Bach, Johann Sebastian: Goldberg-Variationen

  • Zitat

    Original von Christian B.


    Wer kennt dieses Werk und kann dazu etwas sagen? Gibt es eine Aufnahme? Angesichts der Popularität der Goldberg-Variationen finde ich es erstaunlich, dass diese Kanons unbekannt geblieben sind.


    Sind sie nicht :D Richard Egarr hat sie zusammen mit den Goldbergvariationen eingespielt, die Aufnahme lohnt sich übrigens auch sonst- wenn man nichts gegen Cembalo hat:



    :jubel: :jubel: :jubel:
    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Christian B.
    Wer kennt dieses Werk und kann dazu etwas sagen? Gibt es eine Aufnahme? Angesichts der Popularität der Goldberg-Variationen finde ich es erstaunlich, dass diese Kanons unbekannt geblieben sind.


    Hallo Christian,


    eine Aufnahme gibt es im Rahmen der "Edition Bachakademie" von Hänssler (CD 133, ich habe auf die Schnelle kein grösseres Cover gefunden):



    Neben dem Musikalischen Opfer sind dort die "Vierzehn Kanons über die ersten acht Fundamentalnoten der Aria aus den Goldberg-Variationen" BWV 1087 eingespielt.


    Viele Grüsse von Fugato

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Sind sie nicht :D Richard Egarr hat sie zusammen mit den Goldbergvariationen eingespielt, die Aufnahme lohnt sich übrigens auch sonst- wenn man nichts gegen Cembalo hat:


    Ist das eine Doppel-CD oder hat er alle Wiederholungen weggelassen, damit die Kanons noch auf die CD passen? ?(


    Viele Grüsse von Fugato

  • Zitat

    Original von Fugato


    Ist das eine Doppel-CD oder hat er alle Wiederholungen weggelassen, damit die Kanons noch auf die CD passen? ?(


    Es ist eine Doppel-CD: :D


    CD 1:


    Aria und Variationen 1 - 15


    CD 2:


    Variationen 16 - 30 und Aria


    Tracks: 17 - 30:


    14 Canons BWV 1087


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Es ist eine Doppel-CD: :D


    Die werde ich mir mal vormerken - ich habe nämlich absolut nichts gegen Cembalo :jubel:


    Viele Grüsse von Fugato

  • Zitat

    Original von Christian B.
    Liebe Forianer,


    im Booklet einer CD von Rudolf Serkin findet sich der Hinweis, dass seine Aufnahme der Arie der Goldberg Variationen von 1976 angeregt wurde durch einen 1974 in Straßburg gemachten Fund in der sogenannten "Blumenroeder-Sammlung": ein Exemplar der Goldberg Variationen mit Bachs eigenen Anmerkungen und vierzehn (!) unveröffentlichten Kanons auf Grundlage der ursprünglichen Arie.


    Wer kennt dieses Werk und kann dazu etwas sagen? Gibt es eine Aufnahme? Angesichts der Popularität der Goldberg-Variationen finde ich es erstaunlich, dass diese Kanons unbekannt geblieben sind.


    weil du so brav bist (und ich mich nicht mit fremdem gefieder schmücken möchte), verrate ich dir eine site, wo ca. 20 aufnahmen dieses werkes gelistet sind.
    ich selbst besitze nur die lp mit curtis/haas aus 1976 (=weltersteinspielung 8o )


    :hello:

  • Zitat

    Original von observator
    weil du so brav bist (und ich mich nicht mit fremdem gefieder schmücken möchte), verrate ich dir eine site, wo ca. 20 aufnahmen dieses werkes gelistet sind.


