symphonische Tradition anschließt als Hartmann. Das gilt für die formale Anlage der Werke als Ganze und auch für die der einzelnen Sätze, für die Ausdrucksmittel und den Ausdrucksgehalt und nicht zuletzt: für die letztlich in Schostakowitschs Werken doch sehr viel deutlichere Rückbindung an die Tonalität.


    Herzlichst,
    Medard

  • Zitat

    Original von Santoliquido
    ...
    Die erste Hartmann Symphonie gelingt ihm, sekundiert von Doris Soffel, fabelhaft. Die Aufnahme stammt aus 1957. Und Doris Soffel, da muß man wohl nicht viele Worte drüber verlieren.
    ....


    Es fällt mir schwer zu glauben, dass Doris Soffel 1957 eine Plattenaufnahme gemacht haben soll!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    wie beurteilt Ihr die Gesamtaufnahme der Sinfonien auf 3 CDs mit den Bamberger Symphonikern unter Leitung von Ingo Metzmacher (1995 - 1997, 1999) bei EMI?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Es fällt mir schwer zu glauben, dass Doris Soffel 1957 eine Plattenaufnahme gemacht haben soll!


    :hello:


    Mutmaßlich ein Druckfehler; ich werd's nachschlagen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Santoliquido


    Mutmaßlich ein Druckfehler; ich werd's nachschlagen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:



    Die Aufnahme der ersten Symphonie mit Rieger ist m.W. so um 1980 produziert worden (nicht 1957) - und da war Doris Soffel bereits aktiv, u.a. an der Stuttgarter Staatsoper.


    Viele Grüße


    Bernd

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  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Hallo,


    wie beurteilt Ihr die Gesamtaufnahme der Sinfonien auf 3 CDs mit den Bamberger Symphonikern unter Leitung von Ingo Metzmacher (1995 - 1997, 1999) bei EMI?


    Besten Gruß, Wolfgang


    Hallo Wolfgang,
    Metzmacher ist IMO kein guter Hartmann-Dirigent. Irgendwie hat er - Entschuldigung - nicht das Feeling für diese expressiv-escapdenhafte Musik. Vielleicht, weil er den unmittelbaren Kontext der Entstehung dieser Werke nicht mehr aus eigener Erfahrung kennt. Ich persönlich halte insgesamt Hartmanns Zeitgenossen Kubelik und Fricsay, aber auch Fritz Rieger, der in der WERGO-Gesamteinspielung die fulminant-explosive und dabei tieftraurige 1. Symphonie leitet, für die besten Interpreten seiner Musik.
    Die 1. zum Beispiel hat bei Metzmacher nicht dieses tumultös-abgründige, das Rieger so unnachahmlich herausarbeitet. Bei Metzmacher gerät die Musik eher chaotisch und - nochmals Entschuldigung - beliebig-belanglos. Die 4. Symphonie - ausschließlich für Streicher gesetzt - hat nicht die sensibel-ringende und dabei ganz unprätentiöse Melancholie, wie bei Kubelik, sondern wird eher ein an- und abschwellend schwülstig-sentimentales Etwas. Die 5. gibt Metzmacher erheblich harmloser als der grimassierende Herbig, fast etwas kammermusikalisch-divertimentohaft. Nun, von der bei Fricsay unschlagbaren 6. will ich mal gar nicht erst reden...


    Ich würde eher die Finger von Metzmachers Hartmann-Zyklus lassen. Es kann einem IMO echt den Zugang verderben...


    Herzlichst,
    Medard

  • Hallo, Medard!


    Danke für die Beurteilung! Ich kenne die stärker pathetische Sechste und die an Hindemith gemahnende Sinfonia concertante mit Kubelik, die dritte wiederum mit Metzmacher. Mit diesen Aufnahmen bin ich zufrieden. Auf der CD mit der Dritten befindet sich auch Ives. Die 3. Sinfonie ist vom Wesen her ja kontrastiv angelegt, mit Bläsersteigerungen neben neben subtilen Streicherlinien. Das ist eine sinfonische Welt, wie man sie auch bei Honegger beispielsweise findet. Generell fällt mir außerdem des Öfteren bei Hartmann die Nähe zur Welt des expressionistischen Strawinsky auf, seinem "Sacre". Aber im Hang zur Linearität und Kontrapunktik ist er wohl auch ein typischer Deutscher.
    Dann werde ich bezüglich der weiteren Sinfonien mal nach Deinen Vorschlägen Ausschau halten. Das "Adagio" kenne ich jedenfalls auch schon.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    die dritte wiederum mit Metzmacher. Mit diesen Aufnahmen bin ich zufrieden.


