Kodaly – Sonate für Violoncello allein, op. 8

  • Zur Einführung einige Zitate:


    „Kodalys Kammermusik ist weicher, verbindlicher und damit leichter zugänglich als die Musik Bartoks, deren Format Kodaly nur mit der Violoncello-solo-Sonate erreichte, die sich durch melodische und rhythmische Kraft auszeichnet und dem Instrument neue, aus der ungarischen Folklore entwickelte Klangwirkungen abgewinnt.“ (Reclams Kammermusikführer).


    „Die schwierigsten Stücke überhaupt? Rein technisch: Cello: Schönberg Cellokonzert, Kodaly Solosonate.“ (Flotan)


    „Der Sonate für Violoncello solo Op. 8 sagte Kodaly selbst große Zukunft voraus – immerhin handelte es sich um das erste größere Solowerk für dieses Instrument seit den Bachschen Partiten. Dem Cellisten Adolph Schiffer gegenüber soll er einmal geäußert haben, dass in 25 Jahren kein ellist aufgenommen wird, der nicht dieses Stück gespielt hat. Tatsächlich stellt dieses Jenö Kerpely zugeeignete Werk heute einen Markstein der Cello-Literatur dar.“ (Heidrun Bankosegger im Booklet der Schiefen-CD)


    „Kodaly´s Solo Cello Sonata is among the strongest, most searching of all his works, arguablythe finest of all works for unaccompanied cello since Bach´s suites.” (Gramophone – The Classical Good CD & DVD Guide)


    “The Op. 8 Sonata (1915), admired by Bartok for its unusual and original style and surprising vocal effects, is an extraordinary tour de force, not so much a reply to unaccompanied Bach as a visionary credo in pursuit of the ultimate, regardless of medium or technical limitation… As monumental for cellists as the Liszt Sonata is for pianists, no more challenging a work exists.” (Ates Org aim Booklet der Kliegel-CD)


    “Der erste [Satz] nimmt durch seine dramatische Stimmung für sich ein, im zweiten fesselt die strömende Melodik und der dritte packt durch seine schwindelerregende Virtuosität.“ (Peter Noelke im Booklet der Kliegel-CD)


    „Ein hochemotionales Stück, auf das man sich mit Haut und Haaren einlassen muss“ (Alban Gerhardt im Booklet seiner CD)


    „Dies ist nicht höfische oder städtische Musik, es ist kaum zivilisierte Musik. Ihr Herz ist in der Wildnis, in den weiten, ländlichen Ebenen Ungarns. Seine langatmigen Meditationen und seine Ausbrüche von wahnsinniger Energie rühren von der Einsamkeit der Seele in solchen Weiten, eine Einsamkeit, die verkörpert wird durch die Einsamkeit des Cellisten ohne begleitendes Klavier…“ (Jonathan Saville, zitiert im Booklet der Gerhardt-CD)


    Genug der Zitate. Ich finde: Nur eine halbe Stunde ist die Sonate lang. Wer aber das Cello liebt, findet in ihr eine ganze Welt.


    Drei Aufnahmen nenne ich mein eigen:



    Schiefens Einspielung aus dem Jahre 1996 besitze ich seit vielen Jahren. Durch sie lernte ich das Werk kennen. Die CDs mit den Aufnahmen von Kliegel (1994/95) und Gerhardt (2003) besitze ich seit heute. Alle drei Aufnahmen habe ich soeben nacheinander gehört.


    Schiefen ist der Kraftvollste. Sein Ton wirkt vergleichsweise schroff und eckig (bitte nicht falsch verstehen, technisch hat er das Werk absolut im Griff). Kliegel geht das Werk im Vergleich lyrischer an, was zu einem deutlich geschmeidigerem musikalischen Fluss führt. Gerhardt habe ich mit dieser CD überhaupt das erste Mal gehört. Von ihm bin ich sehr beeindruckt. Deutlich anders, als von Schiefen gewohnt, spielt er die Sonate, viel kultivierter, feiner, in keiner Weise schroff, sondern rund, teilweise sogar süßlich. Und dann gibt es bei ihm diese vielen Stellen, an denen ich am liebsten die CD ein paar Sekunden zurücklaufen lassen möchte, so toll, so großartig ist das gespielt.


    Ob seine Aufnahme von den dreien die beste ist? So weit möchte ich nicht gehen, hat mir doch die Schiefen-CD über viele Jahre ausgezeichnet gefallen, ist doch auch die Kliegel-CD wirklich gut. Müsste ich mich jedoch für eine CD entscheiden – momentan würde ich Gerhardt wählen.


    Jetzt aber genug geschrieben. Ihr seid dran. Kennt, schätzt ihr die Sonate op. 8 ebenfalls? Haltet ihr es für richtig, zu sagen, dass sie der legitime Nachfolger der Bachschen Suiten ist? Welche Aufnahmen kennt, bevorzugt ihr?

  • Hallo,
    bei der Kodaly-Sonate kommt man eigentlich nicht an einer Einspielung mit Janos Starker herum.


    Er hatte die Solosonate quasi gepachtet und seine frühe Einspielung, die ich auf LP besitze, hat Generationen von Cellisten das Wasser in die Augen getrieben.
    Später hat er eine Neuaufnahme für das Label "Delos" gemacht, welche ich aber nicht kenne.
    Ich hoffe, daß das CD- Cover oben die frühe Einspielung zeigt.


    Zu Alban Gerhardt:
    Wenn es einen Cellisten der "jüngeren" Generation gibt, den ich ungemein schätze, dann ist es Alban Gerhardt.
    Leider ist ihm vor einiger Zeit sein Cello gestohlen worden.
    Keine Ahnung, ob er mittlerweile gleichwertigen Ersatz gefunden hat.


    Ich kenne seine Einspielung der Kodaly-Solosonate nicht, aber das wird sich noch ändern und ich gehe davon aus, daß diese Aufnahme spitzenmäßig ist.
    Von Gerhardt habe ich noch keine einzige nicht gelungene oder uninteressante Aufnahme gehört.


    Aber, wie schon gesagt, DER legendäre Interpret dieses Werkes ist Janos Starker, und mit dessen Aufnahme bin ich zumindest, äh, bedient. :jubel: :jubel:


    LG,
    Michael

  • Hallo Michael


    Die Delos-Aufnahme von Starker gibt es auch:



    Kennst du auch Fournier mit der Kodaly-Sonate?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Leider ist ihm vor einiger Zeit sein Cello gestohlen worden. Keine Ahnung, ob er mittlerweile gleichwertigen Ersatz gefunden hat.


    Hallo Michael!


    Das kann ich dir beantworten. In dem Booklet der oben genannten CD ist ein Interview mit Gerhardt enthalten, in dem steht: "Deshalb habe ich auch lange gesucht, bis ich ein neues Cello gefunden habe: Ein Matteo Goffriller von 1711, ein wunderschöner "Alter Venezianer"." Die obige CD ist die erste mit dem neuen Instrument. Das alte Cello, ein Lorenzo Guadagnini von 1741, ist ihm im Mai 2003 gestohlen worden.


    Von Starker als Kodaly-König hatte ich bereits gelesen. Bei Gramophone empfielt jemand die EMI-Version, die in der Box "Les Introuvables de János Starker" enthalten ist. Die Box ist natürlich nicht mehr lieferbar. :(


    Gruß, Thomas

  • Hallo Theophilus,

    Zitat

    Kennst du auch Fournier mit der Kodaly-Sonate?


    ich wußte überhaupt nicht, daß es eine Aufnahme mit Fournier gibt.
    Wie gesagt, die legendäre Aufnahme mit Starker ist die alte, so etwa von 1957.
    Aber die modernere von "Delos" muß gar nicht schlechter sein.
    Trotzdem, die alte ist perfekt, eine der unter Cellisten berühmtesten Aufnahmen.
    Ich glaube kaum, daß er diese noch toppen konnte.


    :hello:
    Michael
    Thomas,


    ah ja, danke!
    Ich muß zugeben, daß ich überhaupt nicht so häufig Cello CDs kaufe....
    ich bin froh, wenn ich mal etwas anderes hören kann :wacky:
    Wenn die Ohren mitmachen...... :(

  • Ah ja, danke!
    Warum auch nicht, Fournier war in jedem Falle ein sehr großer Cellist.


    Aber bei mir ist da wohl Hopfen und Malz verloren, denn Starker hat alles für mich in diesem Werk, den "richtigen" Sound, den "richtigen" Stil (als Ungar) und eine überwälltigende Technik. :jubel:
    Da kann man eigentlich nur an Feuermann denken....


    Aber trotzdem ist natürlich noch Platz für weitere Aufnahmen, besonders-und ich wiederhole mich- würde mich dann Gerhardts Aufnahme interessieren.
    Gerhardt hat auch "alles"......


    Eine tolle Technik, einen tollen Sound und vor allem spielt er wunderbar musikalisch.
    Er hat vor allem bei Pergamenschikow studiert und ist m.e. ein herausragender Nachfolger seines Lehrers.

  • Hi!


    Betreffend Kodaly - Sonate für Cello solo, das schwerste Stück, das mir jemals unter die Augen gekommen ist. :jubel:;( , wenn ichs nur schön spielen könnte :kotz:


    LG Florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Hi,

    Zitat

    das schwerste Stück, das mir jemals unter die Augen gekommen ist


    Es gibt da auch noch die "Toccata capricciosa" für Cello solo von Miklós Rózsa.......
    Das Werk ist ganz ähnlich, aber zum Glück viel kürzer und man muß nicht umstimmen......
    Ansonsten gibt es für Masochisten noch Grützmacher-Etuden...... :D


    :hello:
    Michael

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  • Zitat

    Original von flotan
    ... kann so leicht ausschauen:


    Hhm, solange man nicht zu genau auf die Finger schaut... :D


    Aber es ist wirklich ein faszinierendes Dokument! Sehr interessant auch ein Kommentar, der wenige Wochen alt ist:


    Zitat

    Starker is amazing. Just yesterday I saw him give a masterclass. He is 82 years old and still plays unbelievably with amazing intonation, control, and musicality that no one else has today. He has so much energy and gave a great masterclass.


    Sehr bemerkenswert. Auf der gleichen Seite gab es bei mir auch ein Stück einer Bach-Suite mit Starker. Auch hier das schon vertraute Bild. Er spielt technisch sicher wesentlich sauberer als Casals, aber er ist meilenweit vom tänzerischen Rhythmus des Spaniers entfernt. Wenn einem dies eingebrannt ist, laufen alle anderen Cellisten bei diesen Stücken unter Vorbehalt... ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Zitat: Starker is amazing. Just yesterday I saw him give a masterclass. He is 82 years old and still plays unbelievably with amazing intonation, control, and musicality that no one else has today. He has so much energy and gave a great masterclass.


    Noch dazu raucht der Herr schon seit mind. 60 Jahren Kette.....


    Zitat

    Sehr bemerkenswert. Auf der gleichen Seite gab es bei mir auch ein Stück einer Bach-Suite mit Starker. Auch hier das schon vertraute Bild. Er spielt technisch sicher wesentlich sauberer als Casals, aber er ist meilenweit vom tänzerischen Rhythmus des Spaniers entfernt. Wenn einem dies eingebrannt ist, laufen alle anderen Cellisten bei diesen Stücken unter Vorbehalt...


    Jetzt weißt Du aber sicher auch, wieso manche Cellisten die Kodaly Sonate nie aufgenommen haben/konnten (und sich lieber mit dem Menuett Nr. 127 beschäftigt haben), andere jedoch schon!:hahahaha::hahahaha:


    Zitat

    ... tänzerischen Rhythmus des Spaniers....

    ... na wenigstens den tänzerischen Rhythmus hat er getroffen!:hahahaha::hahahaha:


    Aber jetzt im Ernst: Wem Cello und Kodaly gefällt, dem gefällt bestimmt auch die Sonate für Cello und Klavier op.4. Zwei Sätze, der erste eher meditativ und dialogisch, der zweite folkloristisch.
    Wird viel zu selten gespielt, was insbesondere beim herrlichen Klavierpart unverständlich ist.
    Ich darf für beide Sonaten empfehlen: Miklos Perenyi, der allzu bescheidene ungarische Cellogott und Held aller jungen Cellisten.

