Madama Butterfly-Referenzaufnahmen (und alle anderen, derer man habhaft werden kann auch)

  • Lieber Harald,


    lese gerade erst jetzt Deine Beiträge. Vielen Dank.


    Ich mag's auch nicht, wenn die Butterfly für wilden antiamerikanischen Aktionismus herhalten muss. Ganz abgesehen davon, dass ich es generell abartig finde, die Bühne regielich zu missbrauchen, um ein Volk zu verunglimpfen, s. Erfurter Ballo, ist auch mein Amerikabild ein positives, erst recht bezogen auf die Erinnerungen meiner Eltern und Großeltern. :yes:


    Ich habe mir den Linkerton immer als eine Art Marlon Brando vorgestellt und war etwas irritiert, als er mir auf der Bühne als lebender Cheeseburger präsentiert wurde. Humpf.


    Ich beneide Dich um die Cebotari-Erfahrung. Magst Du berichten?


    Liebe Grüße,


    Christoph

  • Lieber Harald!


    Auch ich habe noch Maria Cebotari als Butterfly erleben können, wer der Linkerton war, weiß ich nicht, da bei einem Wasserrohrbruch, meine gesamten Programme, mit Autogrammen, vernichtet wurden.


    Auch habe ich ein LP wo Maria Cebotari mit Herbert Ernst Groh das Liebeduett singt,


    sie war als Menschendarstellerin einmalig.


    Aber wer sie in dieser Rolle erleben will kann sichaus den alten SW Film "Die Premiere der Butterfly" kaufen - oder wenn er einmal wieder ins TV kommt aufnehmen,


    es ist da eine ähnliche Liebesgeschichte aufbereitet, wo Maria Cebotari mit Lucie Englisch, auch die Butterfly singt.


    War seinerzeit, als Italien noch mit dem Nazi Deutschland sich verbunden hat, in Italienisch und in Deutsch, gespielt worden.


    Ich habe daheim nur diedeutsche Fassung.


    Liebe Grüße aus dem kühler gewordenen Wien, sendet Dir Peter

  • Hier ist noch eine "Butterfly"-Aufnahme, die aus einer Serie des Rumänischen Rundfunks stammt. Diese Aufnahme hat durchaus mehr Beachtung verdient:



    Aufnahme: 1979, Studio
    Spieldauer: 129'55
    Dirigent: Paul Popescu
    Satu Mare Philharmonic Orchestra
    Clui-Napoca Philharmonic Chorus
    Chorleitung: Florentin Makaescu


    B. F. Pinkerton: Emil Gherman
    Cio-Cio-San: Eugenia Moldoveanu
    Goro: Stefan Popescu
    Il commissario imperiale: Mircea Moisa
    Il principe Yamadori: Alexandru Köpeczi
    Kate Pinkerton: Corina Circa
    Lo Zio Bonzo: Ioan Soanea
    Sharpless: Eduard Tumagian
    Suzuki: Mihaela Agachi
    Yakuside: Ioan Soanea


    Für kleines Geld bekommt man doch eine hörenswerte Aufnahme!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hat ausser Rideamus noch jemand den Butterfly-Film von Frederic Mitterand (Dirigat Conlon) gesehen?


    Ich kam heute abend in den Genuss und würde mich gerne darüber austauschen. wie gefallen euch die Sänger(mir allesamt unbekannt)?


    Und die sehr realistische Szenerie?


    F.Q.

  • Liebe Fairy Queen!


    Ich habe den Film auf VHS und er gefällt mir eigentlich ganz gut, speziell in den dramatischen Ausbrüchen der kleinen Geisha.


    Auch wirkt der amerik. Konsul nicht so unsympathisch, wie der Heiratsvermittler und die Verwandten.


    Mir gefällt der Film, also recht gut.