    ich fand auch die 3. von Metzmacher überraschend besser als die anderen (wenn ich mich recht entsinne war es die 3.)! Allerdings war ich auch damit nicht ganz glücklich.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke


  • Du hast recht, 1980 wurde die Platte aufgenommen; 1957 war die Uraufführung der endgültigen Fassung.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Metzmacher ist IMO kein guter Hartmann-Dirigent. Irgendwie hat er - Entschuldigung - nicht das Feeling für diese expressiv-escapdenhafte Musik. Vielleicht, weil er den unmittelbaren Kontext der Entstehung dieser Werke nicht mehr aus eigener Erfahrung kennt.


    Hallo Medard,


    also so ganz generell würde ich das nicht unterschreiben. Die Aufnahmen bei EMI sind sicher im großen und ganzen nicht wirklich gelungen, wobei für mich auch die nicht optimale Aufnahmetechnik und die dadurch bedingte geringere Durchhörbarkeit eine Rolle spielt. Ich habe Metzmacher in Hamburg häufig mit Hartmann-Programmen gehört und hatte live fast immer einen wesentlich besseren Eindruck. Vielleicht waren die Aufnahmen auch nicht sonderlich gut vorbereitet.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Ich kenne die stärker pathetische Sechste und die an Hindemith gemahnende Sinfonia concertante mit Kubelik, die dritte wiederum mit Metzmacher. Mit diesen Aufnahmen bin ich zufrieden. Auf der CD mit der Dritten befindet sich auch Ives. Die 3. Sinfonie ist vom Wesen her ja kontrastiv angelegt, mit Bläsersteigerungen neben neben subtilen Streicherlinien. Das ist eine sinfonische Welt, wie man sie auch bei Honegger beispielsweise findet. Generell fällt mir außerdem des Öfteren bei Hartmann die Nähe zur Welt des expressionistischen Strawinsky auf, seinem "Sacre". Aber im Hang zur Linearität und Kontrapunktik ist er wohl auch ein typischer Deutscher.
    Dann werde ich bezüglich der weiteren Sinfonien mal nach Deinen Vorschlägen Ausschau halten. Das "Adagio" kenne ich jedenfalls auch schon.


    Besten Gruß, Wolfgang


    Hallo Wolfgang,
    Metzmachers 3. habe ich gar nicht mehr im Ohr - und das aus zwei Gründen: a. weil ich, wenn mir nach der 3. ist, ich zumeist entweder zu Kubelik greife (aus Nostalgie und Sympathie) oder b) - noch häufiger - zu ihrer »Urform«, zur Sinfonia Tragica (dann in Rickenbachers Interpretation). Werde aber beizeiten mal wieder Metzmacher einlegen - manchmal ändern sich ja mit der Zeit die Eindrücke.
    Was Deine Einschätzung Hartmanns anbetrifft, würde ich Dir gänzlich zustimmen. Die Nähe zu Stravinsky (insbesondere seinem Werk bis ca. 1925), ist schon da - in der 5. Symphonie (Sinfonia concertante) finde ich ihn nahezu augenscheinlich. Was ich an Hartmann immer so faszinierend finde, ist seine (einmalige) Verbindung von fomaler Strenge und formaler Freiheit. Das scheint Paradox zu sein, ist es aber gar nicht. Hartmann gelingt es IMO gerade die Tonalität, die Sonatenform, die Variatrionsform, Fuge usw. zu überschreiten ohne sie zu zerstören. So gelangt er zu überaus freien Formen die dennoch hörbar (und spürbar) »traditionsgebunden« sind. Für mich ist Hartmann eine sehr einmalige Erscheinung in der Musik des 20. Jahrhunderts und eine wirklich sehr authentische.
    Herzlichst,
    Medard

  • Zitat

    Hallo,


    wie beurteilt Ihr die Gesamtaufnahme der Sinfonien auf 3 CDs mit den Bamberger Symphonikern unter Leitung von Ingo Metzmacher (1995 - 1997, 1999) bei EMI?


