Traviata, 30.9.2008, HBF Zürich

  • Di, 30.09.08 20:05 - 23:00 Live auf ARTE und SF1


    Verdi: "La Traviata" im Hauptbahnhof Zürich


    Liebe Opernfreunde,


    ich habe die Beiträge nun an den richtigen Ort verpflanzt.


    Liebe Grüße Peter

  • Moin,


    Di, 30.09.08 20:05 - 23:00 Live auf ARTE und SF1


    Verdi: "La Traviata" im Hauptbahnhof Zürich
    (Nein keine Bühne, der komplette Bahnhof dient als Bühne)


    Eva Mei (Violetta Valery), Vittorio Grigolo (Alfredo Germont), Angelo Veccia (Giorgio Germont)


    Dirigent: Paolo Carignani
    Regie: Adrian Marthaler
    Orchester des Opernhaus Zürich

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Danke für den Tip -alte Schreibweise- !


    wär mir wieder durch die Lappen gegangen ..........


    Gruß
    vom Rhein

    Die Weisheit Des Lebens Besteht Im Ausschalten Der Unwesentlichen Dinge
    -- aus china --

  • ich kenne keine Fernsehzeitung, die das ZDFtheater Programm komplett abdruckt ?!


    im Oktober läüft um 10 oder 15 Uhr Millöcker´s Gasparone und um 9 bzw. 14 Uhr Haydn`s Schöpfung

    Die Weisheit Des Lebens Besteht Im Ausschalten Der Unwesentlichen Dinge
    -- aus china --

  • Sagitt meint:


    Marthaler- abgefahren.


    Traviata im Züricher Hauptbahnhof.


    Klang, wie bei schlechtern Aufführung aus Italien, live


    wie dekonstruiere ich gründlich eine Oper ?


    Ab mit ihr in den Hauptbahnhof.


    Erster Akt vorbei
    Mai hat sich gegen die hohe Töne entschieden. War es wohl zu zugig ?


    Marthaler hat sich an Grundlärm gewöhntl


    Ich nicht.



    PS bei mir funktioniert der Arte chat nicht. Ob die sich nicht trauen ?!

  • Möchte nur darauf hinweisen, dass nicht etwa der Regisseur Christoph Marthaler für dieses fragwürdige "Event" verantwortlich zeichnet, sondern ein gewisser Adrian Marthaler.
    Im übrigen schalte ich wieder ab. Ich finde abgefilmte Oper eh schon immer eklig (weil viel zu nah dran); so ist es dann gleich noch alberner. Vertane Lebenszeit.


    Grüße,
    Micha

  • Zu dieser Übertragung der "Traviata" aus dem Zürcher Hauptbahnhof gab es schon frühzeitig Hinweise hier im Forum:


    Ein Flop - Verdis "La Traviata"


    und


    Opernaufführungen als Übertragungen per Rundfunk und Fernsehen


    LG


    :hello: :hello:



    PS: Adrian Marthaler war bis vor kurzem Programmdirektor, dann Kulturleiter beim Schweizer Fernsehen, heute ist er freischaffender Künstler.
    Er ist übrigens der Bruder von Christoph Marthaler.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich finde es erstaunlich, daß sich auch Alt-Taminos schon während der Übertragung zu Stellungnahmen und Urteilen hinreißen lassen. Und die Neuen machens einfach nach, mit übertriebener Wortwahl. Ich konnte an der Aufführung nichts ekliges finden, auch nichts albernes. Und meine Lebenszeit war auch nicht vertan. Im Gegenteil.


    Nachdem ich mir die ganze Aufführung angesehen hatte, konnte ich für mich konstatieren, daß das Züricher Experiment durchaus gelungen ist. Oper mitten im Leben bei den Menschen, die sich zufällig oder bewußt im und am Bahnhof aufhielten. Momentaufnahmen ohne Frackzwang und Roben mit hohem Erinnerungswert.