  • Hallo Flotan,


    zu Perenyi, der die Sonate op. 8 zwei Mal aufgenommen hat, gibt es zu der von dir abgebildeten zweiten, angeblich gelungeneren Einspielung eine geradezu hymnische Besprechung von D. Hurwitz auf ClassicsToday - als Referenz bezeichnet er sie dort schließlich.


    Leider scheint die Aufnahme in Deutschland nur als Teil der von dir abgebildeten recht teuren 3-CD-Box erhältlich zu sein, schade.


    Thomas

  • Zitat

    Zitat Thomas Noderstedt
    ...zu Perenyi, der die Sonate op. 8 zwei Mal aufgenommen hat, gibt es zu der von dir abgebildeten zweiten, angeblich gelungeneren Einspielung eine geradezu hymnische Besprechung von D. Hurwitz auf ClassicsToday - als Referenz bezeichnet er sie dort schließlich.


    Perenyi ist immer ein Geheimtipp, schau mal auf youtube: Arpeggione-Sonate mit Andras Schiff, oder Dvorak-Konzert!
    Es gibt bestimmt keinen Cellisten, der "ökonomischer" spielt....

  • Zitat

    Original von flotan


    Perenyi ist immer ein Geheimtipp, schau mal auf youtube: Arpeggione-Sonate mit Andras Schiff, oder Dvorak-Konzert!
    Es gibt bestimmt keinen Cellisten, der "ökonomischer" spielt....


    Es gibt auch keinen, der wohl hinreißender spielt - im wörtlichen Sinne: Ein Ausnahmemusiker!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo!


    Vielen Dank für den thread, der hat mich, als ich bei Zweitausendeins die Schiefen-CD rumliegen sah, zum Kauf derselbigen veranlaßt. Die Solosonate von Kodaly hat mir auf Anhieb gut gefallen, den dritten Satz habe ich sogar erstmal als Dauerschleife hören müssen. :D


    Macht noch jemand einen thread über Brittens Cellosolowerke auf, damit ich mir die auch kaufen muß?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo flotan,
    ja, ziemlich tolle Cellistin. sehr eindrucksvoll.
    Ich bekomme nur die Krise, wenn ich bedenke, daß ich im Augenblick täglich Übungen mache, um meinen kleinen Finger der rechten Hand mehr einzubinden und der ganzen Hand mehr Gewicht in Richtung Bogenspitze zu geben.
    Und diese Cellistin macht alles genau anders herum mit nach hinten eingeknickter rechter Hand und losem kleinem Finger-und alles funktioniert bei ihr nicht nur tadellos, sondern supervirtuos.


    Hmmmmmpf....Neid....... :D



    Danke für den link!
    :hello:
    Micha

  • Hallo zusammen,


    ich habe dieses Stück gerade erst mit dieser Aufnahme kennengelernt:



    Es hat mir ziemlich gut gefallen, aber ich habe natürlich keine Vergleiche.


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedt
    zu Perenyi, der die Sonate op. 8 zwei Mal aufgenommen hat, gibt es zu der von dir abgebildeten zweiten, angeblich gelungeneren Einspielung eine geradezu hymnische Besprechung von D. Hurwitz auf ClassicsToday - als Referenz bezeichnet er sie dort schließlich.


    Ich habe das Werk mit der älteren Aufnahme kennen gelernt, dies ist womöglich auch der Grund, weshalb sie mir noch lieber ist als die - zu recht so hoch gelobte - jüngere! Die ältere gibts auch einzeln - und kompositorisch ist es eigentlich hinreichend, statt der GA "bloß" die opp. 4&8 zu besitzen ;)



    :jubel: :angel: :jubel:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

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  • Seit einiger Zeit besitze ich auch die Aufnahme von Haimovitz aus dieser (auch im Übrigen empfehlenswerten) Box:


