Konzertbesuche und Bewertung

  • Hall Richard,
    Zitat:
    Daheim in Ruhe eine Aufnahme zu genießen hat auch gewisse Vorteile, denn auch Leute in Anzügen und Abendkleidern haben nicht unbedingt so etwas wie Anstand und Niveau.
    Das zeigte sich daran, daß einige unmittelbar nach der Rachmaninov Sonate aufgesprungen sind oder gar bei der Zugabe aufstanden und gingen. Einfach indiskutabel.
    ----------------------------------------------------------------------------


    Dieses Übel wurde schon von Markus angesprochen, der das Gardiner Konzert Anfang März in der Alten
    Frankfurter Oper besucht hat.
    Liegt es an dem Publikum in Frankfurt? hier in der Oetkerhalle verhält sich der Besucher doch gemäßigt und lässt
    das Konzert für die übrigen Anwesenden genussvoll beiwohnen.
    Diese Störenfriede erlebe ich höchstens im Kino.
    Was für eine Grabesstille in der Kirche von Königslutter bei der Matthäuspassion.....
    Ich wünsche Dir in Zukunft ein gesitteteres Publikum und Kunstgenuss.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.


  • reklov29,


    muß ehrlich sagen, daß es mir wie im Kino vorkam!
    Okay, man muß im Kino nicht unbedingt der Abspann sehen aber wenn der Künstler noch auf der Bühne steht ist es aus meiner Sicht ein gewissen Maß an Respekt sitzen zu bleiben!


    Wäre ich im Kino gewesen hätte ich mich umgedreht und was gesagt!!!!
    Was ich aber nicht tat, um nicht noch mehr Leute zu stören!


    Da ich bald wieder ins Konzert will und das wohl in FFM hoffe ich auch auf "bessere" Zeiten.

  • Hallo Richard,


    danke für die Kritik. Liest sich richtig nett. Wiedergabe eines gelungenen Abends :D .



    Gruß
    Uwe

  • Zitat

    Original von Uwe
    Hallo Richard,


    danke für die Kritik. Liest sich richtig nett. Wiedergabe eines gelungenen Abends :D .


    Gruß
    Uwe


    Gelungen nicht! Aber auch kein Reinfall!!!! :rolleyes:

  • Der Beitrag über die Pauke war auch eine Einstimmung auf den Besuch eines Konzerts in Mannheim am Sonntag, den 17.4.2005, wo u.a. auf dem Programm standen: Béla Bartók: Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta und Leonard Bernstein: Serenade für Solo-Violine, Streichorchester, Harfe und Schlagzeug. Mit Gidon Kremer, den Kremerata Baltica und der Amsterdam Sinfonietta waren Musiker angekündigt, die das Beste hoffen ließen. Leider waren die Schlagzeuger nicht aufgeführt, so dass offen blieb, ob es wie einige Tage zuvor in Basel Pushkarev, Marchenko und Sadlo waren.


    Und doch wurde es nicht der erwartete große Abend. Was ist schief gegangen: Im letzten Satz von Bartok setzte in den ersten Takten die Pauke alle Akzente, die möglich waren. Es gelang ein eigener Rhythmus, fast jazzig, wie ich ihn noch auf keiner Aufnahme gehört hatte. Lautstärke und Tempo waren genau richtig. Aber der Dirigent (Gustavo Dudamel) vermochte die Vorgabe nicht aufzunehmen. Überhaupt schien er eher die eigenen Bewegungen auf dem Podest als die beiden Orchester einstudiert zu haben. Die Intensität fiel ab, und es war kein Wunder, dass die Pauke bei den nächsten Einsätzen den Spannungsbogen nicht mehr aufzunehmen vermochte und der Schlussakkord ziemlich kläglich ausfiel.


    In der Serenade von Bernstein blieb die Violine wie verloren. Das mag Interpretationsabsicht gewesen sein, aber Kremer und Dudamel standen einander fast im Wege. Einige Male bewegte Kremer sich ein paar Schritte zur Seite als habe er das Gefühl, den Kontakt des Dirigenten zum Orchester zu stören. Das half nichts. Die Schlagwerker verrichteten in vollendeter Perfektion ihr Werk, aber vom Untertitel des Werks „nach Platons Symposion“ blieb kaum etwas zu ahnen. In ihrem schwarzen Dress wirkten die Schlagzeuger wie die Techniker beim Autorennen, darauf eingeübt, beim Boxen-Stopp genau aufeinander abgestimmt die notwendigen Handgriffe auszuführen, und damit schienen sie dann auch zufrieden zu sein.


    Diese Kritik ist vielleicht etwas unfair, denn an den Fähigkeiten der Beteiligten gab es nichts zu zweifeln und es ging ja nichts schief. Aber das war für mich einfach zu wenig, was ich von einem solchen Konzert mit solcher Besetzung erwart hatte, das doch umgekehrt Signalwirkung auf ein größeres Selbstbewusstsein aller Paukisten der wichtigen Orchester haben sollte. Bleibt also zu hoffen, dass dies nur ein schwacher Abend war und in Zukunft einmal anderes zu hören sein wird.