    Die "Bachbusters"-Aufnahme sieht interessant aus, und sie ist sogar HIP, wie das Cover verrät:



    Ist Don Dorsey ein Schüler von Professor Peter Schickele? ;)


    Viele Grüsse von Fugato

  • Hallo zusammen,


    vor kurzem habe ich eine CD kennengelernt mit einer Bearbeitung der Goldberg-Variationen für Orgel durch den in Westfalen geborenen Komponisten und Organisten Wilhelm Middelschulte (1863-1943):


    Wilhelm Middelschulte
    JS Bach - Goldberg-Variationen
    arrangiert für Orgel
    Jürgen Sonnentheil, Orgel in St. Petrus Canisius, Friedrichshafen

    (cpo 777215-2)


    Wilhelm Middelschulte hatte seine Laufbahn in Berlin begonnen und lebte und arbeitete seit 1891 in Chicago als Kirchenmusiker; schon früh galt er als überragender Organist. Um 1910 lernte er Ferruccio Busoni kennen, der von da an ein enger Freund war - Busoni hielt ihn als Komponisten für einen Meister des Kontrapunkts - und das will etwas heißen, angesichts der Fähigkeiten, die Busoni selbst auf diesem Gebiet hatte, und angesicht eines Zeitgenossen wie Max Reger.


    Diese Bearbeitung der Goldberg-Variationen halte ich für überaus interessant: zweifellos muss man sehr gut Orgel spielen können, um sich daran zu wagen - aber Virtuosität steht nicht im Vordergrund. Der etwas "abstrakte" Orgelklang erlaubt dem Hörer die Konzentration auf die formale Gestaltung der Variationen, und, obwohl die Bearbeitung sich eng an den Notentext hält, bleibt stets hörbar, dass sie in neuerer Zeit entstanden ist. Und eine Orgelbearbeitung Bachscher Werke ist auch sicher keine musikalische Absurdität: Bach selbst hatte gar nichts gegen Bearbeitungen für andere Instrumente, und gegen eine für die Orgel hätte er erst recht nicht einzuwenden gehabt.


    Dies ist keine Aufnahme, um die Goldberg-Variationen kennenzulernen, aber eine, die eine eigenständige Sicht auf das Werk und in der es viel zu entdecken und zu bewundern gibt.


    Im Übrigen wird fantastisch gespielt, mit geradezu überwältigend schön eingefangenem Orgelklang (großes Lob an die Aufnahmetechnik!! - etwas für den Kopfhörer).


    Gruß
    Pylades


    P.S.: Es gibt eine sehr schöne Webseite über Wilhelm Middelschulte:
    http://www.wilhelm-middelschulte.de/
    mit kurzer Biographie und einer Diskographie seiner Werke.

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  • Zitat

    Original von observator
    ich möchte nichts anderes als auf den link von jpsa (schreibt LEIDER nicht mehr im forum ;() im 2. beitrag des threads hinweisen, falls ihn jemand übersehen haben könnte. ein muss für jeden goldbergler...


    Dem kann ich mich nur anschließen! Ich war auf der Suche nach einer Aufnahme auf einem Fortepiano, und es gibt tatsächlich eine einzige:



    Habe sie sofort beim Pianisten direkt bestellt, werde hier berichten, wie sie ist. Wenn man "Johannes Kreislers, des Kapellmeisters, musikalische Leiden" von E.T.A. Hoffmann mit der passenden Musik vorlesen möchte, braucht man eben eine Einspielung mit Hammerklavier ;)


    Ansonsten habe ich nur solche auf dem Cembalo, die mit * finde ich besonders empfehlenswert (sehr gut sind sie alle):


    Robert Hill *
    Pieter-Jan Belder
    Kenneth Weiss
    Céline Frisch *
    Pierre Hantai (1992) *
    Pierre Hantai (2003) *
    Yannick le Gaillard
    Jory Vinikour


    Die von Robert Hill ist live in einer ganz hervorragenden Akustik aufgenommen und eine der bestklingenden Cembalo-Aufnahmen, die ich besitze! Etwas schwer zu bekommen, aber beim Label direkt im Moment zum Sonderpreis von $ 9.95: Music & Arts.