    Haimovitz (als die Aufnahmen der Box entstanden, hat er noch richtige Musik gemacht :D ) gefällt mir in dieser Einspielung sehr gut. Er spielt kraftvoll und mit starkem Ton, den er durchweg unter Kontrolle behält. Der Anfang der Sonate gelingt ihm äußerst eindrucksvoll, auch beispielsweise die letzten beiden Töne des ersten Satzes, die nach meinem Geschmack vor Kraft bersten sollten, sind fulminant. Von Schwächen mag ich bei der gebotenen Leistung kaum schreiben. Vergleiche ich aber mit Gerhardt, dann fällt auf, dass Gerhardt das dünne, leise Spiel, das Spiel am seidenen Faden, der Einsamkeitsgestus deutlich besser gelingt. In Anlehnung an das oben wiedergegebene Zitat könnte man überspitzt formulieren, dass Haimovitz für die Ausbrüche von wahnsinniger Energie, Gerhardt hingegen für die Einsamkeit der Seele zuständig ist. Opernsprachlich gesehen pflegt Gerhardt ein kultiviertes Belcanto (auch die Ausbrüche sind technisch beherrscht und mit technischen Mitteln gestaltet), wohingegen Haimovitz schon ein gutes Wegstück hin zum Verismo hinter sich hat (ohne allerdings je in die Gefahr des Schluchzens zu kommen).


    Schiefen gefällt mir übrigens noch immer gut, wenn er auch nach meiner heutigen Einschätzung nicht ganz das Niveau der beiden anderen erreicht. Kliegel allerdings sehe ich mittlerweile deutlich auf dem letzten Platz. Als Beispiel mögen die ersten Takte herhalten: Die ersten Töne spielt sie ebenfalls kraftvoll. Anders als insbesondere Haimovitz vermag Kliegel in dem unmittelbar folgenden Abschnitt aber nicht, den Ton beizubehalten. Er bricht.


    Viele Grüße von
    Thomas
    (der sich irgendwann auch Starker zulegen wird)

  • Ich kenne das Werk nur in dieser Einspielung, mit der ich recht zufrieden bin:


    Yo-Yo Ma, Violoncello


    Sony



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • „… der sich irgendwann auch Starker zulegen wird“, schrieb ich oben. Nun, das hat nicht lange gedauert:



    Diese Aufnahme nimmt auf Anhieb einen Spitzenplatz ein (nicht den Spitzenplatz, Haimovitz und Gerhardt finden jeweils ganz andere Zugänge und sind mir gleichermaßen lieb). Erwartet hatte ich eine vor allem technisch superbe Aufnahme. So war ich etwas überrascht, dass mich weniger Starkers pure Technik begeistert – diese ist einfach nur wie selbstverständlich vorhanden -, sondern vor allem die Eindringlichkeit und das Rubato seines Spiels (wobei natürlich die Entstehung solcher Eindringlichkeit eine Frage der Technik ist). Laut dem Booklet hat Starker darauf hingewiesen, dass die musikalische Linie in dem Stück oftmals deklamatorisch sei und auf dem Rhythmus der ungarischen Sprache basiere. So gesehen ist es kein Wunder, dass Starkers Temporückungen wie für das Stück gemacht wirken. Aber eben auch die Intensität einzelner Töne, die Starker mit immenser Spannung aufzuladen versteht, beeindruckt mich sehr.


    Für diejenigen, die ebenfalls noch den Kauf einer Starker-Aufnahme erwägen:


    Starker hat op. 8 vier Mal aufgenommen (Quelle: h t t p://my.dreamwiz.com/fischer/Starker/discography-starker.htm#Kodaly):


    1) 1948, Paris(78s)
    * 78s: Pacific 6160~63 - AI 0500~07
    * CD: Delta DCCA-0035


    2) 1950, New York(monaural)
    * LP: Period SPL 510 / SPLP 510 / TE 1093(3 set) , Nixa SPLP 510, Everest, Pacific LPDF-29, Nippon Columbia HR 1001EV, Philips, Star X 3(not identified yet), Saga XID 5386(AS)
    * CD: Philips 422 302-2, Delta DCCA-0035, Mythos MPCD 5002, Essential Media Group 9423 1101 1(2 set)


