Oper - Original oder Übersetzung


  • Lieber Peter,


    ich kann Deine Erfahrungen nur bestätigen,mir geht es genau so, wenn ich eine deutsche Oper in einer Fremdsprache höre, ob es nun die geniale Bearbeitung Berlioz' des Freischützes ist (aber nun ist es ein wahrlich französischer Freischütz!), ob es Hänsel und Gretel auf Italienisch oder die Zauberflöte auf Englisch sind. Für mich hat sich der Charakter des Werkes nicht unerheblich durch die Übersetzung geändert.


    Ich finde Deine Idee sehr gut, einmal umzudenken, wie es einem geht, wenn man deutsche Opern in einer Fremdsprache erlebt. Das öffnet, so denke ich, die Ohren.


    Liebe Grüße nach Wien


    Peter

  • Danke lieber Namenskollege Peter!


    Das ist aber auch wieder etwas Bezauberndes, wenn ich eine deutsche Oper, wiie Marta


    auf Italienisch höre, wenn ich Faust auf Deutsch höre geht der französische Charme weg,


    beim Mikado, jetzt bin ich in der Operette zwar, da geht im Deutschen wieder das weg, was ich als Verulkung des damaligen viktorianischen England meine.


    Ich kann den Mikado mir nur auf Englisch anhören, wogegen man eine Fledermaus, Lustige Witwe, auch auf Englisch oder Französisch hören kann, speziell die Lustige Wiwe klingt auf Französisch, mehr Pariserischer als auf Deutsch.


    Obwohl in Paris kein schönes Französisch gesprochen wir, das ist mehr in Cannes oder Nizza daheim, oder in der Westschweiz, Genf und Ostfrankreich.


    Liebe Grüße aus Wien sendet Dir ebenfalls ein Peter (wie im Zar und Zimmermann).

  • Zitat

    Original von oper337
    wenn ich Faust auf Deutsch höre geht der französische Charme weg,


    Dafür wird aber die morbide, düstere Kompenente mehr betont. Kein Mephisto - und ich kenne sie alle - ist mir lieber, als Georg Hann. Wie er sich verbal anschleicht mit "Hienieden, da diene ich Dir", um dann wie ein Vampir zuzuschlagen: "aber dort - gehörst - Du- MIR. Das ist ganz beeindruckendes Gesangsschauspiel!



    Und dann habe ich noch einen Livemitschnitt von Hänsel und Gretel auf englisch aus der MET. Auch dieser hat seinen ganz eigenen Charme. Die Hexe ist der Kracher! Ein JAhr später kam dann im WDR eine Liveübertragung auf deutsch, ebenfalls aus der MET. Das Ganze ist schnarchig bis zum Umfallen und dementsprechend ging das Publikum auch nicht mit.



    LG,


    Christoph

  • Also eins verstehe ich nicht. Es wird plädiert Oper in der Originalsprache zu bringen. In deutsch gesungen vergewaltigt man die Musik, lt. Aussage einiger Taminos. Wenn aber eine deutschsprachige Oper ins Englische oder Finnische usw. übersetzt gebracht wird, ist das ok. Worin liegt da der Unterschied? ?( ?( ?(

  • Zitat

    Original von musica
    Also eins verstehe ich nicht. Es wird plädiert Oper in der Originalsprache zu bringen. In deutsch gesungen vergewaltigt man die Musik, lt. Aussage einiger Taminos. Wenn aber eine deutschsprachige Oper ins Englische oder Finnische usw. übersetzt gebracht wird, ist das ok. Worin liegt da der Unterschied? ?( ?( ?(


    Liebe Musica,


    wer schreibt denn das? Halten wir die Dinge doch mal so auseinander, wie sie hier geäußert wurden (es gibt eben nicht nur eine Meinung bei Tamino und ich pflege meine eigene zu haben)


    1) Die Oper in der Originalsprache zu bringen ist doch wohl das Selbstverständliche. Die Komposition von Wörtern ist an die sprachliche Form angelehnt, weshalb Lully und Gluck sehr genau das Französische studierten, um ihre Opern auf Französisch schreiben zu können. Wenn Gluck die Oper in einer anderen Sprache aufführte, hat er sie umgearbeitet (wie etwa die Iphigénie en Tauride).