    Die erlebte Violetta mit tiefem Abgesang in ihrer großen E' strano! -Arie war mir allemal lieber als wenn sie ihre Höhe verkorkst hätte. Bei der kalt-zugigen Atmosphäre war diese Entscheidung von Eva Mei für mich die richtige. Ansonsten sang sie ohne Fehl und Tadel.


    Vom 31-jährigen Alfredo werden wir noch mehr hören. Vittorio (nomen est omen) Grigòlo ist zweifelsohne auf dem Weg nach oben. Sängerisches Potential und Bühnenpräsenz lassen noch Großes erwarten.


    Angelo Veccia als Giorgio Germont entledigte sich seiner Aufgabe mehr als passabel, wenngleich sein etwas gaumiges Singen zunächst gewöhnungsbedürftig war.


    Die kleinen Rollen und der Chor in guter Züricher Tradition gut besetzt, das Orchester mit den örtlichen Schwierigkeiten sehr gut zurechtgekommen. Was will man von einem solche Abend mehr?


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Ich konnte an der Aufführung nichts ekliges finden,


    Mein Lieber,


    das habe ich bewusst subjektiv formuliert. Es ist meine ganz persönliche Macke, dass ich Sänger nicht gerne beim Singen aus unmittelbarer Nähe sehen mag. Deshalb meide ich Fernsehoper. Diese persönliche Macke muss aber natürlich niemanden interessieren.


    Hier habe ich trotzdem kurz reingeschaltet, weil ich einfach wissen wollte, wie das geht und was das soll, Oper auf dem Hbf. Dass die Leute, die da waren, es gut fanden, ist ja okay. Dass sie zufällig da waren, bezweifle ich. Das wird schon vorher publik gemacht worden sein, oder? Dass man mit einer solchen Veranstaltung endlich wieder mit der Oper die Nähe zum normalen Menschen herstellt, der sich nicht ins Opernhaus traut, weil er nicht die richtigen Klamotten dafür zu haben glaubt - das halte ich, Verzeihung, für Sozialkitsch. Und Sozialkitsch taugt heutzutage wunderbar zum Event, oder zur Begründung eines solchen.


    Und eigentlich wollte ich nur Christoph Marthaler, den ich zumindest in den Neunzigern großartig fand, vor möglichen Verwechslungen in Schutz nehmen...


    Grüße,
    M.

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  • Hallo Siegfried,


    gegen die Qualität der Aufführung kann man wenig einwenden. Das einzige, was mich wirklich geärgert hat, war, dass kurz vor Schluss das bewegende prende queste imagine einfach weggelassen wurde, warum bloss?


    Ich habe Probleme mit der Überbetonung der location.


    Die Oper unters Volk zu bringen, ist ja ein zu begrüssendes Anliegen,


    Die location ist dann quasi die Inscenierung.


    Andererseits muss man konstatieren, dass bei der passenden location auch viel Volk an der Oper teilnimmt.


    Im chat, den arte gleichzeitig laufen liess, gab es viele Zustimmung. Wobei man allerdings schreiben muss, dass die Moderation heftig zensierte und viele Beiträge einfach wegließ,eher die kritischen, selbst erlebt.


    Es ist eine Diskussion wert, ob in solche Aufführungen die Zukunft der Oper liegt ? Das ältliche Publikum in den Opernhäusern wird aussterben und es ist sehr fraglich, on genügend Jüngere kommen werden.
    So waren Menschen Zeugen und auch am Fernseher sassen offensichtlich Menschen, die sonst keinen Zugang zur Oper haben.


    Schöne Grüsse


    hans

  • Die Traviata im Bahnhof war rückblickend auch für mich ein gelungenes Experiment.


    Als ich im Arte-Programmheft zum ersten Mal davon las war ich reichlich skeptisch. Sub-Dirigenten, InEars, künstliches Delay - nun ja - die Erwartungshaltung im Vorfeld war nicht groß.


    Aber die Rechnung ging auf: Die Atmosphäre passte zur Inszenierung. Die Darsteller Eva Mei und Vittorio Grigòlo gingen mit Lust, Witz und Engagement an ihr Spiel. Und der Musikalische Rahmen war durchaus nicht schlecht.


