Konzertbesuche und Bewertung

  • Hallo,



    noch ein kurzer Bericht aus der Philharmonie (Berlin), 4.Symphonie Gustav Mahlers und frühe Lieder von Alban Berg.


    Kurz und bündig, das Konzert war einfach grandios!
    Habe zum ersten Mal Claudio Abbado erleben dürfen, seine und der -selbstverständlich - wunderbaren Berliner Philharmoniker Darbietung der vielleicht 'umstrittensten' Symphonie Mahlers war einfach begeisternd.


    Gerade das 'Zwiespältige', die scheinbare Unbekümmertheit, das 'Heitere' und all das was daneben doch noch da ist, die vielerorts nicht verstandene Tiefsinnigkeit und der Feingeist, war da, fast zum Greifen...


    Zu Alban Bergs frühen Liedern wage ich nicht, mich eingehender zu äußern, dafür bin ich nicht mal ansatzweise beschlagen genug, ich habe mit Vokalmusik ... naja. Es war jedoch ausnehmend schöne Musik, Renee Fleming war die Sopranistin.


    An dieser Stelle möchte ich gerne noch die Anekdote hinzufügen, auf die ich im Programmheft gestoßen bin:


    Ich weiss nicht genau, ob ich an dieser Stelle wortgenau zitieren darf, vielleicht kann mir das jemand sagen, deshalb gebe ich es einfach kurz wieder:


    An anderer Stelle wird bereits auf das Unverstandnis eingegangen, das Mahlers Symphonie bei der Uraufführung entgegenschlug.
    Junge Anhänger der Musik Mahlers ergriffen jedoch umso entschiedener Partei für ihren Heros, und einem, besagter Verehrer gelang es, den Taktstock des Meisters zu ergattern, den er sein ganzes Leben sorgsam hütete. Und das war Alban Berg...



    Immer noch begeisterte Grüsse


    Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Ach so, eine Bewertung hebe ich jetzt nicht abgegeben, will ich mich nicht erdreisten...

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Lieber Moritz,


    prima, daß Du eine Bemerkung zu jenem Konzert geschrieben hast. Vielleicht könntest Du noch mitteilen, wer, wann, wo?
    Zitieren kannst Du auch gerne. Natürlich nicht den kompletten Text des Programmheftes, aber einzelne Teile eines Beitrages, besonders wenn sie zum Verständnis unerläßlich scheinen, sind immer erlaubt. Das Zitieren des kompletten Beitrages wäre schon wieder mit Haken und Ösen versehen.
    Präzise Quellenangaben wären allerdings zwingend: z.B. Programmheft zum Konzert in ... am ... mit ..., Titel des Beitrages, Seitenzahl, wenn vorhanden.
    So kann man gegebenfalls per G**gle das Heft recherchieren, sich bestellen, herunterladen, was weiß ich. Auf jeden Fall wird das Zitat nachprüfbar, d.h. man kann es in den Textzusammenhang bringen.


    Schöner Gruiß
    yarpel

  • Lieber Yarpel,


    erst mal danke schön für die Aufklärung!


    Also, dann noch ein paar Angaben...


    Ich beziehe mich also auf das Konzert der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado in der Philharmonie Berlin am 27.05
    (Ein Freund, der unabhängig von mir da war, meinte übrigens, Bruno Ganz wäre auch da gewesen - nur am Rande...)


    Ich habe jetzt noch mal nachgeschaut, und das Besagte auch gefunden, ich denke auf diesem Weg ist es am einfachsten...



    http://www.berliner-philharmoniker.de/de/programmheft/184/




    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Ach so,


    ich habe noch eine Fage...


    Ich habe gehört, daß Daniel Barenboim schon im Juni einen Zyklus der Beethoven-Klaviersonaten in Berlin spielt..


    Falls jemand weiss wo (ich hab selber noch nicht nachgeschaut, werde das aber bald tun) - denn in der Philharmonie ist es meines Wissens nach nicht - und ob es noch Karten gibt, wäre ich für Auskünfte sehr dankbar!! Könnte wohl gut sein, dass es in der Staatsoper ist...


    Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • So, es ist kurz nach Mitternacht.
    Zeit für die Rubrik "Gestern im Konzert". :D



    Im Berliner Konzerthaus spielte das Berliner Sinfonieorchester unter der Leitung des Gastdirigenten Hans Zender.
    Es gab Werke von Mendelssohn, Schumann und Brahms.


    Los ging's mit Mendelssohns Konzertouvertüre "Das Märchen von der schönen Melusine". Habe ich das erste Mal bewusst gehört, hat mir aber gefallen. Besonders der warme Orchesterklang, den man jedes Mal bewundert, wenn man eine ganze Weile sich nur von CD-Aufnahmen ernährt hat.


    Danach trat der junge Geiger Daniel Hope auf und brachte das d-Moll-Konzert von Schumann. Hier hat mir der Klang der Violine sehr gut gefallen. Schön rein und klar, auch dem Orchester gegenüber behauptend. Auf meinem Sitzplatz kam es mir nur ein wenig weit weg vor. Dabei habe ich nicht unbedingt weit weg gesessen.
    Das Konzert an sich war sehr gut gespielt, aber auch hierzu fehlen mir Vergleiche.
    Als Zugabe spielte Hope Ravels Kaddish, das er (Hope) seinen Großeltern gewidmet hat, die ursprünglich aus Berlin kamen.


    Der Höhepunkt des Abends und auch für mich war dann meine Lieblingssinfonie. Und zwar die Zweite von Brahms.
    Hier hatte ich vorher wirklich Bedenken, dass es mich nicht packen könnte, aber Zender hat mich eines Besseren belehrt und mir gleich im ersten Satz klargemacht: Wir packen es an. Und so hat mir der Brahms gefallen. Keine Rumplänkelei, sondern intensives Orchesterspiel. Und das mit größtmöglichen dynamischen Unterschieden. Die pianissimo-Stellen waren wirklich pianissimo, der "Paukenschlag" (4. Satz!) danach hatte es auch in sich. Das Finale war großartig. Erst dachte ich in den letzten Takten, dass er mir jetzt ein wenig abhaut, dann fiel mir aber ein, dass ich Bernsteins Version mit den Wienern verinnerlicht hatte und demnach ein breiteren Schluss gewöhnt war. Aber den gewünschten Effekt ist Zender nicht schuldig geblieben, die Spannung wurde vehement aufgebaut und entlud sich in den letzten Takten. So, wie ich es mir immer wünsche. Und dann bekommt man auch die Gänsehaut und den kalten Schauer von oben bis unten.



    Dieses Konzert hat mich auf jeden Fall begeistert und ich freue mich schon auf's nächste. Und das schon in 2 Wochen. 8) :)



    Gruß, Peter.

  • Hallo alle zusammen!


    Wie ja eigentlich alle wissen, war ich gestern mit dem Peter zusammen im Konzert :D


    Wenn ich es kurz mache, sage ich nur: Es war das tollste und empfindungsreichste Konzert, dass ich bis hierher hatte!


    Natürlich mach ich es nicht ganz so kurz :D
    Denn ich möchte kurz versuchen, meine Empfindungen zu beschreiben, was nicht so leicht ist...denn ein wenig fehlen mir dazu die Worte.


    Ja...das erste Werk war, wie ja schon alle wissen, Mendelssohns Konzertouvertüre "Das Märchen von der schönen Melusine". Für mich absolutes Neuland! Wie übrigens auch der Rest des Konzertes ;)
    Mir gefiel das Werk...und da mein letzter Konzertbesuch schon ein bissle zurück liegt, hatte ich hier auch das wunderbare Gefühl, endlich wieder hier und diese Klang, diese Atmosphäre genießen!
    So war hier nicht´s weiter besonderes...


    Bei Schumann´s Violinenkonzert war es schon ganz anders! Der Klang war hervorragend...Orchester und Violine harmonierte perfekt! Herrlich Übergänge zwischen Orchesters und Violine - gleichzeitig piano und forte. Einfach super!
    Auch als die Bläser ihren Auftritt mit der Violine zusammen hatten, war es ein fantastisches Zusammenspiel!
    Super fand ich den Stimmungswechsel von 1. zu 2.Satz...absolut gegensätzlich...hätte man auch nicht besser machen können!
    Für mich gab es dann hier im 3.Satz den ersten großen "Kracher" in diesem Konzert (und überhaupt in meinen Konzertbesuchen). Es wurde eine derartige Spannung aufgebaut, die sich total in mir ebenso aufbaute...es war ein geniales Gefühl und nicht zu beschreiben! Das ging so weit, dass ich nach dem Schluss sehnte und hoffte, dass er mir alle Spannungen raus holte...das ich mich entlade...leider war dies nicht der Fall. Aber es war kein Interpretationsfehler, sondern es war einfach ein zu kurzer, aber dennoch kraftvoller Schluss...aber ich hatte so eine Spannung in mir, dass ich mehr Zeit für diese Entladung benötigt hätte..


    Dann kam das eher wehmütige Stück von Ravel...hat mir auch gut gefallen...dabei wurde ich dann etwas ruhiger...
    Man kann auch sagen, ich habe mich durch diese traurige Stimmung entladen...


    Dann das Finale...Peter´s Liebling.
    Er hat mir einiges versprochen zu dieser Sinfonie...aber es wurde übertroffen!
    Die ersten 3 Sätze erlebt ich ganz normal und ruhig...Aber dann der 4. und letzte Satz...Zunächst alles ebenso normal, aber die letzten Minuten...einfach majestätisch...grandios...herrlich!
    Ich wurde so von der Musik gefangen genommen, es war einfach krass...zunächst ging es mir unter die Rippen (nicht unter die Haut :D) und dann begann es mich tiersich zu kitzeln...hört sich komsich an, ist aber so...der Schluss hat mich innerlich so aufgefühlt, so angestichelt, dass ich anfing zu lachen! Natürlich leise...nicht laut :stumm:
    Ich weiß nicht...es war seltsam...ich wollte es mir verkneifen, aber es kam immer wieder...Ich wurde total kribbellig...wuschig. Vielleicht waren es auch irgendwelche Glücksgefühle. Jedenfalls fühlte ich mich danch gut...zwar etwas aufgedreht, was Peter sehr gut bezeugen kann, aber herrlich gelaunt und noch voll ergriffen von diesem Erleben!



    Es war ein voller Erfolg!!!
    Und Reinhard: Du hast absolut Grund auf uns neidisch zu sein :yes: :] :D
    Es war einfach mal super genial und herrlich...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Klassikfans!


    Ich darf euch von zwei tollen Konzerten berichten, die ich in den letzten 3 Tagen im Wiener Konzerthaus erleben durfte. Am Freitag sang Thomas Hampson mit Wolfram Rieger am Klavier Mahler-Lieder, u.a. Kindertotenlieder und Rückert-Lieder, vorher u.a.Revelge usw. Es war faszinierend zu hören, wie Hampson jedes Lied gestaltete, jedes Wort, jeder Ton, jede Nuance passte. Ich kann mir momentan keinen besseren Sänger für diese Lieder vorstellen.