    2) Dass wir hier Argumente sammeln, wo und wie es sinnvoll ist, eine Oper, deren Originalsprache nicht Deutsch ist, auf Deutsch aufzuführen, setzt doch Punkt eins nicht außer Kraft, sondern ergänzt ihn um Ausnahmen.


    3) In Deutsch gesungen verändert man das labile Gleichgewicht von Wort und Ton. Ob man die Oper deshalb, du ziehst das Wort vor, ich würde es anders nennen, "vergewaltigt", hängt davon ab, welche Oper es ist und wie geschickt die Einrichtung ist. Es gibt Opern, bei denen fällt eine Einrichtung in Deutsch leichter als bei anderen. Hier waren die starken Bedenken vor allem im Bereich des Belcanto geäußert worden. Bislang habe ich - außer jetzt von Dir, was zu begründen wäre - keinen Widerspruch dazu gelesen.


    4) Dass man ebenso seine Probleme hat, eine deutsche Oper in eine Fremdsprache zu übertragen, wurde dankenswerterweise von opus337 hier thematisiert. Dem kann ich aus eigener Erfahrung nur zustimmen. Man muss im einzelnen abwägen, welche Probleme es sind, wie man sie lösen kann - und ob einem dann die Verständlichkeit und die Spontaneität, mit der das Publikum die gesungenen Worte versteht im Einzelnen (nicht im Allgemeinen!) lieber ist. Bisher habe ich noch von keinem Tamino hier vernommen, dass er rückhaltlos der Übertragung einer deutschen Oper in eine Fremdsprache zustimmt. Ein einziger hat geäußert, dass das das Publikum doch sehr begeistert habe. Begeistert war aber auch das Publikum in Berlin von einer auf Italienisch gesungenen Bohème dank eines gewissen Dudamel und eines Herrn Kaufmann. Die Sprache allein kann doch die Begeisterung nicht ausmachen.


    Worin liegt also der Unterschied zwischen nicht so geäußert und von einem einzelnen geäußert?


    Ich frage mich nur, wie Taminos, für die das Jota des Librettos wichtig ist, wenn es um Kleidung geht - einem nicht komponierten Teil der Partitur - so "großzügig" sein können, wenn es um die Einheit von Wort und Ton geht - denn auf die hat der Komponist weit mehr Wert gelegt, als auf die Halskrause des Don Carlo(s).


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Christoph - Knusperhexe!


    Das stimmt schon, aber Georg Hann ist da wirklich blendend, habe diese Aufnahme als 2erLP.


    Außerdem fehlt mir die Walburgisnacht


    Aber da wird eben aus Margarete wieder eine deutsche Margarete,


    im Französichen ist sie eine Marguérite, wie es die alte Aufnahme mit Nicolai Gedda und Boris Chritoff unter André Cluytens (ASD gibt / gab es auch von Electrola),


    beweist.


    Hab dann noch eine Aufnahem ebenfalls auf LP mit der gesamten Walpurgisnacht, mit Montserrat Caballe.


    Lieb Grüße aus Wien, sendet Dir Peter.

  • Zitat

    Original von pbrixius
    Die Oper in der Originalsprache zu bringen ist doch wohl das Selbstverständliche.



    Hallo pbrixius,


    selbstverständlich ist es - in Zeitspannen des Sujets Oper gemessen - nicht. Erst seit 40 bis 50 Jahren wird das praktiziert. Ob's deswegen gut ist, bezweifle ich mittlerweile sehr. Gleichwohl verstehe ich Deine Ausführung vom Einklang Wort und Musik als richtig. Ich nehme etwaige Ungenauigkeiten, die mir allerdings noch nie aufgefallen sind - und ich habe mittlerweile alle meine originalsprachigen Aufnahmen auch in Deutsch - gerne in Kauf.



    Zitat

    Original von pbrixius
    Bisher habe ich noch von keinem Tamino hier vernommen, dass er rückhaltlos der Übertragung einer deutschen Oper in eine Fremdsprache zustimmt.


    Dann bin ich der Erste! Ich höre den englischsprachigen Hänsel genausoft wie die deutschen Einspielungen. :yes:


    Zitat

    Original von pbrixius
    Ich frage mich nur, wie Taminos, für die das Jota des Librettos wichtig ist, wenn es um Kleidung geht - einem nicht komponierten Teil der Partitur - so "großzügig" sein können, wenn es um die Einheit von Wort und Ton geht - denn auf die hat der Komponist weit mehr Wert gelegt, als auf die Halskrause des Don Carlo(s).


