ZitatAlso, für mich ist es keine Frage von "entweder" und "oder". Es kommt auf die Gewichtung an. Das ist ja gerade das Schöne an den ganz großen Opermeisterwerken, dass sie so facettenreich sind. Clemens, es gibt eine sehr, sehr gelungene deutsche Verfilmung des Märchens aus dem letzten Jahr. Hast Du die gesehen?
Wenn Du diese hier meinst
dann ja. Den Film hab ich vor ein paar Monaten witzigerweise zufällig mit meinen Neffen im TV gesehen. Hat mir als Verfilmung der Grimm-Version sehr gut gefallen (abgesehen von der Hexen-Szene). Die Atmosphäre war durch ihre naturalistische Kargheit sehr nah am Ton der Grimmschen Erzählweise. Mir gefällt bei Grimm´s ja gerade die Kargheit der Sprache und der Bilder, die dadurch gezeichnet werden. Das trifft auch genau das, was ich unter "Romantik" oder "märchenhaft" verstehe - das hat nämlich mit blumigen oder romantisierend-kitschigen Ausschmückungen nichts zu tun. Das ist ja im Grunde eine sehr harte, faktische Erzählweise:
Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Er hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er das tägliche Brot nicht mehr schaffen.
Und mein Eindruck ist, das man heute unter romantisch und märchenhaft was anderes versteht, da wird unglaublich viel ausgeschmückt - oft eben auf Kosten des Elementaren. Im Märchen ist der Wald "tief" - heute ist er Heimatfilmgrün, mit roten Fliegenpilzen, Disney-Häschen und Elfen mit silbernen Zauberstäbchen... :kotz: