Liebe Musikfreunde,
das muss man sich einmal vorstellen: 1944 (oder 1945?) gründen 4 Musiker ein Streichquartett, und bis vor wenigen Tagen ist ein Gründungsmitglied ohne Unterbrechung, also um die 64 Jahre lang, dabei: Der Cellist Valentin Berlinsky ist kürzlich verstorben, und Michael Schlechtriem wies hier zu Recht darauf hin, welche Bedeutung dieser Musiker und sein Quartett hatten und haben.
Neben Berlinsky waren die beiden Violinisten Rostislaw Dubinski und Wladimir Rabeij sowie der Bratscher Rudolf Barschai an der Gründung des Quartetts, das sich anfangs das „Quartett der Moskauer Philharmoniker“, zehn Jahre später „Borodin Quartett“ nannte. Für dieses großartige Quartett wollen wir uns noch Zeit für die Besetzungsgeschichte nehmen:
Erste Violine: Nachdem Dubinski 1976, also nach mehr als 30 Jahren Borodinquartetttätigkeit, durch Flucht in den Westen ausschied, übernahm Mikhail Kopelman dessen Pult, 1996 kam dann Ruben Aharonian.
Bereits nach zwei Jahren übernahm Nina Barschai die Zweite Violine, 1952 dann Jaroslaw Alexandrow und 25 Jahre später Andrej Abramenkow.
Den Bratschisten Rudolf Barschai beerbte 1953 für einen Zeitraum von 43 Jahren Dmitri Schebalin, und seit 1996 schließlich Igor Naidin.
Ich selber habe das Borodin Quartett dreimal erleben dürfen. Am intensivsten bleibt mir die Aufführung sämtlicher Werke für Streichquartett von Schostakowitsch, gespielt an fünf Tagen innerhalb von ca. 2 Wochen in der Kölner Philharmonie, im Gedächtnis. Das war eine unglaubliche Atmosphäre von Dichte, Intensität, Schwermut, aber auch Lebendigkeit. Die Kombination von Borodin Quartett und Schostakowitsch möchte ich, bitte nehmt es nicht zu genau, fast als „ideal“ bezeichnen. Das scheinen Komposition und das Erklingen der Musik zu verschmelzen, und ich denke, das macht die fast greifbare Spannung im Konzertsaal aus.
Wie geht es Euch mit dem Borodin Quartett? Und weiß vielleicht ein Insider hier: Wie sieht es mit der Zukunft des Quartetts aus?
Schöne Grüße,
Uwe