    Er spielt allerdings nicht alle Wiederholungen - das tun überhaupt nur wenige - Vinikour z.B., und weil er sich in seiner Tempowahl nicht vom 80 Minuten-Limit der CD reglementieren lässt, braucht er eben zwei - bei Egarr scheint das ja auch so zu sein. Es wundert mich, dass die Weglassung von Wiederholungen hier nicht als weiter problematisch empfunden wird - verändert sie doch die Proportionen des Werks gewaltig.

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Zitat

    Original von miguel54
    Wenn man "Johannes Kreislers, des Kapellmeisters, musikalische Leiden" von E.T.A. Hoffmann mit der passenden Musik vorlesen möchte, braucht man eben eine Einspielung mit Hammerklavier ;)


    Spielt er denn auch immer weiter und weiter? :stumm:



    Weiss, Frisch und die letzten beiden kenne ich gar nicht.
    Aus der Steinzeit habe ich noch Richter und Walcha.
    Hantai gefiel mir nicht so besonders, aber da muss ich noch mal hinhören.
    Anzufügen wären noch van Asperen und Ross (beide mit *) und oben hinschreiben muss man immer Leonhardt (mit **).


    Zitat

    Die von Robert Hill ist live in einer ganz hervorragenden Akustik aufgenommen und eine der bestklingenden Cembalo-Aufnahmen, die ich besitze! Etwas schwer zu bekommen, aber beim Label direkt im Moment zum Sonderpreis von $ 9.95: Music & Arts.


    Immer schreiben die Leute sowas *seufz* und denken nicht daran, dass das andere auch Geld kostet. :D


    Zitat

    Es wundert mich, dass die Weglassung von Wiederholungen hier nicht als weiter problematisch empfunden wird - verändert sie doch die Proportionen des Werks gewaltig.


    Tut sie, und warum die Wiederholungen oft nicht beachtet werden, kann ich mir auch nicht erklären. Oder höchstens mit der festgelegten CD-Länge.
    Aber ein Hammerklavier kommt mir damit nicht ins Haus, auch nicht für die Hoffmann-Lektüre. Da reicht Punsch. :D

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Spielt er denn auch immer weiter und weiter? :stumm:


    Ich fürchte, da werde ich die Wiederholungstaste einsetzen müssen ... =)

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Tut sie, und warum die Wiederholungen oft nicht beachtet werden, kann ich mir auch nicht erklären. Oder höchstens mit der festgelegten CD-Länge.


    ... oder LP-Länge: Gab es jemals eine Aufnahme mit allen Wiederholungen auf einer Doppel-LP? Mir ist keine bekannt.
    Beim Spielen aller Wiederholungen landet man bei etwa 85 Minuten - da kommen nur Vinikour und Egarr heraus - Jacques Ogg auch?
    Frau Frisch's zweite CD enthält nämlich nur die Canons etc.
    Ich denke, die Plattenfirmen halten eine Doppel-Platte einfach für nicht so gut verkäuflich. Also wurde im LP-Zeitalter fast keine Wiederholung gespielt, im CD-Zeitalter werden nur ein paar weggelassen, und es bleibt unter 80 Minuten, wenn die Tempi flott genug sind.
    Die Industrie hätte die maximale CD-Spielzeit eben nach den Goldberg-Variationen und nicht nach der 9. Sinfonie festlegen sollen! :P

    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Zitat

    Original von miguel54


    ... oder LP-Länge: Gab es jemals eine Aufnahme mit allen Wiederholungen auf einer Doppel-LP? Mir ist keine bekannt.


    Genau weiß ich es nicht mehr, aber hat Walcha nicht zwei LPs verbraucht? Ich weiß noch nicht mal mehr, ob ich die habe: Also ab in den Keller und nachsehen. Später mehr.

