La donna e mobile - Verdis "Rigoletto"

  • Hallo Manni,


    deine angegebene Aufnahme gab es vor einigen Monaten als CD bei einem Berliner Billig-Anbieter für 4,95 €. Dort habe ich sie mir auch gleich gekauft.


    So sieht das CD-Cover jetzt aus:





    Bei eBay kann man diese Aufnahme gegewärtig auch ersteigern!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Liebestraum,


    danke dir für den Hinweis und die PN.
    Da die Benachrichtigung via eMail und die PopUp-Funktion nicht aktiviert war, hat es etwas gedauert, dir auf die PN zu antworten.


    Deine gezeigte CD ist bei Amazon über Anbieter für 24,98 zu bekommen.
    Was mir dann allerdings zu teuer ist.
    Werde das aber im Auge behalten.


    Nochmal vielen Dank.

    Liebe Grüße
    der Manfred

  • Hallo Freunde,


    meine "Rigoletto"-Favoriten:


    Schlusnus/Warren/Tibbett/Tagliabue (im Besonderen).


    Schlusnus, weil er trotz der deutschen Sprache die Partie glaubhaft macht; ebenso überzeugend Rosvaenge (der die Partie des Herzogs nicht mochte).


    Warren, weil er das, was er singt, erlebt; ihm zur Seite Tucker mit Bravour und Roberta Peters, die bis zum Schluß Mädchen bleibt.
    Schade, dass Cleva nicht weiß, was er dirigiert (NY. 1956).


    Tibbett, der derart expressiv gestaltet, das es unter die Haut geht,
    Kiepura zeigt Stimme, nicht mehr, Pons ist ordentlich (NY. 1939).


    Tagliabue, ähnlich in der Gestaltung wie Warren, trumpft voll auf,
    Isidoro Antolini zeigt VIEL Stimme und Ausdruck, Antonietta Pastori i s t
    Gilda (Napoli 1956, nur Szenen).


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Vor 24 Jahren, als es noch keine CDs gab, hatte ich mir bei einem Bekannten einen Rigoletto auf MC überspielt.
    Diese Aufnahme habe ich jetzt gesucht, aber nirgends gefunden, weder als LP noch als CD. :no:
    Bei der Aufnahme handelt es sich um den Dirigenten Molinari-Pradelli, Rigoletto wird gesungen von Renato Capecchi, der Herzog von R. Tucker und die Gilda von Gianna d'Angelo (da möcht man am liebsten den Lautsprecher umarmen...), das ganze aus Neapel.


    Hat irgendwer diese Pretiose in seinem Schrank oder kann mir sonstwie weiterhelfen?


    Der Sinopoli-Rigoletto, seinerzeit bei Erscheinen recht gelobt, läßt mich da ziemlich kühl. Da wirkt alles kalkuliert, da fehlt das emotionale Feuer beim Dirigieren. Und Bruson in der Titelpartie ist nicht wirklich überzeugend, wenn man andere kennt. Auch die Gruberova singt natürlich gut und technisch einwandfrei, ist für die Rolle aber auch zu kühl (cool) disponiert. Und das tiefe Orgeln der Frau Fassbaender muss man auch mögen (klingt ja fast tiefer als ihr Mörderbruder).

  • Das ist eine Philips-Aufnahme von 1959. Da muss man sich halt ein wenig gedulden, bis sie wieder auftaucht. Allerdings ist die Konkurrenz bei Rigoletto schon sehr groß...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Original von ciociosan
    Vor 24 Jahren, als es noch keine CDs gab, hatte ich mir bei einem Bekannten einen Rigoletto auf MC überspielt.
    Diese Aufnahme habe ich jetzt gesucht, aber nirgends gefunden, weder als LP noch als CD. :no:
    Bei der Aufnahme handelt es sich um den Dirigenten Molinari-Pradelli, Rigoletto wird gesungen von Renato Capecchi, der Herzog von R. Tucker und die Gilda von Gianna d'Angelo (da möcht man am liebsten den Lautsprecher umarmen...), das ganze aus Neapel.


    Hat irgendwer diese Pretiose in seinem Schrank oder kann mir sonstwie weiterhelfen?


    Dieser RIGOLETTO war meine erste Gesamtaufnahme der Oper und hat mich entsprechend geprägt. Ich habe sie noch. Allerdings ist sie ziemlich abgespielt.