    Hallo WolfgangZ,


    Du wirst lachen. Zur Zeit bin ich ohne die Hartmann-Sinfonien, weil ich die Hartmann-EMI-Box bei EBAY verkauft habe !


    Ja, so schlecht fand ich diese GA.
    Ich kenne die WERGO-Aufnahmen, die mir jederzeit bei meinem Vater als WERGO-LP-Box vorliegen. Hier wird eine ganz anderer Hartmann geboten, der begeistern kann.


    Diese WERGO-Aufnahmen mit dem Bayrischen RSO, die nicht alle mit Kubelik eingespielt sind, werde ich mir auch zu gegebener Zeit auf CD kaufen.
    Momentan kann ich ganz gut ohne Hartmann leben, da im Moment noch so viele andere Werke/CD´s zum Hören anstehen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Kleiner Weckruf für diesen Thread... Ich möchte mal alle Freunde der Hartmannschen Symphonien (und all jene, die es vielleicht noch werden möchten) auf diese DVD aufmerksam machen:



    Die DVD bietet Mitschnitte von drei Hartmannschen Symphonien (Nr. 1, 5 und 8 ), die im Jahr 2005 anläßlich des 100. Geburtstags des Komponisten im Rahmen der dereinst von ihm daselbst begründeten und bis zu seinem Tod im Jahr 1963 geleiteteten Münchener »Musica Viva« aufgeführt worden sind.


    Hier die Besetzungen:


    1. Symphonie (Versuch eines Requiems)
    Katherine Goeldner (Alt)
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Leitung: Lothar Zagrosek


    5. Symphonie (Symphonie Concertante)
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Leitung: Franck Ollu


    8. Symphonie
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Leitung: Ingo Metzmacher


    Außerdem bietet die DVD zu den drei Symphonien jeweils ein ca. 15minütigen Filmessay mit den jeweiligen Dirigenten und der Altistin sowie Interviews mit Karl Amadeus Hartmanns Sohn Richard und mit Udo Zimmermann, dem Leiter der »Musika Viva«. Darüberhinaus hat's auch noch einen ausschließlich pc-kompatiblen DVD-Datenteil mit ausführlichen Infos zu Leben und Werk Hartmanns sowie zu den Interpreten.


    Zu den Interpretationen äußere ich mich morgen mal ausführlicher (nur soviel sei jetzt schon mal verraten: habe bisher die 1. und 8 gesehen/gehört und bin :faint: - Zagrosek bietet eine supertransparente, anrührende 1. und die 8. mit Metzmacher ist für mich eine absolut positive Überraschung [von seinem CD-Zyklus der Symphonien war ich - das habe ich ja weiter oben im Thread auch schon geschrieben - alles andere als angetan]. Aber wie gesagt: alles weitere morgen...)


    Viele Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Zu den Interpretationen äußere ich mich morgen mal ausführlicher (nur soviel sei jetzt schon mal verraten: habe bisher die 1. und 8 gesehen/gehört und bin :faint: - Zagrosek bietet eine supertransparente, anrührende 1. und die 8. mit Metzmacher ist für mich eine absolut positive Überraschung [von seinem CD-Zyklus der Symphonien war ich - das habe ich ja weiter oben im Thread auch schon geschrieben - alles andere als angetan]. Aber wie gesagt: alles weitere morgen...)


    Viele Grüße,
    Medard


    Nun hat's doch etwas länger gedauert als bis »morgen«.


    Also, es geht immer noch um diese DVD:


    ,


    Heute erstmal etwas zu folgender enthaltener Einspielung:


    1. Symphonie (Versuch eines Requiems)
    Katherine Goeldner (Alt)
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Leitung: Lothar Zagrosek


    Wer Hartmanns 1. Symphonie in der »klassischen« Aufnahme mit Fritz Rieger (1957, Wergo) kennt, wird zunächst erstaunt sein: die einleitende »Introduktion: Elend« nimmt Zagrosek verhältnismäßig langsam - dafür gelingt ihm der fulminante, paukenmächte Auftakt des Satzes ungeheuer transparant. Die Paukenstimme ist hier nicht allein tumultös - sondern in ihrer motivischen Struktur, die dann den gesamten Satz duchpulst und - was ich erstmals nicht nur in der Partitur sehen sondern eben auch hören konnte - im Verlauf der Symphonie immer wieder aufscheint, wunderbar durchhörbar.


