Anton Bruckner: Sinfonie Nr 7 in E-dur - die Einzige

  • Zitat

    Original von Norbert
    Diese Spannung erlebe ich z.B. bei der Aufnahme mit Bruno Walter erheblich intensiver als bei Rattle (dessen Aufnahme ich ähnlich beurteile wie die mit Järvi: Wunderbares Orchesterspiel, aber es gibt für mich keine Antwort auf die Frage, warum diese Aufnahme eingespielt wurde).


    Das hatte ich bei Järvi auch so gedacht, bevor ich dieser Aufnahme nach einigem Zögern doch mal meine Ohren lieh. Und ich muss sagen: Seine B7 hat mich beeindruckt! :yes: Da ist doch gar nicht so wenig Neues zu hören, an Akzenten, auch an Temporelationen (die aber dennoch stimmig sind). Naja, und Klang und Orchester sind einfach perfekt.


    Ein großes Plus ist m. E. auch das Finale. Dessen Notwendigkeit erschließt sich mir nur in eher wenigen Aufnahmen. Aber bei Järvi lässt die Intensität nach den ersten beiden Sätzen eben nicht nach.


    Bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Aufnahme noch häufiger hören werden. Ganz im Gegensatz zu seiner gestern/heute genossenen Beethoven 9. :no: (Die zwar recht gut ist - aber da ist halt fast nichts neu.)


  • Ja. Habe ja auch eine Rezension dazu geschrieben. ;-)
    Ergänzend dazu vielleicht noch die Nachteile dieser Aufnahme:
    - Es ist nur noch bedingt reiner Bruckner
    - Kamioka ist es m. E. nicht gelungen, einen Bogen um das gesamte Werk zu spannen. Scherzo und Finale wirken "nicht nötig".
    - Sehr extravaganter Interpretationsansatz, sicherlich keine Einspielung "für jeden Tag". ;-)


    Interessant vielleicht noch, dass Kamioka eine eigene Version dieser Sinfonie spielt. Er hat "Teile von Bruckners Autographen sowie der anlässlich der Uraufführung von Schalk und Nikisch bearbeiteten Partitur verwendet".
    Dies aber bitte nicht überbewerten: Ich höre davon nämlich ehrlich gesagt nichts raus (möglicherweise die Instrumentation zu Beginn und einige Tempoangaben?!).


  • Es mag angehen, daß ich bei Järvi zu hart reagiere.
    Siehe mein Beitrag: Vielleicht war meine Erwartungshaltung einfach zu hoch.


    Bloß denke ich, daß Järvi seine eigene Erwartungshaltung nicht erfüllen kann. Er selbst sagt ja im Beiheft: "...wichtig ist, dass man nicht blindlings den Traditionen folgt, die man so sehr gewohnt ist zu hören."


    Järvis Aufnahme ist für mich "traditionell". Es hätte schon gereicht, den nicht zwingend erforderlichen Beckenschlag wegzulassen, um weniger den lieb gewonnenen Traditionen nachzufolgen.


    Zweifelsfrei, die Klangqualität genau so hervorragend wie die Qualität des Orchesters. Ich zitiere mich einmal selbst: "Ich erkenne hier eher eine Referenz an die hohe Spielkultur des hr-Sinfonieorchesters als eine individuelle Interpretation des Chefdirigenten. Und das ist mir, ehrlich gesagt, zu wenig, wenn ich Anno 2008 eine Bruckner-Sinfonie kaufe."


    Es kann, nebenbei, vielleicht sogar angehen, daß Bruckners 7. diejenige Sinfonie ist, zu der schon "alles gesagt" wurde.


    Herreweghe ist für mich mit seinem Ansatz, die 7. mit Originalinstrumenten einzuspielen, genau so gescheitert wie Norrington mit seinem angeblichen oder tatsächlichen Versuch, die "originalen Temporelationen" herzustellen. Der erste Satz, ein Allegro moderato, ist für mich grausam verhetzt und spannungslos. Es ist für mich rein technisches Musizieren.

    Nicht umsonst (in meinen Augen) bleibt Harnoncourt, der ja auch gerne für sich in Anspruch nimmt, in Partituren "herumzugraben" und dort neu entdecktes aufzuführen, bei seiner Interpretation der 7. erstaunlich "konventionell" (und liefert damit für mich neben der 3. Sinfonie seine stärkste Bruckner-Einspielung ab).

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Luis.Keuco
    Und was ist mit Barenboim, Inbal, Skrowaczewski, Jochum? Ach ja, und Guttenberg sen.?


    Ich sehe gerade, ich vergaß Inbal: Sein größtes Verdienst ist es für mich, der erste Dirigent gewesen zu sein, der die Originalfassungen der 3., 4. und 8. Sinfonie eingespielt zu haben. Sie sind für mich immer noch die Maßstäbe, an die sich andere Dirigenten zu messen haben.


