Da ich den Eindruck gewonnen habe, dass es zur musical correctness und zum guten Ton gehört, die Mozart-Einspielungen des wirklichen Ausnahmepianisten Arturo Benedetti Michelangeli negativ zu beurteilen, muß ich das Bekenntnis ablegen:
Ich halte seine Interpretation von KV 466 (mit dem NDR-Orchester unter Cord Garben) für großartig, nahezu unvergleichlich!
Während man ABM ansonsten einen an Ästhetizismus angrenzenden Schönheitskult vorzuwerfen pflegt (in diesem Sinne auch ansatzweise Joachim Kaiser), lautet die Kritik an seinem Mozart, das klinge ja eher nach Rachmaninoff (so John Elliot Gardiner).
Ich persönlich bin der Meinung, daß ein kraftvolles, wuchtiges Spiel, wie es zumal in KV 466 zu hören ist, dem Charakter des Werkes durchaus entspricht. Allenfalls beim 2. Satz (mit Ausnahme des schnellen Mittelteils) ist mir der Anschlag zu stark, was aber auch aufnahmetechnisch bedingt sein kann. Ansonsten habe ich die Evidenz: Ja, so muß es sein!
Unter vergleichsweise herangezogenen Aufnahmen ist mir z.B. Moravec, den ich sonst sehr schätze, zu schwach, Brendel empfinde ich hier als beinahe nichtssagend, Gieseking tönt mir zu "französisch" (jener Mittelteil im zweiten Satz ist nun einmal keine impressionistische Studie über Reflexe auf dem Wasser oder fallende Blätter, sondern eine hochdramatische Angelegenheit, vielleicht der Hereinbruch des Todesgedankens in idyllische Jugenderinnerungen?). Ganz zufrieden bin ich außer ABM eigentlich nur mit Gulda.
Ich möchte nun die geneigten Leser bitten, mir die Kritikpunkte an der von mir favorisierten Einspielung zu nennen. Ich zähle mich durchaus zu den Bekehrbaren!