Händel, Georg Friedrich: Wassermusik

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Felipe II.
    Die DVD kenne ich leider nicht ...


    Wurde als TV-Sendung schon mal gesendet, weis blos nicht in welchem Sender (ARTE ?)


    Zitat

    Original von Bernhard
    "[...] Seine königliche Hoheit schätzte das Stück so sehr, daß er es insgesamt drei mal spielen ließ [...]"


    Zitat

    Das dürfte also der Prince of Wales (späterer Georg II.) gewesen sein.


    und vormalige deutscher Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (Hannover) und nomineller Herzog von Braunschweig und Lüneburg.
    Er hat sich mit Händel wohl im wahrsten Sinne des Wortes verstanden :D


    Zitat

    Gruß aus Kurbayern in die Kurpfalz. :hello:


    Gruß zurück :hello:


    Will keine alte Wunden aufreisen, aber wer hat wem welche Kurwürde abgenommen ? :D


    P.S.: übrigens hat der (ex) Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V., sich 1624 die Unterstützung der "Hohen Pforte zu Istambul" im Kampf gegen Habsburg und die bayerischen Wittelsbacher zusichern lassen, Mustafa I. bezeugte sein Wohlwollen und ihm seine Hilfe an. Kurpfälzer und Türken als Allianz gegen Bayern und Österreich :hahahaha: :hahahaha:

  • Hallo Bernhard,


    mir ist auch in erster Linie Georg II. August von Hannover alias George II. von Großbritannien (1683-1760) als DER große Liebhaber von Händels Musik bekannt.
    Sein Vater, der knorrige Georg I. Ludwig alias George I. (1660-1727), scheint Händel ja nicht völlig verfallen gewesen zu sein. :D


    Zitat


    Will keine alte Wunden aufreisen, aber wer hat wem welche Kurwürde abgenommen ? :D


    P.S.: übrigens hat der (ex) Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V., sich 1624 die Unterstützung der "Hohen Pforte zu Istambul" im Kampf gegen Habsburg und die bayerischen Wittelsbacher zusichern lassen, Mustafa I. bezeugte sein Wohlwollen und ihm seine Hilfe an. Kurpfälzer und Türken als Allianz gegen Bayern und Österreich :hahahaha: :hahahaha:


    1623 ist für die Kurpfalz freilich ein Schreckensjahr gewesen. Aber auch nachdem man die Kurwürde 1648 restituiert hatte, kam es zu Auseinandersetzungen: Bayern behauptete ja, es habe mit der pfälzischen Kurwürde gleichzeitig die Reichsvikariatsrechte bei Kaiservakanzen übernommen; die Pfalz hingegen argumentierte, das Reichsvikariat sei ausdrücklich an die Pfalzgrafschaft bei Rhein verliehen worden, nicht an die Kurwürde an sich. Dies führte dann bereits beim Tode des nächsten Kaisers (Ferdinand III., 1657) dazu, daß sowohl Bayern als auch die Pfalz sich als Reichsvikare bezeichneten und Münzen als solche prägen ließen. Dieser Zustand besserte sich erst 1742 (!), als der Bayer Carl Albrecht als Carl VII. zum Kaiser gewählt wurde und der Pfalz dafür das Vikariat überließ. Der Schlußpunkt wurde dennoch erst 1777 gezogen, als Bayern an die Pfalz fiel und die Frage damit endgültig vom Tisch war. :D


    P.S.: Winterkönig und Sultan wär's ja gewesen. Glücklicherweise (für Habsburg) ließ sich das Osmanische Reich aber während des Dreißigjährigen Krieges zu keinem Angriff hinreissen.


    Liebe Grüße


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Moin,


    zumindestens in der Schweiz gerade wiedererschienen:



    Gefällt mir nach zweimal Hören ganz hervorragend. Noch im Laden habe ich Auschnitte im Vergleich zu Pinnock gehört, die mich sofort bewegt haben, diese Aufnahme zu kaufen.