    Ansonsten befinden sich die Einspielungen der anderen Sinfonien auf einem hohen Niveau; "Referenzen" findet man aber bei anderen Dirigenten. Besonders gut gefällt mit Inbals Aufnahme der zu unrecht unterschätzten 2. Sinfonie - auf der anderen Seite "scheitert" er jedoch an der 6. (wobei er diesebzüglich nicht der einzige Dirigent ist), weil er es nicht schafft, den heiklen rhythmischen Strukturen des ersten Satzes Herr zu werden.


    Und das, was Herr zu Guttenberg bei der 4. Sinfone ablieferte, ist für mich ein "Flickenteppich", aber keine einheitliches Ganzes. In sofern indiskutabel...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo zusammen,


    ich habe gerade einen ganzen Stapel "7. Bruckner" hinter mir. Darin waren:


    Rosbaud, SWR SO
    Celibidache, SDR SO und Münchner Philh.
    Böhm, Wiener Philh.
    Wand, WDR SO und Berliner Philh.
    Gielen, SWR SO
    Karajan, Wiener Philh.
    Abbado, Wiener Philh.
    Harnoncourt, Wiener Philh.
    Herreweghe, Orchestre des Champs-Elysées


    Mein Favorit ist ganz klar Günter Wand mit den Berliner Philharmonikern. Gefolgt von Rosbaud (sehr stringente Interpretation, sehr klar) und Abbado.


    Celi (nur mit SDR SO), Böhm und Karajan haben mir noch gut gefallen.


    Enttäuscht haben mich Celi mit den Münchnern (ansonsten einer meiner Lieblingsdirigenten, gerade bei Bruckner) - hier tragen seine sehr gemessenen Tempi für mich nicht. Überwältigend ist das Adagio, Scherzo und Finale hängen für meine Begriffe durch.


    Auch Harnoncourt (auch einer meiner Lieblingsdirigenten) fand ich nicht überzeugend. Die 4., 5. und 8. sind ihm besser gelungen.


    Herreweghe fand ich in puncto Balance Streicher/Holz/Blech sehr interessant. Aber ob das in zehn Jahren immer noch so ist?

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  • Ich kann die Herreweghe-Ablehnung nicht teilen sondern fühle mich in einen glaubwürdigeren Romantik-Klang mit weniger fettem Vibrato versetzt, was ich nun einmal sehr goutiere.


    Nach einmaligem Anhören hat mich vor allem der langsame Satz berührt wie immer, belanglos kommt der nicht rüber. Das einzig Gewöhnungsbedürftige ist das nicht so beharrliche Insistieren der Blechbläser. Aber auseinanderfallen tut da nichts und technisch runtergedudelt wird auch nichts, vielleicht vermissen manche hier eine aufgesetzte Pathetik und einen Rausch fetten Streicherklanges? Eben das will ich nicht hören ...

  • Jansons BRSO
    Wand, WDRSO oder BPO
    Karajan, WPO
    Haitink, CSO


    An Herreweghe habe ich mich noch nicht so heran getraut, vielleicht auch, weil ich bei der 7. dieses volle Orchester, die stürmenden Bläser so schätze. Aber vielleicht ergibt sich mal eine Gelegenheit, jetzt, in der VorWZ.

  • Habe grad die zwei einzigen Aufnahmen von Kna verglichen:


    Wiener Philharmoniker, Salzburg 1949; I. 20:09, II. 20:08, III. 9:53, IV. 12:32 (mit Applaus 13:13), Ges. 62:34


    Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, Köln 1963; I. 19:51, II. 19:36, III. 11:42, IV. 14:16, Ges. 65:30


    Zuerst zur Kölner Aufnahme: sehr gut gelungen, kann man wenig kritisieren, bis auf den für das Jahr etwas mäßigen Sound. Mehr Rauschen als 1949.


    Nun aber der Hammer: Die Aufnahme mit den Wienern ist wirklich unglaublich gut! Ihr Ruf eilt ihr voraus, schließlich gilt sie als eine der besten Kna-Aufnahmen, selbst bei Kritikern.


    Die Orchesterqualität ist bei den Wienern einfach noch besser. Sehr engagiertes Spiel, oft bis zum Maximum ausgereizt. Das Blech geht bis an seine Grenzen. Gut eingefangen die Pauken.


    Auch von der Version her gibt's mal ausnahmsweise nichts zu meckern: Er ließ die 1885er Edition (Gutmann) spielen, wie auch Jochum, Schuricht und Walter. Die Unterschiede sollen ja sehr gering sein zwischen den Versionen der 7.


    Fans haben die Salzburger Aufnahme eh, für die lohnt sich die Kölner als Ergänzung. Alle anderen nehmen erstere (auch leichter erhältlich).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Seit ich Jansons mit dem BR habe, brauche ich keine CD der 7. mehr zu kaufen. Ich glaube einfach nicht, dass irgendeine mir besser gefallen würde. So stelle ich mir das Ende von Fahnenstangen vor.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Seit ich Jansons mit dem BR habe, brauche ich keine CD der 7. mehr zu kaufen.


    Hallo Klaus,


    ich bin auch immer zufrieden, wenn ich "meine Aufnahme" gefunden habe. Aber Jansons als "alleingegenwärtiges Allheilmittel" für Bruckner kaufe ich Dir nicht ab ! Ich glaube Du wärst überrascht, wenn Du mehr als nur den Maris ausprobieren würdest !


    Ich nenne jetzt einfach mal eine Aufnahme dagegen, dessen Dirigentenname bei Vielen gleich auf Widerstand stossen wird- :pfeif: sei es drum ! Aber das ist eine die wirklich alle Tiefen und Höhen genial auslotet = Karajan / Berliner PH (DG) --- und auch noch tontechnisch fantastisch klingt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ich habe eine Karajanbox mit den Berlinern und eine von Eugen Jochum.
    Und bleibe dabei, dass der Mariss das mit ABstand am besten macht. (Aber der trifft bei mir sowieso meist den Nerv).
    Nichts gegen Karajan, da mag ich so manches.
    Aber meine 7.: Jansons und der Bayerische Rundfunk.


    Aber versuche es gern nochmal!
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Gerade höre ich sie wieder und es ist so wundervoll und so maßlos traurig!
    Immer wieder der 2. Satz. Ich meine ihn ja zu kennen und fast jedesmal denke ich irgendwann, dass es mich doch nicht mehr so fesselt - bis es dann weitergeht, weil ich eben doch vergessen habe, bis in welche Höhen/Tiefen Bruckner uns hier hineinschleudert. Es geht immer ncoh ein bisschen mehr. Und gegen Ende des Satzes stellt er die melancholische Stimmung wie einen Monolithen vor uns hin, real, fassbar, erdrückend. Wie der Anblick des Sternenhimmels bleibe ich klein und unscheinbar davor und bin mir meiner Kleinheit bewusst. Gänsehaut und Tränen überkommen mich. Und irgendwo in mir spüre ich dann doch auch die Erhabenheit, kann daran teilhaben, mich an ihr hinaufziehen.


    Ich würde es so gern in Worte fassen und bin doch so weit davon entfernt, dies zu können.


    Aber Ihr könnt die Musik ja auch hören.


    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Lieber Klaus,


    da du gerade den zweiten Satz erwähnst, der für mich auch zu den stärksten Sätzen Bruckners überhaupt gehört, fällt mir wieder etwas ein, das Karajan mal in einem Interview erwähnte auf die Frage, was bei ihm das Höchste gewesen sei, das er dirigiert hätte. Er antwortete sinngemäß, das Höchste sei es immer wieder für ihn, das Adagio der siebten Sinfonie Bruckners zu dirigieren.


    Da werde ich mir nachher die besagte Siebte mit Karajan auflegen, der ja, wenn ich mich recht entsinne, den Beckenschlag nicht bringt, zumindest nicht in seiner letzten Aufnahme. Sehr empfehlenswert ist für mich neben Wand auch Giulini, der den Beckenschlag bringt, Wand bringt ihn auch nicht. Beides gefällt mir ausnehmend und bei mir stellt sich auch die Gänsehaut ein, schon lange, bevor der Kulinationspunkt mit (oder ohne) Beckenschlag kommt.
    Jansons habe ich noch nicht mit der Siebten, aber danke für den Tipp.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da werde ich mir nachher die besagte Siebte mit Karajan auflegen, der ja, wenn ich mich recht entsinne, den Beckenschlag nicht bringt, zumindest nicht in seiner letzten Aufnahme.


    Lieber Willi,


    wenn Du Karajans Aufnahme gehört hast, wirst Du feststellen, daß Deine Erinnerung trügte ;) . Karajan ließ sich den Beckenschlag nicht nehmen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert,