    Vor Jahrzehnten habe ich sie einmal ein paar Freunden vorgestellt, und ich kann mich noch erinnern, dass Werner Schroeter (der kontroverse Regisseur und Callas-Fan) so sehr davon begeistert war (vor allem von der "Tanzmusik" am Hof des Herzogs zu Beginn), dass er sich diese Aufnahme sofort beschaffen wollte.


    Die Konkurrenz ist in der Tat stark, aber diese Aufnahme des von mir sonst als etwas schwerfällig-routinierter Kapellmeister eingestuften Molinari-Pradelli gehört zu den zu Unrecht vergessenen Glanzstücken der RIGOLETO-Diskographie. Auch und gerade das nicht gerade zur Weltspitze zählende Orchester des neapolitanischen Teatro San Carlo sorgt für eine Italianià, die für mich bei diesem Stück absolut dazu gehört. Deshalb empfinde ich das sehr "deutsche" Dirigat Kubeliks bei seiner ansonsten sehr achtenswerten Aufnahme immer ein wenig so, als habe er, ähnlich wie Fischer-Dieskau, auf sehr hohem Niveau sein Thema verfehlt.


    Bei Gianna d'Angelo, die ich damals wegen dieser Aufnahme (und ihrer Rosina in Bartolettis ansonsten nicht sehr bemerkenswerten BARBIERE DI SIVIGLIA) besonders liebte, kann ich ciociosans Reaktion absolut nachvollziehen. Sie gehört für mich zu den Sängerinnen, welcher die Nachwelt sehr zu Unrecht keine Kränze flicht, wohl auch, weil ihre große Zeit viel zu kurz war. Richard Tuckers Timbre finde ich nicht gerade ideal für den Herzog, aber das Glanzstück der Aufnahme ist der Rigoletto Renato Capecchis, der allen anderen mindestens das Wasser reichen kann. Es wäre wirklich sehr zu wünschen, dass ein Label, das sich auf Restauswertungen spezialisiert, diese Aufnahme aus den Archiven rettet.


    :hello: Rideamus

  • ciociosan


    Dieser "Rigoletto" aus Neapel von 1958 - erschienen als Philips-Doppel-LP 1959 - war in der Tat auch meine erste italienische Rigoletto-Gesamtaufnahme (müßte eigentlich noch irgendwo im Keller in einer Kiste stecken).


    Irgendwann vor ein paar Jahren habe ich die zufällig als CD gesehen, weiß allerdings nicht mehr, ob hier in Deutschland, irgendwo auf einer Auslandsreise oder im Internet. Jedenfalls habe ich mir diese Doppel-CD-Box sofort gekauft - obwohl ich inzwischen Dutzende anderer "Rigolettos" im Schrank habe - wahrscheinlich aus reiner Nostalgie!?

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von heldenbariton
    :jubel:Die Krone der Aufnahme gebührt Gianna d´Angelo :jubel:


    :hello: Heldenbariton


    Lieber Heldenbariton,


    Du machst mich auf ein Versehen aufmerksam, denn ich wollte eigentlich schreiben: "das Glanzstück der Aufnahme ist - natürlich neben Gianna d'Angelo - Renato Capecchis Rogoletto".


    Irgendwie ist der Einschub verloren gegangen, aber ich hoffe, der Kontext macht klar, dass ich völlig Deiner Meinung bin.


    Willst Du nicht mal was über die in "Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze" schreiben? Oder habe ich sie da übersehen?


    :hello: Rideamus

  • Erinnerung an zwei ganz große Rigoletto-Sänger


    Hallo zusammen,


    tief aus historischen Zeiten, als man noch keine Gesamtaufnahmen produzieren konnte, stammen die überaus hörenswerten Aufnahmen von Auszügen zweier Baritone mit den jeweils wichtigsten Ausschnitten der Rigoletto-Partie:


    Zum einen von Giuseppe de Luca (auf Pearl, GEMM CD 9967) - die lyrische Variante, man hat durchaus Mitleid mit diesem Rigoletto. Ein Belcanto-Rigoletto stimmlich allererster Güte, in seiner Tradition steht z.B ein Sänger wie Renato Bruson.