    Ausserdem ist hier ja auch noch die Feuerwerksmusik drauf.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Radagast
    Moin,


    zumindestens in der Schweiz gerade wiedererschienen:



    Zwischenzeitlich auch in Deutschland erhältlich :yes:


    Zitat

    Gefällt mir nach zweimal Hören ganz hervorragend. Noch im Laden habe ich Auschnitte im Vergleich zu Pinnock gehört, die mich sofort bewegt haben, diese Aufnahme zu kaufen.


    Ausserdem ist hier ja auch noch die Feuerwerksmusik drauf.


    Gefällt mir ebenfalls sehr :jubel: :jubel:
    (meine 3. Händelsche Wassermusikeinspielung :] )
    Es fällt gleich auf, dass Savall mit seinem vorzüglich spielenden Le concert des nations die einzelnen Sätze entgegen der landläufig gewohnten Reihenfolge in zwei Suiten aufteilt. Einmal eine Suite, die die Stücke in D und G bündelt, die zweite Suite jene in F.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von der Lullist
    lustiger Weise wurde die Wassermusik erst in den späteren Jahren des 18. Jahrhunderts gedruckt
    die Version von 1734 enthielt nur etwa die Hälfte der Sätze, vollständig kam sie erst 1788 im Druck heraus.


    Das ist doch interessant - Händel hat die Stücke offensichtlich für schlichte Gelegenheitsmusik gehalten, und für unsere Zeit zählen sie zum Ecksäulenrepertoire der Barockmusik! Was denkt ihr denn, warum das so ist - liegt es "nur" an der melodischen Qulität von Händels Musik?


    Ich höre gerade Hogwoods Aufnahme auf LP - hat die hier noch jemand? Mir hat sie immer so gut gefallen, dass ich mir nie eine CD gekauft habe ...

  • Zitat

    Original von miguel54


    Das ist doch interessant - Händel hat die Stücke offensichtlich für schlichte Gelegenheitsmusik gehalten, und für unsere Zeit zählen sie zum Ecksäulenrepertoire der Barockmusik! Was denkt ihr denn, warum das so ist - liegt es "nur" an der melodischen Qulität von Händels Musik?


    Meines Wissens waren Teile der Musik nebst zugehöriger Geschichte von der Themsepartie schon zu Händels Lebzeiten sehr beliebt.
    "Vollständigkeit" dürfte hier ohnehin ein verfehlter Ansatz sein. Es ist meinem Eindruck eine relativ lose Sammlung von Stücken, kein einheitlich geplantes Werk. Ich weiß allerdings nicht, auf wen die Suitenanordung zurückgeht. Ich finde jedenfalls die schon genannten Aufnahmen, die sich nicht an die Suiten halten, auch ziemlich überzeugend.


    Was heute zu den Eckpfeilern der Barockmusik zählt, hängt meinem Eindruck nach häufiger von eigenartigen Rezeptionstraditionen seit Beginn des 20. Jhds. ab als von irgendeinem Stellenwert, den die Stücke zu ihrer Entstehungszeit hatten. Bachs "Air", Pachelbels "Kanon" sind ja ähnliche Beispiele...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von sagitt
    Was ist die Wassermusik ? Ganz klar ist die Quellenlage nicht. Immer wieder werden neue oder andere Stücke hinzugefügt- es sind mindestens drei Suiten.


    Das liegt daran, dass Händel seine Kompositionen wie üblich als Steinbruch benutzt und je nach Anlaß neu komponiert und ggf. den Besetzungen angepasst hat. Eine letztgültige Fassung gibt es nicht. Es war eben occasional music - bei mindestens drei Gelegenheiten wurden meines Wissens Teile der Wassermusik aufgeführt.

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54


    Das liegt daran, dass Händel seine Kompositionen wie üblich als Steinbruch benutzt und je nach Anlaß neu komponiert und ggf. den Besetzungen angepasst hat. Eine letztgültige Fassung gibt es nicht. Es war eben occasional music - bei mindestens drei Gelegenheiten wurden meines Wissens Teile der Wassermusik aufgeführt.