    Das ist eine Einstellungssache. Habe jetzt aber auch keine Lust, zum x-ten Male auszuführen. :D


    Ganz generell, nicht auf Dich bezogen: Was mich an dem Thread bzw. im ganzen Forum mittlerweile tierisch nervt, dass eine Partei die andere ständig bekehren möchte. Wer damit angefangen hat, sei jetzt mal dahingestellt.


    Bei mir ist es nun mal Fakt, dass ich gerne


    deutsch gesungene Opern höre
    ,traditionelle Inszenierungen liebe
    und
    jegliche Regieeigenmächtigkeiten ablehne.



    Da will ich mich nicht für rechtfertigen. Ich möchte das aber auch nicht ständig betonen müssen. Hier im Forum werden zunehmend eigene Meinungen als allgemeingültiger Konsens verkauft. Dagegen muss ich mich immer wieder abgrenzen. Das geht soweit, dass ich einen Austritt ins Auge fasse.


    Können wir uns nicht mal einigen, dass man Meinungen mit einem "Ich finde" oder "Meiner Meinung nach" einleitet? Das fände ich echt einen Fortschritt.


    Liebe Grüße,


    Knuspi

  • Ich mag fremdsprachige Opern auf Deutsch i.d.R. auch.
    So liebe ich den dt. Figaro unter Suitner, die dt. Tosca mit Georg Hann oder etwa gewisse dt. DDR-Aufnahmen [Der Messias (auch wenn's jetzt ein Oratorium ist), Semele etc.].
    Zwar ziehe ich die Originalversionen dennoch meistens vor (explizit nicht beim Messias), aber deswegen kann man sich das ja auch mal in unserer Landessprache anhören.


    P.S.: Auffällig ist, daß v.a. Übersetzungen italienischer Opern ins Deutsche kritisch gesehen werden - bei der Verkauften Braut hingegen regt sich kaum jemand auf.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • He, Knusperhexe,


    steck mal nicht gleich den Kopf in den Ofen... da ist es nämlich sehr heiß drin. :yes:


    Ich fände es sehr bedauernswert, wenn Du uns verlassen würdest. Ich denke, wir können allmählich wieder von diesen eher überflüssigen Floskeln "Ich finde..." und "Meiner Meinung nach..." abkommen, denn es dürfte klar sein, daß hier jeder seine Meinung äußert. Wenn dem nicht so ist, wird dies ja neuerdings gekennzeichnet. Nicht zuletzt steckt in dem Wort Meinung ja bereits Mein herinnen.


    Und ich glaube nicht, daß Pjotr Dich persönlich angreifen [denn als Moderator darf er das auch garnicht...], sondern vielmehr den speziellen Intellekt Deiner musikalischen Vorliebe erörtern wollte.


    Ich finde, Du solltest Deine Deinung nochmals überprüfen. Hexen lassen sich IMO nicht so schnell auf die Palme bringen - die haben andere Mittel zur Verfügung.


    Verzaubere uns einfach...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Lieber Christoph,


    ich zitiere mich zunächst einmal selbst, da Du offensichtlich diese Passage einfach übersehen hast


    Zitat

    Original von pbrixius
    Halten wir die Dinge doch mal so auseinander, wie sie hier geäußert wurden (es gibt eben nicht nur eine Meinung bei Tamino und ich pflege meine eigene zu haben)


    Was ist dem zuzufügen, außer: Dass ich immer sehr deutlich mache, dass ich meine Meinung vertrete, wo ich meine Meinung vertrete - und gerade bei diesem Sujet. Wie kann man das denn überlesen? Nur weil es in der Klammer steht?


    Zitat

    Original von Knusperhexe


    selbstverständlich ist es - in Zeitspannen des Sujets Oper gemessen - nicht. Erst seit 40 bis 50 Jahren wird das praktiziert.