    Diese Klarheit, mit der Zagrosek hier die Faktur durchleuchtet und die Strukturen zum Klingen bringt, ist charakteristisch für seine Orchesterarbeit in dieser Interpretation: der überaus komplexe und dichte Satz der Sinfonie - insbesondere im zentralen instrumentalen Variationssatz - wird herrlich entzerrt dargeboten, ohne daß dies auf Kosten der fulminanten Expressivität der Hartmannschen Musik ginge. Überwältigend etwa die zurückgenommene und dabei sehr anrührende Lesart des vierten Satzes (»Tränen«). Auch die Schlußsteigerung des »Epilogs« wird von Zagrosek nicht vordergründig apokalyptisch exekutiert, sondern als verzweifelter und sehr finaler Aufschrei elaboriert. Also: Dirigent und Orchester sind einfach umwerfend.


    Nicht durchweg überzeugen kann die Altistin Katherine Goeldner. Während sie die Sätze 2 (»Frühling«) und 4 (»Tränen«) mit einem herrlich finsteren Timbre aussingt, will ihr der Sprechgesang im 1. und insbesondere im 5. Satz nicht recht gelingen. Hier kann sie die Intensität der keine Theatralik scheuenden Doris Soffel in der Rieger-Aufnahme leider nicht erreichen. Im Schlußsatz wirkt die Rezitation bei ihr streckenweise eher bemüht melodramatisch, erst im Übergang zum wirklichen Gesangsteil des Satzes ab Takt 14 (»Ach, nimm sie wohl auf...) ist sie wieder in ihrem Element und weiß mit expressiver Gestaltung zu berühren.


    Insgesamt eine Interpretation, die ich gerne neben Rieger/Soffel gelten lasse: weniger agressiv und apokalyptisch (ohne ins Understatement abzurutschen), dafür wunderbar analytisch (ohne unterkühlt zu wirken) und gerade in der tendenziellen Zurückgenommenheit bewegend und absolut überzeugend.


    Bemerkungen zur 5. und 8. folgen nächstens.


    Viele Grüße,
    Medard

  • Bevor ich (mit ziemlicher Verspätung) nächstens ( :D ) die versprochenen Bemerkungen zu den restlichen Symphonien auf der oben gezeigten DVD nachreiche, möchte ich heute nochmal kurz was zu dieser Scheibe loswerden:



    Karl Amadeus Hartmann


    Concerto funèbre für Violine und Streicher
    Suiten Nr. 1 + 2 für Violine Solo
    Sonaten 1 + 2 für Violine Solo


    Alina Ibragimova (Violine)
    The Britten Sinfonia
    Leitung: Jacqueline Shave


    Die Kritik bei Klassik.com war ja ziemlich bescheiden... Ich habe die Scheibe dennoch gekauft, weil hier eine (Gesamt)Einspielung von Hartmanns Werken für Violine solo vorliegt.


    Gut habe ich daran getan, die Scheibe zu kaufen, denn auch die hier eingespielte Interpretation des Concerto funèbre ist alles andere als schwach!! Frau Ibragimova spielt das dunkle Konzert sehr anrührend, traurig, nicht so vordergründig desparat, wie man es bisweilen hört, eher etwas verhalten - im Adagio vielleicht eine Spur zu »rational«. Insgesamt einfach hinreissend! Die Interpretation kann fraglos neben den anderen mir bekannten (Schneiderhahn/Kubelik; Erxleben/Weigle; Maile/A. Sander; Scarpis; Faust/Poppen) bestehen.