    Gestern hörte ich Alfred Brendel mit Mozart: Neun Variationene über ein Menuett von Duport KV 573, Schumann Kreisleriana op 16, Schubert Moments musicaux D 780/1,2,4 und Beethoven Pastorale. Am Besten gefiel mir seine Mozart Interpretation, obwohl ich sagen, muss, dass er bei jedem Komponisten natürlich stilgerecht, ewiggültig, fern ab von Moden und Modernismen den richtigen Ton gefunden hat. Als eine der Draufgaben kam dann noch Bach.


    Jedenfalls bin ich bei beiden Konzerten mit einem enormen Glücksgefühl nach Hause gegangen.

  • Zitat

    Jedenfalls bin ich bei beiden Konzerten mit einem enormen Glücksgefühl nach Hause gegangen.


    Liebe Erna,


    das ist doch genau der Punkt, um den es geht bei einem Konzert :)
    Vielleicht gabs in dem "Muß Musik schön sein?" einfach nur deshalb Streit, weil man sich so an dem Begriff "schön" aufgehängt hat?


    Dieses Glücksgefühl ist es, was man sich von einem Konzert erwartet. Dann wars ein gutes Konzert, und dann muß sich auch niemand über schön oder häßlich, gut oder schlecht streiten.


    Danke für diese wunderbare Aussage :hello:


    Lieber Gruß
    Heinz

  • Sagitt meint:


    Die Kammerphilharmonie bewährte sich wieder als Elite-Orchester. Das Mozart-Konzert mit Loquich am Fügel und von ihm dirigiert fand allgemeinen Beifall. Es ist immer schwer, gegenüber der mächtigen Konkurrenz in diesem Bereich noch etwas Originelles anzubieten.
    Das war schon bei Haydn anders. Die 44te Sinfonie e-moll wurde mit einer Frische und Spannung musiziert, dass es eine Lust war zuzuhören. Wenn Haydn so gespielt wird, ist dies alles andere als "Papa Haydn". Einfach großartig- zu bewundern natürlich auch schlicht die Virtuosität des Klangkörpers.


    Nach der Pause das Klavierkonzert von Schulhoff- 1927- . Konnte man gut anhören, war durchaus noch tonal. Das Hauptproblem war, dass als nächstes Werk das erste Konzert von Schostakovitch für Klavier und Trompete gespielt wurde und schnell das Schulhoff- Werk in den Schatten stellte. Es ist deutlich überragend und wurde superb von allen Beteiligten gespielt. Erstaunlichst, wie präszise alles ohne Dirigenten funktionierte. Vor kurzem hatte ich das Werk in der Berliner Philharmonie gehört. Im Vergleich zu Lonquich hat Sokolov das Werk zugedonnert. Lonquich war solistisch brilliant, aber es war immer durchhörbar. Eine großartige Aufführung, wie ich sie bisher nicht gehört habe. Gottseidank wird das Konzert am 28.8. von Radio Bremen übertragen. Anhören ist empfohlen !

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  • Hallo Sagitt,
    Zitat:
    Gottseidank wird das Konzert am 28.8. von Radio Bremen übertragen. Anhören ist empfohlen !
    .....................................................................


    Danke für den Tipp, merke ich mir im Kalender vor. Wird das ganze Konzert wiedergegeben?



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Reklov,


    da eine Übertragung von beinahe zwei Stunden vorgesehen ist, nehme ich das an. Ich bin selbst gespannt, was von der Konzertatmosphäre dann über den Äther kommt.


    Die live-Erfahrung ist ja nicht identisch mit der Hörerfahrung per medium. Mit der Kammerphilharmonie ist mir dies schon passiert. Live ganz begeisternd und als CD dann gut, aber nicht mehr.


    Freundliche Grüße aus Bremen


    Sagitt

  • Danke Sagitt,


    werde es aber nicht verpassen und einmal nach Radio Bremen reinschalten.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • SCHELMISCHES IM ERHABENEN


    Die Münchner Philharmoniker unter Ivan Fischer in der Philharmonie im Gasteig (München), 15.6.2005


    Man sollte es sich als Musikfreund hin und wieder vergegenwärtigen – das Wunder eines Orchesters. Ein präzise aufeinander abgestimmtes Ineinandergreifen der verschiedenen Instrumentengruppen, im besten Fall von Genies zu herrlichster Musik „geordnet“ und von guten Orchestern derart musiziert, dass der Zuhörer bereichert den Konzertsaal wieder verlässt, den er einige Zeit zuvor oft gerne in etwas seriöserer Kleidung als im Alltag betreten hat. Ein Orchesterkonzert kann auch Alltag sein. Es liegt am Einzelnen (auf dem Podium wie in den Zuhörerreihen), ob es darüber hinauswächst. Vor der Pause Joseph Haydns Symphonie Nr. 102 B-Dur Hob. I:102 – bedarf es noch eines Beweises, dass Haydn zu den Größten gehört? Die elegische Largo-Einleitung, der bestimmte und doch instrumentatorisch schön variable Hauptsatz, das ernste Adagio, ein bodenständiges Menuett und das spritzig-witzige Presto-Finale gehören zum großen Schatz der symphonischen Literatur. Das blendend disponierte Orchester weiß unter Fischers akzentuierter Leitung die Feinheiten der Partitur wunderbar auszuloten. Hier wird Haydn ernst genommen, nicht als Pflichtübung des ersten Teils beiläufig abgehakt. Gustav Mahlers Symphonie Nr. 4 öffnet wieder Assoziationsflächen. Mahlers Spezialität ist es, dem Zuhörer fast niemals Chancen zur Festlegung zu geben. Kaum wähnt man sich „in Sicherheit“, lacht er uns aus oder wandert irgendwo hin, nur nicht dorthin, wo die geschürte Erwartung es verheißt. In der 4. Symphonie ist das Geschehen eigentlich recht positiv aufgelöst, es ist wohl die Symphonie mit den bescheidensten „Abgründen“, seelisch oder apokalyptisch. Wird da im ersten Satz aus einem Kinderspiel eine Eulenspiegelei, oder tanzt da gar der Beelzebub mit uns Ringelreihen? Ist der Friede nur ein Scheinfriede? Wunderbar, wie Fischer das Satzende kommen lässt – zuerst ewig aufgespannt, dann enthusiastisch. Nein, es ist kein Beelzebub da, das hören wir im zweiten Satz. Aber dafür ist ein besonders durchtriebener Schelm am Werk, der mit feiner Psychologie arbeitet. Und doch: Mahler hält immer alles offen. Erleben wir nicht viel eher ein bunt schillerndes Naturschauspiel? Unendlicher Friede im dritten Satz, aber der Mensch hat noch einigen schweren irdischen Ballast abzutragen. Die Musik trägt uns in die Gewissheit, dass diese Seele gereinigt aus der Katharsis erstrahlt. Und dann: Das Tor zum Paradies, es öffnet sich weit, mit „der“ Stelle in der Symphonie, die Fischer dem Orchester mit voller Klangpracht auftut. Die Sopranistin Martina Jankova tritt hervor und singt uns von den himmlischen Freuden, die wieder durchaus schelmisch durchflutet sind. Die letzten Töne verklingen, es wird still, ganz still. Es bleibt still. Als erster ergreift Ivan Fischer die Initiative zu klären ob alle eingeschlafen oder ergriffen sind. Er dreht sich verbeugend zum Publikum und eröffnet damit den doch herzlichen, verdienten Applaus.