    Aber das Beste jedoch waren die Zuschauer! Immer wieder schwenkte die Kamera in das Publikum und fing erfreute bzw. ergriffene Gesichter ein. Gerade das sollte erreicht werden - Publikum ohne Schwelle zu erreichen und ihnen - wie hieß es so schon in einem der Interviews - "den Opernvirus" einzupflanzen.


    Ich fand es eine tolle Sache! :yes:


    MFG


    JH.

  • Hallo alle zusammen :hello:


    ich fand die Aufführung wunderschön
    mit dem Publikum dabei und die Sänger mit darunter- ich bin noch immer ganz fasziniert :jubel:


    perfekt


    Liebe Grüsse
    Paul? :angel:

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Armer Verdi, der sich nicht wehren kann. :(


    :hello: Herbert.


    Ich habe die Ausstrahlung nicht angesehen, weil ich meine, keine Popularisierungsnachhilfe in Sachen Oper oder TRAVIATA zu brauchen, weder von einem PRETTY WOMAN noch aus einer Bahnhofshalle, ABER:


    Dem "armen Verdi" wäre es wahrscheinlich lieber, wenn ihm solche Experimente neue Hörer gewinnen, als wenn er zusehen müsste, wie mehr als hundert Jahre nach seinem Tod eine zunehmend schrumpfende "Elite" ihn als unantastbares Denkmal auf ein Podest stellt, auf dem er nie stehen wollte.


    Seine Kreationen sind voller mitfühlend geschaffener Kreaturen, die fordern, dass man mit ihnen leidet und nicht, dass man sie auf die bloße Kunstfertigkeit des schönen Tons und der geschmackvoll historischen Ausstattung reduziert. Beides ist hilfreich als Transportmittel, nicht aber als Ziel. Wenn diese Darbietung erreicht hat, dass manche Leute eine neue Sicht auf das Werk bekommen und Einzelne davon ergriffen wurden - manches scheint ja dafür zu sprechen -, dann kann ich nur sagen:


    Weiter so und mehr davon!


    Auch dann, wenn es mir selbst nicht gefallen würde, weil der Rahmen mich zu sehr vom Eigentlichen ablenkt.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Oft wird hier im Forum vom Originalklang, oder vom Interpretationswunsch des Komponisten gesprochen. Wo war denn der Originalklang ? Wo war denn die Musik Verdis, die hier mit andauernden, außermusikalischen Geräuschen durchsetzt war ? Wo war der Wille des Komponisten, der sein Leben lang gegen Freilichtauführungen seiner Opern protestierte, was man in seinen Biefen nachlesen kann ? Das solche Events klassikferne Menschen zu Opernliebhabern machen können, wage ich zu bezweifeln.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Die Oper unters Volk zu bringen, ist ja ein zu begrüssendes Anliegen,


    Zitat

    Original von jhande
    Publikum ohne Schwelle zu erreichen


    Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    eine zunehmend schrumpfende "Elite" ihn als unantastbares Denkmal auf ein Podest stellt


    Liebe Leute,
    wir sind doch nicht mehr in den Siebzigern. Unsere Opernhäuser sind längst barrierefrei. Wenn das "Volk" nicht kommt (was übrigens ja nicht stimmt), liegt das nicht daran, dass die Sache zu fein oder zu teuer oder zu elitär sei. Wer kommen möchte, kommt. Einstiegsdrogen bieten Dreitenöre, Telekom- und Pastawerbungen reichlich. An mangelnder Popularisierung von Operngesang in den letzten Jahren kann's wirklich nicht liegen.
    Ich möchte mal kurz zitieren, wie Arte im www diesen Unfug (ja) rechtfertigt:


    Zitat

    Original von "www.arte.tv"
    Oper ist ein sehr elitärer Raum geworden. Wenn man sich zum Beispiel die Salzburger Festspiele ansieht, ist das so teuer, dass sich das ein Durchschnittsbürger nicht mehr leisten kann. Und deshalb ist es richtig, die Oper zu verlassen und dem Bürger, der mit seinen Steuern all diese Dinge finanziert, so ein Erlebnis zu ermöglichen.