    Recht liebe Grüße und Handküsse sendet Dir Peter

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  • Zum Puccini-Jubiläum gibt es jetzt auch eine neue Gesamtaufnahme der "Madama Butterfly", bei der Placido Domingo diesmal nicht den Linkerton singt, sondern das Stöckchen schwingt:



    Giacomo Puccini (1858-1924)
    Madame Butterfly

    2 CDs
    Erscheinungstermin: 17.6.2008


    Daniela Dessi, Fabio Armilato,Juan Pons,
    Rinaldi, Cioppi, Casalin,
    CittaLirica Orchestra,
    Dirigent: Placido Domingo
    (130 Min.)
    Label: Dynamic , DDD, 2004


    dazu gibt es den neuen Dynamic-Katalog 2008/2009


    und das alles zum Sonderpreis (Hörproben bei jpc).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Eine der schönsten Opernaufnahmen des so früh verstorbenen Giuseppe Sinopoli war Puccinis "Madama Butterfly" mit Mirella Freni in der Titelrolle.
    Zum 150. Geburtstagt Puccinis sendet WDR 3 diese Plattenaufnahme am kommenden Sonntag:


    Sonntag, 21.12.08 um 20:05 Uhr


    Zum 150. Geburtstag von Giacomo Puccini


    Madame Butterfly
    Oper von Giacomo Puccini


    Cho-Cho-San, genannt Butterfly: Mirella Freni, Sopran
    Suzuki, ihre Dienerin: Teresa Berganza, Mezzosopran
    Pinkerton, amerikanischer Marine-Leutnant: José Carreras, Tenor
    Sharpless, amerikanischer Konsul in Nagasaki: Juan Pons, Bariton
    Goro, Heiratsvermittler: Anthony Laciura, Tenor
    Onkel Bonze: Kurt Rydl, Bass
    Fürst Yamadori: Mark Curtis, Tenor
    Kaiserlicher Komissär: Hidenori Komatsu, Bass
    Kate Pinkerton: Marianne Rorholm, Alt
    Standesbeamter: Hidenori Komatsu, Bass


    Ambrosian Chorus,
    Philharmonia Orchestra
    unter der Leitung von Giuseppe Sinopoli
    (London 1987)


    Zitat

    Vor 150 Jahren erblickte im toskanischen Lucca Giacomo Puccini das Licht der Welt – ein Komponist, der der großen Tradition der italienischen Oper die schönsten Melodien schenken sollte. WDR 3 feiert Puccini mit einem seiner populärsten Werke: der im exotischen japanischen Milieu angesiedelten Oper „Madame Butterfly“.


    Mirella Freni und José Carreras, zwei große Stars des Belcanto-Gesangs, leihen den beiden Hauptfiguren ihre Stimmen. Die Einspielung des Philharmonia Orchestra entstand unter der Leitung des bedeutenden Operndirigenten Giuseppe Sinopoli.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bereits im vergangenen Sommer wurden die Aufnahmen gemacht, aber die Platten gibt es immer noch nicht zu kaufen.
    JPC teilte mir gestern mit, daß es Ende März werden wird, bis meine Bestellung ausgeliefert wird. Trotzdem ist sie heute im Angebot:



    Giacomo Puccini (1858-1924)
    Madame Butterfly


    Jonas Kaufmann, Angela Gheorghiu, Enkelejda Shkosa,
    Accademia Nazionale di Santa Cecilia Orchestra Roma,
    Dirigent: Antonio Pappano
    Label: EMI , DDD, 2008
    "Artikel noch nicht erschienen, voraussichtlicher Liefertermin ist der 20.03.2009."


    Interessanterweise gibt es hierzu ein 15minütiges Video bei youtube.
    Köstlich sind die Kommentare auf der entsprechenden website, über Gheorghius Starallüren, über Kaufmann, der lieber Wagner singen sollte usw. ....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hut ab, Frau Gheorgiu - das eine noch nicht erschienene Aufnahme bereits als "Referenz" promoted wird, haben weder Maria Callas, noch Renata Scotto oder Mirella Freni geschafft, toll!