    Meine Zeitspanne geht ein wenig über die 40 bis 50 Jahre hinaus. Ich kann das "selbstverständlich" aus der Sicht des Komponisten schreiben, der - ob Gluck oder Verdi - es gerne in die eigene Hand nahm, wenn Opern in einer anderen Sprache aufgeführt wurden. Wer hätte denn im 18. Jahrhundert daran gedacht, Metastasio auf Deutsch aufzuführen? Wenn wir da schon differenzieren, dann aber bitte richtig, die Operngeschichte ist schon ein wenig umfangreicher.


    Die Geschmäcker haben sich mehrfach in dem letzten Jahrhundert gewandelt. Ich habe eine Reihe von Opernaufnahmen, in denen mehrsprachig gesungen wird, auch das hat eine Tradition. Man braucht nur nicht jede Tradition gutzuheißen, auch wenn man sich manchmal wünschte, dass eine Partie wenigstens in gutem Koreanisch gut statt in schlechtem Italienisch mittelmäßig gesungen wird, weil es bei der Textverständlichkeit ohnedies gleich ist.


    Die Opern, das sind wir uns doch hoffentlich einig, wurden in der Originalsprache geschrieben. Was dann die verschiedenen Impressarii und Sängerstars damit anfingen, ist eine lange Liste von Sünden wider den Geist der Partitur - gegen die immer wieder große Komponisten und Dirigenten kämpften.




    Zitat

    Dann bin ich der Erste! Ich höre den englischsprachigen Hänsel genausoft wie die deutschen Einspielungen. :yes:


    Nun, ich gönne Dir ja Deine Liebhabereien, gerade bei "Hänsel und Gretel". Ich habe eine Anzahl russischer Einspielungen von Gluck bis Beethoven, die stehen allerdings mehr als Hörbeispiele zum Vergleich bei mir im Regal. Dass eine Übertragung bei mir das Original toppen würde, ist eher selten.


    Zitat

    Bei mir ist es nun mal Fakt, dass ich gerne


    deutsch gesungene Opern höre
    ,traditionelle Inszenierungen liebe
    und
    jegliche Regieeigenmächtigkeiten ablehne.


    Wenn es sich bei der deutsch gesungenen Oper um die "Entführung", den "Fidelio", den "Freischütz" oder den "Ring" handelt, bin ich mit Dir in der Frage der Sprache einig :baeh01:


    Ansonsten darf ich doch feststellen, dass dies zumindest für mich ein Widerspruch ist. Er wird mir nur dadurch erklärlich, dass man die Oper von vor 40 oder 50 Jahren auch heute noch so sehen will. Dass ich das respektiere, habe ich schon mehrfach geäußert.


    Zitat

    Da will ich mich nicht für rechtfertigen. Ich möchte das aber auch nicht ständig betonen müssen. Hier im Forum werden zunehmend eigene Meinungen als allgemeingültiger Konsens verkauft. Dagegen muss ich mich immer wieder abgrenzen. Das geht soweit, dass ich einen Austritt ins Auge fasse.


    Ich weiß nicht, wen Du damit meinst. Aber bei mir hast Du einfach meinen Hinweis darauf, dass ich meine eigene Meinung vertrete, überlesen. Ich habe schon so oft hier mE, meiner Meinung nach u.ä. geschrieben, dass ich es inzwischen schon mal hin und wieder schon mal lasse, noch einmal darauf hinzuweisen.


    Zitat

    Können wir uns nicht mal einigen, dass man Meinungen mit einem "Ich finde" oder "Meiner Meinung nach" einleitet? Das fände ich echt einen Fortschritt.


    In diesem Punkt schließe ich mich dem von Ulli Geschriebenen an.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Ich mag fremdsprachige Opern auf Deutsch i.d.R. auch.


    Bei mir ist es von Oper zu Oper unterschiedlich. Aber prinzipiell kann ich mit fremdsprachigen Opern auf Deutsch durchaus etwas anfangen.


    Zitat

    P.S.: Auffällig ist, daß v.a. Übersetzungen italienischer Opern ins Deutsche kritisch gesehen werden - bei der Verkauften Braut hingegen regt sich kaum jemand auf.


    Ich ziehe auch hier das Original vor und habe da eine Reihe von tschechischen Einspielungen im Regal stehen (weil diese Oper zu meinen Lieblingen gehört). Aber ich schätze v.a. die Kempe-Einspielung. Nebenbei: Das Original des Stückes, das dem Libretto zugrunde liegt, war deutsch ....