    Meine Bewertung: ein ambitioniertes, hochklassiges Abonnementkonzert.


    Herzliche Grüße
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Es war sehr gut gefüllt, Parkplätze waren kaum noch vorhanden, wir hatten aber Glück und noch einen gekriegt. Somit waren wir rechtzeitig da und freuten uns auf das Konzert und den Gastdirigenten Claus-Peter Flor, der auch wieder ohne Taktstock dirigerte.


    Los ging es mit der Holberg-Suite op. 40 von Edvard Grieg.
    Leider wurde dieses schöne Stück an vielen Stellen von Hustern aus dem Publikum gestört. Das war zu Anfang leider richtig schlimm, nachher ging es dann. Aber gerade bei den ruhigen, lyrischen und gesanglichen Stellen hat das einfach mal immens gestört.


    Als zweites Werk stand dann das Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur von Richard Strauss auf dem Programm. Zur Tür herein kam ein junger, unscheinbarer Mann mit einem Flügelhorn in der Hand. Sein Name: Sergei Nakariakov. Gefeierter Jungstar an der Trompete. Gestern aber als Hornist tätig. Warum auch nicht, wenn man es kann?
    Das Konzert war und ist kein Virtuosenkonzert, es ist auch nicht so ganz nach meinem Geschmack, da das Horn manchmal sehr in den Hintergrund gestellt wird. Das erste Werk von dieser Sorte des jungen Richard Strauss gefällt mir viel besser. Nichtsdestotrotz eine solide Vorstellung. Schön wäre es gewesen, wenn sich der Solist nicht so hinter seinem großen Notenpult versteckt hätte. Man hat oft nur oben den Kopf rüberschauen sehen. Vielleicht wäre auch dann das Horn präsenter gewesen.
    Der Clou war die Zugabe. Wie gesagt, da man im Strauss-Konzert nicht ganz so seine Virtuosität zeigen kann, nutzt man dafür halt die Zugabe.
    Die ersten Takte und das Publikum fängt an zu lachen.
    "Mein Hut, der hat drei Ecken". Zuerst das Thema und dann eine Demonstration am Instrument mit 2 oder 3 verschiedenen Variationen zum Thema. Wahnsinn! Die Zuschauer tobten. Pause.


    Jetzt wird es für mich schwierig, da ich etwas beschreiben muss, was man eigentlich nur hören kann.
    Im zweiten Teil gab es die große g-Moll von Mozart.
    Schön flott angegangen, ein höchst unterhaltsamer Kopfsatz. Das klang so gar nicht nach Todessehnsucht.
    Der zweite Satz ist mir noch nie so lange vorgekommen wie gestern. Ich weiß nicht genau, ob es am Tempo lag oder ob es so viele Wiederholungen gibt, die alle gespielt wurden. Aber man hat regelrecht auf das Ende des Satzes gewartet.
    Glücklicherweise ging es dann in den letzten beiden Sätzen wieder flotter durch die Partitur.
    Nun zum letzten Satz, den ich so noch nicht gehört habe. Flor hat sich hier etwas ausgedacht, das fällt an den entsprechenden Stellen sofort auf. Nachdem das Thema 4-mal gespielt wird, kommen zwei (Unisono-)Töne, die immer so ein wenig herausragen. Diese hat Flor stets verzögert, um dann wieder neu anzusetzen und das Tempo aufzunehmen. Wenn diese Stelle in den Unterstimmen wieder auftrat, wurde es genauso gehandhabt. Es hatte ein bisschen was von ritardando oder von rubato. Sehr schwierig zu beschreiben, aber auch sehr seltsam zu hören. Ich hoffe, ihr versteht so einigermaßen, was ich meine. Was ich davon halten sollte, ich wusste es nicht. Einerseits war es sehr interessant, andererseits weiß ich nicht, ob es so im Sinne des Erfinders ist. Vielleicht könnte Ulli weiterhelfen und berichten, ob in der Partitur irgendetwas dergleichen vermerkt ist.
    Am liebsten würde ich euch jetzt vorsingen, wie es war. Aber hier ist wieder mal der die Schrift sehr hinderlich.