    Das ist ganz einfach dummes Gerede! Im gerade gewählten „Opernhaus des Jahres“ in Essen kosten die preiswertesten Karten je nach Vorstellungskategorie zwischen 11 Euro und 15,95 Euro. Ein paar Kilometer weiter beim Musical „Starlight Express“ in Bochum kostet die preiswerteste Karte (für die Vorstellungen am Mittwoch, Donnerstag und Sonntagabend) 29,90 Euro. Schrecklich elitär, diese Musicals, oder? Wenn wir finanziell argumentieren: doppelt bis dreimal so elitär wie die Oper.


    Das ist das eine. Das andere ist: was haben denn die Leute am Zürcher Hbf eigentlich erlebt? Noch mal arte:


    Zitat

    Original von "www.arte.tv"
    An keiner Stelle des Bahnhofs wird man alles hören können – die Zusammenführung von Musik, Gesang und Spiel findet erst auf dem Bildschirm statt. (...) Obwohl die Sänger und Dirigenten überall im Bahnhof das Orchester hören müssen, kann die Oper nicht in die große Halle übertragen werden, da sie ja – mit einiger Verzögerung – wieder von den Mikrophonen aufgenommen und in die Livesendung eingespeist würde: Unerträgliche Rückkoppelungen wären die Folge. Alle Beteiligten müssen deshalb per In-Ear-Kopfhörer miteinander verbunden sein, Techniker wie Künstler. Hieraus resultiert, dass die Pendler und Passanten im Hauptbahnhof nicht dieselbe Tonqualität genießen werden, wie das Fernsehpublikum zu Hause.


    Es hat auf dem Bahnhof offenbar niemand eine Oper gesehen. Man hat zufällige Häppchen vorgesetzt bekommen, und war ansonsten Statist für eine TV-Inszenierung. Wäre interessant, einen Bericht von jemandem zu hören, der dabei war. Ich habe den Eindruck: Ernst genommen wurde das "Volk" hier nicht.


    Bleibt die Frage: hat's denn ästhetisch was gebracht, hat die Inszenierung auf dem Bahnhof den Blick aufs Werk geschärft?
    Nochmal arte (aus dem Interview mit dem Fernsehregisseur):

    Zitat


    Dass die Wahl auf den Bahnhof fiel, lässt sich auch inhaltlich begründen: Die Abschiedsszene von Alfredo und Violetta findet zum Beispiel im Zug statt und Violettas Haus ist ein Kaffeehaus.


    Man beachte das Wort "auch". Das scheint ja wirklich ein ausgefeilter Interpretationsansatz gewesen zu sein.


    Und Jacques Rideamus: wie kannst du denn für andere ("Volk"?) gutheißen, was du für dich ablehnst? Ist das nicht (und ich will dich, gerade dich, wirklich nicht anpissen damit, aber: ) unbewusst etwas arrogant gedacht?


    "Zuckererbsen für Jedermann" heißt: Das ganze Werk in optimaler Qualität und in ernsthaft durchdachten Interpretationen präsentieren. Und jeder kann kommen.


    Viele Grüße,
    Micha


  • Lieber Micha,


    danke für die persönliche Schonung, aber so empfindlich bin ich gar nicht. :no:


    Den inkriminierten Satz habe ich mir in Erwartung einer derartigen Retourkutsche aber durchaus überlegt. Ich glaube in der Tat, dass jemand, der Vier-Sterne-Menüs kennt, nicht unbedingt auch ein Schweineschnitzel im Wirtshaus essen muss um nicht als arrogant zu gelten. Jedenfalls solange er nicht den Anspruch erhebt, im Gegensatz zu anderen nur solches zu bekommen. Wenn aber ein solches Schnitzel einer/m Magersüchtigen zum Essen verhelfen kann, warum nicht? Wenn sich dann herausstellt, dass es nicht hilft, sollte man derartige Versuche allerdings wieder sein lassen.