    Aber Smetana hat die Musik so in die Sprache hinein geschrieben, dass es schon einen Verlust bedeutet, wie in einer anderen aufzuführen (wie eben auch bei Janacek). Nur das Tschechische ist ausserhalb von Tschechien schon ein Problem, im Unterschied zu den Musiksprachen wie Italienisch, Französisch und Deutsch.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Ulli
    Und ich glaube nicht, daß Pjotr Dich persönlich angreifen [denn als Moderator darf er das auch garnicht...], sondern vielmehr den speziellen Intellekt Deiner musikalischen Vorliebe erörtern wollte.


    Lieber Ulli,


    das siehst Du richtig, es war keine Antwort auf einen Beitrag der Knusperhexe und es gab keinen Bezug (und BTW keinen Gedanken beim Schreiben) an das verehrte Mitglied anderer Meinung. Persönlich pflege ich ohnedies keinen anzugreifen. Wenn ich auf einen Widerspruch hinweise, spreche ich dem Gesprächspartner ja keine Intelligenz ab. Wir alle leben in einer An- (oder gar einer Vielzahl) von praktischen Paradoxien, so dass sich keiner dafür rechtfertigen muss.


    Und Liebhabereien haben (GottseiDank) nicht nur etwas mit dem rationalen Überlegungen zu tun :angel:


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    nicht auf Dich bezogen


    Hallo Peter,


    s.o., aber dennoch Danke für Deine Ausführungen, die ich zwar nach wie vor nicht in Gänze teile, die aber sehr interessant sind.


    LG,
    Christoph

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Bei mir ist es nun mal Fakt, dass ich gerne


    deutsch gesungene Opern höre
    ,traditionelle Inszenierungen liebe
    und
    jegliche Regieeigenmächtigkeiten ablehne.


    Lieber Knuspi,


    Du hast eine padreische Kommasetzung :baeh01:


    Im übrigen teile ich - wie meist - Deine Meinung. Mit einer Einschränkung...
    Statt deutsch darf es auch (französisch??? oder) englisch sein. Und... vor allem muß die Übersetzung gut sein.


    In England habe ich mehrere Werke übersetzt gesehen, und ich war erstaunt, wie gut die Übersetzungen (oft) sind. Über französische Übersetzungen kann ich nicht reden, denn die kenne ich nicht. Aber ich vermute, daß die auch gut sein können.


    Ich habe übrigens einmal gelesen, weiß leider nicht mehr wo, daß viele italienischen Opern auch spanisch übersetzt sind.


    Wir können lang, und wir können kurz darüber reden. Am Ende bleibt es doch so, daß es Menschen gibt die sagen (11. Gebot) Du sollst eine Oper nicht übersetzen. :D
    Und andere Menschen dagegen finden, daß man - in extremo - Kultur erst unter den Menschen bringt, wenn sie diese Kultur verstehen können. In diesem Fall also wortwörtlich.


    Und natürlich gibt es Beispiele von Komponisten, die ein Werk ausbrachten in Sprache A, welches Werk später durch sie auch in Sprache B ausgebracht wurde (Gluck, Mozart, Rossini, Donizetti, Salieri). Sie lebten damals noch und konnten sogar die Oper "anpassen".
    Wichtiger scheint mir aber, daß sie keine prinzipiellen Beschwerden dagegen hatten.


    Ungeachtet die Sprache, vermittelt die "Ankleidung" schon ein Bild. Wenn etwas im 16. Jhdt spielt, soll man wenigstens eine Ahnung bekommen vom Zeitalter.


    Hier gilt aber wirklich Les extrêmes ne se touchent pas (Äußersten berühren einander nicht).


    LG, Paul

  • Beihilfe zum Brechen des 11. Gebots [und vermutlich des 12. Du sollst nicht unhip spielen] - noch nicht ganz erschienen und auch noch "nuova era" :rolleyes: - trotzdem gleich bestellt:



    Wolfgango Amadeo Mozart [1756-1791]
    IL FLAUTO MAGICO
    Prager Fassung in italienischer Sprache von 1794


    Vinvenzo Serra, Emanuele D'Aguanno,
    Eleonora Cilli, Diana Trivellato, Matteo Ferrara


    G. F.Malipiero Orchestra
    Giovanni Battista Rigon


    Dafür wird der Mai komplett CD-Kauf-frei...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von musicophil
    Am Ende bleibt es doch so, daß es Menschen gibt die sagen (11. Gebot) Du sollst eine Oper nicht übersetzen. :D


    Nur ein kurzer Einwand:


    Das 11. Gebot wurde bereits von Robert Gernhardt wiederentdeckt und sehr überzeugend kommentiert. Es lautet:



    Du sollst nicht lärmen!