    Zum anderen von Titta Ruffo (auf Pearl, GEMM CD 9088 ) - die "böse" Variante. Dieser Rigoletto ist nicht nur eine körperlich "beschädigte" Persönlichkeit, sondern auch psychisch: einer der nicht nur das rächen will, was der Herzog mit seiner Tochter gemacht hat, sondern ihn dafür strafen will, dass er jung, schön und lebenslustig und Alles das ist, was ihm, Rigoletto, vom Schicksal vorenthalten wurde.
    Titta Ruffo ist ein Sänger von schier unglaublicher suggestiver Kraft, und zwar stimmschauspielerisch wie auch rein stimmlich. Der Dirigent Tullio Serafin schrieb einmal irgendwo, er habe in seinem Leben viele hervorragende Sänger kennen gelernt und drei Wunder, Enrico Caruso, die Sopranistin Rosa Ponselle und eben Titta Ruffo. Auf diesen alten Aufnahmen hört man, warum er das sagte. Was würde ich geben, um Ruffo als Rigoletto auf der Bühne erleben zu dürfen!


    Gruß
    Pylades

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  • Zitat

    Original von Manni


    MacNeil als Rigoletto
    Grist als Gilda
    Gedda als Graf


    Diese Aufnahme besitze ich leider nur in der Highlights-Version. Ich zähle sie zu den besten "Rigolettos", die ich kenne. In den Ensembles klingt sie besser als zum Beispiel die auch sehr gute Questa-Taddei-Tagliavini-Version.


    LG


    Waldi

  • Ich bin auch Rigoletto-Fan,
    sehe aber die Aufnahmen in Relation zu ihrer Entstehung.
    An erster Stelle sehe ich Heinrich Schlusnus als Interpret und Darsteller des Rigoletto in der deutschen Version.
    Sein Stimmtimbre gepaart mit seinem Einfühlungsvermögen in die Vaterrolle und die stimmliche Umsetzung dieser Empfindungen sind bespiellos.
    Die späteren Aufnahmen habe ich in italienischen Interpretationen vielfach, d.h. ich will mich garnicht festlegen, sondern höre mir alle Nuancen immer wieder gerne an.
    Es gibt auch eine deutsche Nachkriegs-Gesamtaufnahme mit Ernst Gutstein,
    eine wirklich gelungene Rigoletto-Interpretation, die ich immer wieder gerne höre - nicht jeder Vater reagiert gleich !


    LG rugero

    Die Stimme, das wohl vollkommenste Instrument.

  • Zitat

    Original von sagitt


    Es ist ein weiteres Loblied auf Friscay anzustimmen.1950 nahm er eine deutsche Version des Rigoletto auf. Mit viel Brio, nicht ganz so spröde und streng wie Toscanini, aber in diese Richtung und das kommt dem dramatischen Charakter dieses Werks entgegen.
    Schon wegen Friscay sollte man diese Aufnahme- aus dem lowprice-Bereich- haben, aber die Sänger sind auch durchaus anhörbar.
    Ich will mit Rudolf Schock beginnen, dessen Bild durch seine Volksmusikhaften Sonny-Boy-Auftritte leider verdunkelt wird. Aber 1950 war seine Stimme gut anhörbar,auch die Höhe ist vorhanden ( wenn nicht manipuliert, aber konnte man das 1950 ?).
    Metternich als Rigoletto hatte fast eine italienische Stimme und kann mit den großen Interpreten der Rolle, wie Merrill oder Gobbi mithalten.
    Rita Streich als Gilda schätze ich schon deswegen, weil ich diesen Sopran immer gerne gemocht habe. Diese Ivogün-Schülerin hat mit Frsicay herrliche Aufnahmen gemacht und ist für die Rolle der Gilda in gut geeignet, weil man ihr das jugendlich-naive Mädchen abnimt.


    Eine mehr als beeindruckende Aufnahme, obwohl man oft glaubt, nicht Verdi zu hören. Schock singt den Herzog wie den hochsympathischen romantischen Liebhaber einer deutschen Oper. Aber wie er das macht und mit welchen stimmlichen Mitteln, das kann man gar nicht beschreiben. Noch besser klingt Josef Metternich, der der Partie des Rigoletto eine fast helle Färbung verleiht, aber Belcanto pur vom Feinsten hören läßt. Die Streich ist gut, kann aber mit diesen Superleistungen nicht ganz mithalten. Wilhelm Lang als Monterone verdient ebenfalls mehr als nur lobende Erwähnung. Fricsay interpretiert herrlich entschlackt und doch suggestiv; er beweist, daß höchste Präzision und vivacità keine Gegensätze sein müssen. Diese Aufnahme ist eine von denen, die bedingungslose Sucht auslösen können.