    Ich glaube nicht, dass man einem Werk mehr abgewinnen kann, wenn man es nur als Stückwerk mitbekommt. Aber vielleicht hilft es beim Einstieg. Im parallel laufenden "Erstausstattungsthread" wird ja genau das zuweilen empfohlen. Aber ich werde mich hüten, über eine konkrete Darbietung zu urteilen, die ich nicht kenne. Mir ging es hier nur um das Prinzip, dass derartige Experimente legitim sind, selbst wenn sie m. E. zum Scheitern verurteilt sind. Da viele, die die Aufführung miterlebten, sie offenbar als Erfolg ansehen, scheint es sich - wenigstens als einmaliger Versuch - gelohnt zu haben. Das ist doch schon mal was.


    Im Übrigen stimme ich Dir - nicht nur, aber vor allem - in Deinem letzten Satz vollauf zu. Natürlich wäre es am besten, wenn jedermann/frau Zuckererbsen in bester Zubereitung genießen kann, und sei es nur, weil man realisiert, dass man sie mit seinen Steuern ohnehin teilweise mitbezahlt, ob man will oder nicht, während die Bezahlung der Musicals ganz der eigenen Entscheidung überlassen sind. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber Fliegen ist ja, wenn man alle vom Staat absorbierten Folgekosten bedenkt, auch nicht billiger als die Bahn, nur weil die Tickets es sind.


    @ Herbert
    Auch Du hast natürlich einen richtigen Punkt aufgegriffen. Nur bewerte ich eben ein Wirtshausschnitzel mit anderen Kriterien als ein Sternemenü und maße mir auch das Recht an, das zu tun, solange niemand zu dem einen oder anderen gezwungen wird.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Sagitt meint:


    Der Einwand, das " Volk" war Statist, hatte allenfalls irgendeinen Fetzen irgendeines Klangbreis, ist beachtlich.


    Also war es doch wohl eher eine Show für arte, die ihn ihrem durch Moderation gesteuerten chat ja vor allem die begeisterten Stimmen "durchgelassen " haben.


    Vielleicht ist eine Opernkarte keine Frage der Kosten, aber die Barriere ist die Oper als solche.


    Zählt doch einfach diejenigen, die erkennbar unter 50 Jahren sind, und fragt euch, ob irgendeine Aufführung mit denen, die verbleiben, noch stattfinden könnte ?


    Nicht , dass ich so ein Event für künstlerisch wertvoll hielte ( man spart quasi die Inscenierung) und Verdi würde ich nach meinen Kenntnissen über diesen Menschen auch nicht zu den Befürwortern rechnen.


    Es vielleicht die grundsätzliche Frage nach dem Fortbestand einer Oper, ausserhalb von Gross-Städten, wo man die Häuser vielleicht füllen kann.

  • Ich verstehe diese künstliche Aufregung der selbsternannten Wächter der "hehren Kunst" beim besten Willen nicht. Wem wurde mit diesem interessanten und in meinen Augen auch gelungenen Experiment geschadet? Verdi? Da lachen doch die Hühner! Der Oper?? Inwiefern dieses? Ist jetzt der "echte" (elitäre ;) ) Opernfan durch dieses Spektakel so geschockt bzw. nachhaltig geschädigt, dass er nie wieder einen Fuß in ein Opernhaus setzt???
    Aber vielleicht hat jetzt der eine oder andere Zaungast doch Blut geleckt. (Und sei's nur, um den doch recht schnuckeligen Alfredo noch einmal zu erleben - Sekundärmotivation funktioniert auch in der Oper ;) :D )
    Was das Bahnhofspublikum betrifft, von dem es hier hieß, das seien doch gar keine "normalen Leute" (sprich zufällig Vorbeikommende)gewesen: Klar werden viele durch die mediale Berichterstattung neugierig geworden und hingegangen sein - aber gerade diese Menschen sollten doch angesprochen werden!! Oder glaubt ihr im Ernst, dass ein regelmäßiger und begeisterter Operngeher sich freiwillig in eine zugige Bahnhofshalle stellt, um dort genau die Sänger in mieser Tonqualität vorgesetzt zu bekommen, die er im Opernhaus bequem und warm sitzend erleben kann? Da lachen die Hühner zum zweiten Mal!
    Denn jeder weiß, dass eine Freiluftverantaltung nie mit einer "richtigen" Opernvorstellung mithalten kann, was den Sound betrifft. Aber rein künstlerisch steht diese "Traviata" zumindest für mich turmhoch über den Opernevents von St. Margarethen, aber dort befürchtet niemand den Untergang des Abendlandes. Denn klar: Wo kitschige Kulissen, findet Oper statt, Rückkoppelungseffekte (Die sind in Margarethen grausam!) und B-Sänger spielen dann keine Rolle mehr.
    Für mich war diese Bahnhofs-Traviata eine gelungene Werbeveranstaltung für die Oper, und genau das sollte es ja auch sein.
    lg Severina :hello:


    PS: speziell für Siegfried: Vittorio Grigoli hat eben in Zürich einen tollen EDgardo gesungen, von dem wird man in der Tat noch hören!! :yes: :yes: :yes:

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  • Hi!


    es wurde ja ohnehin nicht schön geredet
    in einem Interview während einer Pause wurde ganau das gesagt, dass es eine Inszinierung für das Fernsehen ist und dass die Zuschauer am Bahnhof unmöglich alles sehen können
    Zuschauer wurden befragt und haben sich genau darübe rnicht beschwert sondern waren froh und "glücklich" dabei zu sein und somit Teil des Ganzen.



    LG Paul?

  • Hallo zusammen,


    meiner Meinung nach war dieses Experiment ein sehr gelungenes. Man hat sich den ganzen Ablauf so akribisch durchdacht und den Zuschauern den Inhalt der Oper erklärt, das diese, selbst wenn sie noch nie eine Oper gehört haben, den Inhalt nachvollziehen konnten. (Ich gehe jetzt davon aus, das die im Fernsehen übertragenen Aktzusammenfassungen auf der großen Bildschirmwand im HBF verfolgt werden konnten.


    Sicher war es für das Orchester und die Sänger auch ein riesiges Wagnis, das sie aber mE nach hervorragend gemeistert haben.


    Zitat

    original Siegfried
    Vittorio (nomen est omen) Grigòlo ist zweifelsohne auf dem Weg nach oben. Sängerisches Potential und Bühnenpräsenz lassen noch Großes erwarten.


    Er schien mir anfänglich etwas verhalten, kann natürlich an den ganz zum Anfang aufgetretenen Tonübertragungsschwierigkeiten gelegen haben. (einige Sänger waren anfänglich sehr leise zu hören) Ich war wie Du von seiner sängerischen wie auch schauspielerischen Leistung sehr angetan.


    Zitat

    original severina
    Und sei's nur, um den doch recht schnuckeligen Alfredo noch einmal zu erleben


    Es schadet halt nichts, wenn ein Sänger auch gut aussieht. Natürlich sollte er auch singen können, sonst nutzt das ganze gute Aussehen wenig. Jedenfalls für uns. :D Ich fand ihn wie schon geschrieben sehr gut.


    Angelo Veccia als Giorgio Germont hat mir am besten gefallen. Irgendwie passte sein Timbre perfekt in das Umfeld des HBF. Das klingt jetzt vielleicht abwertend, so nach dem Motto: Ach, ein Penner hat auch mitgesungen, ist aber ganz und gar nicht so gemeint. Sein Timbre hat etwas von Eisen, fest und unerschütterlich. (Nehmt mich auseinander wenn ihr wollt, aber ich kann es nicht besser beschreiben.)


    Zitat

    original severina
    Für mich war diese Bahnhofs-Traviata eine gelungene Werbeveranstaltung für die Oper, und genau das sollte es ja auch sein.


    d'accord


    LG


    Maggie

  • Liebe Severina,
    wer regt sich denn auf ? Ich jedenfalls nicht. Wenn ich meine Meinung äußere, ist das doch keine Aufregung. Ich glaube, die Einzige die sich aufregt bist Du, weil Du der Meinung bist, wir anderen hätten uns aufgeregt. :D


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Habe leider nur einen Teil des letzten Akts mitbekommen, denn bei unserm Satelliten haben sie wohl das deutsche Arte-Programm verschwinden lassen und bis ich den französischen Sender ungefähr auf Kanal 246 fand, bin ich oft hängen geblieben.