    3) 4th Oct. 1957, Studio No.3, Abbey Road, London(monaural), Producer/Engineer ; Walter Jellinek/Arthur Clarke
    * LP: Columbia 33CX 1595, Angel 35627(AS), World Record ST 783
    * CD: EMI CZS 5 68485 2(6 set), Toshiba TOCE-8235 / Toshiba(6 set) / TOCE-8235


    4) 4th Dec. 1970, Victor Studio, Tokyo
    * LP: PMC (2 set)
    * CD: Delos DE 1015, Victor VDC-1017 , Tower Record Victor NCS 563~64(2 set)


    Gemäß dem Booklet zu der Delos-Aufnahme ist bei diesen Aufnahmen folgendes zu beachten:


    Die 1948er-Aufnahme entstand für 78er Platten. Wegen der geringen Spieldauer, aber auch weil Starker „at this time felt that a passage of arpeggiation in the third movement was too plaintive and stopped the action” enthält die Aufnahme Kürzungen im zweiten und dritten Satz.


    Die Aufnahmen aus 1950 und 1957 enthalten den zweiten Satz ungekürzt – jetzt war genug Zeit vorhanden, die Aufnahmen entstanden für die LP –, behalten die Kürzugen im dritten Satz aber bei – aus den genannten künstlerischen Gründen.


    Erst und nur die Aufnahme aus 1970, die oben abgebildet ist, enthält die ungekürzte Sonate. Zudem ist sie die einzige Stereo-Aufnahme Starkers. Zeitnah zu dieser Aufnahme, nämlich 1967, gab Kodaly seinen berühmten Kommentar zu Starkers Interpretation der Sonate: „If you correct the ritard in the third movement, it will bet he Bible performance.“


    Viele Grüße
    Thomas

  • Zitat

    Theophilus:
    Kennst du auch Fournier mit der Kodaly-Sonate?


    War zwar nicht an mich gerichtet, aber kenne ich Sie seit wenigen Minuten:


    1. *ttp://de.youtube.com/watch?v=YH0xBGJ0TFs
    2a. *ttp://de.youtube.com/watch?v=nyqZL0R4Mqs
    2b. *ttp://de.youtube.com/watch?v=Y3nN2SjTrEU
    3. *ttp://de.youtube.com/watch?v=KPXtlV7Y3HY


    Ganz wohl dürfte Fournier sich hier nicht fühlen. :pfeif:
    Sonst ein Garant für besonders geschmackvolles Spiel, scheint er den Gestus dieser Sonate überhaupt nicht zu treffen....
    :hello:

  • Ich kenne dieses faszinierende Werk leider erst in den Einspielungen von Haimowitz und Gerhardt, die mir beide auf ihre Weise gut gefallen. Thomas Norderstedts schöne Charakterisierungen finde ich ausgesprochen treffend. Nach euren tollen Tips kommt ja wieder einiges auf mich zu!


    Hat eigentlich Boris Pergamenschikow dieses Werk auch einmal gespielt oder sogar aufgenommen? Könnte ich mir auch sehr gelungen vorstellen.


    :hello: Matthias

  • ... neulich die Orgelstücke, nun noch diese wundervolle Entdeckung:




    vor allem :jubel: die Sonate für Solo Cello, Op.8!


    Wenn ich mal nicht schlafen kann :faint: - kommt zum Glück nicht so oft vor - höre ich gelegentlich Deutschlandfunk-Klassik-Radio.
    Als ich oben genanntes Stück hörte, wurde ich fataler Weise zunehmend wacher, notierte mir den Komponisten ...

    et voilà ... da ist sie nun bei mir, in einer sehr (!) schönen und wohlfeilen Naxos-Aufnahme.
    Cellofreunde, hört sie euch an! :yes:
    Es spielt nur ein Cello ... aber man hält es teilweise nicht für möglich, dass einem Instrument diese Klänge zu entlocken sind. :jubel:


    Kenner bitte ich, mir noch virtuosere Einspielungen dieses Stückes zu nennen.


    LG :hello:Niko

    "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." - Nietzsche