Die Oper als subventionierte Spielwiese -Wagners Butterfly in Mainz

  • Leider wurde die kurze Zwischendiskussion zur Mainzer-Wagner (ich sage bewusst nicht Puccini)-Butterfly im "Widerstand wächst"-Thread gelöscht. Der Grund wurde uns noch nicht mitgeteilt, daher eröffne ich einfach mal einen neuen Thread dazu. Die Vorberichterstattung zu dem Spektakel war schon sehr peinlich. Billigste PR, s.


    http://www.main-spitze.de/region/kultur/musik/8111952.htm


    Doch nach der Premiere gab es endlich auch mal ein paar kritische Stimmen:

    http://www.fr-online.de/in_und…d-so-mies-und-brutal.html


    http://www.badische-zeitung.de…2/das-cabinet-des-dr-goro


    http://www.echo-online.de/freizeit/kunst.../art1086,569926

  • Hoffen wir mal, dass es nicht nur ein Marketingschachzug ist, die holde Dame ins Gespräch zu bringen, um sie bei ihrem nächsten Bayreuther Spielhügel umso höher zu puschen;-)


    Eigentlich, wenn man es mal rein wirtschaftlich betrachtet, dürfte sie doch gar keinen Auftrag mehr an einem Theater kriegen. Aber da zieht der Name dann wohl doch zu sehr.

  • Das einzige, was man im Gegensatz zu vielen andern Verballhornungen des Regietheater hier zu Gute halten muss, ist dass kein Besucher sagen kann, er hätte nicht gewusst, worauf er sich einlässt.
    K. W. hat nämlich schon in einem vorgängigen Interview klar gemacht, dass von ihr alles andere als Pucccinis Werk zu erwarten war.
    Wenn man jetzt noch den Titel ändern würde, z.B. in "Die Philosophie einer propagierten 31-jährigen mit der Musik zu Madame Butterfly unterlegt", könnte man dem Theater nichts mehr vorwerfen.
    Es ist einzig bedauerlich, dass dem Mainzer-Publikum auf Jahre die Chance genommen wurde Madame Butterfly von Puccini zu sehen.

  • Zitat

    Original von m.joho
    Es ist einzig bedauerlich, dass dem Mainzer-Publikum auf Jahre die Chance genommen wurde Madame Butterfly von Puccini zu sehen.


    Ja, und daraus spricht eine wahnsinnige Arroganz und Selbstüberschätzung der Dame und ihres Ausstattungsteams.

  • Wer den ganzen seit dem Tod von Wieland Wagner anhaltenden Streit in Bayreuth mitverfolgt hat, der muss sich der dezidiert geäuuserten Meinung von Anja S i l j a ( WDR , Hörfunkprogramm , 2002 ) anschliessen :
    "Ohne Wolfgang Windgassen hätte Bayreuth zumachen können" .


    Nach dem Tod von Wieland Wagner wurde doch wirklich Visionäres in Bayreuth durch Mitglieder der Wagnerfamilie nicht mehr geboten .


    Ich erinnere mich nur an ewige Streitereien im Hause Wagner bis 2009 (!) .


    Und dann soll Katharina Wagner plötzlich zur Puccini - Spezialisten mutiert sein ? Welche Vorerfahrungen hatte sie denn ? Wo ?


    Auch 31jährige junge Damen können Grosses leisten. Darum gehte s nicht .


    Die letzte Verantwortung tragen der Stadtrat und sein Kulturausschuss oder wer sonst auf den gedanken gekommen ist , dieses psychologisch so facettenreiche Werk in völlig falsche Hände zu geben .


    Niemand braucht nun in diese "butterfly" zu gehen. Man sollte für alle
    Kosten die Verantwortlichen , vor allem aus der Politik , haftbar machen .


    Die bekannt gewordenen Aussagen der Frau Katharina Wagner aus 2009 über ihr "Abenteuer Puccini" sind eine Frechheit !


    Welche grossen "Butterfly" - Abende gab es in den 1960er und 1970er Jahren weltweit .


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    Ja, und daraus spricht eine wahnsinnige Arroganz und Selbstüberschätzung der Dame und ihres Ausstattungsteams.


    Was soll sie denn sagen? "Ich halte mich und mein Team für zu arrogant, um die Butterfly zu inszenieren. Fragen Sie jemand anderen. Grüße, Katharina Wagner"?


    Zitat

    Original von Joseph II.