  • Zitat

    Original von Alviano
    Hut ab, Frau Gheorgiu - das eine noch nicht erschienene Aufnahme bereits als "Referenz" promoted wird, haben weder Maria Callas, noch Renata Scotto oder Mirella Freni geschafft, toll!


    Lieber Alviano!


    Jede wie sie eben kann!


    Man muss im Geschäft bleiben.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem kalten Wien. :hello: :hello:

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  • Liebe Taminos,


    was meint ihr (habe mir das Video von Georghiu/JK angeschaut) wieso es die Aufnahme noch immer nicht zu kaufen gibt? Die beiden zusammen sind doch bestimmt ein Kassenknüller! Ob die Georghiu am Ende doch ihren Gatten anstelle von JK als Pinkerton haben wollte und deswegen abbrach? :D


    Aber ich persönlich kann der Georghiu zwar die Butterfly zutrauen (manisch-obsessiv liebende Frauen kann ich ihr am besten abnehmen, sieh Tosca)... Doch ist JK nicht "too much" für die Rolle des Pinkerton? Ich meine, nicht nur stimmtechnisch (will er wirklich irgendwann die Italianitá-Hälfte der Opernwelt verlassen und in die düsteren Gefilde ihr wisst schon :stumm: abdirften??? :faint: ), sondern auch mehr wegen seiner mächtigen Bühnen- bzw. Rollenpräsenz? Ich meine, jemand der als José in Carmen wohl die Cassarova und Antonacci in den Schatten stellt (sieh JK-Thread), wird er da nicht zu viel Action in seine Rolle reinbringen die nicht passt?


    Nachdenklich,


    Theodora


  • Lieber Peter,


    leider gut :D ! Ich hatte halt gedacht, dass so ein Hinweis vielelicht besser unter "Künftige Neuerscheinungen" oder wie dieser Thread heisst, passen würde. Und bevor wir gänzlich OT werden: beide Karajan-Aufnahmen werden von mir geschätzt, ohne, dass ich ihnen "Referenzcharakter" zugestehen würde - dazu ist mir dann das Karajan-Dirigat doch zu breit, zu wenig feinfühlig angelegt. Aber sängerisch sind sowohl Callas und der junge Gedda, als auch - ein ganz anderer Typ - Mirella Freni und Luciano Pavarotti sehr gut. Persönlich würde ich Renata Scotto als Butterfly empfehlen wollen. Sie hat diese Rolle merhfach eingespielt und selbst in der jüngsten Eiinspielung unter Maazel singt sie mit einer bewundernswerten Intensität - allerdings war sie nie dieser mädchenhafte Typ, sie war immer eine im dramatischen stark überzeugende Sängerin, die vor Anschärfungen im Ton nicht zurückschreckte.

  • Liebe Theodora,


    die Aufnahme soll wohl im März im Handel erscheinen und sie steht bei mir auf der Wunschliste ganz oben, vor allem wegen Jonas Kaufmann und ich mag auch sehr Pappano als Dirigenten.
    Alagna singt wohl nicht mehr für EMI und Gheorghiu und Kaufmann sind schon öfter zusammen aufgetreten.
    Ich habe mir das Video auch angesehen und JK wird sicher ein prachtvoller Pinkerton sein.


    Viele Grüße
    Jolanthe

  • Zurück zum eigentlichen Thema: Referenzaufnahme der Madama Butterfly;


    Für mich ist die wiederholt genannte Aufnahme unter Barbirolli die "Referenzeinspielung" und zwar nicht etwa deswegen, weil mir Einzelleistungen sooo gefallen:


    Die Ausgeglichenheit der Besetzung (Stimmigkeit, Glaubwürdigkeit) verbunden mit einem, für mich zumindest, überragendem Dirigat und einer durchaus brauchbaren Tontechnik, heben diese Einspielung aus sehr vielen sehr guten hervor.



    Natürlich schätze ich auch andere Aufnahmen z.B.
    Karajan; Freni, Pavarotti


    oder Serafin; Tebaldi, Bergonzi.



