Salut,
ich habe nach einem entsprechenden Thread gesucht, aber keinen gefunden. Und da es offenbar keine Bachexperten oder -fans bisher getan haben, eröffne ich eben einen diesbezüglichen Thread.
Gilles Cantagrel meint im Booklet zu der unten gezeigten Einspielung, man habe im 18. Jahrhundert weniger den Begriff Suiten als Ouvertüren für derartige Kompilationen verwendet. Wie dem auch sei, im heutigen Sinne handelt es sich tatsächlich um Suiten, wie der Aufbau der Werke deutlich zeigt: Jede Ouvertüre [Suite] beginnt mit einer mehr oder minder pompösen Ouvertüre, auf die jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Sätzen folgt, die "in einer Tanzfolge angeordnet waren" und auch entsprechende Satzbezeichunngen tragen:
Ouvertüre [Suite] Nr. 1 C-Dur BWV 1066
(Ouvertüre)
Courante
Gavotte I - alternativement -. Gavotte II
Forlane
Menuett I - alternativement - Menuett II
Bourée I - alternativement - Bourée II
Passepied I - Passepied II
Ouvertüre [Suite] Nr. 2 h-moll BWV 1067
(Ouvertüre)
Rondeau
Sarabande
Bourée I - alternativement - Bourée II
Polonaise; Double
Menuett
Badinerie
Ouvertüre [Suite] Nr. 3 D-Dur BWV 1068
(Ouvertüre)
Air
Gavotte I - Gavotte II
Bourée
Gigue
Ouvertüre [Suite] Nr. 4 D-Dur BWV 1069
(Ouvertüre)
Bourée I - Bourée II
Gavotte
Menuett I - alternativement - Menuett II
Réjouissance
Am bekanntesten ist wohl der mit Air bezeichnete 2. Satz der Suite D-Dur BWV 1068. Mir persönlich gefällt der Satz auch von allen Suiten am besten, gleich gefolgt von der Gavotte aus dem selben Œuvre. Überhaupt hat hier in BWV 1068 die Ouvertüre meiner Meinung nach eine starke Ähnlichkeit zum Brandenburgischen Concert Nr. 3 G-Dur BWV 1048. Ansonsten geben mir diese Werke ansich nichts - sie sind schön anzuhören, nerven mich aber nach einer Weile schon... wie gesagt: die Fans oder Experten hätten den Thread eröffnen sollen. :wacky:
Auffallend ist, dass die jeweiligen Ouvertüren der Ouvertüren jeweils etwa ein gutes Drittel des entsprechenden Werkes einnehmen, es meiner Meinung nach damit überlagern; es folgen dann die relativ kurzen Tanzsätze bzw. Air [1068] oder Rondeau [1067]. Auch ist die Instrumentbesetzung der vier Suiten nicht ganz identisch: bei der h-moll-Suite beispielsweise spielen nur Streicher, Continuo und Flöte, während die C-Dur-Suite zusätzlich zweier Oboen und eines Fagotts bedarf. Pompös kommen beide D-Dur-Suiten daher - passend zur Tonart mit glänzenden Trompeten, gleich drei an der Zahl, sowie Pauken und eine dritte Oboe bei BWV 1069.
Die Suiten haben mich noch nie so richtig vom Hocker gerissen [vielleicht fehlt mir zu dieser "Anlassmusik" nur der richtige Anlass?], aber diese Einspielung mußte ich dann doch haben - allein wegen des Orchesterklanges:
Jean Sebastién Bach
Les Quatre Ouvertures
Suite Nr. 3 in D BWV 1068
Suite Nr. 1 in C BWV 1066
Suite Nr. 2 in h BWV 1067
Suite Nr. 4 in D BWV 1069
Le Concert des Nations
La Capella Reial de Catalunya
Jordi Savall
Herzliche Grüße
Ulli
Thema verschoben. Die Einrichtung des Barockforums rächt sich mal wieder...
JR