Padre Antonio Soler (1729-1783)

  • Hallo!


    Hier soll es um den spanischen Komponisten Antonio Francisco Javier José Soler i Ramos gehen, der am 3.12.1729 im spanischen Olot geboren wurde.
    Seine weiteren Lebensstationen kopiere ich aus der Wikipedia:


    Zitat

    Seine Ausbildung als Organist und Komponist erhielt Soler als Chorknabe in der Escolania de Montserrat. Etwa 1750 wurde er Kapellmeister in Lleida, dort setzte er auch seine geistliche Laufbahn fort. 1752 trat er den Hieronymiten von El Escorial bei und wurde dort 1757 Kapellmeister. 1762 veröffentlichte er sein großes musiktheoretisches Werk "Llave de la modulación", das er später gegen Anfeindungen anderer Musiker verteidigen musste.


    Soler wurde Cembalolehrer des spanischen Prinzen Gabriel (Sohn von Carlos III.) und schrieb viele seiner ca. 120 Cembalosonaten für ihn. Die Cembalowerke sind es auch, die unter Solers Kompositionen heute noch den größten Bekanntheitsgrad haben. Besonders ein Fandango d-moll für Cembalo scheint häufiger gespielt zu werden.
    Naxos bringt nach und nach sämtliche Sonaten auf CD heraus (sind sie gar schon fertig ? ).
    In Escorial traf Soler übrigens auf den berühmtesten Cembalosonatenkomponisten, Domenico Scarlatti.


    Zudem komponierte Soler zahlreiche geistliche Vokalwerke sowie Lieder und Orgelmusik.


    Ich kenne allerdings nur drei seiner Quintette für Cembalo und Streichquartett:



    Am 20.12.1783 starb Soler in Escorial.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Lieber Pius,


    schön, dass Du diesen Thread eröffnet hast. Soler? Allzuvieles von ihm kenne ich nicht, abgesehen von den biographischen Fakten. Eine CD mit Kompositionen habe ich:


    Sonaten, gespielt von Marie Luise Hinrichs- allerdings habe ich die CD schon länger nicht mehr gehört. Jetzt werde ich sie eben einmal ausgraben- vorausgesetzt ich finde sie auf die Schnelle in einer der Umzugskisten :D


    Damals hat mir die Aufnahme sehr gut gefallen, vielleicht kennt sie ja noch jemand?



    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Pius
    Besonders ein Fandango d-moll für Cembalo scheint häufiger gespielt zu werden.


    Lieber Pius,


    über den Fandago bin ich auch auf Soler gestoßen. Ein Freund hatte mir die Einspielung mit Scott Ross geschenkt. Als ich die zum ersten Mal hörte, traute ich meinen Ohren nicht, ich habe sie noch einmal und noch einmal gehört - und war schlichtweg begeistert:




    Über einem gleichbleibenden Ostinato im Bass, das in d-moll und A-dur alterniert, entwickeln sich eine Reihe von Variationen, die improvisatorischen Charakter haben. Die Strenge des Bassthemas und sein unaufhörliches Wiederholen lassen ein Sog entstehen, der einen unwiderstehlich mitreißt - bis nach 11'43 das Stück abbricht, ein Bolero des 18. Jahrhunderts.


    Von da aus fing ich an, mir das Klavierwerk von Soler zu erschließen. Den Hinweis auf die Kammermusik nehme ich gerne wahr.


    LG Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius
    [quote]Original von Pius
    Besonders ein Fandango d-moll für Cembalo scheint häufiger gespielt zu werden.


    Besagter Fandango ist auch auf dieser CD von Andreas Staier enthalten:



    Allerdings sind eben nicht nur Stücke von Soler auf dieser Aufnahme.



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Die komplette Cembalomusik von Soler hat Bob van Asperen für Astrée aufgenommen (inzwischen gestrichen) - als ich damals reinhörte, schien er mir nicht genug Temperament für diese Musik zu haben.
    Eine weitere Gesamtaufnahme gibt es bei Naxos, habe ich noch nicht gehört.


    Staier ist gut, wie immer, aber ich finde ihn immer auf Konzerten etwas risikoreicher und dewegen interessanter, auf CD doch sehr perfektionsorientiert und kontrolliert.