    LG


    Waldi

  • Auch ich schätze die deutsche "Rigoletto"-Aufnahme unter Fricsay von 1950 sehr. Waldi hat jedoch mit seiner Einschätzung recht, dass man weniger Verdi als eine deutsche Oper zu hören glaubt. Ein Kritiker hat die Aufnahme sogar mal "in Lortzing-Nähe" gerückt.


    Es gibt jedoch eine 5 Jahre später in Köln entstandene Rigoletto-Gesamtaufnahme in deutscher Sprache, in der Metternich ebenfalls in der Titelrolle zu hören ist:



    Anstelle von Rudolf Schock ist hier Libero de Luca als Herzg zu hören, der klingt doch wesentlich "italienischer". Auch Mimi Coertse und vor allen Dingen Ira Malaniuk passen hervorragend zu Dirigat von Mario Rossi. Diese WDR-Aufnahme ist ein gelungenes Beispiel für deutsch gesungenen Verdi und kann ebenfalls "süchtig" machen!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Harald,


    Danke schön für diesen wertvollen Hinweis. Ich habe gedacht, schon genug Rigolettos zu haben, aber das liest sich zu verführerisch. Und Mimi Coertse, Mario Rossi und Ira Malaniuk sind wie ein Gruß aus seligen Wiener Opernzeiten. Ist ein Traum, muß bald wirklich sein...


    LG


    Waldi

  • Hallo,
    die beiden Rigoletto-Aufnahmen mit Metternich sind natürlich stimmlich toll.
    Trotzdem halte ich ihn nicht für einen idealen Rigoletto.
    Seine Stimme ist vom Timbre her zu sieghaft, zu wenig der
    verachtete Narr, oder der leidende Vater, genau so wenig
    wie Nicolai Herlea Rigoletto ist. Für den Narren braucht man eigentlich ein
    ganz spezielles Timbre. Es gibt eine Aufnahme von" Pari siamo"
    mit George London. Da ist die Fehlinterpretation auf die Spitze
    getrieben.Ein König oder Zar der einen Hofnarren singt.Ich bin der Meinung,
    daß im italienischen der ideale Rigoletto Giuseppe de Luca war
    und im deutschsprachigen Marcel Cordes.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Liebe Taminos,


    ich möchte noch einen weiteren Rigoletto nennen, den ich gerade heute wider gehört habe und schlicht großartig finde: Pasquale Amato.


    Im übrigen möchte ich Alfred dezidiert zustimmen: Neil Shicoffs Herzog ist insgesamt nicht gut genug weggekommen, ok, "La donna e mobile" ist etwas angestrengt, aber "Questa o quella" sehr eloquent. "Parmi veder le lagrime" habe ich nie besser gehört als von Shicoff. Insgesamt würde ich aber dennoch Alfredo Kraus zu meinem Lieblings-Duca küren.


    LG,



    Christian

  • Zitat

    Original von Il Grande Inquisitor
    Insgesamt würde ich aber dennoch Alfredo Kraus zu meinem Lieblings-Duca küren.


    Ich auch! - Der Mann hat mir mit seinem feinen rhythmischen Gespür in "questa o quella" das Tor zu Verdis Welt aufgestoßen.


    Loge

  • Herbert Henn


    Lieber Herbert,
    Du hast natürlich vollkommen recht mit Deiner Beurteilung. Für die Rolle des gebrochenen Hofnarren braucht man keinen strahlenden Sieger-Bariton. Insofern ist Metternich natürlich nicht die Idealbesetzung.


    Im Moment höre ich gerade eine andere deutschsprachige Einspielung (leider nur ein Querschnitt) aus der Wiener Volksoper mit Walter Berry als Rigoletto, sowie Waldemar Kmentt, Mimi Coertse, Sonja Draksler unter Argeo Quadri. Als nächstes habe ich mir die EMI-Einspielung von 1963 vorgenommen, mit Ingrid Paller, Cesare Curzi, Heiner Horn. Es dirigiert Alceo Galliera (das ist, glaube ich, der Soundtrack zu einem Fernseh-Film), den Narren singt Ernst Gutstein.