  • Tja, ich dachte, ich hätte hier etwas über Ottavio Dantones Einspielung der Goldberg-Variationen gelesen, aber eine Suche blieb erfolglos. Wie dem auch sei, die Diskussion hier hat mich dazu angeregt, mir seine CD (bei DECCA) zu bestellen, bekam sie von einem amazon.de Marketplace Verkäufer für unter 10 €. Sie kam heute morgen an und läuft jetzt das zweite Mal.


    Fazit: So habe ich die Goldberg-Variationen noch nicht gehört! :jubel:


    Gibt es sonst jemanden, der soviel dabei improvisiert? Schon bei der ersten Wiederholung innerhalb der Aria bringt Dantone seine eigenen Verzierungen an, und das geht munter so weiter. Wir haben die Sachen ja alle im Kopf, und ich konnte mir so manchen Lacher nicht verkneifen. Wer Überraschungen erleben will, dem sei diese CD wärmstens empfohlen. Verzierungen beim da capo - Voilà hier sind sie im Überfluß!


  • Zitat

    Original von miguel54
    Ich war auf der Suche nach einer Aufnahme auf einem Fortepiano, und es gibt tatsächlich eine einzige:



    Habe sie sofort beim Pianisten direkt bestellt, werde hier berichten, wie sie ist. Wenn man "Johannes Kreislers, des Kapellmeisters, musikalische Leiden" von E.T.A. Hoffmann mit der passenden Musik vorlesen möchte, braucht man eben eine Einspielung mit Hammerklavier ;)


    Auch diese Version ist gestern eingetroffen. Riemers Hammerklavier (ein Walter-Nachbau) klingt viel näher am modernen Klavier als jedes andere dieses Typus, das ich bisher gehört habe. Vielleicht spielt er auch technisch eher wie auf einem modernen Instrument - dann kommt der typische "alte" Klang manchmal nicht so recht heraus.
    Für einen Amateur spielt er ausgezeichnet, wenn auch etwas einförmiger, als ich von der potentiellen Klangfarbenvielfalt des Instruments erwartet hätte. In die Spitzengruppe würde ich diese Aufnahme nicht stellen, aber ich wollte eben eine mit Hammerklavier, auch wenn er nicht immer weiter und weiter spielt ... :no:


    Riemer hat übrigens eine einleuchtende Erklärung für die Auswahlkriterien zum Weglassen von Wiederholungen: Er spielte nur die, bei denen in der Wiederholung der Schluß nicht identisch komponiert ist. So dürften es wohl die meisten gemacht haben .....

  • Liebe Taminos,


    ich wollte eine weitere Interpretin der Goldberg-Variationen ins Soiel bringen, die der Markt noch nicht kennt.


    Anna-Victoria Baltrusch räumt derzeit in den Nachwuchswettbewerben alles ab; ein Gewinn war eine CD-Aufnahme im Sendesaal des SFB, eben auch der Goldberg-Variationen - ich denke, sie ist ziemlich gut geworden.


    Den Namen sollte man sich womöglich merken, insbesondere was lyrisches und transparentes Spiel angeht.


    LG,



    Christian

  • Eine Unzahl von Einspielungen kann man hier finden, aber außer der manchmal auftauchenden Frage nach dem Instrumentarium wenig über die Variationen selbst.
    Dass der Name Goldberg zum ersten Mal 1802 in Verbindung mit der Clavierübung IV auftauchte, wissen wir heute. Wie Forkel auf seine völlig frei erfundene Geschichte zur Entstehung des Werkes kam, bleibt unklar, aber historische Korrektheit war sowieso nicht sein Fall. Es ging ihm in der Hauptsache um die Glorifizierung und Ausschmückung seines Gegenstandes, und so hat er diese typisch romantische Geschichte in die Welt gesetzt.
    Jedenfalls ist die Begebenheit, die Hoffmann in seinem Kapellmeister Kreisler schildert, vermutlich näher an einem realen Geschehen. Immerhin zeigt sie, dass die Variationen zu Beginn des 19. Jh. durchaus bekannt waren – 1805 erlebten sie eine Neuauflage. Hoffmann geht sogar so weit, sie über „so Variatönchen“ von Beethoven und Mozart zu stellen.