    So, das war erst einmal das letzte Konzert für diese Saison, bevor es in das Mozart-Jahr geht.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Vielleicht könnte Ulli weiterhelfen und berichten, ob in der Partitur irgendetwas dergleichen vermerkt ist.


    Salut, Peter,


    klar... Mozart schreibt ganz präzise vor, wie die Stelle zu spielen ist: Im Takt - kein ritardando oder rubato. Hast Du den Takt genau mitgeschlagen? Die Stelle beginnt auf dem vierten Viertel im Forte und das im alla breve [2 Schläge] - ein rhythmischer Effekt, der eine Verzögerung suggerieren kann und soll, wenn's gut gespielt ist.


    Der zweite Satz - Andante - hat etwas mehr als 120 Takte. Einen Tick zu langsam und alle Wiederholungen gespielt - da kann ich absolut nachvollziehen, dass das zu langweilig ist und man das Ende herbei sehnt. Der Satz kann dann gut und gerne mehr als 9-10 Minuten dauern. Es muss "Andante" sein, ein zurückhaltendes, aber strammes "Gehen".


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ja...auch ich durfte gestern im Konzerthaus sein!


    Die Hoburg-Suite war mir noch unbekannt (obwohl mir der Name bekannt vorkam).
    Die Huster waren schrecklich und haben auch meine Konzentration gestört...aber dennoch sind mir gleich zu Beginn schöne Stellen aufgafallen. Ich muss vorher sagen, ich liebe den Kontrabass (auch wenn ich ihn nicht spiele!) und ich achte während Konzerten sehr häufig auf sie. So ist mir aufgefallen, dass diese wunderbare Pizzicato-Stellen hat, welcher auch sehr klar und sauber hörbar waren. Genrell fand ich die Suite gut (vielleicht auch sehr gut...auf alle Fälle hat sie mir gefallen). Besonders toll fand ich allerdings die Passage, wo fast alle Streicher zupfen! Ich glaube alle außer die 1.Geige...dann kam es zu einer kräftigen und wuchtigen Überleitung, wo alle wieder spielen durften...
    Das war so die Stelle, die mir am meisten gefallen hat.


    An sich mag ich dir Hornmusik sehr...liegt daran, weil ich das Instrument sehr schön finde und schön öfter den Gedanken hatte, dieses Instrument zu lernen, aber ihn wieder verworfen habe...vielleicht in ein paar Jahren...
    Zum Vortrag kann ich Peter in dem Sinne zustimmen, dass es sehr schlicht und einfach war...für den Solisten keine wirkliche Herausforderung. Aber ich hatte Sergei Nakariakov gut im Blick und auch einen guten Klang...Aber dennoch war das Horn nicht wirklich viel präsenter...
    Zu der Zugabe kann man nur sagen, dass ich total begeistert war!!! Ich fand das sowas von herrlich, wie er diese Variationen gespielt hat...es hört sich an, als Spiele er mehrere Stimmen gleichzeitig. Er hat den Hintergrund gespielt und gleichzeitig die Melodie! Einfach hervorragend!


    Vor der g-Moll hatte ich etwas Angst. Denn als ich mir vor etwa 3 Tagen diese nach längerer Zeit wieder angehört hatte, war ioch gelangweilt...sie hat mich nicht mehr fasziniert...es war mir viel zu langsam...selbst bei dem 1.Satz bin ich fast eingeschlafen...
    Gestern war es ganz anders! Sofort nach den ersten Takten war die Bewegtheit und die Begeisterung wieder da! Super tolles Tempo im 1.Satz...
    Leider kann ich Peters Meinung vom 2.Satz nur teilen...es war sehr lange...und ich habe auf das Ende gewartet...mit Vorfreude auf einen flotten 3.Satz! Und die wurde dann wieder erfüllt! Auch der 4.Satz war okay.
    Zu der Stelle, die Flor etwas ungewöhnlich interpretiert hat, kann ich sagen, dass ich sie sehr interessant fand und auch eigentlich ganz gut...ob es rein passte, kann ich nicht beurteilen, aber ich fand´s nicht schlecht!



    Was an diesem Konzert gefehlt hat, war einfach die innere Spannung, die nicht erzeugt werden konnte...
    Aber dennoch war es schön!


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik
    Besonders toll fand ich allerdings die Passage, wo fast alle Streicher zupfen! Ich glaube alle außer die 1.Geige...dann kam es zu einer kräftigen und wuchtigen Überleitung, wo alle wieder spielen durften...
    Das war so die Stelle, die mir am meisten gefallen hat.


    Du meinst hier den letzten Satz, den Rigaudon. Es spielt hier der erste Konzertmeister höchstpersönlich die Melodie, während die anderen zupfend begleiten.



    Zitat

    Die Huster waren schrecklich und haben auch meine Konzentration gestört


    :angry: :D



    Gruß, Peter.

  • Hallo, Maik!

    Zitat

    Original von Maik
    Die Hoburg-Suite war mir noch unbekannt (obwohl mir der Name bekannt vorkam).
    Ich muss vorher sagen, ich liebe den Kontrabass (auch wenn ich ihn nicht spiele!) und ich achte während Konzerten sehr häufig auf sie.


    Die Hoburg-Suite kenne ich auch nicht. :D
    Korrektur: Holberg-Suite, eigentlich übertitelt "aus Holbergs Zeit". Ludvig Holberg (1684-1754) war ein dänisch-norwegischer Dichter. Dir fiel sicher auf, daß das Werk in einer Art neobarockem Stil komponiert war.
    Für Kontrabaß-Fans habe ich einen - ausnahmsweise literarischen - Tip: "Der Kontrabaß" von Patrick Süskind - war mal eines der erfolgreichsten Stücke auf deutschen Bühnen. Ihm ist damit etwas gelungen, was noch kein Komponist geschafft hat: ein populäres, abendfüllendes Stück für Kontrabaß. :D
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Ihm ist damit etwas gelungen, was noch kein Komponist geschafft hat: ein populäres, abendfüllendes Stück für Kontrabaß.