    War dann erst einmal ziemlich irritiert, als Violetta in einem Café saß und nicht sterbend im Bett lag, auch "normale" Leute um die Ecke schauten und fotografierten. Später nervte mich der blinkende Sanitätswagen etwas, aber da konnte ich mich in diese Bahnhofs-Inszenierung schon ein wenig besser hineinversetzen. Fand natürlich den Vittorio Grigoli auch hörens- und ansehenswert (noch dazu ist er sehr kräftig :jubel:), obwohl mich die Mikrophone gleich wieder ziemlich abschreckten, aber er scheint ja auch "ohne" gut zu singen.


    Für mich ist so ein Event wohl nichts, außer ich wäre gerade ganz zufällig in Zürich angekommen, denn dann hätte ich dieses "Spektakel" sicher gerne mitgenommen. Eine Freundin erzählte heute auf jeden Fall mit großer Begeisterung von dieser Traviata-Übertragung und wollte sich gleich "richtige" Opernkarten besorgen ;)

    :hello: Ingrid

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Oft wird hier im Forum vom Originalklang, oder vom Interpretationswunsch des Komponisten gesprochen. Wo war denn der Originalklang ? Wo war denn die Musik Verdis, die hier mit andauernden, außermusikalischen Geräuschen durchsetzt war ? Wo war der Wille des Komponisten, der sein Leben lang gegen Freilichtauführungen seiner Opern protestierte, was man in seinen Biefen nachlesen kann ? Das solche Events klassikferne Menschen zu Opernliebhabern machen können, wage ich zu bezweifeln.


    :hello:Herbert.


    Entschuldige, lieber Herbert, aber für mich klingt dein Statement schon ein wenig nach Aufregung :angel: Und wenn ich dann bei anderen etwas von "fragwürdigem Experiment" "eklig" usw. lese, verstärkt das meinen Eindruck.
    Ich habe mich übrigens gar nicht aufgeregt, sondern auch nur meine Meinung geäußert.
    Fazit: Niemand hat sich aufgeregt (Verdi ganz bestimmt auch nicht ;) ), alles ist in Butter! :angel: :angel: :angel: :angel: :angel:
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Ingrid
    Habe leider nur einen Teil des letzten Akts mitbekommen, denn bei unserm Satelliten haben sie wohl das deutsche Arte-Programm verschwinden lassen und bis ich den französischen Sender ungefähr auf Kanal 246 fand, bin ich oft hängen geblieben.


    War dann erst einmal ziemlich irritiert, als Violetta in einem Café saß und nicht sterbend im Bett lag, auch "normale" Leute um die Ecke schauten und fotografierten. Später nervte mich der blinkende Sanitätswagen etwas, aber da konnte ich mich in diese Bahnhofs-Inszenierung schon ein wenig besser hineinversetzen. Fand natürlich den Vittorio Grigoli auch hörens- und ansehenswert (noch dazu ist er sehr kräftig :jubel:), obwohl mich die Mikrophone gleich wieder ziemlich abschreckten, aber er scheint ja auch "ohne" gut zu singen.


    Für mich ist so ein Event wohl nichts, außer ich wäre gerade ganz zufällig in Zürich angekommen, denn dann hätte ich dieses "Spektakel" sicher gerne mitgenommen. Eine Freundin erzählte heute auf jeden Fall mit großer Begeisterung von dieser Traviata-Übertragung und wollte sich gleich "richtige" Opernkarten besorgen ;)

    :hello: Ingrid


    Liebe Ingrid!


    Womit ja der Zweck perfekt erfüllt ist! :] Denn genau solche Menschen sollten ja angesprochen und animiert werden, nicht wir alte Opernhasen. Ich würde mir die "traviata" sicher auch nicht am HBF, sondern im Opernhaus Zürich anschauen, aber um uns geht es ja nicht ;)
    lg Severina :hello:

  • Ich vertrete die gleiche Meinung,wie Severina und Maggie.
    Dieses Experiment halte ich für sehr gelungen.
    Die anfänglichen Tonschwierigkeiten waren für mich nur kleine
    Schwierigkeiten.
    Mir hat es gut gefallen und sogar,ihr werdet es kaum glauben,
    sogar ergriffen.
    Die Idee ist Klasse und es sollte auch zu wiederholen sein.


    Grigolo sage ich eine gute Zukunft voraus.



    @Sevi,klingt er nicht beinahe wie Beczala?


    Rita

  • ich habe angefangen mir den 1. Akt reinzuziehen.
    1.) ich bezweifle, ob durch solche "Events" der Zugang zur sog. E-Musik wirklich ermöglicht wird. Denn ästhetische Erfahrung ist eine Sache von Sprüngen, Momenten und nicht durch solch trübe Eingewöhnungsprozesse mit Eventcharakter, aber wenn es wider Erwarten dennoch gelingt durch solche Aktionen Zuhörer für die Verdi-Musik zu interessieren, dann ist das voll ok. Aber ich ziehe eine abgeschlossenen + konzentrierteren Raum vor. Vielleicht gibt es in diesem Zusammenhang irgendwelche Alternativen zu Bahnhöfen: also einerseits "Eventcharakter" mit "Fun" /"Spaß" und gleichzeitig Zugang und Konzentration auf das Werk. Das erfolgreich zusammenzubringen wäre ein echte Herausforderung für die Regie
    2.) vermutlich dürfte das TV-Publikum mehr von der musikalischen Message gehabt haben, als der Bahnhofsbesucher.
    3..) die Nebengeräusche nerven manchmal sehr beim Hören
    4.) ich finde das Orchester bis jetzt gut, besser z.B. als Rizzi vom 07.08.05 (Salzburg) und Maazel 14.11.04 (Venedig).... ich hatte immer etwas Schwierigkeiten mit "Traviata" (scheint orchestral viel schwerer zu realisieren als z.B. der Othello) , diesmal könnnte dank Carignani der Funke zu mir rüberzuspringen....


    :hello:

  • Moin,


    1. Ich musste Kinder hüten, sonst wäre ich vielleicht im TV gewesen. :D Nein ich hätte keinen Camcorder mitgenommen. :stumm:


    2. Ich habe es aufgenommen, aber nur kurz gestern reingeschaut. Das was ich gesehen habe, fand ich sehr interessant.


    3. Das Ereignis war bereits lange in Zürich bekannt.


    4. Die Sendung wurde vom Schweizer Fernsehen gemacht. Arte hat sich da nur reingehängt. In der Schweiz ist die letztjährige Aufführung der Zauberflöte (nicht die Inszenierung) von vorne und von hinten beim Publikum und der Fachpresse sehr gut angekommen. Sie haben sogar einen Medienpreis für diesen Abend bekommen. Man wollte diesmal einen nachlegen.


    5. Die Zürcher Presse war begeistert. Das Experiment war ein voller Erfolg. Die O-Töne aus dem Publikum waren nur positiv. Besonders gelobt wurde die exzellente Tonqualität im TV. Man hat ja fast nichts von den Bahnhofsgeräuschen gehört.


    6. Der Bahnhof und der Bahnbetrieb waren nicht gesperrt, aber da ca. 1000 Menschen im Bahnhof überall rumstanden, gab es fast kein Durchkommen.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast


  • Hallo Rita,
    das kann ich nach dieser von der Tonqualität doch nicht so tollen Aufnahme wirklich nicht beurteilen, dazu müsste ich Signore Grigolo auch einmal live und vor allem ohne Mikro hören. Aber vielversprechend klang er allemal, und in der Lucia (Im Opernhaus, nicht am HBF ;) ) muss er wirklich toll sein.
    lg Severina :hello:

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