    :D

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Das 11. Gebot wurde bereits von Robert Gernhardt wiederentdeckt und sehr überzeugend kommentiert. Es lautet:


    Du sollst nicht lärmen!


    10a :P

  • Zitat

    noch nicht ganz erschienen und auch noch "nuova era"


    ich denke dieses Höllen Label ist kaputt - wieso kommen die denn schon wieder ?
    Da muss man wohl doch mit Silberkugeln und Holfpflöcken arbeiten....



    Zitat

    10a


    Heute heißt das aber


    Ver.10.01


    :beatnik:

  • Lieber Paul, da es mehr Menschen gibt, die sich nciht an die Gebote 1-10 halten als solche, die das tun, dürfte das mit dem 11. Gebot ja wohl auch kein Problem darstellen, n'est-ce-pas? :D
    Oder ist Tamino inzwischen biblischer als die Bibel? ?(



    F.Q.

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  • Das Regietheater hat mich aus den Opernhäusern vertrieben, ich besuche nun Liederabende, weil man sich hier voll auf die Musik konzentrieren kann.
    In den fünfziger und sechziger Jahren habe ich alle Opernaufführungen in deutscher Sprache erlebt und kannte sie fast auswendig.
    Wenn ich heute mal in die Oper gehe (bevorzugt konzertant) dann können die Darsteller in der Originalsprache singen, in der auch der Komponist gedacht hat, es ist gut so, weil ich genau weiß, um was es geht.
    Wenn jedoch diese verhackten Laufschriften am Laufen sind, ist das ja etwas ganz Furchtbares, am besten man schließt dabei die Augen.
    So gesehen kann man dann sogar in eine Regieoper gehen...

  • Hallo hart,


    aber alle, die die Opern nie auf deutsch gehört haben sind auf die grässlichen, oft extrem frei übersetzten, Texte angewiesen - es sei denn, sie haben im Vorfeld das Libretto gelesen. Ich fände es sehr gut, wenn Opern auch mal wieder in deutsch gespielt würden. Als ich Bohème kürzlich in der Kölner kammeroper auf deutsch sah, da war das Publikum wesentlich mehr dabei als bei der in italienisch gesungenen Vorführung im Großen Haus.


    Einen guten Jahreswechsel wünscht


    Knuspi

  • Eigentlich ist hier in diesem Thread alles Wichtige schon gesagt worden. Es stimmt, daß die Originalsprache der Musik grundsätzlich adäquat ist, eine Übersetzung immer Kompromiß sein muß. Auch ich kenne noch die Zeiten, da Theateraufführungen in deutscher Sprache stattfanden. Von heutigen Aufführungen weiß ich nichts, weil mich das moderne Regietheater nicht anspricht und ich deshalb die Häuser meide. Allerdings weiß ich vom Hörensagen, daß viele Theater jene Einrichtung besitzen, die den Text oder zumindest die Handlung abbilden. Das wäre für mich eine abzulehnende Ablenkung. Aus diesem Grund wünschte ich mir eine Wiederbelebung der früheren Sitte, fremdsprachliche Opern in deutscher Sprache aufzuführen. Ich denke, das wäre für viele Opernbesucher ein Gewinn. Möglicherweise kommt es ja in Zukunft wieder zu solchen "Wiederbelungsversuchen". Bei den Einspielungen ist das allerdings kaum zu erwarten, denn das würde die Kosten noch weiter in die Höhe treiben.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Mir gefallen Opern in der Originalsprache grundsätzlich besser, insbesondere, wenn es sich um italienische und französische Opern handelt. Ich kann mich an eine Aufnahmeserie erinnern, in der italienische Opern auf Englisch gesungen wurden. Obwohl mich damals so mancher Interpret durchaus gereizt hätte, habe ich die Finger davon gelassen.
    Mit der slawischen Sprache habe ich alledings meine Schwierigkeiten. Eine "Verkaufte Braut" höre ich z.B. lieber auf Deutsch. Auch bei Fürst Igor von Borodin oder mit den Opern von Tschaikowsky stört mich einfach die Sprache, ein Grund für mich, sie weit seltener zu hören als andere Werke.