    Natürlich füllt die Literatur zu den Variationen eine halbe Bibliothek, ein relativ schmales Bändchen scheint mir aber besonders bedeutsam. Und obwohl es hier schon irgendwo einmal genannt worden war (glaube ich jedenfalls), verdient es, noch ein bisschen gründlicher betrachtet zu werden:



    Musik-Konzepte 42: Johann Sebastian Bach – Goldbergvariationen. edition text + kritik, München 1985. ISBN 3-88377-197-X; antiquarisch schon ab € 4,–.


    Versammelt sind vier Aufsätze:
    Heinz Hermann Niemöller: Polonaise und Quodlibet. Der innere Kosmos der Goldberg-Variationen.
    Martin Zenck: „Bach, der Progressive“. Die Goldberg-Variationen in der Perspektive von Beethovens Diabelli-Variationen.
    Berthold Türke: Das unendliche Rezitativ.
    Wolfgang Schreiber: Auswahldiskographie.


    Erstaunlich ist, dass der erste, gar nicht so lange Beitrag bisher offensichtlich wenig Resonanz gefunden hat, handelt es sich immerhin um einen Analyse- und Interpretationsansatz, der wirklich Neues vorstellt.
    Niemöller untersucht den Aufbau und Ablauf der Variationen als Gesamtes und kommt zu dem bereits bekannten Schluss, dass es sich um zwei 15er-Gruppen handelt, die wiederum aus jeweils fünf Dreier-Gruppen bestehen – eingerahmt von der Aria. Jede Dreier-Gruppe wird von einem Kanon beschlossen – übrigens die einzigen Stücke, die auch durchgehend bezeichnet sind.
    Der erste Satz ist eine Sarabande, der 16. eine Ouvertüre, was für Niemöller die Vermutung nahelegt, dass es sich neben dem Variationswerk auch insgesamt um eine Folge von Tanzsätzen, oder besser eine Variationen-Suite handelt. Davon ausgehend untersucht er die anderen Sätze und weist ihnen den jeweils passenden Tanznamen zu. So lässt sich die erste Variation einwandfrei als Polonaise lesen, die 2. als Air, die 3. (der 1. Canon) als Gigue usw. Nur bei der letzten ergeben sich Probleme, denn es trägt zwar die Bezeichnung „Quodlibet“, fügt sich aber mit seinen beiden Volksliedmelodien nicht bruchlos ins Ganze ein.
    Niemöller kommt auf die Entstehungsgeschichte zurück und stellt die These auf, dass BWV 988, die Clavierübung IV, von Bach bereits mit Blick auf den Hof bzw. einen höfischen Titel konzipiert worden ist. Dafür spräche die deutliche Polonaise als 1. Variation und die Verbeugung vor dem Sächsischen in der letzten – eine „Saxonaise“ gibt es nicht, also hat Bach sie hier quasi erfunden.
    Folgt man Niemöllers Interpretation des Notentextes, ergibt sich sehr schlüssig eine ununterbrochene Folge von Suitensätzen, die insgesamt eine Verbeugung vor dem polnisch-sächsischen Hof ergeben.


    Dass daneben noch eine ganze Reihe anderer Elemente eine wichtige Rolle spielen, ist Niemöller natürlich bewusst, aber wie bei Bach üblich ist es mit einer Bedeutungsebene nicht getan.
    Insgesamt eine sehr einleuchtende Darstellung, die sich sehr wohl als Unterlage für die Interpretation eignet.

  • meine Empfehlung: Andrej Gavrilov (DG, hervorragende Klangqualität)
    und die beiden Gould-Aufnahmen.


    Gould I aus den 50ern habe ich auf Platte, und abgesehen von der nicht ganz so berauschenden Tontechnik finde ich die Interpretation auch ein wenig "dahingeknallt" - sie ist trotzdem eine hochinteressante Aufnahme, zumal sie den Weltruhm Gould´s begründete.