    da hast du völlig Recht, die Erinnerung hat mich tatsächlich getrogen, zumindest in dieser Aufnahme, die vor genau 37 Jahren, im April 1975, aufgenommen wurde. Im gleichen Monat nahm Karajan auch den zweiten Teil der Achten und die vierte auf. Wenn man das bedenkt, ist es doch erstaunlich, dass er für die übrigen 6 Sinfonien 6 Jahre gebraucht hat. In der gleichen Zeit, in der er die letzten sechs Sinfonien aufnahm, hat er ja auch seinen zweiten Beethovenzyklus mit den Berlinern aufgenommen. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass er die ersten drei Sinfonien erst 1980/81 aufgenommen hat. Parallelen zu der langen Aufnahmezeit gibt es in der Gesamtaufnahme, die Günter Wand ab 1974 mit dem Kölner RSO gemacht hat. Er brauchte sogar 7 Jahre und hat ebenfalls die ersten drei Sinfonien zuletzt aufgenommen. Wand hat damals den Stier bei den Hörnern gepackt und mit der Sinfonie begonnen, vor der er nach eigenem Bekunden am meisten Respekt hatte.
    Doch nun zurück zu dieser Aufnahme Karajans:
    ich habe sie noch in der Originalausgabe, in der ich auch die GA von Brahms, Mendelssohn und Tschaikowsky vorliegen habe. Was ich im Posting Nr. 130 in diesem Thread von teleton gelesen habe, fand ich bestätigt. Dies ist wirklich eine sehr komplette Aufnahme in einem durchaus in der schnelleren Hälfte angesiedelten Tempo. Und dass Karajan ähnlich wie Günter Wand sein Tempogefühl auch im Alter nicht verloren hat, beweist seine "letzte Aufnahme", die er im April 1989, nur drei Monate vor seinem Tod, genau 14 Jahre nach der ersten "Siebten", diesmal in Wien mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen hat. Sie war mit 66:15 min nur 95 Sekunden langsamer als die frühere.
    Nicht nur der Klang ist exzellent, sondern auch die dynamische Spannweite ist enorm, und die Ausgestaltung der großen Steigerungen, namentlich "der" Steigerung schlechthin im letzten Drittel des Adagios mit dem Kulminationspunkt in "C" und dem Beckenschlag ist mitreißend, ähnlich wie bei Wand (ohne Beckenschlag). Hervorzuheben sind aber auch die vielen lyrischen Passagen im Adagio, die Karajan wrklich mit sehr viel Emotion ausgestaltet. Und was den Höhepunkt angeht, da stellen sich die "Rückenschauer" und die "Gänsehaut" schon etliche Takte vorher ein. Das geht gar nicht anders. Sehr schwungvoll ist auch das Scherzo musiziert und die Bläserchoräle im Finale sind sehr majestätisch. Man merkt der Interpretation wirklich an, dass diese Sinfonie zu Karajans ausgesprochenen Lieblingen gehörte.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Fragte man mich nach meinem derzeit liebsten Bruckner-Dirigenten, so würde ich bei den Neuaufnahmen ohne zu Zögern den Namen "Bernard Haitink" nennen.
    Haitink hat im letzten Jahrzehnt live-Aufnahmen der Sinfonien 4-8 veröffentlicht (mit verschiedenen Orchestern und bei verschiedenen Labeln) und bei jeder Einspielung ein sehr hohes Niveau erreicht. Die Tempogestaltung ist jeweils schlüssig, die dynamische Bandbreite außergewöhnlich, das Orchesterspiel sehr gut und die Staffelung der einzelnen Instrumentengruppen ausgesprochen werkdienlich.


    Vom Niederländer besaß ich bereits eine Aufnahme der 7. mit "seinem" Concertgebouw Orchester, aufgenommen 1978. Es handelt sich hierbei um eine sehr sonore, klangsatte, sensible und Extreme vermeidende Aufnahme, die ich immer wieder gerne hörte.


    Was aber knapp 30 Jahre später mit dem Chicago Symphony Orchestra geschah, genauer vom 10.-12. und am 15. Mai 2007, ist für mich eine Sternstunde in der Diskographie der 7. Sinfonie, denn so habe ich die 7. noch nie gehört.



    Wüßte man nicht, daß Bruckner die Sinfonie für ein großes Orchester komponierte, so könnte man (etwas übertrieben) denken, es handelt sich um eine Kammersinfonie. Haitink türmt keine "Klangpyramiden" auf, er "malt nicht mit dickem Pinsel", sondern er läßt vom ersten Takt an das Riesenwerk filigran, transparent, leichtfüßig, mal verinnerlicht, mal zärtlich verspielt erscheinen.


    Im ersten Satz vernimmt man erstaunte Piano-Stellen (schon in der langen Einleitung, aber ibs. in der Durchführung), die man so sehr selten zu hören bekommt. Des Weiteren fällt die peferkte Harmonie aller Instrumentengruppen auf.
    Haitink wuchert nicht mit dem "Brass-Sound" à la Solti, er bettet die fantastisch warmen Blechbläser harmonisch ins gesamte Orchester ein, läßt die Streicher rhytmisch feinfühlig agieren und widmet sich den Holzbläsern mit selten gekannter Hingabe.
    Auch Herreweghe mit seiner etwas reduzierten Orchesterstärke des "Originalklangorchesters" (12-10-8-8-6 bei den Streichern) schafft es nicht, die Sinfonie "farbiger" erklingen zu lassen als Haitink.
    Größtes Plus von Haitink ist es aber, Liebe und Hingabe spüren zu lassen (im Gegensatz zu Herreweghe bei der 7.). Er liefert hier die Quintessenz seiner jahrzehntelangen Erfahrung mit der Brucknerschen Tonsprache mustergültig ab, und nirgendwo ist die Schlußcoda des ersten Satzes strahlender zu hören als hier (obwohl auch hier das Fortissimo sparsam eingesetzt wird, nämlich nur dort, wo es notiert ist).