    Von Händels Wassermusik gibt es weder ein autographes Manuskript noch eine vom Komponisten sanktionierte Fassung. Verschiedene Fassung mehrerer Verleger (z.B.: 1725 + 1733: J. Walsh, London; 1734: D.Wright, London) in abweichenden Zusammenstellungen -darunter eine Fassung für Cembalo Solo- dieser kurzweiligen Serenadenmusik wurden verbreitet Auch welche Stücke am 17.07.1717 bei der bekannten Themsefahrt gespielt wurden, ist nicht überliefert. Diese Wassermusik war wohl eine Folge von Freiluftmusiken, für die Händel alle erreichbaren Streich- und Blasinstrumente aufgeboten hatte.
    Welche Generalbassinstrumente wohl mitgewirkt haben ? Ein Cembalo oder Truhenorgel auf einem Floß ? Oder nur Zupfinstrumentarium ?



    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Eine übliche Hypothese ist, daß ein gut Teil der Musik (z.B. die Streicher/Blockflöten-Stücke, die in der G-Dur-Suite gesammelt sind) erst für das anschließende Bankett gedacht war. Auf der Themse wurden wohl eher die von "warlike instruments" dominierten Abschnitte eingesetzt.


    Die unterschiedlichen Ausgaben verschiedener Verleger zeugen jedenfalls für die seinerzeitige Beliebtheit der Stücke.


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo Bernhard,


    ich habe mir neulich auch die Einspielung von Jordi Savall gekauft.


    Könntest Du mir vielleicht erläutern, was Du mit Deiner Aussage meinst, dass es gleich auffalle, dass Savall die einzelnen Sätze in zwei Suiten aufteilt?


    Was ist bei anderen Aufnahmen anders? Warum tut Savall dies? Hat es klangliche Gründe?


    Danke im Voraus für Deine Antwort.


    Liebe Grüße

    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

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  • Hat sich noch niemand hier diese Neueinspielung zugelegt? Noch eine Wassermusik steht nicht oben auf meiner Prioritätenliste, aber dieses Ensemble hat mir immer gut gefallen.


    Ich lese eben nochmal bei Hogwood nach: Laut der Beschreibung des Preußischen Gesandten in London, Friedrich Bonet, spielten bei der ersten Aufführung am 17. Juli 1717 etwa 50 Musiker, "welche alle Arten von Instrumenten spielten, so Trompete, Oboe, Fagott, Querflöte, Blockflöte, Geige und Baß; es waren jedoch keine Sänger dabei".
    Hogwood meint, die erste Veröffentlichung von Walsh 1733 enthielt eine Sammlung von Sätzen, die bei verschiedenen Gelegenheiten gespielt worden waren: "Aus den überlieferten Partituren lassen sich drei unterschiedliche Suiten herausschälen: Eine Suite in F-Dur (bei der erstmals zwei Hörner zum Einsatz kamen); eine Suite in D-Dur mit Hörnern und Trompeten (sowie vermutlich einer improvisierten Pauken stimme), und eine leichtere Suite in G-Dur, die wahrscheinlich für die Aufführung im Saal gedacht war und mit Querflöte, Blockflöten und Fagott besetzt ist" (Christopher Hogwood, Händel, Stuttgart 1992, S. 75-76).


    Also Einrichtung der Suiten je nach Anlaß, Möglichkeiten und Bedarf, weshalb man die Entscheidungen der Dirigenten nicht auf die Goldwaage legen sollte. Savall macht eben zwei Suiten daraus (ich habe seine Aufnahme noch nicht gehört und kenne seine Gründe leider nicht, um auf Mignons Frage einzugehen). Die meisten Dirigenten spielen eben drei, nach Tonart und Besetzung unterschieden.