    Salut, Pius,


    in zwei von drei Punkten hast Du Recht - aber es gibt sie tatsächlich, die Kontrabasskonzerte:


    Derer zwei von Carl Ditters von Dittersdorf, eines von Vanhal und ein ganz spezielles Stück von Leopold Kozeluch: Sinfonia Concertante Es-Dur für für Mandoline, Trompete, Kontrabaß, Klavier & Orchester. Bottesini war auch so ein Spezialist für Kontrabasskonzerte...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Hallo, Ulli!



    Ja, ich weiß von der Existenz der Kontrabaßkonzerte! Mein Kommentar war auch nicht absolut ernst zu nehmen, was auch das abschließende :D besagen sollte.
    Trotzdem ist Süskinds Theaterstück sicher populärer als Vanhals Konzert...
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hupps...
    Wahrscheinlich war ja auch gar nicht Grieg der Komponist von der Hoburg-Suite...
    Oh man...wie kann man nur so ein Blödsinn schreiben ?(


    Na ja...jedenfalls fand ich die Holberg-Suite gut und sie war mir vorher unbekannt :D


    Schönen Dank für die Korrektur! Und für die Kontrabaßkonzerte!


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Sagitt meint:


    Da wird man schon zum Lokalpatrioten. Bremen ist 2005 Stadt der Wissenschaft und dieserhalb spielten die ebendort ansässigen Kammerphilharmiker gestern ein buntes Programm, mit einem gewissen Bezug zu Wissenschaft,zumal in Anschluss - open air- ein Konzert für 6 drummer und ein Band mit Pulsar-Tönen stattfand.
    Sie begannen mit der akademischen Ouvertüre von Brahms, die schon gewaltig auffuhr und einen deutsch-nationalen Brahms aufblitzen liess. Dann mit ramifications von Ligeti- ein Stück für die Schmerzgrenze und darüber hinaus- ein Teil der Musiker hatte planmäßig und vorgesehen die Instrumente so verstimmt, dass sie " knapp daneben" klangen ( 6 Hz Differenz). Danach gab es zur Erholung ein Haydn Trompetenkonzert. Haydn machen sie immer besonders gut, weil sie selbst bekannte Stücke so neu spielen, als seien diese eben komponiert worden. Nach der Pause eine überwältigend dramatische Promentheus-Ouvertüre. Der Pauker mit Holz-Schlegeln setzte quasi Peitschenhiebe. Im Kontrast dazu der erste Satz einer Hindemith-Sinfonie, die ich gründlich verdrängt habe- was treibt der für einen Aufwand, und wie wenig kommt dabei letztlich raus ? - im KOntrast zu Beethoven.
    Den Schluss bildete der Zauberlehring von Dukas. Die vielen Solisten des Orchesters konnten all´ihr Können entfalten und ein großartiges Stück Programmmusik offerieren. Als Zugabe perpetuum mobile von Strauss. Rasender Beifall in der Glocke-Konzertsaal in Bremen -und auf dem Markplatz. Verdient.

  • Es dauert zwar noch eine Weile aber darauf muß ich unbedingt hinweisen. In der Kölner Musikhochschule findet im September wieder der Tomassoni Klavierwettbewerb statt. Die Konzerte sind öffentlich. Die letzten Male war ich (abends) da, und fand es sehr faszinierend ein Stück in `zig verschiedenen Interpretationen zu hören.
    http://www.mhs-koeln.de/de/wettbewerbe/klavier/index.php


    Meine "offizielle" Konzertsaison 2005/2006 beginnt wahrscheinlich schon am 4.9. mit Metzmacher in der Kölner Phil. So langsam leide ich schon unter Entzugserscheinungen, eine CD kann doch nicht das Hören eines Konzertes ersetzen...


    Sophia

  • Hallo Forum,


    ein schöner Kunstgenuss war der Abend mit dem Lautenisten Axel Wolf.


    Mit der Partita AlLiutoc-cMoll, BWV 997 begann sein Konzert und man war von dem Dargebotenen
    sofort eingenommen. Perfekt umgesetzt mit einer gekonnten Melodik die Fantasia, schwärmersich
    tänzelnt nach span. Klängen die Sarabande sowie mit guter Rhythmik umgesetzt die Giga.
    Einleitende Worte des Künstlers zur Geschichte der Laute und zu den Kompositionen von J.S.Bach
    waren informativ und für den Besucher sehr lehrreich.


    Das gekonnt vorgetragene BWV 998, Prelude pour la Luth o Cembalo, Es-Dur, entwickelte sich zu einem
    Höhepunkt des Konzertabends. Wunderschöne reine und sehr klare Tonfolgen wurden melodisch in
    einer perfekten Mehrstimmigkeit, rhytmisch, tänzerisch, dynamisch zu Gehör gebracht.
    Seine Interpretation und Umsetzung Bachscher Lautenmusik, ohne Effekthascherei, gepart mit einer
    wahren enormen Ausdrucksfülle, läßt keine Langeweile aufkommen und zieht die Besucher in seinen Bann


    Die Suite pour la Luth. g-Moll, BWV 995, ein barockes und üppiges Werk, wurde ungemein andeutend und nuanciert vom Interpreten Wolf gespielt.
    Eine vorzügliche Vorstellung, und die Besucher belohnten es mit einem langanhaltenden Applaus.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Sagitt meint:


