Zur Einführung einige Zitate:
„Kodalys Kammermusik ist weicher, verbindlicher und damit leichter zugänglich als die Musik Bartoks, deren Format Kodaly nur mit der Violoncello-solo-Sonate erreichte, die sich durch melodische und rhythmische Kraft auszeichnet und dem Instrument neue, aus der ungarischen Folklore entwickelte Klangwirkungen abgewinnt.“ (Reclams Kammermusikführer).
„Die schwierigsten Stücke überhaupt? Rein technisch: Cello: Schönberg Cellokonzert, Kodaly Solosonate.“ (Flotan)
„Der Sonate für Violoncello solo Op. 8 sagte Kodaly selbst große Zukunft voraus – immerhin handelte es sich um das erste größere Solowerk für dieses Instrument seit den Bachschen Partiten. Dem Cellisten Adolph Schiffer gegenüber soll er einmal geäußert haben, dass in 25 Jahren kein ellist aufgenommen wird, der nicht dieses Stück gespielt hat. Tatsächlich stellt dieses Jenö Kerpely zugeeignete Werk heute einen Markstein der Cello-Literatur dar.“ (Heidrun Bankosegger im Booklet der Schiefen-CD)
„Kodaly´s Solo Cello Sonata is among the strongest, most searching of all his works, arguablythe finest of all works for unaccompanied cello since Bach´s suites.” (Gramophone – The Classical Good CD & DVD Guide)
“The Op. 8 Sonata (1915), admired by Bartok for its unusual and original style and surprising vocal effects, is an extraordinary tour de force, not so much a reply to unaccompanied Bach as a visionary credo in pursuit of the ultimate, regardless of medium or technical limitation… As monumental for cellists as the Liszt Sonata is for pianists, no more challenging a work exists.” (Ates Org aim Booklet der Kliegel-CD)
“Der erste [Satz] nimmt durch seine dramatische Stimmung für sich ein, im zweiten fesselt die strömende Melodik und der dritte packt durch seine schwindelerregende Virtuosität.“ (Peter Noelke im Booklet der Kliegel-CD)
„Ein hochemotionales Stück, auf das man sich mit Haut und Haaren einlassen muss“ (Alban Gerhardt im Booklet seiner CD)
„Dies ist nicht höfische oder städtische Musik, es ist kaum zivilisierte Musik. Ihr Herz ist in der Wildnis, in den weiten, ländlichen Ebenen Ungarns. Seine langatmigen Meditationen und seine Ausbrüche von wahnsinniger Energie rühren von der Einsamkeit der Seele in solchen Weiten, eine Einsamkeit, die verkörpert wird durch die Einsamkeit des Cellisten ohne begleitendes Klavier…“ (Jonathan Saville, zitiert im Booklet der Gerhardt-CD)
Genug der Zitate. Ich finde: Nur eine halbe Stunde ist die Sonate lang. Wer aber das Cello liebt, findet in ihr eine ganze Welt.
Drei Aufnahmen nenne ich mein eigen:
Schiefens Einspielung aus dem Jahre 1996 besitze ich seit vielen Jahren. Durch sie lernte ich das Werk kennen. Die CDs mit den Aufnahmen von Kliegel (1994/95) und Gerhardt (2003) besitze ich seit heute. Alle drei Aufnahmen habe ich soeben nacheinander gehört.
Schiefen ist der Kraftvollste. Sein Ton wirkt vergleichsweise schroff und eckig (bitte nicht falsch verstehen, technisch hat er das Werk absolut im Griff). Kliegel geht das Werk im Vergleich lyrischer an, was zu einem deutlich geschmeidigerem musikalischen Fluss führt. Gerhardt habe ich mit dieser CD überhaupt das erste Mal gehört. Von ihm bin ich sehr beeindruckt. Deutlich anders, als von Schiefen gewohnt, spielt er die Sonate, viel kultivierter, feiner, in keiner Weise schroff, sondern rund, teilweise sogar süßlich. Und dann gibt es bei ihm diese vielen Stellen, an denen ich am liebsten die CD ein paar Sekunden zurücklaufen lassen möchte, so toll, so großartig ist das gespielt.
Ob seine Aufnahme von den dreien die beste ist? So weit möchte ich nicht gehen, hat mir doch die Schiefen-CD über viele Jahre ausgezeichnet gefallen, ist doch auch die Kliegel-CD wirklich gut. Müsste ich mich jedoch für eine CD entscheiden – momentan würde ich Gerhardt wählen.
Jetzt aber genug geschrieben. Ihr seid dran. Kennt, schätzt ihr die Sonate op. 8 ebenfalls? Haltet ihr es für richtig, zu sagen, dass sie der legitime Nachfolger der Bachschen Suiten ist? Welche Aufnahmen kennt, bevorzugt ihr?