  • Es gibt wie weiter oben schon gesagt, mindestens eine Aufnahme (Lamon), die ganz auf die Suiten verzichtet bzw. eine große Suite bildet. Dann fallen ein oder zwei sonst in unterschiedlichen (D-Dur/F-dur)-Versionen auftretenden Stücke weg und es gibt noch mehr Abwechslung (weil z.B. nicht alle Trompetendominierten Sätze aufeinander folgen)


    :hello:


    JR

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  • Guten Morgen


    Zitat

    Original von Mignon
    Hallo Bernhard,


    Könntest Du mir vielleicht erläutern, was Du mit Deiner Aussage meinst, dass es gleich auffalle, dass Savall die einzelnen Sätze in zwei Suiten aufteilt?


    "Die" Wassermusik wird es wohl nie gegeben haben, es gibt ja bekanntermaßen davon verschiedene Ausgaben. Ich sehe sie als Orchestersuite an, in der möglicherweise verschiedene Sätze für verschiedene Anlässe (Bootsfahrten) zusammengestellt wurden.
    Bei Savall fiel mir gleich auf, dass er die einzelnen bekannten Sätze der Wassermusik nicht in der mir von anderen Aufnahmen ( z.B.: King-Consort oder Concentus musicus) gewohnten Reihenfolge abspielt, sondern eine andere -aber weder verkehrte oder weniger reizvolle- Reihenfolge bevorzugt.



    Zitat

    Was ist bei anderen Aufnahmen anders? Warum tut Savall dies? Hat es klangliche Gründe?


    Er hat die Suiten in F und D, in denen Hörner und Trompeten den Ton angeben, wohl auf dem Wasser erklangen und als Freiluftmusik konzipiert waren, als eine "Suite I" zusammengestellt.
    Die Suite in G, mit Flöten und Streicher besetzt, erklangen wohl bei dem der Bootsfahrt folgenden "Souper", diese Sätze hat Savall als "Suite II" bezeichnet. Somit durchaus klangliche Gründen, auf dem Wasser "laute" Musikuntermalung, beim Esssen etwas "stillere" Töne.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag



    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Es gibt wie weiter oben schon gesagt, mindestens eine Aufnahme (Lamon), die ganz auf die Suiten verzichtet bzw. eine große Suite bildet. Dann fallen ein oder zwei sonst in unterschiedlichen (D-Dur/F-dur)-Versionen auftretenden Stücke weg und es gibt noch mehr Abwechslung (weil z.B. nicht alle Trompetendominierten Sätze aufeinander folgen)


    :hello:


    JR


    Auch die Aufnahme mit den Concentus musicus Wien



    unter Harnoncourt von 1978 spielt
    "The Celebrated Watermusick in Seven Parts, viz. Two French Horns, Violins or Hoboys, a Tenor and a Throrough Bass for the Harpsicord or Bass Violin, Compos `d by Mr. Handel",
    so ein Titel bei Walsh/London, als eine Suite ab.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo,


    danke für Eure Antworten.


    Deine Erklärung, Bernhard, warum Savall so handelte, leuchtet mir ein.


    Vielleicht müßte ich zum Vergleich noch eine andere Aufnahme der Wassermusik hören, um genau die Unterschiede feststellen zu können.


    Vermutlich fehlt mir das geschulte Gehör, um auf Anhieb das zu hören, was Ihr hört.


    Auf jeden Fall finde ich die Aufnahme großartig und stelle fest, dass man bei Alia Vox-Aufnahmen nichts falsch machen kann...


    Liebe Grüße


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • Zitat

    Original von Mignon
    Deine Erklärung, Bernhard, warum Savall so handelte, leuchtet mir ein.


    Vielleicht müßte ich zum Vergleich noch eine andere Aufnahme der Wassermusik hören, um genau die Unterschiede feststellen zu können.


    Vermutlich fehlt mir das geschulte Gehör, um auf Anhieb das zu hören, was Ihr hört.