    Rafael Puyana hat ein ähnliches Programm wie Staier 1990 bei Decca / L'Oiseau-Lyre veröffentlicht und den Fandango dabei auf seinem grandiosen 3-manualigen Hass-Cemablo gespielt - das ist schwerlich zu übertreffen! Müsste ich eine Wahl treffen zwischen Staier und Puyana, würde letzterer gewinnen.


    Eine Philips-Aufnahme Puyanas von 1967 hat nur einen auf 5 Minuten gekürzten Fandango .....


    Ich habe noch eine CD bei Globe mit Jacques Ogg, sehr nett, und eine von Maggie Cole bei Virgin - die gibt es als preiswerte Wiederveröffentlichung und ist wegen der zweitweisen Verwendung eines Fortepiano interessant.


    Mein Favorit ist der unterschätzte Martin Derungs, die CD ist 1989 beim kleinen Schweizer Label ExLibris erschienen - ich habe mehrere CDs von ihm, und er ist immer unter den besten Interpreten der jeweiligen Stücke.


    Ich finde Solers Werk ziemlich unterschiedlich, nicht was die Qualität, sondern was die Stilistik betrifft:


    Der Fandango und die Sonaten sind ziemlich "spanisch", in einer Linie mit Domenico Scarlatti, aber doch "klassischer" im Tonfall.


    Das wird noch deutlicher bei den sechs Quintetten - die klingen in meinen Ohren überhaupt nicht "spanisch", sondern wie etwas, das Boccherini oder Brunetti geschrieben haben könnte - die Tonsprache der frühen Klassik war doch europaweit verbreitet.
    Ich habe die Aufnahme von Concerto Rococo mit dem Cembalisten Jean-Patrice Brosse bei Pierre Verany, die ich vorbehaltlos empfehlen kann (2 CDs, PV.792111 und PV.799041, 1999 bzw. 1992 erschienen.


    Die sechs Sonaten für zwei Tasteninstrumente sind wieder eine eigene Kiste - sowas hat in dieser Art sonst keiner gemacht.
    Eine alte Freundin von mir hat die wunderbare Aufnahme von Ton Koopman und Tini Mathot auf zwei Orgeln in Italien, die leider vergriffen ist (Erato). Alle anderen haben 2 Cembali, Kammerorgel und Cembalo, oder 2 Clavichorde benutzt, was auch schön ist, aber die Orgelaufnahme ist einfach Spitze.


    Beim Fandango muss man sich darüber im Klaren sein, dass viele Cembalisten glauben, ihrem Publikum nicht die ganze Länge zumuten zu können, hier ein paar Spielzeiten:


    Rafael Puyana 13:02 (1990, Decca)
    Rafael Puyana 5:17 (1967, Philips)
    Andreas Staier 11:03 (1999, Teldec)
    Jacques Ogg 15:12 (1991, Globe)
    Scott Ross 11:43 (1990, Erato)
    Maggie Cole 10:38 (1991, Virgin)


    Die leicht unterschiedlichen Tempi erklären diese Unterschiede nicht alleine!
    Soweit ich mich erinnere,spielt nur Jacques Ogg alle Wiederholungen.

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

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  • Von den sechs Konzerten für zwei Orgeln gibt es endlich eine Neuaufnahme auf zwei Orgeln - es gibt einfach nur sehr wenige Kirchen, in denen zwei passende Instrumente stehen und die Kommunikation zwischen den Spielern gut klappt, denn bei diesen Stücken müssen sie rhythmisch gut zusammenspielen.
    Maurizio Croci & Pieter van Dijk haben in der Kirche San Giacomo del Carmina in Imola zwei 1993 von Franz Zanin erbaute Orgeln gefunden, mit denen es geht - die CD ist bei Brilliant Classics erschienen, also spottbillig, und klingt ganz hervorragend! Die Orgeln sind beschrieben, die Registrierungen für die einzelnen Sätze angegeben.
    Die beiden spielen gut zusammen, lebendig, bringen den unterschiedlichen Charakter gut heraus, zwischen klassischem Tonfall, Rokkoko und spanischen Anflügen, ohne zu sehr nach Kirmes zu klingen, was bei Orgelmusik dieser Zeit sehr leicht passieren kann.
    Den Fandango-Charakter des zweiten Satzes von Sonate II bringen sie sehr gut heraus; das Menuett von Sonate III habe ich von Ton Koopman & Tini Mathot pfiffiger in Erinnerung. Wer diese Stücke noch nicht kennt, kann hier bedenkenlos zugreifen - es ist keine tiefschürfende Musik, aber äußerst unterhaltsam.


