Liebe Taminos,
Obwohl einzelne Nummern aus der "Gräfin Mariza" (die übrigens zuerst deutsch produziert wurde und erst nachträglich ins Ungarische ("Marica grofnö") übertragen wurde, mindestens so populär sind wie die Melodien der "Fledermaus" oder der "Lustigen Witwe", ist der Markt mit Gesamtaufnahmen dieses Meisterwerks leider nur karg gesegnet. Von Joschi dankenswerterweise schon vor längerer Zeit auf die Hamburger Aufnahme von 1952 hingewiesen, konnte ich unlängst diesen Punkt meiner Wunschliste endlich abhaken. Nachdem Joschi per PN und sehr mit Recht meine Meinung darüber wissen wollte, möchte ich allen Interessenten dieser Aufnahme die Anschaffung bedenkenlos empfehlen. Es gibt sie bei Line Music und bei Gala (dort mit einem Offenbach-Bonus und einem schmalen, aber recht gut gemachten Booklet).
Wilhelm Stephan dirigiert das Hamburger Rundfunk-Orchester und hatte eine erstklassige Besetzung zur Verfügung: Aus Wien kamen die junge Sena Jurinac (Mariza) und Karl Terkal (Tassilo) - beide ein Glücksfall. Die Jurinac noch im Aufstieg, Terkal noch im Glanz seiner besten Zeit. Die Lisa singt Anneliese Rothenberger (auch sie eine Idealbesetzung), den Zsupan Rupert Glawitsch. Und ihm muß ich ein Sonderlob zollen. Hier endlich braucht er keinen "jugendlichen Helden" zu mimen, sondern einen Buffo. Er macht das so, daß man nur sagen kann: Er hat sein Idealfach gefunden. Nun begreife ich, warum er damals so beliebt war. Von den anderen Darstellern seien nur Josef Olah (Populescu), Willy Maertens (ein köstlicher Penizek) und Gustl Busch als Fürstin Bozena herausgehoben. Stephan dirigiert mit viel Gefühl für Leichtigkeit und macht jetzt in meiner "Rangliste" der Operettendirigenten einen Sprung nach oben (in den Top Ten war er für mich schon bisher). Er braucht keine Mätzchen und umschifft auch bestens die Versuchung, die Ohrwürmer wie Schlager zu bringen (was z.B. ein leises Manko der EMI-"Mariza" darstellt).
P.S.: Wenn jemand wegen einer ungarischen "Marica" Bescheid wissen will, die gibt es momentan nur ohne Dialoge und gerafft mit Katalin Pitti und Janos Berkes. Eine nette Einspielung, aber längst nicht so hinreißend die die Szegeder Aufführung in diesem Sommer, über die ich anderer Stelle im Operettenforum berichtet habe.
LG
Waldi