    Als hier in Düsseldorf Verdi noch auf deutsch gesungen wurde, war es Heinz Imdahl, der den Rigoletto sang. Ich habe einen Hausmitschnitt mit ihm von 1959, da singen u. a. Anneliese Rothenberger die Gilda, Hans Hopf den Herzog, es dirigiert Fritz Zaun.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Liebe Verdianer,



    Die von Harald (evviva!) empfohlene deutsche Alternativversion zu Fricsay habe ich vor kurzem glücklicherweise erstehen können und mich damit über meine Erkältung hinweggetröstet.. Diese Einspielung hat mich das erste Mal fast zweifeln lassen, ob die italienische Originalsprache wirklich unter allen Umständen so viel besser klingt. Ausnahmen bestätigen eben die Regel. Eine solche Ausnahme ist hier gegeben; die Übersetzung ist bei dieser Oper freilich auch besser als es im Durchschnitt der Fall ist.
    Dem in Wien bei vielen noch unvergessenen Dirigenten Mario Rossi – auch einer, der leider im Schatten der Größen steht - gelingt eine Interpretation so voll Emotion, daß die sprachliche Artikulation gar nicht mehr so wichtig scheint (und wenn Mimi Coertse als Gilda eine eher weiche Aussprache der Konsonanten pflegt, so empfindet man das plötzlich ganz gemäß). Nie sonst bei Verdi habe ich das Italienische überhaupt nicht vermißt. Während Fricsay bei aller Erregung stets auf Klarheit bedacht ist, hat Rossi keine Scheu vor dramatischem Vollklang, vor strahlenden Effekten und ausgehaltenen Tönen. Aber das Feuer, das er entzündet, das brennt heiß und lodert, daß es eine unglaubliche Faszination ausströmt. So „schmissig“ und zugleich so mitreißend habe ich den „Rigoletto“ vorher kaum je gehört. Das ist eine – Deutsch hin, Deutsch her – so authentische Italianità, daß ich ihr sofort mit Haut und Haaren verfalle, eine Italianità, die heute weitestgehend zugunsten einer „akademischeren“ Art ausgestorben scheint, eine Italianitá, die Musik und Gefühl völlig eins werden läßt, typisch für die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Josef Metternich in der Titelrolle geht da voll mit und vermittelt mit seiner Jahrhundertstimme durchgehend Sternstundenmomente. Ich finde ihn hier auch nicht so "sieghaft" wie unter Fricsay. Die Coertse mit ihren phänomenalen leuchtenden Höhe steht ihm kaum nach. Minimale Unsicherheiten im ersten Akt wirken wie anschauliche Charakterisierungen der schüchternen Gilda. Gottlob Frick als Sparafucile demonstriert ein weiteres Mal, warum er allen anderen deutschen Bässe nach 1945 überlegen ist. Seine Variationsbreite ist unglaublich. Der Herzog dominiert in diesem Ensemble stimmlich gar nicht so, wie man das sonst gewöhnt ist, und ist trotzdem ein Glücksfall. Der Schweizer Tenor Libero de Luca (geb.1913) war damals in Paris tätig. Seine im Vergleich zu berühmteren Interpreten der Rolle etwas dunklere Stimmfärbung mutet nur anfangs etwas ungewohnt an. Seine perfekte Musikalität, seine leuchtende Kraft, sein intelligentes Gestalten überzeugen jedoch sehr bald, man glaubt ihm das Faszinierende wie das Drohende. Gegensätzliche Stimmungen gehen hier bruchlos ineinander über. Was bei anderen Herzögen mitunter zum Klischee ausartet, wirkt bei de Luca wie aus einem Guß. Ein klein wenig erinnert er mich an das Organ Cesare Vallettis. Dem ist er mindestens ebenbürtig, insgesamt vielleicht eine Spur weniger lyrisch, etwas männlicher mit perfekter Balance zwischen Klangschönheit und Empfindung. Ira Malaniuk als Maddalena vervollständigt das perfekte Glücksgefühl beim Anhören (das Lob dieser ukrainischstämmigen Altistin zu singen, darf ich wohl Theophilus überlassen, da Malaniuk, nachdem sie ihre Bühnenkarriere beendet hatte, in Graz als Lehrerin tätig war).
    Vor Chor und Orchester des Kölner Rundfunks ziehe ich als Wiener neiderfüllt den Hut!
    Das ist eine Aufnahme, die man jedem Operneinsteiger nur wärmstens ans Herz legen kann. Zumal die Tonqualität sogar nach heutigen Maßstäben ebenfalls großartig ist.