    Einen Hinweis möchte ich an dieser Stelle auf eine frühe Aufnahme anbringen:
    Unter dem Dirigat von de Fabritiis sangen 1939 die dal Monte und Gigli: Für heutige Hörgewohnheiten ist die Stimme der dal Monte gewöhnungsbedürftig - aber wenn man sich einmal eingehört hat bietet sie, mit einem beeindruckenden Gigli zur Seite, ein "glaubwürdiges" Rollenportrait.

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. (Friedrich Nietzsche)

  • Hallo!


    Ich mag die Butterfly sehr gerne und werde euch nun eine Aufnahme vorstellen, die ich absolut nicht riechen kann und die die Welt nicht gebraucht hätte:



    Freni, Pavarotti, Karajan 1974


    Wie ihr sicherlich wisst, bin ich Pavarotti-Fan und finde ihn mit der Freni einfach unwiderstehlich und zum dahinschmelzen. Auch bei dieser Aufnahme sind die beiden grandios, nur kann ich ihren himmlischen Stimmklang nicht genießen.
    Der Grund heißt Herbert und hatte erst vor kurzem seinen 100er.


    Dem lieben Herrn Herbert gelingt es hier dieses einfühlsame Stück Musiktheater, in dem die sanften Töne vorherrschen sollten mit Blech zuzuschütten, dass es ärger nimmer geht, und dass man die sanften Spitzentöne gar nicht mehr hören und die etwas lauteren Spitzentöne nur erahnen kann. Das anmutige Flair des Stückes wird hier absolut demontiert und zerstört.


    Das perverse an dieser Aufnahme ist ja, dass Karajan die Butterfly sehr, sehr gut dirigieren konnte. Siehe Mailänder Scala 1955 (Callas, Gedda)- so sollte die Butterfly klingen.


    Der Höreindruck der 1974er Butterfly hat mich bestätigt, dass der späte Karajan absolut ungenießbar (geworden) ist, wenn man sein Schaffen chronologisch kennengelernt hat.


    LG joschi


    PS: Meine Referenzaufnahmen stell ich später vor.

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  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    In diesem Thread soll es ja um Referenz-Aufnahmen gehen.
    Um die sozialkritische Komponente zu diskutieren, sollte man
    einen anderen Thread eröffnen,z.B.: "Madama Butterfly, ein Amerikaner in Japan".


    :hello:Herbert.


    Hier weiterführende Links:


    Japan zur Zeit BF Pinkertons 1


    Japan zur Zeit BF Pinkertons 2


    Wenn ihr wollt werde ich auch noch Threads zur japanischen Geschichte vor der Öffnung starten... (aber das könnte noch dauern) :D :stumm:


    LG joschi





    ......




    Ich war soeben dann mal so frei, den threadtitel der Realität anzupassen. Das hat provisorischen Charakter und darf jederzeit geändert werden. TB

  • Hallo liebe Butterflyfreunde!


    Nachdem ich über meinen Höreindruck der Karajan-Butterfly berichtet habe nun meine Meinung hierzu:



    Maazel 1977


    Sehr gute Aufnahme, die ich erst vor kurzem komplett schätzen gelernt habe.
    Renata Scotto ist eine großartige Butterfly, die die Rolle um einiges sensibler und gefühlvoller anlegt als meine bisherige Favoritin Callas (in der Karajan-Butterfly aus der Scala 1955).
    Vor allem das Weglassen einiger Spitzentöne, dass ich meist auf den Tod nicht ausstehen kann, :angry: , passt hier gut, da sie die Butterfly hier als einfaches Mädchen und nicht als heroine Überfrau darstellt.
    Domingo, eher nicht mein Favorit, lässt in dieser Aufnahme strahlende Töne "los" und begeistert mich sehr. Als Paar harmonieren sie sehr gut, allerdings passen sie nicht so perfekt zusammen wie Freni/Pavarotti.
    Lorin Maazels Dirigat gefällt mir sehr gut, wenngleich er mir teilweise zu viel Tempo rausnimmt. Aber ihn hierfür zu schmähen tut ihm und der Aufnahme unrecht.