    Die aus dem Jahr 1927 stammenden Suiten und Sonaten für Solovioline kannte ich zuvor nicht. Die Stücke sind von sehr expresionistischem Charakter, oftmals ganz schön eskapadenhaft (unerhört und umwerfend ist der Mittelsatz der 1. Sonate, der die programmatische Vortragsbezeichnung »Verrückt schnell, unschön spielen« trägt). Sehr suggestive Musik mit jeder Menge Adrenalin, diese vier Werke für Solovioline - dennoch absolut zugänglich und anhörbar (was bei mir im Falle von Werken für Violine allein nicht unbedingt selbstverständlich ist).
    Alina Ibragimova spielt die Werke mit sehr viel Engagement und vermag dieser zwischen anrührend und rüde, zwischen Introvertiertheit, Grimasse und Aggression changierenden Musik durch eine sehr differenzierte Tongebung Rechnung zu tragen und dem Charakter der Werke Ausdruck zu verleihen. Technisch scheint mir die Dame (soweit ich dies zu beurteilen vermag) zudem einwandfrei zu musizieren.


    Kurz: Tolles Album!!! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Viele Grüße,
    Medard

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  • Hallo Medard,


    das klingt aber für mich auch sehr spannend, besonders aufgrund der Suiten und Sonaten, von denen ich sonst keine Einspielung kenne.


    Eine besonders herausragende Interpretation des Concerto funebre lieferte für mich Thomas Zehetmaier mit der Deutschen Kammerphilharmonie. Sie ist jetzt auf dieser CD günstig erhältlich (auch die Interpretationen der anderen beiden Violinkonzerte sind vom Feinsten):



    :hello: Matthias

  • Heute kam ich endlich dazu, Karl Amadeus Hartmanns Oper - Simplicius Simplicissimus zu hören.


    Hartmann faßte 1934 auf Anregung Hermann Scherchens den Entschluß, etwas aus Grimmelshausens Roman zu vertonen, denn das die Nazis einen furchtbaren Krieg anzetteln werden, war ihm völlig klar. Das Libretto schrieb er dann mit Scherchen und Wolfgang Petzet. Die Kenntnis des Romans wird vorausgesetzt, indem drei Bilder aus der Jugend des Simplicius Simplicissimus vertont werden, erweitert um Sprecherrollen, die am Anfang und am Ende an die Opfer des 30-jährigen Kieges in Deutschland erinneren und zwischendurch Andreas Gryphius Gedicht Tränen des Vaterlands von 1636 rezitieren. Wohl um zu zeigen, dass es auch in Deutschland schon einmal etwas anders ging, setzt, anachronistischer Weise, am Ende des dritten Bildes zu Trommeln ein Chor der Bauern ein, der dem Landsknechts- und Fürstentreiben ein Agit-Prop-mäßiges Ende setzt, dabei verarbeitet er prarphrasierend und durchaus eindrucksvoll das Florian-Geyer-Lied: "Als Adam grub und Eva spann, da gab´s noch keinen Edelmann." Der Teil des Textes stammt wirklich aus dem 16. Jahrhundert. Das Florian-Geyer-Lied ("Wir sind Geyers schwarze Haufen") entstand etwas später, was Hartmann sicherlich bekannt war. Deswegen nimmt er sich auch die Freiheit, eine neue erste Srophe zu erfinden: " Ein gleich Gesetz das wolln wir han, vom Fürsten bis zum Bauersmann."


    Neben revolutionärer deutscher Volksliedtradition nimmt Hartmann noch zahlreiche weitere musikalische Elemente auf: So im Bratschensolo in der Ouvertüre und im Chor des Einsiedels einen jüdischen Gesang als Solidaritätsadresse des Nicht-Juden Hartmann mit den jüdischen Opfern des NS-Terrors, ebenso Anspielungen auf Prokofieff und Strawinsky als Solidarisierung mit der von den Nazis verfemten Musik, auch Bachs Choral "Nun ruhen alle Wälder" erklingt im Zwischenspiel, weiter Choral- und Barockmusik-Elemente werden verarbeitet, ohne dass Hartmann je eine Form in neoklassischer Weise übernehmen würde, ebenso werden Marsch- und Tanzmusiktypen verschiedenster Zeiten aufgenommen, im 3. Bild ist ein Bänkelsang-Couplet zu hören und auch jazzige Elemente fehlen nicht, wie es sie immer in Hartmanns Werken der Weimarer Zeit gab. Das Ganze wird aber keinesfalls eklektisch, sondern ist insgesamt mit eigener Tonsprache sinfonisch durchgearbeitet. Eine realtiv lange, musikalisch grandiose Ouvertüre nimmt die gesamte parabelhafte Bildfolge musikalisch vorweg, die Bilder selbst bleiben auch in der revidierten Fassung der Nachkriegszeit relativ karg instrumentiert. Mit den sehr gekonnt sich gegenseitig kommentierenden, aber auch Distanz vermittelnden, Identifizierung vermeidenden Rollen der Sängerinnen und Sänger, des Sprechers und des Orchesters, ist diese Oper episches Theater im Sinne Brechts.


