Liebe Taminos,
ich hoffe, dass ich keinen bereits bestehenden Koroliov-Thread übersehen habe...
Evgeni Koroliov, der Russe mit dem Polyesterrolli und der gesichtsfüllenden Kassenbrille, sieht eigentlich eher aus, wie das Klischee eines verbeamteten Bürohengstes. Nein, das er ein wirklich wunderbarer Bach-Interpret ist, sieht man ihm wirklich nicht an. Seine "philosophische", sich stets in den Dienst des Werkes stellende Interpretationshaltung, hat Koroliov höchstes Lob seitens der Kritik eingebracht. Es gibt aber durchaus auch Stimmen, die sein Spiel als neutral und unspontan empfinden - Ist die äußere Erscheinung
also doch ein Hinweis auf die inneren Werte?
György Ligeti schwärmte dagegen für Korolivs 1990 entstandene "Kunst der Fuge" - er würde diese Aufnahme auf der entlegenen Insel "einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Anschlag immer wieder hören." - und das soll ja was heißen!
Nach dieser großartigen Fugenkunst (die er für das kleine Label TACET einspielte, dem er bis auf ein paar Ausflüge zur Bach-Edition von hänssler und Aufnahmen des Hessischen Rundfunks immer treu geblieben ist) folgten weitere hymnisch besprochene Aufnahmen, u.a. von Prokofiev, Tschaikowsky, Mozart und Haydn.
Alles in allem scheint mir aber, dass der "Antiheld" Koroliov trotz dieser großen Anerkennung aus berufenen Mündern, nach wie vor eine nur kleine Gemeinde hat.
Woran liegt das? Was haltet ihr von Koroliov? Wer hat ihn im live-Konzert erlebt?
Schöne Grüße!
Daniel