    Nicht nur "Lokalblättter" scheinen nichts anfangen zu können mit der Wagner'schen "Butterfly":


    http://www.welt.de/kultur/article5891097...-Butterfly.html


    Sehr apart die Kommentare unter dem Text:


    "Diese Dame scheiterte an allen Inszenierungen, die sie verzapft hat.
    Entartet Geschlecht, unwert der Ahnen."


    Halten wir uns doch erstmal an dieses Thema:


    Pappfelsen als zum Glück nicht subventionierte Oper - Otto Schenks "Ring" in New York


    :hello:

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  • Wo ist das falsch zitiert? Der Autor des Kommentars hält Katharina Wagner für "entartet" und nicht wert, Richard Wagners Urenkelin zu sein. Das Thema hatten wir vor 70 Jahren auch schon mal. Und solche Kommentare finde ich viel eher zum :kotz: als Frau Wagners Inszenierung, zu der ich nichts sage, weil ich sie nicht gesehen habe.


    :hello:

  • Weder kommt das von den Nazis wieder aufgenommene Wort "entartet" vor, noch hat ihr zweiter Link irgendeinen Bezug zum Schenk-Ring. Und wenn Sie weder anhand des K.W.-Interviews,noch der Kritiken, noch der Fotos konstatieren können, dass diese Inszenierung irgendwas mit Puccinis Madame Butterfly zu tun hat, dass Sie also das Werk um das es geht überhaupt nicht kennen, wäre es vielleicht empfehlenswert, wenn Sie sich aus diesem Thread raushalten würden....


    Ihr Umgangston ist einer Diskussion nicht förderlich und Basti gegenüber unsachlich. Ich bitte um Mäßigung. TP

  • Mein Zitat stammt wie gesagt nicht aus der Kritik selber, sondern aus den Benutzerkommentaren unter dem Text. Da ist es der erste.


    Und ich eröffne zumindest keinen Thread, um über Inszenierungen herzuziehen, die ich nicht gesehen habe.


    :untertauch:


    :hello:

  • Zitat

    Original von Basti
    Und ich eröffne zumindest keinen Thread, um über Inszenierungen herzuziehen, die ich nicht gesehen habe.


    Aber brandmarkst den New Yorker Rosenkavalier als kitschig, ohne ihn gesehen zu haben...


    Nun denn, grundsätzlich ziehe ich es auch vor, eine Aufführung zu sehen und dann darüber zu lästern oder sie zu loben. Da ich jedoch mittlerweile an einem Regietheatervöllegefühl leide, reicht auch mir schon ein Blick auf Fotos, ein paar Gespräche im Dunstkreis der Dame und das Lesen - diesmal erfreulicherweise nicht nur zwischen den Zeilen - der Kritiken, sodass ich mit Gewissheit sagen kann, dass das nichts für mich ist.


    Sag mal ernsthaft basti, wenn Du diesen Artikel im Vorfeld liest, kriegst Du da keine Krise?
    Zitat:
    "Und sie begegnet den Sängern nicht als versteinerte Wagner-Pyramide, sondern auf Augenhöhe: "OK, ihr Süßen", begrüßt die Regisseurin das Ensemble, spart später auch nicht an Diminuitiven ("Bodolein")." :kotz:


    Abgesehen davon, dass dieser Artikel natürlich schon eine Zumutung ist, dreht sich mir der Magen um, wenn Frauen sich so im Berufsleben verhalten. Das Witzige ist, dass der Wagnerin ihre Butterfly-Botschaft genau das Klischee als verurteilenswert verkauft, dessen sie sich im realen Leben ohne Scheu bedient: "Männer sind brutale Schlappschwänze, Frauen Träumerinnen" (Franfurter Rundschau). Niedlich.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    Aber brandmarkst den New Yorker Rosenkavalier als kitschig, ohne ihn gesehen zu haben...


    Nun denn, grundsätzlich ziehe ich es auch vor, eine Aufführung zu sehen und dann darüber zu lästern oder sie zu loben. Da ich jedoch mittlerweile an einem Regietheatervöllegefühl leide, reicht auch mir schon ein Blick auf Fotos, ein paar Gespräche im Dunstkreis der Dame und das Lesen - diesmal erfreulicherweise nicht nur zwischen den Zeilen - der Kritiken, sodass ich mit Gewissheit sagen kann, dass das nichts für mich ist.


    Siehst du, ich leide an einem Traditionstheatervöllegefühl. Am 20. März hat in Bremen eine Neuinszenierung des "Barbiere" Premiere, Inszenierung: Michael Hampe. Ich gehe wohl hin, vielleicht werde ich ja kuriert ;).


    Zitat

    Original von Knusperhexe
    Sag mal ernsthaft Basti, wenn Du diesen Artikel im Vorfeld liest, kriegst Du da keine Krise?
    Zitat:
    "Und sie begegnet den Sängern nicht als versteinerte Wagner-Pyramide, sondern auf Augenhöhe: "OK, ihr Süßen", begrüßt die Regisseurin das Ensemble, spart später auch nicht an Diminuitiven ("Bodolein")." :kotz:


    Wieso? Schließlich kennt sie keiner von uns persönlich. Ich kann mir gut vorstellen, mal mit ihr zusammenzuarbeiten (vom Alter käme das sogar hin: Wenn sie in dreißig Jahren die "Meistersinger" im Bordell spielen lässt, singe ich den Sachs :hahahaha:). Jedenfalls weiß sie, was sie will.


    Zitat

    Original von Knusperhexe
    Abgesehen davon, dass dieser Artikel natürlich schon eine Zumutung ist, dreht sich mir der Magen um, wenn Frauen sich so im Berufsleben verhalten. Das Witzige ist, dass der Wagnerin ihre Butterfly-Botschaft genau das Klischee als verurteilenswert verkauft, dessen sie sich im realen Leben ohne Scheu bedient: "Männer sind brutale Schlappschwänze, Frauen Träumerinnen" (Franfurter Rundschau). Niedlich.


    Soweit ich das verstehe, ist das eher eine Ironisierung dieser Geschlechterzuordnung.


    :hello:

  • Zitat

    Original von Basti
    Siehst du, ich leide an einem Traditionstheatervöllegefühl.


    Wohl kaum. Die deutsche Aufführungspraxis straft Dich Lügen.


    Zitat

    Original von Basti


    Wieso? Schließlich kennt sie keiner von uns persönlich. :


    Doch, sie und ihren Dunstkreis - nicht kennen, aber kennengelernt und die wenigen Kostproben genügen mir.


    Zitat

    Original von Basti


    Soweit ich das verstehe, ist das eher eine Ironisierung dieser Geschlechterzuordnung.


    Dann frage ich mich, warum sie sich dann genau dementsprechend verhält und ihre weibl. Bonuskarte im Berufsleben ausspielt. Ein bisschen inkonsequent, die Gute.

  • Sehr Traurig! Nach der grässlichen "Butterfly" in Mainz, sollte man der blonden Heroine eigentlich keine 2. subventionierte Chance geben. Stattdessen darf sie sich jetzt wieder am Mainzer Stadttehater austoben und das steuerzahlende Publikum mit ihrer Version von d'Albert's "Tiefland" quälen.

  • Hallo! Knusperhexe,
    da muss ich beipflichten! Wenn Basti den NY Rosenkavalier als kitschig bezeichnet, dann ist das wahrscheinlich so ein geplapper im jugendlichen Vorwärtsdrang.
    "Kitsch" ist ein so diffuser Begriff, dass ich ihn - je nach Standpunkt - auf alles mögliche anwenden kann...


    Bekanntlich spielt der Rosenkavalier im 18. Jhd. zur Zeit Maria Theresias. Zeitgeschichtlich war dies die Zeit des Rokoko.
    Nun ist es durchaus möglich, das Rokoko als Kitsch zu empfinden und auch so zu bezeichnen (mir persönlich ist die Romanik oder gute zeitgemäße Architektur auch sehr viel näher), dennoch hat das NY Bühnenbild überhaupt nichts mit Kitsch zu tun - und das ist kein Widerspruch!
    Das Bühnenbild zeigt exakt den Rahmen, in dem die Handlung spielt, nicht mehr und nicht weniger.


    Don Carlo spielt um 1560 in Spanien, also kann sich das Bühnenbild am altehrwürdigen Escorial orientieren.
    Die Herren Komponisten hatten ja beim Komponieren eine bestimmte Epoche vor Augen.


    Natürlich könnte man den Rosenkavalier auch in einer Wurstfabrik spielen lassen; das wäre dann jedoch kein Kitsch, sondern einfach Blödsinn, wie so vieles, was sich heutzutage Regietheater nennt...

  • Hallo Hart,


    wenn ich Rgeitheater sehe oder die Äußerungen bastis bzw. der anderen Regietheaterjünger lese, dann kommt mir immer der Satz aus "My fair lady" in den Sinn, den Mrs. Higgins an ihren Sohn und dessen Gehilfen richtet: "Ihr benehmt Euch wie Kinder, die mit einer lebenden Puppe spielen."


    Die Regietheaterregisseure bedienen sich wie in einem Großwarenlager an den klassischen Stücken, wie es ihnen gerade passt, und kriegen dafür auch noch Geld. Traurig.