ZitatOriginal von Klawirr
Anscheinend sind die vorgeschriebenen »Verstimmungen« dagegen bei einer Barockvioline (geringere Halsneigung und Darmbesaitung) aber möglich.
Also wird die Skordatur möglich durch ein anderes Material der Saiten (Darmsaiten statt stahlumsponnene Saiten, wobei aber meines Wissens auch bei Barockviolinen die g-Saite umsponnen ist), durch geringere Saitenspannung und durch einen "flacheren" Hals.
Bei Wikipedia habe ich eine Grafik gefunden, die die Skordaturen in den Rosenkranz-Sonaten als Noten wiedergibt - das finde ich um einiges anschaulicher:
ZitatIn der einzigen mir bekannten Live-Aufnahme der Sonaten, verwendet der Violinist drei Violinen.
Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass eine extrem umgestimmte Violine zunächst schlecht die Stimmung hält - oder es werden möglicherweise für "Extremfälle" wie die Sonaten 8 und 11 Instrumente mit anderer Besaitung verwenden (bei Sonate 8 vielleicht ein Instrument mit zwei d-Saiten, wobei die erste auf d, die zweite auf f gestimmt wird, bei Sonate 11 ein Instrument mit vertauschter d- und a-Saite).
ZitatJa, die Erleichterung von Doppel- und Mehrfachgriffen ist ein Grund für die Skordaturen. Ein anderer, ebenso wichter Grund besteht allerdings darin, daß die veränderten Spannungsverhältnisse den Klang der Violine signifikant verändern (aus diesem Grunde verwenden manche Violinisten bei Studioeinspielung eben nur ein einziges Instrument: um die Klangveränderung bei gleichem Material besonders deutlich hörbar werden zu lassen).
Zweifellos ändert sich mit der Saitenspannung auch der Klang - das ist auch auf einer Gitarre deutlich wahrnehmbar. Anhand der Noten ist aber auch erkennbar, dass bei einigen Sonaten die umgestimmten leeren Saiten einen Dreiklang bilden bzw. auch Saitenpaare in Oktaven gestimmt sind (Sonaten 2, 4, 11), was wie gesagt spieltechnische Gründe haben dürfte.
Interessant ist, dass der Zyklus mit der Normalstimmung beginnt, sich mit Sonate 8 am weitesten davon entfernt (g-Saite um eine Quinte hochgestimmt!) und mit der Normalstimmung endet. In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage: War von Biber eine zyklische Aufführung (also ein Spielen aller 15 Sonaten und der Passacaglia unmittelbar hintereinander) überhaupt vorgesehen? Gibt es von ihm diesbezügliche Spielanweisungen?
Ist übrigens die folgende Aufnahme mit Pavlo Bezsosiuk bekannt:
Er hat hier (in Englisch) recht interessante Anmerkungen zur Interpretation der Sonaten gemacht.
Andreas