    Gould II ist so elegisch, wie die erste schnell ist, aber insgesamt dann doch wohl die "musikalischere". Aber gerade im Vergleich sind die beiden Aufnahmen grandios, stellen sie doch zwei Extreme der Interpretationsgeschichte dar, die ihresgleichen suchen - eingespielt vom selben Interpreten im Abstand von etwa 25 Jahren.


    Aus der Brilliant-Gesamtaufnahme habe ich noch eine Cembalo-Einspielung mit Pieter-Jan Belder, die vom Klang her naturgegeben etwas dünne ist. Die Struktur der Musik wird aber gut herausgearbeitet.

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  • Zitat

    Original von m-mueller
    und die beiden Gould-Aufnahmen.


    Ich kenne drei Einspielungen der Goldberg-Variationen von Gould, neben den beiden genannten (1955 und 1982 bei CBS) habe ich noch den Salzburger Mitschnitt (1959) bei Sony.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius


    Ich kenne drei Einspielungen der Goldberg-Variationen von Gould, neben den beiden genannten (1955 und 1982 bei CBS) habe ich noch den Salzburger Mitschnitt (1959) bei Sony.


    Inzwischen hat man, wenn ich nicht irre, sogar eine von 1954 (vor der legendären Ersteinspielung) ausgegraben, und es kann gut sein, daß es noch ein oder zwei weitere Mitschnitte gibt (solange Gould draufsteht, läßt sich anscheinend alles verkaufen).
    Der Salzburger Mitschnitt lohnt aber tatsächlich, weil er in mancher Hinsicht eine Art Synthese zwischen der alten und neuen Studioproduktion ist. Und weil der Klavierklang etwas "realistischer" als viele (natürlich mit voller Absicht einigermaßen verfremdeten) Studio-Aufnahmen Goulds.


    Belder fand ich eher langweilig; meine Cembalo-Vorurteile wurden erst durch die im Forum schon mehrfach angepriesene Aufnahme Dantones weitgehend ausgeräumt


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Belder fand ich eher langweilig; meine Cembalo-Vorurteile wurden erst durch die im Forum schon mehrfach angepriesene Aufnahme Dantones weitgehend ausgeräumt


    Belder ist auch langweilig. Oder etwas höflicher: Er spielt sehr diszipliniert. :D


    Und die Aufnahme von Dantone kann man gar nicht genug anpreisen:


    41JQSZ5A7WL.jpg



    Er verwendet ein deutsches Cembalo, variiert die Wiederholungen und legt dabei eine Musikalität an den Tag, die neben aller kontapunktischen Finesse schlicht mitreißt.


    Was mich an Gavrilov und vielen Einspielungen auf modernem Flügel stört, ist nicht einmal so sehr der stumpfe, ölige, unangebrachte Klang des Intruments. :D
    Die Klavierspieler erliegen fast alle allzu schnell pianistischen Versuchungen. Das schwankt dann von klappernder Etude zu pseudomelancholisch-zerdehntem Charakterstück. Eine Gesamtdramaturgie bleibt auf der Strecke – 30 "so Variatiönchen" hintereinander. Und selbst das Thema haben viele offenbar schon bei der zweiten Variation aus den Augen verloren.Dabei kann man eigentlich doch gar nicht anders, als dem alten Spruch zu folgen, dass man es mit einer "immerwährenden Passacaglia" zu tun hat – nur dass halt der Bass fehlt.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Was mich an Gavrilov und vielen Einspielungen auf modernem Flügel stört, ist nicht einmal so sehr der stumpfe, ölige, unangebrachte Klang des Intruments. :D
    Die Klavierspieler erliegen fast alle allzu schnell pianistischen Versuchungen. Das schwankt dann von klappernder Etude zu pseudomelancholisch-zerdehntem Charakterstück.