  • Auch den Cembalosonaten Antonio Solers widmen sich Brilliant Classics und Pieter-Jan Belder, nachdem Domenico Scarlattis Sonaten komplett sind. Auf der ersten Doppel-CD spielt Belder zwei verschiedene Cembali von Cornelis Bom, eines nach Ruckers und eines nach Giusti, die beide gut zur Musik passen.



    Ich muß sagen, Belders Soler gefällt mit etwas besser als sein Scarlatti - bei letzterem hatte er mir auch auf dem Fortepiano besser gefallen als auf dem Cembalo. Soler braucht etwas weniger extremes Temperament als Scarlatti, etwas mildere Tempi, und das bekommt Belder auch hier besser hin als das wilde spanische Temperament mancher Scarlatti-Sonaten. Ob Soler bei Scarlatti Unterricht hatte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen; der Einfluß ist unüberhörbar. Auch hier schleicht sich die Tonsprache der Wiener Klassik allmählich ein, aber längst nicht so deutlich wie in den Orgelsonaten oder den Quintetten.


    Besser als seinerzeit Bob van Asperen, der viel zuwenig mediterranes Temperament hat für solche Musik, gefällt mir Belder allemal.
    Der Fandango dauert bei Belder übrigens 11'50 ....

  • Mir gefällt die Aufnahme der Frau Hinrichs ausgezeichnet! Ein echter Geheimtip - wer Scarlatti mag oder Klaviermusik der Frühklassik, wird hier etwas erleben können - der skurrile Pater hat einen sehr individuellen, farbenreichen und vielfältigen Stil entwickelt. Und nach jahrelanger Pause und einem Labelwechsel setzt die Dame ihre geplante Gesamteinspielung fort:





    Ich würde Einsteigern eher zur älteren EMI-Aufnahme raten, die mir irgendwie lebendiger und engagierter klingt.


    Salve,


    Cassiodor

  • Tag,


    gestern erneut den Fandango gehört, (nur) mit Rafael Puyana. Zunächst die 13.02 (Decca/L'Oiseaux Lyre), dann die Philips von 1967; mit der Philips hat es etwas Fehlerhaftes in der Werklistung zur CD (die LP habe ich leider nicht). Der Fandango steht angezeigt als die Nr. 1 mit 5.17, tatsächlich erklingt d e r Fandango jedoch erst als die Nr. 3, Spieldauer dann 9.46. - Ich konnte mir auch nicht gut denken, dass Puyana sein Glanzstück so weit verkürzt wie einst Frau Elizabeta Choinacka (Erato), deren Spieldauer entschieden zu kurze 5.22 (LP).


    Die Philips- CD mit Soler-Werken für Cembalo (ursprünglich 1967) ist ein warenökonomisches Fehlprodukt: die Tonspur wurde offensichtlich von einer Langspielschallplatte abgenommen - die weitere Bearbeitung hat das Laufgeräusch der Plattenoberfläche nicht entfernt, an einer massiven Akkordballung war der Tonabnehmer überfordert (die Verzerrungen sind noch fast durchhörbar); ADD, aber das mittlere D hat man sich wohl als unerfüllt zu denken. Erschienen war die CD aus Anlass eines Spanischen Jahres 1992 (Festival?).


    Puyana packt.


    Freundlich
    Albus

  • Ich hatte das Glück, günstig an die Aufnahme der Sonaten für zwei Orgeln mit Ton Koopman & Tini Mathot zu kommen, die mit der Sonatenauswahl von Scott Ross zu einer Doppel-CD gekoppelt wurde.


    Das Ehepaar ist besser als Croci & van Dijk, und zwar um Klassen besser! Abwechslungsreichere, farbigere Registrierungen (da mögen natürlich die Orgeln eine Rolle gespielt haben) und wesentlich mehr Spielwitz machen die CD zum reinen Hörgenuß!



    p.s.: Ich sehe gerade, daß die Original-CD auch noch preiswert zu bekommen ist, also zugreifen! Ich hatte mit den falschen Stichworten gesucht ... :rolleyes:


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