    Das sind keine Subtilitäten, es ist wirklich bloß die Reihenfolge der Stücke. Savall hat sicher auch alles dabei, was sonst eingeschlossen wird. Das hörst Du auch sobald Du mal eine traditionelle Aufteilung in drei Suiten gehört hast. Und zwei oder drei Stücke können bei der Drei-Suiten-Fassung zweimal vorkommen, besonders das "Alla Hornpipe" gibts manchmal einmal mit Hörnern, einmal mit Trompeten (oder mit beiden)


    :hello:


    JR (der leider schon zuviele Aufnahmen des Stücks hat, um rechtfertigen zu können, auch noch den Savall anzuschaffen ;))

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    ich warte einfach ab, bis ich eine andere Aufnahme der Wassermusik bewusst gehört habe. Doch ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob ich wirklich einen Unterschied werde feststellen können.


    Deine Worte in meinen Ohren...


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    JR (der leider schon zuviele Aufnahmen des Stücks hat, um rechtfertigen zu können, auch noch den Savall anzuschaffen ;))


    Grosser Fehler! :stumm: :stumm:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Für Ende Oktober ist die nächste Wassermusik mit Concerto Köln auf Berlin Classics angekündigt:



    Nach den Klangschnipseln zu urteilen, könnte ich bei der endlich schwach werden - sie verwenden sogar Teile aus der Bearbeitung für zwei Cembali!
    ... auf der Chaiselongue unter dem Gemälde würde ich mich allerdings beim Hören weniger wohl fühlen ...

  • Die Wassermusik mit Concerto Köln auf Berlin Classics ist inzwischen täglich mehrfach bei mir erklungen!



    Beim Rezensenten Matthias Hengelbrock im Dezemberheft des Fono Forum kommt diese Neuaufnahme gar nicht gut weg:
    1. Er findet das Cembalo überbetont - nur weil ein Air erstmal mit Cembalo solo gespielt wird und man das Instrument im Gegensatz zu allen anderen mir bekannten Aufnahmen endlich mal hören kann? Da Händel am Cembalo gesessen haben könnte und die ersten Druckversionen in Fassungen für Cembalo erfolgten, warum nicht? Gerald Hambitzer spielt diesen halben Air so schön, daß ich mir eine ganze CD oder mehr mit den Cembalofassungen diverser Händelstücke wünsche!
    2. Findet er manche Tempi überzogen - vor allem die Bourrées und die Menuette, die Konzertmeister Anton Steck in Lullyscher Manier sehr flott angeht, was Hengelbrock anachronistisch findet.


    Ich finde die flotten Tempi in Verbindung mit der relativ kleinen Streicherbesetzung 5-4-3-2-2 sehr frisch und intim, jenseits des majestätischen Pomp, mit dem diese Musik meistens wie bei einem Staatsakt zelebriert wird. Die musikalische Verwandschaft zu Suiten von Lully bis Telemann und Fasch wird so viel besser hörbar.


    Mein neuer Favorit - noch keine Wassermusik lief bei mir so oft wie diese!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

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  • Hallo,


    nachdem ich vor zwei Wochen eine ziemlich schreckliche Aufführung der Feuerwerksmusik durch das Rotterdam Philharmonic Orchest hörte und auch mit den mir zur Verfügung stehenden Aufnahmen der Wasser- und Feuerwerksmusik auf modernen Instrumenten nicht zufrieden bin,
    meine Frage an euch Kenner:
    Welche der oben vorgestellten Aufnahmen präsentiert die Musik auf historischen Instrumenten? Oder kennt ihr andere, empfehlenswerte Einspielungen, die sich an der historischen Aufführungspraxis orientieren?


    Es freut sich auf eure Antworten


    tukan

  • Die Concerto Köln CD macht wirklich einen guten Eindruck.
    Vor allem gefallen mir die Lullyschen Verzierungen :angel:



    Aber trotzdem finde ich die Aufnahme mit dem King's Consort immer noch unschlagbar :D


    Das ist einfach eine Interpretation wie sie besser nicht sein könnte.
    Weder Savall noch Gardiner kommen da dran.

  • Meine Lieben,


    Gegen Euch bin ich nur Otto Normalverbraucher, bitte mich also nicht gleich kreuzigen, wenn ich meinen Senf dazugebe: Vor einiger Zeit erstand ich eine Aufnahme mit dem St.Petersburger Radio und TV-Orchester unter Stanislav Gorkovenko (Label: Centurion Classics 2004) Ich hatte eher auf gut Glück zugegriffen und war angenehm überrascht von der guten Wirkung.
    Bei mir findet sich dann noch von 1999 (Hungaroton) das Franz-Liszt-Kammerorchester unter Frigyes Sándor; müßte ich mir aber wieder einmal zu Gemüte führen (glaube aber mich zu erinnern, daß diese Einspielung auch recht hörenswert ist), ebenso eine Plattenaufnahme von Saphir: New Classical Philharmony unter George Randolph Warren. Der Thread macht mir Lust, nach veilen, vielen Jahren wieder einmal hineinzuhören.


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von tukan
    nachdem ich vor zwei Wochen eine ziemlich schreckliche Aufführung der Feuerwerksmusik durch das Rotterdam Philharmonic Orchest hörte und auch mit den mir zur Verfügung stehenden Aufnahmen der Wasser- und Feuerwerksmusik auf modernen Instrumenten nicht zufrieden bin,
    meine Frage an euch Kenner:
    Welche der oben vorgestellten Aufnahmen präsentiert die Musik auf historischen Instrumenten? Oder kennt ihr andere, empfehlenswerte Einspielungen, die sich an der historischen Aufführungspraxis orientieren?


    Fast alle genannten sind auf historischen Instrumenten:
    Hill, Pinnock, Harnoncourt, Gardiner, Tafelmusik, Savall, Concerto Köln usw.


    Nur die ganz oben erwähnten Maazel, Marrinner und Scherchen sowie die von Waldi gerade angeführten, sind nicht-HIP


    Die Auswahl ist selbst auf historischen Instrumenten beinahe unüberschaubar und zum Händeljahr kommen vielleicht noch ein paar dazu.


    Savall scheint ein verbreiteter Favorit zu sein, was ich gern glaube, auch wenn ich die nicht kenne.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Händels Wassermusik, einer meiner besonders konstanten Favoriten, war Gegenstand einer meiner allerersten Schallplatten. Es handelte sich um eine Einspielung des damaligen Billiglabels Concert Hall mit Pierre Boulez und dem Residentie Orkest von Den Haag. Damals war Boulez als Dirigent noch niemandem ein Begriff und auch als Komponist nur für Eingeweihte. Deshalb hüte ich die Scheibe, die begreiflicherweise meine Hörerwartung von diesem wunderbar heiteren Stück geprägt hat, wie einen Augapfel, auch wenn der ziemlich zerkratzt ist. Irgendwann hatte ich auch mal den besonders preisgünstigen Bestseller von Lorin Maazel. Den muss ich aber mal abgestoßen haben. Jedenfalls habe ich keine Erinnerung mehr dran. Auch die Suite Nr. 2 von Neville Marriner und seiner Academy, die mal in einer größeren Box dabei war, fand ich nicht mehr als gefällig, so dass Boulez lange Zeit meine Nr. 1 blieb.


    Später habe ich dann mein Hörbild mit der schon mehrfach erwähnten Aufnahme John Eliot Gardiners aktualisiert, als die mal ganz billig angeboten wurde und neben der "Feuerwerksmusik" noch mit der Ankunft der Königin von Saba aus SOLOMON gekoppelt war. Diese Aufnahme gefällt mir mir noch immer ausnehmend gut, so dass ich nie versucht war, mit diesem Stück in die Breite zu sammeln. Es gibt ja noch so viel, gerade von Händel, was ich noch gar nicht kenne.