    LG


    von einem restlos begeisterten Waldi

  • Walter Krause


    Lieber Waldi,


    es freunt mich ausserordentlich, dass Dir die von mir empfohlene "Rigoletto"-Aufnahme gefällt!


    So ein positives Feedback geht mir 'runter wie Öl, nachdem ich bisher meist etwas auf die Mütze bekam, wenn ich mich für etwas - vom Mainstream (in diesem Fall: Originalsprache) Abweichendes - einsetzte.


    Herzlichen Dank!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Herbert, lieber Harald,


    Danke für den positiven Zuspruch. Wie schön, daß wir alle das Gleiche empfinden. Beim Anhören habe ich mir übrigens gedacht, wie phantastisch es wäre, wenn zwei solche Leidenschaftstypen wie Mario Rossi und Mario del Monaco zusammen eine "Trovatore" produziert hätten (haben die eigentlich je auf Platte kooperiert? Du, Harald, brauchst ja offenbar nur in Deinen unerschöpflichen Vorrat gucken! Was ist ein Lexikon gegen Dich!).
    Ohne der italienischen Originalsprache jetzt allgemein den ersten Platz streitig zu machen, merke ich nun doch ganz klar, daß es sich lohnt, auch mehr als bisher Seitenwege zu gehen. Also, Harald, bitte nicht nach- und nicht beirren lassen.


    Meine "Rigoletto"-Beschränkungsabsichten werde ich auch ganz aufgeben. Schließlich fehlt mir noch Leonard Warren in der Titelrolle (und Herberts Vorliebe für diesen Sänger hat sichtlich auf mich abgefärbt). Da warte ich einmal, was mir so in den Wiener Läden in die Hände kommt.


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    Ohne der italienischen Originalsprache jetzt allgemein den ersten Platz streitig zu machen, merke ich nun doch ganz klar, dass es sich lohnt, auch mehr als bisher Seitenwege zu gehen. Also, Harald, bitte nicht nach- und nicht beirren lassen.


    Hallo Waldi,


    nicht Rigoletto, aber immerhin auch Verdi mit Metternich und Frick: ich versuche, den Faden doch halbwegs zu knüpfen und wage - falls noch nicht in Deiner Sammlung vorhanden - den arg queren Verweis in den "Forza"-Thread. Dort findet sich eine Aufnahme, ebenfalls deutsch gesungen, überraschend gut klingend, superb besetzt mit Martinis, Schock, Metternich, Frick, Mödl unter Schmidt-Isserstedt und, natürlich, wieder mal Herberts Empfehlung.


    Und gleichfalls geeignet, Originalsprachefetischisten wie mich durchaus zu beeindrucken - was ich als Entschuldigung fürs etwas offtoppige ins Felde führe.Koscht auch nur knapp 5 Euro. :stumm: :D
    Jetzt aber wieder Rigoletissimo....


    Gruß
    Sascha

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  • Zitat

    Original von Antracis


    nicht Rigoletto, aber immerhin auch Verdi mit Metternich und Frick: ich versuche, den Faden doch halbwegs zu knüpfen und wage - falls noch nicht in Deiner Sammlung vorhanden - den arg queren Verweis in den "Forza"-Thread. Dort findet sich eine Aufnahme, ebenfalls deutsch gesungen, überraschend gut klingend, superb besetzt mit Martinis, Schock, Metternich, Frick, Mödl unter Schmidt-Isserstedt und, natürlich, wieder mal Herberts Empfehlung.


    Und gleichfalls geeignet, Originalsprachefetischisten wie mich durchaus zu beeindrucken - was ich als Entschuldigung fürs etwas offtoppige ins Felde führe.Koscht auch nur knapp 5 Euro. :stumm: :D
    Jetzt aber wieder Rigoletissimo....


    Lieber Sascha,


    Nur keine Entschuldigungen, wo Du doch Beifall und Dank verdienst. Habe mir Deinen Hinweis schon geistig notiert. Wenn das so weiter geht, bewerbe ich mich bald als Bettler in "Boccaccio" und lagere aus Platznot womöglich Bestände in den Dachboden aus (nur ist das aus guten Gründen verboten). Aber trotzdem: Macht nur weiter so und mir den Mund wässrig oder das Ohr drachenschlundartig, alles Gute verschlingend! Meine Erkältung ist ohnehin noch nicht ganz auskuriert...


