Wie angedroht folgt nun der Threat über Lully's Ballette:
Das Ballet de Cour war ab 1581 bis 1669 das wichtigste musikalische Gesamtkunstwerk Frankreichs.
Das Ballett ansich hat nichts mit dem heutigen Ballett gemein, wie man es in klassicher Version von Tschaikowsky's Schwanensee her kennt.
Das Ballet de Cour war eine Representationsveranstaltung mit eindeutigen politischen Aussagen. Hier tanzten auch keine Berufstänzer - die gab es noch nicht - auch Frauen waren hier nicht zugelassen, man traute ihnen nicht zu die Eleganz der Männer zu erreichen(!)
Das Ballett war ein Tanz von Männern für Männer, neben der Ballettmusik die rein Instrumental gehalten war und den Löwenanteil der Aufführung ausmachte wurden zwischen den diversen "Entrées" Poesie vorgetragen.
Die Themen wurden hauptsächlich aus der Mythologie entnommen, die Poesie erklärte gewissermaßen was nun gleich als Tanz zu sehen war, manchmal wurden die Tänzer auch nur von Text begleitet und in einigen Fällen sogar beides - gesprochene Poesie und die Musik.
Dann gab es natürlich auch "Lieder" Airs de Cour genannt und die sehr beliebten Chöre.
1581 wurde im Grande Salle du Palais Bourbon das erste große Hofballet gegeben: "Le Ballet Comique de la Royne" die Musik stammte zum größten Teil von Lambert de Beaulieu, die ganze Inszenierung aber wurde von Baltasar de Beaujoyeulx entworfen und umgesetzt.
In der Folgezeit entstanden weiter Ballette, zur Zeit Louis XIII erreichte das Ballett seine erste Blüte, mit der Gründung der 24 Violinen des Königs wurde es nun möglich jederzeit ein großes Ballett aufzuführen.
Wichtig für diese Ballette waren natürlich auch die spektakulären Verwandlungen und Bühnentechniken, von den Kostümen ganz zu schweigen. Torelli der damals wohl berühmteste Inszinator solcher technischer Wunderwerke war schon von Mazarin verpflichtet worden.
1659 kommt dann der Designer und Machinist Carlo Vigarini nach Paris, er sollte für Lullys Werke der wichtigste Ausstatter werden.
Die Poesie zu den Balletten von Lully verfasste der heute kaum noch bekannte Dichter Isaac de Benserade.
Anders als man das von späteren Werken gewohnt ist, war es nicht üblich das ein solches Ballett nur von einem Künstler vertont wurde.
Es gab die Komponisten für die Airs de Cour (Michel Lambert ist wohl der Bekannteste) und Musiker für die Ballette und Instrumentalstücke (Jean de Cambefort, Jacques Cordier, Guillaume Dumanoir...)
Als Lully den König schon als Freund und Förderer gewonnen hatte, brachte auch er sich als Komponist von einzelnen Balletten ein.
Nach dem Sieg über die Fronde 1653 wurde das "Ballett Royal de la Nuit" gegeben, hier tanzte der König die aufgehende Sonne - auf eine Musik von Lully.
Bei diesem Ballett arbeiteten aber noch die alten Meister mit, wie Cambefort oder Boesset.
Erst mit dem "Ballet Royal du Temps" von 1654 wurde Lully zum Federführenden Komponisten (diese Ballett wird auch erst als LWV 1 gerechnet)
1655 folgte das "Ballet Royal des Plaisirs", wieder ein riesen Erfolg.
Eigentlich sind es diese Ballette, die Lully von 1654 an bis 1669 für den König schrieb, die den größten Teil seines Schaffens ausmachen.
Das Ballett "Hercule Amoureux" wurde berühmt da hier der König als Apollo auftrat, er verkörperte die Sonne.
Der Hof war so begeistert, dass sie "Lang lebe der Sonnenkönig" skandierten. So kam Louis XIV übrigens zu seinem Spitznamen.
Nur noch zwei Mal sollte Louis XIV als Sonne auftreten, im Ballett de Flore und in der Ballettkomödie "Les amants magnifiques", doch da gab er dann das Ballettanzen auf.
Ein Zeitzeuge berichtet, er sei über der schweren Choregraphie "ganz krank geworden" Andere behaupten er habe eine Stelle in einem Buch gelesen, dass Nero sich als Schauspiel seinem Volke darbot - das soll ihn veranlasst haben das Tanzen sein zu lassen - freilich nicht bei den Bällen am Hof.
Fakt ist aber, 1661 mit der Machtübernahme des Königs gründete er die Akademie der Musik und des Tanzes - Lully verpflichtete nun auch Damen zum Tanz und um 1670 gab es dann genug professionelle Tänzer. Louis musste erkennen, dass Andere eben besser waren.