    Gehört habe ich diese Aufnahme:



    Helen Donath Sopran
    Eberhard Büchner Tenor
    Klaus König Tenor
    Bodo Brinkmann Bariton
    Helmut Berger-Tuna Bass
    Rainer Scholze Bass
    Münchner Konzertchor Gemischter Chor
    Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks - Heinz Fricke


    Helen Donath als Simplicius ist stimmlich/gesanglich sehr gut, aber eine knabenhaftere Stimme wäre für die Rolle noch passender. Die Naivität des Simplizius, die manchmal voll unschuldiger Frechheit in narrenhafte Weisheit umschlägt, könnte ich mir auch deutlicher dargestellt vorstellen. Ganz o.k. finde ich auch noch Eberhard Büchner als Einsiedel, der Rest der Sänger ist leider stimmlich so unbeweglich, dass darunter auch Gestaltung und Intonation schwer leiden. Das Problem, wie man episch singen kann, möchte ich anhand dieser "Leistungen" erst gar nicht aufwerfen. Geboten werden außer von Donath und Büchner grobe Karrikaturen. Das ist, angesichts des Themas, auch verharmlosend.


    Das Orchester spielt sehr transparent, sehr gut ausbalanciert und abgestimmt auf Sprecher, Chor und Gesangsstimmen, aber es fehlt etwas der Drive und Gesamtbogen, bei den jazzigen Momenten stimmt die Phrasierung überhaupt nicht, auch bei den derb tänzerischen Stellen ist sie mir nicht deutlich genug, so dass dann auch das katastrophische Kippen zu harmlos gerät. Ingesamt wird so alles zu wenig kämpferisch-aggressiv, dabei soll hier doch den oberfaulen Verhältnissen ihre verkommene Melodie vorgespielt werden.


    Insofern wäre ich sehr daran interessiert, etwas über diese Einspielung lesen zu können:



    Claudia Mahnke (Simplicius), Frank van Aken, Heinz Göhrig, Staatsorchester Stuttgart, Kwamé Ryan


    Kennt die jemand? Hat es weitere Einspielungen gegeben? Oder habt ihr gute Live- oder Radio-Erfahrungen mit anderen Aufführungen machen können?


    :hello: Matthias

  • Hartmann Simplicius München 11.12.05 Schirmer
    Nylund, Hartmann, Gerhaher, Volle stereo Radio broadcast


    dieser Wiedergabe wurde inm Radio mal übertragen


    :hello:

  • Habe folgende Kritik über Metzmachers Einspielung der Sinfonien 1 - 8 gefunden:


    "Die Perfekte. Eine Platte, die ihr Programm nicht ideologisch behauptet, sondern künstlerisch einlöst: ein akustisches Mahnmal. Hohe und höchste Bewertungen für Interpretation, Klangqualität und Repertoirewert. Auf- und anregend in bis zum Zerreißen gedehnter Dynamik. Hartmanns Orchesterarbeiten gehören mit zu den bedeutenden dieses Jahrhunderts. Es gelingt Ingo Metzma- cher, Hartmanns Bekenntniswerk des antifaschistischen Widersandes einen großen intensiven Atem, den lang ausholenden Streicherkantilenen Substanz und tiefe Empfindung zu verleihen. Was Metzmacher mit den Bamberger Symphonikern hier vorlegt, muß keinen Vergleich scheuen. Er- staunlich, zu welcher Präzision, Artikulation, Klangentfaltung, Spannung und Farbe die Bamberger und Metzmacher finden. Neue und zukunftsträchtige Aspekte der Hartmann-Interpretation. Vorzüglich spielende Bamberger. CD des Monats (Stereo). Eine wertvolle Veröffentlichung. Absolut empfehlenswert."