    LG


    Waldi

  • Ich habe Metternich im Regal stehen (unter Fricsay) finde aber Ernst Gutstein in der Galliera-Aufnahme noch intensiver gestaltend.
    Eine Aufnahme, die sehr hörenswert ist (auch die anderen Mitstreiter können sich hören lassen, und wie !!!).
    Das schreibt ein Originalsprachen-Fanatiker :D
    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von heldenbariton
    Eine Aufnahme, die sehr hörenswert ist.


    Ja, vor allem der amerikanische Tenor als Duca :wacky:


    Für mich läuft dieser Soundtrack einer Fernsehproduktion aus den frühen 60ern eher unter "Kuriosität".


    Gutstein bleibt für mich eindimensional und sängerisch blass, das ist kein Vergleich mit Josef Metternich und an Sänger wie Gobbi, Merrill oder Warren darf man da nicht denken.


    Ingrid Paller, die Gilda, ist ein leichtgewichtiger Sopran aus dem Zwitscherfach - mit einer durchaus schön klingenden Stimme.


    Cesare Curzi als Duca allerdings bietet hier einmal mehr die Karrikatur eines Tenors, das finde ich - trotz schönen Materials - nicht mehr akzeptabel. Was Curzi hilft: die Technik. Seine Stimme war eher schmal und eng, was aber in seinen Fernseh- und Rundfunkaufnahmen nicht so ins Gewicht fällt.

  • Zitat

    Original von Alviano


    Cesare Curzi als Duca allerdings bietet hier einmal mehr die Karrikatur eines Tenors, das finde ich - trotz schönen Materials - nicht mehr akzeptabel. Was Curzi hilft: die Technik. Seine Stimme war eher schmal und eng, was aber in seinen Fernseh- und Rundfunkaufnahmen nicht so ins Gewicht fällt.


    Eigentlich beteilige ich mich ungern am Sängerdumping, aber da hier zwei empfohlen wurden, die ich - im Gegensatz zu der angesprochenen Aufnahme des RIGOLETTO - ziemlich gut kenne bzw. erinnere, muss ich mich Alvianos Warnung anschließen. Ingrid Paller sagt mir nichts, aber Ernst Gutstein und Cesare Curzi habe ich in meiner Frankfurter Zeit, also etwa in dem Zeitrahmen, in dem diese Aufnahme entstanden sein muss, sehr oft gehört. Als Gestalter ist mir Ernst Gutstein nicht in Erinnerung, hatte er es doch geschafft, mir für lange Zeit den SIMON BOCCANEGRA wegen der vermeintlich öden Titelpartie zu vermiesen. In anderen Partien bestätigte er wiederholt, dass er nicht einfach nur einen schlechten Tag hatte.


    Zu Cesare Curzi nur dieses: ich fand ihn nur einmal absolut rollendeckend besetzt, und zwar als Tenor im ROSENKAVALIER. Da machte es nämlich zur Abwechslung mal Sinn, dass er die Fassung und seine Töne verlor. Das Live-Erlebnis seines "Quest' o quella" verstand ich dagegen schon als eine Umschreibung seiner Suche nach dem richtigen Ton und Ausdruck, und sein "Komm in die Gondel" konnte ich dann endgültig nur noch als ein "Flieh aus der Oper" auffassen. Danach habe ich die Operette viel zu lange Jahrzehnte gemieden, denn ich dachte, da ginge es immer so zu.


    Mag sein, dass er mal vielversprechendes Material hatte, ich erinnere ihn nur als ein Kompendium tenoraler Unarten. Dass er die für die eine Aufnahme alle abgelegt haben sollte, erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich. Sorry.


    :hello: Rideamus

  • Man sollte nicht vergessen, wann die Aufnahme entstanden ist, denn sie spiegelt auch die Zeit wieder; wer Oper auf Deutsch hören wollte, wurde somit ausreichend bedient.
    Natürlich ist Gutstein nicht Warren oder Schlusnus (meine Favoriten), oder Tibbett oder Tagliabue, trotzdem finde ich ihn hörenswert.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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