    "Weniger ist mehr" gilt auch für den zweiten Satz. Zu oft wird hier Gefühl mit Sentimentalität gleichgesetzt, zu oft ist fettes Vibratogewaber zu hören, zu oft werden die Tempi verschleppt (in Relation zu den anderen Sätzen).
    (Natürlich) nicht hier. Das wunderbar harmonisch aufeinander abgestimmte Orchesterspiel (an den vier Abenden war das CSO das beste Orchester der Welt), die feinsinnige dynamische Abstufung, läßt Bruckners Trauer („Einmal kam ich nach Hause und war ganz traurig; ich dachte mir, lange kann der Meister nicht mehr leben. Dabei fiel mir das Cis-Moll-Adagio ein.“) über Wagners nahenden Tod deutlich spürbar werden.
    Mit tiefer Ergriffenheit nimmt man (um in der Trauer-Metapher zu bleiben) im C-Dur Klimax Abschied. In so gut wie keiner anderen Aufnahme würde man den Beckenschlag, die Triangel und die Pauke so wenig benötigen wie hier, aber sich selbst treu bleibend mag Haitink auf den verstärkenden Effekt wohl nicht verzichten.


    Das Scherzo würde ich persönlich mir ein klein wenig schwungvoller, etwas stürmischer, rastloser und mit etwas kecker dreinrufenden Trompeten wünschen (siehe Karajan in seiner letzten Aufnahme; hier sind sie mir einen kleinen Tick zu zurückhaltend-schüchtern), aber in Relation zu den übrigen Tempi war es wohl erforderlich, ein wenig zu bremsen. Es soll nicht der Eindruck der Schwerfälligkeit entstehen, die Tempi erscheinen auch hier flüssig, aber vielleicht hätte die Handbremse ein bißchen mehr gelöst werden können...


    Das Finale hingegen läßt wiederrum keine Wünsche offen und bildet den würdigen Abschluss einer außergewöhnlichen Aufnahme. Transparenz, Wärme und Liebe zum Detail kennzeichnen auch diesen Satz. Man kann ihn strahlender auffassen und interpretieren wie Karl Böhm mit den Wiener Philharmonikern, aber selten habe ich unterm Strich ein derart schlüssiges Konzept gehört wie bei Haitink.


    Die Tonqualität passt sich dem hohen Niveau der Aufführing nahtlos an: Von einer Liveaufnahme ist in Bezug auf Störgeräusche im Publikum oder "Wackler" im Orchester nichts zu hören. Das Klangbild ist sehr natürlich und wird als ausgesprochen angenehm empfunden. Die Balance zwischen den einzelnen Orchestergruppen ist vorzüglich.


    Fazit: Auch neben zig anderen "Konkurrenzaufnahmen" ragt diese Einspielung heraus. Neben Bruno Walter, Jascha Horenstein und Hans Rosbaud habe ich eine "neue Referenz" gefunden.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • hallo,


    ich bin gerade dabei mir die siebte von wand zu kaufen und habe mir erstmal karajan eingelegt - und habe festgestellt, dass meine sammelleidenschaft dazu geführt hat, dass ich karajan zweimal habe......



    vielleicht hat jemand daran interesse ( unter amazonpreis ) - darf man das überhaupt schreiben? wenn nein bitte ich um löschung....


    gruss


    kalli


    p.s. ich denke wand ist mit den BP am empfehlenswertesten - oder doch die kölner oder hamburger version?

  • neben wand :


    habe ich mir noch solti bestellt - seine vierte war meine allererste Cd die ich mir 1988 in singapur gekauft hatte und die mir immernoch gefällt, ich mag einfach das blech der chicagoer:


    danke auch für den tip mit CSO unter haitink - eine SACD wäre schon noch eine überlegung wert. im augenblick läuft bei mir immer noch karajan - heute abend höre ich mir noch chailly an - und morgen vielleicht celi mit den münchnern.....

  • Hallo Theophilus,


    das Interview ist auf der Laser-Disk (ich weiß nicht ob es mittlerweile eine DVD davon gibt) mit der 7. von Bruckner, Chicago Symphony Orchestra in der Royal Albert Hall von 1978.
    Solti meint dort, der Beckenschlag ist von Bruckner so gewollt. Im Autograph steht darüber "nicht gültig". Lt. Prof. Nowak ist der Zusatz jedoch nicht in Bruckners Handschrift verfaßt und damit selbst nicht gültig.


    LG,
    calaf



    Decca, 1978 (Bruckner 7), DTS 5.1


    Zu Weihnachten 2012 habe ich die fabelhafte *** 4DVD-Box Georg Solti - The Maestro bekommen, in der diese von Calaf angesprochene DVD mit den Sinfonien Nr. 6 und 7 und dem das angesprochene Solti-Interview enthalten ist.
    Die 4DVD sind durchweg LIVE-Aufnahmen, die durchweg nicht mit den auf Decca-CD angebotenen Aufnahmen gleicher Werke mit dem CSO und den WPO identisch sind.