    Habe mir daraufhin die GA zugelegt, da Fan der Bamberger. Leider fehlen mir noch Vergleichseinspielungen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Neu bei mir zuhause:


    Karl Amadeus Hartmann: Die Streichquartette
    Doelen Kwartet
    Cybele


    Ein sehr schönes Klangkonzept diese SACD-Aufnahme! Außerdem wurde diese Ausgabe wegen der historischen und neuen Sprachaufnahmen der Familie Hartmann nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis 2010. Über Lob und Auszeichungen erfährt man hier.


    Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese Interpration der sehr geschätzten des Pellegrini-Quartetts (cpo) vorziehen werde. Beim 1. Quartett vom Zehetmair Quartett (ECM) wird mir eine zu sehr (bartókhafte) Expressivitäts-Interpretation geboten, die mir zu sehr auf Kosten des Hartmann-typischen Melos geht. Das Doelen Kwartet scheint mir in ähnliche Richtung zu gehen, wenn auch lange nicht so extrem.


    Das Quartetto d'archi di Venezia ist beim 2. Quartett (Fonit Cetra) bereits alleine technisch überfordert. Die Aufnahme des Vogler Quartetts (Nimbus) habe ich leider nie gehört; aber auch auf Grund vielfacher Konzerterfahrung nicht wirklich Lust verspürt, ihr verstärkt nachzugehen.



    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

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  • Zitat

    Original von Bernward Gerlach
    Habe folgende Kritik über Metzmachers Einspielung der Sinfonien 1 - 8 gefunden:
    [...]
    Habe mir daraufhin die GA zugelegt, da Fan der Bamberger. Leider fehlen mir noch Vergleichseinspielungen.


    Vergleichseinspielungen hin oder her - wie gefällt Dir persönlich denn die Aufnahme?
    Ich habe dieselbe Box und bin eigentlich ziemlich glücklich damit, aber, wie bei Dir, fehlen mir Vergleichseinspielungen. Nur - so negativ wie unsere Vorredner kann ich mich beim besten Willen nicht über diese Box äußern.

  • Hallo Travinius,


    Zitat

    Original von Travinius:
    Ich habe dieselbe Box und bin eigentlich ziemlich glücklich damit.


    Klingt ja nicht besonders euphorisch. :wacky: ;)


    Zitat

    Original von Travinius:
    Nur - so negativ wie unsere Vorredner kann ich mich beim besten Willen nicht über diese Box äußern.


    Zitat

    Original von Travinius:
    ... aber, wie bei Dir, fehlen mir Vergleichseinspielungen.


    Genau das ist der Punkt! Hör' Dir einfach mal die Aufnahmen der Wergo-Edition an, und Du wirst die negativen - vielleicht im ersten Moment hart anmutenden - Urteile über "Metzmacher" zumindest nachvollziehen können.


    Die Hartmann-Edition von Wergo wirst Du sicher auch in einigen Musikbibliotheken ausleihbereit finden, so daß Du Dich nicht gleich in Unkosten stürzen mußt, um Dich von der überaus stürmischen / leidenschaftlichen Präsentation und damit faszinierenden Qualität der (Kubelik-)Aufnahmen überzeugen zu können. :D


    :hello:
    Johannes

  • Heute vor 50 Jahren ist der Begründer der Musikreihe Musica Viva für Neue Musik gestorben:


    Karl Amadeus Hartmann (* 2. August 1905 in München; † 5. Dezember 1963 ebenda), deutscher Komponist.
    Am 5. Dezember 1963 starb er an den Folgen einer Krebserkrankung.
    Er wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beerdigt.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Es gibt ein großartiges Chorwerk von Hartmann, Friede 48, für Solosopran, Klavier und gemischten Chor. In meinem Vokalensemble (Essen) haben wir das etwa 1990 gesungen. Es war das schwerste Stück, das ich je gesungen habe. Selbst in unserem gut trainierten Ensemble haben wir lange daran geübt. Auch der Klavierpart und der Sopranpart haben es in sich. Es ist expressiv und besinnlich, gesanglich und dissonant, vor allem verbindet es ideal Text und Musik. Die Texte sind durchweg von Gryphius. Die verbindende Idee ist der Friede von 1648 und von 1948. Ich habe zwei Rundfunkmitschnitte, die exzellent sind: der Kölner Rundfunkchor mit Renée Fleming (!) und der RIAS-Kammerchor.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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