    Mag alles richtig sein - hört sich aber dennoch sehr viel besser an als das, was ich bisher an Interpretationsversuchen mittels teutscher oder auch nicht-teutscher Cembali um die Ohren bekommen habe.

  • Hallo.


    Weit weg von historischer Informiertheit oder Cembalo (eher pseudomelancholisch), mir aber trotzdem derzeit die liebste (und so weit ich gelesen habe, hier noch nicht genannte) Einspielung: die Goldberg-Variationen von der amerikanischen Pianistin Simone Dinenrstein.



    Den Dantone will ich aber auch gern mal hören. Mal sehen, wie die Goldberg-Variationen noch klingen können.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von m-mueller
    Mag alles richtig sein - hört sich aber dennoch sehr viel besser an als das, was ich bisher an Interpretationsversuchen mittels teutscher oder auch nicht-teutscher Cembali um die Ohren bekommen habe.


    Jedem seine eigenen Ohren.
    Ob Du da deutsch mit t oder sonstwie schreibst, Dein Geschmack bleibt Dir unbenommen – keine Bange.
    Allerdings ist die bloße Verwendung der Vokabel "Interpretationsversuche" noch kein Argument. :beatnik:


    Und was beim Flügel noch dazukommt: Kein Pianist – noch nicht einmal Gould – hat es geschafft, alle Noten, die Bach geschrieben hat, auch zu spielen. :P

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Inzwischen hat man, wenn ich nicht irre, sogar eine von 1954 (vor der legendären Ersteinspielung) ausgegraben


    Laut jottpehzeh handelt es sich um diese hier:



    Die jüngste stammt aus dem Jahr 1981.


    Zitat

    und es kann gut sein, daß es noch ein oder zwei weitere Mitschnitte gibt


    So hört man.


    Zitat

    solange Gould draufsteht, läßt sich anscheinend alles verkaufen


    Mir nicht. :D

  • Guten Tag


    wie ist eine Aufnahme von BWV 988, wie diese



    CD, auf einem Akkordeon anzusehen ?


    Da weis mal jedenfalls genau, dass dies von Bach nicht vorgesehen war und müsste auch nicht vom Solist irgendwie gerechtfertigt werden, wie z.B. manche Einspielungen auf einer Orgel.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    wie ist eine Aufnahme von BWV 988auf einem Akkordeon anzusehen ?


    Da weis mal jedenfalls genau, dass dies von Bach nicht vorgesehen war und müsste auch nicht vom Solist irgendwie gerechtfertigt werden, wie z.B. manche Einspielungen auf einer Orgel.


    Wieso? Die Einspielung basiert doch auf dem neulich aufgefundenen Handexemplar von Bach mit der Überschrift "Für die Fußgängerzone mit zween Bürgersteigen". :D


    Nein, im Ernst: Warum sollte hier der Legitimationszwang größer sein als bei einer Einspielung auf modernem Klavier?

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Hildebrandt


    Wieso? Die Einspielung basiert doch auf dem neulich aufgefundenen Handexemplar von Bach mit der Überschrift "Für die Fußgängerzone mit zween Bürgersteigen". :D


    Bach sorgt, wie Beispiele der jüngsten Vergangenheit zeigen, immer für Überraschungen :hahahaha:


    Zitat

    Nein, im Ernst: Warum sollte hier der Legitimationszwang größer sein als bei einer Einspielung auf modernem Klavier?


    ich sehe da weniger den modernen Konzertflügel, da weis man auch, dass Bach den nicht meinte. Es gab aber schon Einspielungen auf einer




    Orge ( nur ein Beispiel)l, die Authentizität für sich in Anspruch nahmen.




    Oder was hält man davon



    Goldberg-Variationen BWV 988 für Streichtrio ?
    Da gibts etliche u.ä. Aufnahmen davon.
    Gibt es sonst noch paar kuriose Instrumentierungen von BWV 988 ?


    (Bin ich froh, dass ich gerne Cembali höre :yes::pfeif: )


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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