    Auch der Rest der Besetzung, Gillian Knight als Suzuki, Ingmar Wixell und Ann Murray als Kate überzeugen.


    Alles in allem eine sehr gut Aufnahme, wenngleich ich nach DER Butterfly immer noch suche.
    Die Scotto und den Pavarotti in den Hauptrollen hätt ich schonmal, fehlt nur noch der Dirigent. :D


    LG joschi

  • Nun auch die "kritik" zur Callas-Butterfly



    Butterfly - MARIA CALLAS
    Suzuki - LUCIA DANIELI
    Pinkerton - NICOLAI GEDDA
    Sharpless - MARIO BORIELLI
    Goro - RENATO ERCOLANI
    Kate Pinkerton - LUISA VILLA
    Fürst Yamadori - MARIO CARLIN
    Der Bonze - PLINIO CLABASSI
    Mailänder Scala. 1.-6.8. 1955


    Chor und Orchester der Mailänder Scala
    Dirigent - HERBERT VON KARAJAN


    Als ich mir diese zulegte, war ich begeistert!! Hörte ich Gedda und Callas vorher im Türken in Italien von Rossini, fand ich, dass die beiden nicht zueinander passten. Gedda wirkt im Rossini schwach, aber hier unglaublich kräftig, sanft, zärtlich und durchschlagskräftig. Das Duett Butterfly-Pinkerton ist einfach nur zum dahinschmelzen :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Das Dirigat Karajans ist etwas wuchtig, allerdings nicht so niederschmetternd wie in der 1974er Aufnahme und daher durchaus zu genießen.
    Die Callas selbst gibt eine selbstbewusste, starke Heldin und hat die Bühne und wahrscheinlich auch das Publikum beherrscht und fasziniert. Ihre gesangliche Souveränität fasziniert mich ebenfalls, allerdings im Vergleich zur Scotto oder zur Freni gefällt mir ihre Rollengestaltung. Die Scotto hat sie als zerbrechliches Persönchen am besten "getroffen".


    Gedda passt gut zur Callas und macht seine Sache auch ausgezeichnet. Vor allem das Finale des ersten Aktes ist ein Highlight. :jubel: :jubel: :jubel:


    Gesamt gesehen eine sehr hörenswerte Aufnahme, die lange Zeit mein absoluter Puccini-Favorit war, aber das is schon ewig her. :wacky:


    LG joschi

  • Fast zehn Jahre lag dieser Thread brach. Ob man daraus Rückschlüsse auf die Beliebtheit der Oper "Madama Butterfly" ziehen sollte, sei dahingestellt. Vermutlich nicht, liegt sie laut Operabase bei den weltweit meistgespielten Opern doch auf Platz 6 (direkt hinter "Tosca" und vor "Barbiere", "Figaro" und "Rigoletto"). An der Wiener Staatsoper läuft bis zum heutigen Tage die zeitlose Inszenierung von Josef Gielen aus dem fernen Jahre 1957, die älteste noch laufende des Ersten Hauses am Ring.


    Was Aufnahmen angeht, besteht kein Mangel, wie dieser Thread vor Augen führt. Ich habe mich für Mirella Freni in der Titelrolle entschieden, an der wohl kaum ein Weg vorbeiführt. Es gibt mit ihr zwei (drei) Studioaufnahmen, unter Herbert von Karajan (Decca, 1974) und unter Giuseppe Sinopoli (DG, 1987) (der Filmversion Karajans von 1974 liegt offenbar die Tonspur der Studioeinspielung zugrunde; allerdings hat man statt Pavarotti Domingo eingefügt). Frenis Darstellung dürfte über jeden Zweifel erhaben sein. Ob es bei der späteren Aufnahme stimmliche Abnutzungserscheinungen gibt, überlasse ich den Experten. Interpretatorisch dürfte das eher noch gereifter sein. Was den Pinkerton angeht, hat man an der Seite der Freni dann tatsächlich die "drei Tenöre" als Partner zur Auswahl, singt doch Carreras in der Sinopoli-Aufnahme. Die restliche Besetzung ist in beiden Fällen sehr gut, bei Karajan u. a. Christa Ludwig und Robert Kerns, bei Sinopoli u. a. Teresa Berganza, Juan Pons und Kurt Rydl. Klanglich ist die Digitalaufnahme der analogen trotz des neuen Remasterings überlegen, auch wenn letztere beileibe nicht schlecht klingt. Die Wiener Philharmoniker unter Karajan spielen sehr gut, wenngleich es einige Unsauberkeiten gibt, die man im Studio hätte ausbessern müssen. Dagegen hat das Philharmonia Orchestra unter Sinopoli tatsächlich eine Klasse für sich und dürfte zumindest hier Referenzstatus besitzen.