    Die Bremer Kammerphilharmonie ist eines der besten Kammerorchester der Welt, sicher in die erste Reihe der Ensembles einzuordnen. Das ist kein Lokalpatriotismus,sondern nachvollziehbar an internationalen Kritiken der Konzerte dieses Ensembles.
    Heute spielten sie Strawinsky,Sinlius,Beethoven ( op. 40 und 50) und im zweiten Teil die vierte Sinfonie von Beethoven, die sie nächste Woche einspielen werden.
    Macht dies einen Sinn ? das Überangebot an Beethoven-Aufnahmen läßt einen daran zweifeln.
    Aber, so wie die Kammerphilharmonie unter Paavo Järvi heute die vierte spielte, ist dies absolut hörenswert. Spieltechnisch sind sie ohnehin untadelig,insbesondere die hurtigen Bläserpartien im vierten Satz werden virtuos bewältigt. Das aber machen andere Ensembles auch,zB die London classical players mit Norrington.
    Aber wie Järvi den zweiten Satz der Sinfonie gestaltete,war schon ausserordentlich eindrucksvoll. Das war alles andere als ein Rückfallin Richtung Haydn nach der Eroica.Es wurden Klänge gestaltet, die weit in die Zukunft wiesen,fast in die Spätromantik.Auf diese Weise ent-marginalisierte Järvi diese Sinfonie. Es war plötzlich nicht die " kleine" zwischen den Giganten Nr. 3 und 5, sondern ein ganz eigenständiges Werk.
    Man darf sehr gespannt sein,wieviel von diesem Geist nachher auf der CD zu hören sein wird. Heute jedenfalls war die Wiedergabe dieser Sinfonie ein Ereignis, das mich sehr beeindruckte-auch nach Jahzehnten des Umgangs mit dieser Sinfonie,gespielt von den verschiedensten Orchestern.

  • Hallo,
    wie bereits mehrfach hier und da angedeutet war ich heute in Frankfurt in der alten Oper.


    Auf dem Programm standen:
    1. Lachenmann - Tableau
    2. Brahms - Op.102 (Doppelkonzert) mit Julia Fischer , Daniel Müller-Scott
    3. Beethoven Op. 56 (Tripelkonzert) J. Fischer, D. Müller-Scott, Jonathan Gilad


    Leitung: Paolo Carignani - Frankfurter Museumsorchester


    zu 1.:
    Ob es meinem Geschmack entspricht oder nicht mag dahin gestellt sein!
    ABER!!! Völlig ungeeignet aus meiner Sicht als "Vorspiel" zum Brahms und Beethoven Konzert.
    Das Werk ist derart voll mit Percussion und damit verbundener Lautstärke, daß man (zumindestens ich) beim ersten Satz des Brahms Konzerts unweigerlich das Gefühl haben mußte: Kann hier jemand mal die Lautstärke regulieren?


    zu 2.:
    Der erste Satz war eine Enttäuschung. Das Orchester war völlig unmotiviert und Carignani gelang es auch nicht es im ersten Satz zu motivieren. War wohl etwas früh für die Damen und Herren.
    Müller-Scott war sehr auf sich selbst fixiert und nah scheinbar nicht war das Julia Fischer immer wieder versuchte einen (abstimmenden) Blickkontakt aufzubauen.
    Brahs Doppelkonzert bietet im ersten Satz deutlich mehr als das was geboten wurde.
    Unweigerlich erinnerte ich mich an eine Aufnahme mit Rostropovitch und Oistrach bei der Rostropovichs Blick immer Richtung Oistrach ging. EIn wunderbare Miteinander. Das fehlte dem ersten Satz völlig.


    Im laufe des zweiten Satzes kam dann so langsam das Gefühl auf hier wollen Musiker GEMEINSAM etwas gestallten.


    zu 3.:
    Nach der kleinen Umbau bedingten Pause saß ich also mit einem "unguten" Gefühl auf meinem Platz und sah Jonathan Gilad Richtung Klavier gehen.
    Ein eher kleiner Mann dieser Franzose.
    Glücklicherweise verwandelten bereits die ersten Töne des Konzertes meine Laune. Herrliches Miteinander und aufeinander hören wurde erkennbar. Wunderbar wie Gilad, mit dem Rücken zu Müller Scott und Fischer sitzend, sich immerwieder halb undrehte um mit dem beide Kontakt aufzunehmen.
    Fischer und Müller-Scott spielten herrlich und nun endlich trafen sich auch ihre Blicke. Das Orchester spielte endlich auf guten Niveau und in zweiten Satz bekam ich sogar eine Gänsehaut! Wunderbar. So soll es doch sein.
    Einfach klasse.


    Hätten sie doch nur den Brahms nicht so verschlafen............

  • Sagitt meint:


    Von drei Konzerten ist zu berichten. Das erste war ein Sonatenabend- frühe Sonaten- Hammerklavier mit Andreas Steier- im Kammermusiksaal des Beethovenhauses.Steier schien mir nicht optimal konzentriert. Schlimmer, Beethoven auf dem Hammerklavier- fade, harmlos- eine Todesurteil für Beethovenwerke.
    Am nächsten Abend im Innenhof der Bonner Volksbank ein Quartett, zwei Pianistinnen, zwei Schlagzeuger- Unglaublich lebendig- moderne Stücke, eine Transkription der suite espangnol von Ravel, ein Stück von Bartok für diese Besetzung, ein Schlagzeug Duo. Sogar ein Stück von Beethoven, die 32 c-moll Variationen, gespielt von der Gourari, aber versenkt in heftigem Pedalgebrauch. Die Pianistinnen hatten es ein wenig schwer, sich gegen Sadlo und seinen Kompagnon durchzusetzen. P.S. Das Auftreten der Gourari erweckte in mir Assoziationen an die Netrebko- schön und cool-ungeheuer cool.
    Der nächste Abend in der Beethovenhalle. Hervorzuheben die Sinfonie fantastique von Berlioz- entsprechend dem Schwerpunkt des diesjährigen Beethovenfestes- la France et liberté. Das Stück kann ja eine Visitenkarte für ein Orchester sein, so vielgestaltig ist die Partitur und das RSO unter seinem Chefdirigenten Janowski spielte, als wären es die Berliner Philharmoniker. Perfekt.
    Ach ja, es gab auch noch das Tripelkonzert. Mit Julia Fischer war beim Beethovenfest viel Reklame gemacht worden, aber die relative Banalität dieses Werks konnte sie ebenso wenig retten, wie die beiden anderen hervorragenden Solisten.
    Alles weitere nachzulesen auf der webside des Beethovenfestes.