    Zitat

    Original von musikwanderer
    Allerdings weiß ich vom Hörensagen, daß viele Theater jene Einrichtung besitzen, die den Text oder zumindest die Handlung abbilden. Das wäre für mich eine abzulehnende Ablenkung.


    Das ist in manchen Häusern üblich und es lenkt tatsächlich ab. Deshalb ziehe ich es vor, mich lieber vorher mit dem Inhalt zu beschäftigen.
    :hello:
    Jolanthe

  • Ich höre Opern auch lieber in der Originalsprache. Deutsche Übersetzungen finde ich oft grauenvoll. Gerade in eine italienische Oper in deutscher Übersetzung würde ich definitiv nicht reingehen wollen.


    Ich empfinde die "Obertitel" in der Oper überhaupt nicht als störend. Wer mag kann den Inhalt mitlesen, wer nicht mag lässt es einfach bleiben. Ich finde diese Obertitel übrigens sehr dezent. Sitzt man vorne im Parkett hatt man oft sogar Probleme, die Obertitel mitzulesen, weil man dann doch recht hoch schauen muss.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Hallo!


    Wozu Opern übersetzen? Den Sinn muss mir mal jemand erklären...


    :no:


    LG Florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Als Beispiel hier mal ein Selbstzitat, das ich heute an anderer Stelle schrieb:


    Ich bringe hier mal als Beispiel Mozarts Figaro: Wer versteht die subtilen Freud'schen Versprecher des Grafen (hundert Jahre vor Freud!) im Duett mit Susanna am Beginn des dritten Aktes sofort? Ich habe immer wieder festgestellt, daß dem Zuseher nur durch absichtlich übertriebene Darstellung das psychologisch feinsinnige Geschehen verständlich zu machen ist.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich höre bzw. sehe Oper lieber in Originalsprache. Ich habe vor einigen Jahren mal eine La Boheme auf deutsch gesehen und es war nur grauenhaft. Die Übersetzung war ziemlich vulgär, Mimi wurde im 3. Akrt als Hure bezeichnet und die Sänger waren größenteils Ausländer und haben mit einem schrecklichen Dialekt gesungen. An der Rheinoper gab es vor ein paar Jahren Hoffmanns Erzählungen auf Deutsch. Mir gefällt die jetzige Fassung wesentlich besser. Gibt es an jedem Opernhaus eigentlich auch Sprachlehrer, die mit den Sängern arbeiten ?

  • Es ist eine Frage der Gewöhnung


    Nich in meiner Kindheit wirden italienische Opern frast ausschließlich in Deutsch gesungen, in meiner frühen jugend gabe es dann die Auswahlmöglichkeit. Heute wird italienische Oper fast ausschließlich in der Originalsprache gesungen.


    Als Einsteiger hatte man es natürlkich leichter, wenn man das tun konnte wofür Theaterstücke und Opern letztlich gemacht wurden, nämlich sie zu sehen - und zu verstehen. (Untertitel hasse ich sogar beim Film, weil dann sehe ich das Bild nicht)
    Die Vorbereitung mittels Libretto und Einführung ist ein schweischneidiges Schwert, weil man dadurch jenes Vergnügens beraubt wird, wenn man ein Stück, eine Oper, einen Film das erste Mal sieht. Man sitzt naiv wie ein Kind im Zusauerraum und lässt sich bezaubern, oft ohne das Ende zu kennen.
    Schon beim zweiten Mal sehen ist dieser Effekt dahin und kann durch keinen Kunstkniff je wieder hergestellt werden....


    Aber natürlich klingt Oper am besten in der Originalsprache.


    BTW:
    In welcher Sprache schaut ihr euch die "Verkaufte Braut" an ???


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich finde die "Doppelmoral" vieler Operngänger etwas sonderbar: Italienische und französische Opern wollen sie in Originalsprache, aber bei tschechischen und russischen dann die deutsche Übersetzung. Kann ich nicht so verstehen, weil grad Tschechisch eine sehr schöne, auch melodische Sprache ist. :angel:


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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