Während der 60er Jahre arbeitete er ja intensiv mit Molière zusammen, dennoch enstanden auch in dieser Zeit viele Ballette.
Das letzte große Hofballett war "Le Triomphe de l'Amour", auch eines der populärsten Werke Lullys. Der König bestellte es um die schöne Zeit der Ballette noch einmal aufleben zu lassen, doch nicht er selbst seine Kinder tanzten dort.
Hier alle Ballette im Überblick:
1654 Ballet Royal du Temps
1655 Ballet Royal des Plaisirs
1655 Ballet Royal des Bienvenus
1655 Ballet Royal de la Reverente des habits
1656 Ballet Royal de Psyché
1656 Ballet Royal du Galanterie du Temps
1657 Ballet Royal de l'Amour malade
1658 Ballet Royal d'Alcidiane et Polèxandre
1659 Ballet Royal de la Raillerie
1660 Ballet Royal de Xerxes (als Ballet für die gleichnamige Cavalli Oper)
1660 Ballet Royal de Toulouse
1661 Ballet Royal de l'Impatience
1661 Ballet Royal des Saisons
1662 Ballet Royal des sept Planetes, ou Hercule Amoureux (Für die Cavalli Oper Ercole Amante)
1663 Ballet Royal des Arts
1663 Mascarade ridicule - ou les noces de village
1664 Ballet Royal de l'Amour déguisés
(1664 Le Palais d'Alcine / Ballet des Saisons für die "Freuden der verzauberten Insel")
(1664 Zwischenaktmusik für Corneilles "Oedipe")
1665 Mascarade du Captaine, ou l'Impromtu
1665 Ballet Royal de la Naissance de Vénus
1665 Ballet Royal des Gardes
1666 Le Triomphe de Bacchus dans les Indes
1666 Ballet Royal des Muses
1668 Le Carnaval
1669 Ballet Royal de Flore
1670 Le Ballet Royal des Nations (gehört zu Le Bourgeois Gentilhomme)
1671 Psyché (eine Verbindung zwischen Ballett und Tragödie - Vorentwurf zur großen Oper)
1675 Le Carnaval / Mascarade du Roy
1681 Le Triomphe de l'Amour
1685 Le Temple de la Paix
Nur eine Handvoll dieser Werke wurde bisher eingespielt und dann auch nur in Auzügen:
Lully - Ballet Music for the Sun King
Aradia Baroque Ensemble / Mallon
Naxos
(Auszüge aus den Balletten "Xerxes" "Alcidiane et Polèxandre" "Les Plaisirs" und "L'Amour malade")
Eine schöne Auswahl von seinen frühen Werken am frz. Hof, die Interpretation ist ganz gut, leider etwas "lasch".
Lully - Le Ballet Royal d'Alcidiane et Polèxandre
Ensemble la Folia / de la Fuente
Arion
Die Aufnahme ist nun schon etwas älter (1977) die Spielzeit der CD ist auch etwas kurz, aber die Interpretation ist annehmbar.
Lully - Ballet Royal de Flore
La Simphonie du Marais / Reyne
Accord (Lully, ou le musicien du Soleil Vol.III)
Das einzig vollständig aufgenomme Ballet - sogar mit der Poesi von Benserade - ein Muß!
Lully - Idylle sur la Paix / Le Temple de la Paix
La Simphonie du Marais / Reyne
Accord (Lully, ou le musicien du Soleil Vol. I)
Auch wenn dieses Werk eher Vokal ist, so gehört es dennoch zu den Balletten - der Text stammte hier von Racine.
Die Interpretation ist solide.
Lully - Le Triomphe de l'Amour
La Simphonie du Marais / Reyne
Accord (Lully, ou le musicien du Soleil Vol. V)
Eines der wichtigsten Werke Lullys komplett in guter Ausführung - was will man mehr.
in Vorbereitung (und von mir mehr als ersehnt):
Lully - Le Marriage de Louis XIV
La Simphonie du Marais / Reyne
Accord (Lully ou le musicien du Soleil Vol. VII)
(Auszüge aus "Hercule amoureux", "Xerxes" und "Toulouse")
Die Interpretation der Simphonie du Marais ist zwar im Großen und Ganzen recht gut, nur leider ist das Orchester etwas klein, sie halten sich an díe Besetzung der "petit Bande" dem Elite Orchester Lullys das er für das Musizieren innerhalb des Schlosses verwendete. Aber eigentlich wurde das große Hoforchester bei solchen Werken verwendet - die Petit Bande kam nur zum Einsatz zur persönlichen Zerstreuung des Königs.
Hoffentlich folgen noch viele weitere Einspielungen