  • Sagitt meint.


    Gestern wurde das Bremer Musikfest mit einem Konzert des RSO Stuttgart unter Norrington beschlossen. Er ist wirklich ein außergewöhnlicher Dirigent- nicht wegen seiner Faxen, die er ja nicht lassen kann- ein sehr spezieller britischer Humor.Ich finde das im Prinzip witzig, aber es stört auf der anderen Seite die Konzentration, wenn er rumkaspert.
    Dann musste ich die Enttäuschung verarbeiten, dass nicht, wie angekündigt, Brahms 2tes Klavierkonzert, sondern Schumann geboten wurde. Die Festspielleitung hatte es nicht nötig, darüber vorher zu informieren,obwohl das Programmheft auswies, dass man darüber schon länger informiert war.
    Also Schumann mit der Grimaud. Sie ist eine große Pianistin, versteht sich mit Norrington offensichtlich sehr gut. Beide präsentierten eine sehr frische Interpretation mit kräftigem Anschlag- der Schluss-Satz ein wenig schnell, so wie die Argerich in ihren neuesten Aufnahme.
    Das Ereignis des Abends war sicher die Vierte von Mahler. Ich bin gar kein Experte dieser Musik, aber Norrington konnte mit seinem Orchester vollkommen überzeugen, welche verschiedenartige Klänge er diesem Apparat entlockte.Ich hoffe, eine fachkundige Beurteilung der musikalischen Leistung wird noch erfolgen.
    Mit einem fetzigen ungarischen Tanz von Brahms wurde das Publikum in einen noch langen Samstagabend entlassen ( das Konzert hatte um 18 h angefangen, musste da jemand zum Flieger ?)

  • Kleine Ergänzung zum Konzertbericht von Sagitt:


    Ich war sehr gespannt auf Norringtons Mahler-Interpretation. Ich muss gestehen, dass die vierte nicht zu meinen Lieblingssinfonien des Meisters zählt. Er hat sie selbst zunächst als kürzeres Stück mehr heiteren Inhalts geplant. Thematisch der Schlussstein der Wunderhorn-Sinfonien, wendet sie sich den himmlischen Freuden zu, allerdings mit erheblicher Ironie.


    Natürlich hat Norrington in seinem Dirigat wieder einige "Faxen" gemacht, indem er sich mit die Musik kommentierenden Dirigiergesten mehrfach dem Publikum zugewandt hat. Das hat mich gestern nicht gestört, weil seine Gesten an den richtigen Stellen, den teils ironisch bis bewußt-banalen Charakter hervorgehoben hat. Aber überraschend ist das schon, plötzlich mit einem sich umwendenden Dirigenten konfrontiert zu sein. Gut, das waren kurze, witzige Dialoge - aber ich glaube, das Publikum hätte diesen Charakter der Musik auch selbst erkennen und erhören können.


    Das Sinfonieorchester des SWR hat sich unter der Leitung von Norrington wirklich zu einem Spitzenorchester entwickelt. Vibratoloser Klang der Streicher, exzellente Bläser unter denen der Oboist, die Hörner, Klarinette und Trompeten hervorzuheben sind. Aber in der vierten vor allem die Oboe. Spitzenmäßig die Solovioline im zweiten Satz. Der Gesamtklang war bis auf wenige Stellen völlig transparent, jedes Detail exzellent hörbar; im ersten Satz waren an wenigen Stellen die Streicher etwas dominierend (aber wirklich nur marginal). In der Interpretation Norringtons wurde deutlich, dass die Widersprüche, die in den Sinfonien Mahlers so prägend sind, ihre thematische Entwicklung und die Übergänge/oder Durchbrüche, wie andere sagen, auch in der vierten präsent sind. Auch dies ist keine harmlose, idyllische Musik. Das zu verdeutlichen ist vielleicht besonders in der vierten die Schwierigkeit für jeden Interpreten. Gut, Norrington ist das hervorragend gelungen - ich habe den Konzertabend sehr genießen können. Die inhärente zweite Seite, das untergründige hat Norrington zum Teil auch durch erhebliche Dynamik und Steigerungen ausgedrückt, das ging bis an die Grenze des Überdeutlichen.


    Also im Ganzen: erstklassige Interpratation, die auf weitere Mahlereinspielung durch Norrington und dieses Orchester gespannt macht. Ich habe mir jedenfalls gleich am Abend die Einspielung der ersten Sinfonie (hänssler 2004) zugelegt und bin gespannt.


    Mit besten Grüßen zum Sonntag


    Matthias


    P.S.:


    Eins muss ich noch ergänzen. Es ist eine Freude zu sehen, wie die einzelnen Musiker ihren Dirigenten lieben und verehren. Das wird überdeutlich, wenn man die Gesichter auch älterer sehr erfahrener Orchestermusiker nach einem gelungen Stück und beim Schlussapplaus sieht. Bei diesem Orchester stimmt es und man kann die Freude aller Beteiligten nicht nur hören sondern auch sehen.

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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