    Beide Einspielungen kamen in den CD-Erstveröffentlichungen auf 3 CDs. In den Neuauflagen kommen sie mit zweien aus.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die einzige deutsche Studio-Aufnahme der Oper unter Ferdinand Leitner (DGG, 1960) wurde schon lobend genannt.


    Es gibt noch zwei deutsche Querschnitte, die mit einer guten Besetzung aufwarten:
    Aufnahme: April 1961, Berlin, Grunewaldkirche
    und dann noch diese:




    Aufnahme: August/September 1966, Berlin.


    Trotz etlicher GA in Italienisch liebe ich diese Oper sehr, wenn sie deutsch gesungen wird. Vielleicht, weil ich sie auf der Bühne erstmals so erlebt habe.


    In diesem Zusammenhang eine Frage: Kennt jemand im Forum diese Aufnahme?
    mit M. Caballé als Butterfly und B. Marti als Pinkerton; Chor u. Sinfonie-Orchester Barcelona, Dirigent: Armando Gatto.
    Es ist eine DECCA-Produktion von 1976, die aber m.W. in Deutschland offiziell nie im Katalog geführt wurde.
    Angeblich soll die Caballé hier die Butterfly als eine Art Norma präsentieren. Wenn ich mir sie auf der Bühne auch nicht als Cho-Cho-San vorstellen kann, so wäre sie doch sängerisch durchaus in der Lage gewesen, eine glaubhafte Butterfly zu singen.


    LG, Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Die Wiener Philharmoniker unter Karajan spielen sehr gut, wenngleich es einige Unsauberkeiten gibt, die man im Studio hätte ausbessern müssen. Dagegen hat das Philharmonia Orchestra unter Sinopoli tatsächlich eine Klasse für sich und dürfte zumindest hier Referenzstatus besitzen.


    In der Tat spielen die Wiener unter Karajan sehr gut. Allein der nervöse, erregte Beginn der Oper ist für mein Dafürhalten um Strecken besser als bei Sinopoli, der mir nicht stimmungsvoll ist. Karajan ist orchestral schlicht unerreicht. Mir kommt es immer sehr stark auf den Einstieg an. Die Freni war fünfzig als sie mit Sinopoli ins Studio ging. Ihre frühe Leistung kann sie leider nicht wiederholen. Und Carreras klingt schon sehr angestrengt und kratzig in der Höhe. Beide können durch Professionalität einiges wettmachen, bleiben den Rollen aber viel schuildig. Der interessanteste und aufregendste "Butterfly"-Dirigent ist für mich nach wie vor Mitropoulos. Allerdings müssen bei ihm klanglische Einschränkungen hingenommen werden. Er war halt zu früh.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • (der Filmversion Karajans von 1974 liegt offenbar die Tonspur der Studioeinspielung zugrunde; allerdings hat man statt Pavarotti Domingo eingefügt).


    Lieber Joseph II, nach meinen Informationen wurden beide Version getrennt eingespielt. Die Plattenaufnahme im Janur 1974, die Tonspur des Films, den ich nach wie vor sehr bewegend finde, im November/Dezember des selben Jahres.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Joseph II, nach meinen Informationen wurden beide Version getrennt eingespielt. Die Plattenaufnahme im Janur 1974, die Tonspur des Films, den ich nach wie vor sehr bewegend finde, im November/Dezember des selben Jahres.