    Die Sinfonie Nr.7 Live aus der Royal Albert Hall London 1978.
    Vor dem Konzert (auf der DVD) hällt Solti einen Vortrag über die Sinfonie Nr.7 und geht auch auf den Beckenschlag im Adagio ein:
    Er zeigt einen Originalpartiturauschnitt in dem beim Beckenschlag die Angabe "nicht gültig" steht. Es ist aber eindeutig nicht Bruckners Handschrift, sondern wurde von fremder Hand eingetragen. Somit ist diese Angabe ungültig und der Beckenschlag wird nartürlich bei Solti nicht ausgelassen - gut so!


    :thumbup: Die Interpretation und Spielzeiten bei Solti liegen genau in dem Rahmen, wie ich Bruckner hören möchte - unglaublich eindrucksvolle Interpretation, die noch über seine Aufnahme in der Decca-GA hinausgeht.
    Zeiten ohne Applause und Pausen = 22:07 - 24:14 - 10:01 - 12.20
    :angel: Und dann noch im astreinen DTS 5.1 Surround Sound. Was will man mehr?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe heute Abend aus dieser Klemperer-Box die Siebte gehört. Klemperer hat sie im November 1960 mit dem Philharmonia Orchestra als erste Bruckner-Symphonie mit Walter Legge aufgenommen. Er hat ein rustikales Tempo angeschlagen: 19:55-21:51-9:42-13:42 (65:11). Die Tonqualität und Transparenz sind atemberaubend, und da diese Box ja die Symphonien Nr. 4 - 9 enthält, muss ich Klemperer wohl auch als Bruckner-Dirigenten in meiner Sammlung ansehen. Schon die Siebte enthält alles, was das Bruckner-Herz begehrt: große Steigerungen, fabelhafte Blechbläser, vor allem die Wagner-Tuben, und- den Beckenschlag. Bei dieser Aufnahme ist mir noch zusätzlich positiv aufgefallen, wie deutlich die Pauken zum Vorschein kmmen, vor allem in den beiden großen Steigerungen im Adagio, der ersten zu Beginn der zweiten Hälfte und der zweiten mit dem C-dur-Kulminationspunkt und dem Beckenschlag. Wenn man dem Booklet glauben darf, soll die Vierte, die als zweite Aufnahme 1963 entstand, noch unglaublicher sein. Ich werde sie morgen hören.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • ...und da diese Box ja die Symphonien Nr. 4 - 9 enthält, muss ich Klemperer wohl auch als Bruckner-Dirigenten in meiner Sammlung ansehen. ...


    Hallo Willi,


    das mußt Du wohl ;) .


    KLemperer hat schon Bruckner dirigiert, als dieser längst noch nicht "en vogue" war. 1930 z.B. hat er in London Bruckners 8. aufgeführt - zu einer Zeit, in der Bruckner gar nicht dem "britischen Zeitgeist" entsprach. Dem Beiheft ist zu entnehmen, daß er die 8. seit den 20er Jahre dirigierte.


    In der Box findest Du mit der 4., 6. und 7. Sinfonie drei herausragende Interpretationen, die in den entsprechenden Threads große Anerkennung finden. Die 5. hat für mich erheblich mehr Licht als Schatten, aber die 8. und 9. sind für mich stellenweise sehr, sehr problematisch.


    Bei der Aufnahmen entstanden 1970, also zu einem Zeitpunkt, an dem KLemperer fast 85 Jahre alt war. NIcht nur, daß er im Finale der 8. meinte, auf Kürzungen bestehen zu müssen (und das, obwohl er die neuere Nowak-Fassung dirigierte), sondern vielmehr, daß er mit bleischweren Tempi stellenweise den Musikfluss hemmte und in mehreren Passagen beider Sinfonien das Orchester nicht mehr im Griff hatte.


    NIchtsdestotrotz ist die Box eine uneingeschränkte Kaufempfehlung, auch weil die 4. und 7. gegenüber älteren CD-Ausgaben neu remastered wurden und um einiges transparenter und frischer klingen.


    Ich bin auf Deine weiteren Höreindrücke gespannt...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe gerade nach langer Zeit wieder einmal die 7. von Karajan mit den Berliner Philharmonikern gehört (finde die Box leider nicht bei JPC). Das ist sicherlich alles sehr schön, sehr exakt klingt das und wenn er die Wucht so richtig gefühlvoll von unten her wachsen lässt, dann ist das schon sehr beeindruckend. Aaaber: Was mir fehlt, ist die immense druchdringende Traurigkeit im 2. Satz. Da will bei mir keine Träne fließen (was z.B. bei Jansons ganz anders ist). Karajan ist mir da einfach zu "vernünftig". Selbst Jochum, den ich auch nicht für übertrieben gefühlvoll halte, lockt da für mich ganz andere Emotionen heraus.