    Also höre ich die mal wieder und nutze indessen die Gelegenheit, zum Klangvergleich ein Konzert herunter zu laden, das das Concerto Köln im Oktober in Amsterdam gab, und das ich gerade im Netz gefunden habe. Das dürfte sich auch deshalb lohnen, weil da Annick Massis Arien von Händel und Rameau sang:


    [/align=center]


    EDIT: soeben habe ich die Erste Suite der Wassermusik angehört, die leider die einzige ist, die Concerto Köln in Amsterdam gespielt hat. Nach dem Eindruck von diesem Live-Concert würde ich heute wahrscheinlich zu einer Aufnahme mit denen greifen, wenn ich mir eine mögliche Lieblingsversion dieser Komposition kaufen will. Viel flexibler musiziert (etwa in der berühmten synkopierten Stelle) als von Gardiner, dessen Aufnahme noch aus der Zeit stammt, als HIP uns fast immer aggressiv kommen wollte. Jetzt bin ich mal auf den viel gelobten Savall gespannt, den ich noch nicht gehört habe, was aber gleich nachgeholt wird.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Hallo zsuammen,


    vielen Dank für eure Tipps:


    Ich werde mir einige der von JR genannten historischen Aufnahmen beim nächsten Besuch des Kölner Saturns zu Gemüte führen, am häufigsten werden ja von euch Savall und Concerto Kökn genannt, also werde ich mir die am genauesten anhören. Auch wenn es peinlich ist: Das tolle Cover der Concerto Köln Aufnahme könnte mich schon fast zum Online kauf veranlassen! :O


    Eine Wassermusik mit Harnoncourt habe ich übrigens auch, aber die finde ich ausgesprochen schrecklich, müsste allerdings mal wieder reinhören, um genau zu begründen warum.


    Grüße


    tukan

  • Gestern habe ich mir wider alle Vernunft doch noch eine Wassermusik gekauft:



    Das Ensemble Zefiro spielt mit Witz, Aplomb, tänzerischem Gestus und übertreibt nie, obwohl es kaum langsamer spielt als Concerto Köln. Alles wirkt völlig natürlich und souverän. Meine neue Wassermusik # 1 ...
    Allerdings konnte ich die CD bei JPC nicht finden - auch bei Amazon z.Zt. nicht lieferbar :( - bedauerlich, da Ensembleleiter Alfredo Bernardini die Solo-Oboe hinreißend schön bläst und Anna Fontana ein wunderbares Continuocembalo spielt ...


    Als Zugabe gibt es Telemanns "Hamburger Ebb & Flut" - ich muß gestehen, so gefällt sie mir noch besser als von der Musica Antiqua Köln.

  • Hallo,


    nun habe ich mir nach euren Empfehlungen die Wassermusik interpretiert von Concerto Köln angeschafft und bin sehr angetan:



    So lebhaft und dennnoch genau und akzentuiert wollte ich die Wassermusik schon immer gerne hören. Danke!



    tukan

  • Bei mir steht die dritte Wassermusik in drei Monaten ins Haus:



    ... denn die ist nach neustem Stand der Händel-Forschung in eher mitteltöniger Stimmung aufgenommen!

  • Diese Wassermusik ist der Hammer!!! Ich werde die nächsten Jahre keine andere mehr empfehlen. Das ist so ein Hörerlebnis, wo alles plötzlich stimmig erscheint, klingt, als ob es immer so sein sollte. Wie der Engländer sahen würde, "it all falls into place". Ich glaube, ich muß mal auch einen Unverzichtbaren-Thread starten.


    Meine Bewertung: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    (Im Textheft sind in der deutschen Übersetzung ein paar krasse Fehler!)


    Das und Rampes CD mit Cembalomusik sind die ersten Highlights für mein Händel-Jahr. Mal sehen ob Gesters Concerti Grossi auch auf die Liste kommen ...

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