    Das ließ mir jetzt keine Ruhe ;) und ich habe etwas recherchiert. Dabei stieß ich auf eine interessante Rezension.


    Dem Rezensenten dort zufolge machte Karajan gewissermaßen "anderthalb" Aufnahmen von "Madama Butterfly":


    Im Jänner 1972 entstand die Studioeinspielung für Decca im Sofiensaal in Wien mit Pavarotti als Pinkerton. Aus irgendeinem Grund entschied Unitel später im nämlichen Jahr, dass man in der Filmversion Domingo haben wollte (mutmaßlich wegen der Optik). Daraufhin wurden im September 1974 die fraglichen Stellen, in denen Domingo vorkommt, neu eingespielt. Im November und Dezember schließlich wurde der Film in den Union Film Studios in Berlin gedreht. Regisseur war Jean-Pierre Ponnelle. Vergleiche man beide Versionen, täten sich einige Unterschiede auf. Im reinen Audio wurde offenbar mehr mit der Lautstärke gespielt, im Video soll der Klang natürlicher sein.


    In einer anderen Rezension wird darauf verwiesen, dass Karajan-Biograph Richard Osborne betont, dass der Filmsoundtrack sogar komplett neu aufgenommen worden sei. Dies werde in Details auch hörbar. Freni und Kerns sängen in der Filmversion noch engagierter.


    Es bleibt also rätselhaft, was wirklich Fakt ist. Sicher ist nur, dass es nicht identisch ist.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hier eine Website, in der alle von Puccini verwendeten japanischen Lieder minutiös aufgelistet werden, inkl. Tonbespielen und Noten. Auch die heutige Nationalhymne Kimi Ga Yo ist darunter.


    Zudem findet man auf der Seite anhand der Karajan-DVD-Aufnahme genau verzeichnet, wann welches Lied vorkommt.


    Hochinteressant!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Im Jänner 1972 entstand die Studioeinspielung für Decca im Sofiensaal in Wien mit Pavarotti als Pinkerton. Aus irgendeinem Grund entschied Unitel später im nämlichen Jahr, dass man in der Filmversion Domingo haben wollte (mutmaßlich wegen der Optik). Daraufhin wurden im September 1974 die fraglichen Stellen, in denen Domingo vorkommt, neu eingespielt. Im November und Dezember schließlich wurde der Film in den Union Film Studios in Berlin gedreht. Regisseur war Jean-Pierre Ponnelle. Vergleiche man beide Versionen, täten sich einige Unterschiede auf. Im reinen Audio wurde offenbar mehr mit der Lautstärke gespielt, im Video soll der Klang natürlicher sein.


    In einer anderen Rezension wird darauf verwiesen, dass Karajan-Biograph Richard Osborne betont, dass der Filmsoundtrack sogar komplett neu aufgenommen worden sei. Dies werde in Details auch hörbar. Freni und Kerns sängen in der Filmversion noch engagierter.


    Dieser Ponnelle-Film gehörte zu den ersten Opernvideos, die ich erstanden habe, damals noch für teures Geld als Laserdisc. Meine Enttäuschung war groß, als ich feststellte, dass es sich nicht um eine abgefilmte Opernaufführung handelt, sondern um einen Film, in dem die Darsteller gar nicht wirklich singen. Damit konnte ich schon damals nichts anfangen, und da ich den Film auch ziemlich kitschig fand, habe ich diese Verfilmung bald entsorgt. Das bringt mich zu der Frage: Welches sind denn die Referenz-Aufnahmen auf DVD/Blu-ray? Ich kenne nur die DVD mit der "Butterfly" von Robert Wilson, die ich in ihrem Minimalismus sehr angenehm finde. Aber Referenz-Charakter möchte ich ihr dann doch nicht zugestehen, auch weil mich die sängerischen Leistungen nicht restlos überzeugen.


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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