    Wie gesagt, schön ist das schon, aber der letzte zündende Funke fehlt mir einfach.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Zitat

    Norbert: In der Box findest du mit der 4., 6. und 7. Sinfonie drei herausragende Interpretationen, die in den entsprechenden Threads große Anerkennung finden. Die 5. hat für mich erheblich mehr Licht als Schatten, aber die 8. und die 9. sind für stellenweise sehr sehr problematisch. Beide Aufnahmen entstanden 1970, also zu einem Zeitpunkt, als Klemperer beinahe 85 Jahre alt war....

    Vielen Dank für diese Hinweise, lieber Norbert. Was mir bei der Lektüre des Textes von Richard Osborne fast den Boden unter den Füßen weggezogen hat, war die Zitierung des Ausspruch Klemperers, der Komponist habe "so viele musikalische Einfälle gehabt, dass er zu weit gegangen" sei. Ich würde sagen, das grenzt ja schon fast an "Majestätsbeleidigung" Bruckner gegenüber. Wenn man dann weiter liest, dass er die "ohnehin schon gekürzte Fassung Nowaks verwendet hat und dann noch das Finale um 141 Takte kürzt und dennoch 84:05 Minuten benötigt, dann wäre er ohne diese Kürzungen sicher irgendwo bei 95 Minuten gelandet und nur 9 Minuten kürzer gewesen als Celi in seiner Münchener Fassung. Vergleichen lässt sich das ganz gut, weil Celi auch die Nowak-Edition verwendet hat. Übrigens hat Celi in seiner Stuttgarter Fassung vom November 1976 (ebenfalls Nowak) nur 83:20 min gebraucht und war damit durchaus bei den Schnelleren.
    Wie dem auch sei, da habe ich ja dann den problematischen Teil der Box noch vor mir, denn die Vierte habe ich soeben gehört und möchte darüber lieber einige Worte im entsprechenden Thread verlieren.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe gerade nach langer Zeit wieder einmal die 7. von Karajan mit den Berliner Philharmonikern gehört (finde die Box leider nicht bei JPC). Das ist sicherlich alles sehr schön, sehr exakt klingt das und wenn er die Wucht so richtig gefühlvoll von unten her wachsen lässt, dann ist das schon sehr beeindruckend. Aaaber: Was mir fehlt, ist die immense druchdringende Traurigkeit im 2. Satz. Da will bei mir keine Träne fließen (was z.B. bei Jansons ganz anders ist). Karajan ist mir da einfach zu "vernünftig".


    Hallo Klaus,


    was Du schreibst kann ich nicht nachvollziehen. Da bin ich eher auf der Linie die Willi in Beitrag 135 verfolgt.
    Muss das denn unbedingt so im Trauerrand gespielt sein ? Ich finde wie Karajan den Adagio-Satz aufbaut und zum Höhepunkt führt ausgezeichnet ! Er gestaltet die Sinfonie Nr.7 mit äusserster Dramatik und Emotion.


    Ich schätze das Adagio natürlich so wie es ist. Aber ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn Bruckner den Satz mit gleichem Material verkürzt zwischen 10 und 14Minuten komponiert hätte - und natürlich zum Höhepunkt hin mit Becken, Pauken und dem Triangel-Klimbim. Dann wäre das saftige Scherzo (auf das ich schon erwartungsvoll warte) eher erreicht.




    Ich habe heute extra mal meine Aufnahme in Erinnerung gerufen und die Becken-Stellen im Adagio u.a.aus der Sinfonie (per KH) gehört:


    Solti Live 1978 in der Royal Albert Hall (Decca) ist schonmal umwerfend mit allem was dazu gehört - die Live-Athmosphäre und das Sehen per DVD trägt dazu bei, dass man "dabei" und gefesselt ist.


    Solti Sudio 1986 mit 25:12 etwas langsamer, aber von der gesamten Gestaltung des Satzes her nicht minder Klasse - der Höhepunkt wird mit grossem Bogen aufgebaut und entladen - den Pauken hätte ich noch etwas mehr power gegönnt (man merkt - er wollte nicht übertreiben - so wie ich es interpretiert hätte).


    Wand (RCA) gefällt mir von der Interpretation und der angemessenen Spielzeit von 22:38 - enttäuscht aber durch das Fehlen des Beckenschlages und der Pauken. Das können auch die saftigen Blechbläser nicht mehr ausgleichen. Dafür entschädigt Wand dann wenigsten anschliessend im Scherzo und Finale mit zupackender Int.


    Karajan/BPO (DG) hat mich allerdings sowohl im Adagio (21:55) wie folgend im Scherzo am meisten begeistern können. Er baut den Höhepunkt megaspannend auf und lässt mit dem Becken auch die Pauken richtig zupacken; diese Spannung nimmt er mit in das Scherzo. Spannungsgeladen, zupackend, power, absolutes Gänsehautfeeling - so macht die 7 Spass. Hier keine Frage - ich war so geladen, dass es hier nicht beim Ausschnitthören blieb - der KH blieb auf und ich mußte ganz zu Ende hören. :angel: Thats my Bruckner 7 !


