ZitatOriginal von Fugato
Im übrigen habe ich als (Hobby-) Musiker viele Jahre lang in einem Ensemble mit Schwerpunkt Spätrenaissance/Frühbarock englische Consort-Musik gespielt und dadurch möglicherweise eine andere Sicht als Du. Mein Eindruck ist, dass hier oft Werke mehr für die Spieler und nicht so sehr für die Hörer komponiert sind (was man im übrigen auch Werken Frescobaldis nachsagt), was der damaligen Musizierpraxis ja durchaus entsprechen würde. Auf den heutigen Hörer wirkt diese Musik nicht immer spontan ansprechend, weil sich ihre Qualitäten sozusagen tief (manchmal sehr tief) unter der Oberfläche verbergen.
Hallo Andreas,
genau diesen Eindruck habe ich bei einer Vielzahl von Ensemble-Kompositionen des Barock (und übrigens auch in der Zeit danach) - ich meine, Deine Beobachtung gilt auch für die »Kammermusik« von (um nur ganz beliebeig einige zu nennen, die mir grade mal so aus den Fingern gleiten) Graupner, Johann Fischer, Johann Caspar Ferdinand Fischer, Gottfried Finger, Servaas van Konink, Mattheson, Pepusch, Daniel Purcell, den verschiedenen Loeillets u.v.a.m. Das sind wundervolle Kompositionen, wenn man die Musik musiziert - beim passiven Hören rauscht vieles oftmals als mehr oder minder gefällig aber beliebig an einem vorbei. Wohl nicht zuletzt deshalb ist die Diskographie dieser Meister auch relativ überschaubar...
ZitatOriginal von Fugato
Das bestätigt im Grunde nur meine obige These. Dein Eindruck hat allerdings nichts mit dem Namen des Komponisten zu tun, sondern mit der Art der Komposition. Wahrscheinlich würdest Du Dich bei einer Fantansie von Byrd oder Morley genauso gepflegt langweilen...
Andreas
Du hast schon recht. Allerdings hat es IMO schon mit dem Namen des Komponisten zu tun, daß die gemeine Hörerschaft eher gewillt ist, etwas bedeutsames und überdurchschnittliches in diesen Kompositionen finden zu wollen. Und der Wille gibt dann ja oftmals auch schon das Ergebnis des Hörerlebnisses vor. Also: daß H. Purcells Consort-Musik sich überhaupt einen gewissen Bekanntheitsgrad erhalten hat, ist sicherlich zumindest zum Teil seinen Qualitäten als Komponist von Opern und Anthems zu verdanken.
Ganz herzliche Grüße,
Medard