    :hello: Dir und allen Mitlesern guten Rutsch ins neue Jahr 2013 !
    (Es wird Zeit - gleich kommt das Silvesterkonzert !)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich wollte den Karajan auch nicht runtermachen, aber der Trauerrand ist für mich schon extrem wichtig. So wie bei Harry Rowohlt, der ja Filme danach bewertet, wie oft er weinen musste. Und so ist das auch bei mir bei Oper und KOnzert, je mehr Tränen, desto besser. Und da ist die 7. ja normalerweise eine Wunderwaffe. Und als Dirigenten natürlich mein hochverehrter Ed Spanjaard, natürlich Jansons, aber auch Markus Bosch. Die drücken so richtig auf die Tränendrüse. Ein Taschentuch sollte schon drin sein.
    Die Wucht, die Karajan produziert, entschädigt aber für manches. Und die sägenden Bässe können mich auch begeistern. Ich sehe es vor mir, wie sie ihre Bögen wie Fuchsschwänze bewegen, klasse.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Und so ist das auch bei mir bei Oper und KOnzert, je mehr Tränen, desto besser. Und da ist die 7. ja normalerweise eine Wunderwaffe.

    Haha. Ja, ist sie, zumindest das Adagio für Bruckners "Meister aller Meister" (was für ein Irrtum: er war es doch selbst!). Marcia Funebre aus Eroica ist ja auch so eine zeitlose Wunderwaffe.


    Und wo wir gerade dabei sind: ich gebe offen zu, dass ich die Siebte fast immer nur bis zum zweiten Satz (inklusive) höre. Ich finde die ersten beiden Sätze stark, 3+4 sagen mir nicht zu. Es kommt dazu, dass ich auf Scherzi nicht so stehe. Wem geht es noch so?

  • Es kommt dazu, dass ich auf Scherzi nicht so stehe.


    Das ist erstens ein wenig verwunderlich, weil es die Scherzi sind, die Bruckner das Tor zum 20. jahrhundert weit aufstoßen lassen; und zweitens, weil man natürlich gerade auch bei Bruckner die Bedeutung erst im Gesamtzusammenhang der gesamten Sinfonie, also aller Sätze, erkennt und damit genießen kann.

  • Tja lieber Tapio, ich verstehe es, aber ich höre sie fast immer zu Ende. - Weil ich danach eigentlich gar ncihts mehr hören mag. Und da bietet das Scherzo die Gelegenheit zum Abtropfen und sich fangen.
    Und nur das Adagio hören, funktioniert bei mir nicht. Wäre aber sonst auch zu verlockend, so zack und losheulen.
    So gibt es eben nur ab und zu die Gelegenheit und Zeit, die ganze Symphonie zu hören und damit bleibt sie allzeit wirkmächtig.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Tja lieber Tapio, ich verstehe es, aber ich höre sie fast immer zu Ende. - Weil ich danach eigentlich gar ncihts mehr hören mag. Und da bietet das Scherzo die Gelegenheit zum Abtropfen und sich fangen

    Obwohl das sonst nicht meine Art ist, habe ich es fertiggebracht, die 7. unter Karajan und den Berlinern (Jahr?) in einer Woche 3x zu hören. Das ist neu für mich, das mache ich sonst nie. Die 7. muß mich derartig beeindruckt haben, daß ich das fertiggebracht habe und bereits jetzt schon wieder "juckig" bin, mir wieder einmal 80 Minuten Zeit zu nehmen. Mir geht es auch so, nach der kompletten Sinfonie bin ich wie erschlagen, vielleicht kaputter als der Dirigent eines solchen Werkes es sein muß. Ich kann danach bis zu einer Stunde keine andere Musik mehr hören! Und selbst Ablenkung im Fernsehen fällt mir schwer.


    Wenn das kein Gütesiegel für Bruckners 7. ist?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ganz genau das wollte ich damit ausdrücken. "Erfüllt sein mit Musik" das ist doch wirkllich ein hoher WErt und so ähnlich ist es doch wohl, dass man tatsächlich keinen Platz mehr hat für andere Eindrücke - und das Vieles dann auch einfach zu trivial ist.
    Drei Mal in einer Woche ist aber auch schon eine echte Leistung!


    Ich will aber hier nochmals auf meinen Favoriten eingehen: Das Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Das ist ja eine Liveaufnahme und daher ist am Ende eine ganze Menge Applaus zu hören. Das hilft mir persönlich, wieder auf die Erde zu kommen. Applaus ist doch ein gewöhnter ABschluss von großer Musik. (Wenn ich wirklilch live dabei bin, kommt mir der Applaus allerdings oft zu früh, da bin ich noch nicht so weit und noch viel zu tief in der Musik, werde dann herausgerissen).


    Auf jeden Fall gehört die 7. zum Wirkmächtigsten das ich kenne.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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