    Viele Grüße, (zur Zeit aus Burghausen)


    Walter

    Einmal editiert, zuletzt von Walter.T ()

  • funny, letzten freitag (22.4.05) im goldenen saal des musikvereins:
    selber sänger, selber pianist, selbes programm, gleicher hustensturm zwischen den liedern.
    weniger lustig: gegen ende des programms erlitt ein zuhörer mitten in der 2. reihe (wahrscheinlich) einen herzanfall und wurde mühsamst von anderen besuchern aus dem saal geborgen (bei einer ansammlung von über 2000 menschen ist offensichtlich sanitätsanwesenheit keine vorschrift)


    Antracis v. 25.3.,12:34

  • Sagitt meint:


    German Brass wird 30. Die Formation, 1974 von Enrique Crespo begründet,Bläser aus verschiedenen deutschen Orchestern, tourt mal wieder durch die Republik, gestern in Bremen. Die Kirche, brechend voll. Man sieht jede Menge Menschen, die man sonst in klassischen Konzerten nicht sieht. Bläser..Und wundert sich, wieviele es davon. gibt. Die in Bremen ansässige Firma Thein hat Weltruf als Hersteller von Blechblasinstrumenten. Ein Konzertbesucher erklärte mir, er habe die Bläsergruppe der NY-Philharmoniker in Sao Paulo gesehen und gehört und habe eine Schwätzchen damit beginnen können, dass diese Instrumenten von Thein spielten.


    Ein Hornist der Berliner Philharmoniker , Klaus Wallendorf, führte launig durch das Programm. Im ersten Teil gab es Klassisches, von BWV 565- immer ein "Kracher" über Tritsch-Tratsch-Polka bis zur Ungarischen Rhapsodie Nr. 2 von Liszt. Alles wurde mir größter Perfektion gespielt und rief Begeisterungsstürme hervor. Im zweiten Teil gab es dann verschiedene Titel aus der Big-Band-Tradition, die nicht weniger das Publikum in Stimmung brachten.


    Die Akustik des Kirchenraums war sehr geeignet, die Fülle des Bläserklangs, im zweiten Teil durch Schlagzeug unterstützt, zur vollen Wirkung zu bringen.


    Wer Unterhaltung auf höchsten Niveau möchte ( bis zum Zugabestück, bei dem die volle Palette von Posaunenarten vorgestellt wird, dem ist german brass dringend zu empfehlen.

  • Hallo Leute!!


    Ich möchte euch die Hainburger Haydngesellschaft vorstellen, zu deren Konzerten ich meist gehe, wenn es mir möglich ist.
    Die Haydngesellschaft gibt es seit 25 Jahren. Ihre Konzerte finden in Haydnsaal der ATW Hainburg statt.
    Dieser Saal fasst cirka 250Menschen, darum sind es meist KOnzerte im "intimen" Rahmen, will sagen, man kennt sich recht schnell und es ist meist sehr gesellig in den Pausen.
    Die Qualität der Konzerte ist sehr gut, meist treten slowakische, tschschische oder österreichische Solisten bzw. Ensembles auf, manchmal bekannte manchmal weniger bekannte. (Die Capella Istropolitana oder das Orchester der Oper Bratislava sind öfters zu Gast).


    Jetzt möchte ich euch nnoch das Programm für heuer vorstellen! Fallls wer Interesse hat, möge er oder sie es mir sagen, ich kann Karten besorgen. (Kenn da jemanden)


    21.5. 18 Uhr
    Gesellige Kammermusik für ungewöhnliche Instrumente (Mandora, Maultrommel) mit Werken von Albrechtsberger, Joseph Haydn, J.P.Schiffelholz u.a.


    24.9. 18 Uhr
    Slowakische Streichersolisten Bratislava
    Werke von Corelli, Strauß, Kreisler, Lanner, Massenet, Albeniz u.a.


    22.10. 18 Uhr
    Ungarische Kammerphilharmonie
    J.Haydn-Symphonie nr.49
    J.Haydn-Konzert für Cello C-Dur Hob. VIIb/5, bearbeitet für Gitarre
    Mendelssohn-Bartholdy- Symphonie nr.9


    19.11. 18 Uhr
    Operngala (auch Operette)
    mit Werken von Donizetti, Rossini, Offenbach, Verdi, Tschaikowsky, Dvorak, Smetana, Lehar, Strauß, Bernstein
    Adriana Kohutkova, Denisa Slepovsk, Oto Klein, Jan galla sind die Solisten


    10.12. 18 Uhr
    Wiener Madigralchor
    mit Weihnachtsmusik aus 4 Jahrhunderten.


    Hoffe euer Interesse geweckt zu haben


    mfg Joschi

  • Interesse geweckt, das hast Du.
    Werde mit meiner Chefin reden und melde mich bei ok.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo Sagit,
    Zitat:
    Wer Unterhaltung auf höchsten Niveau möchte ( bis zum Zugabestück, bei dem die volle Palette von Posaunenarten vorgestellt wird, dem ist german brass dringend zu empfehlen.
    -------------------------------------------------------------------------------------
    Möchte Dir und dem Forum einmal die DVD vorstellen, die GERMAN BRASS im Mai 2000 in der Thomaskirche in Leipzig zum Bachjahr veröffentlicht haben, das Cover ist ein wenig abgeändert worden,
    weil ich die DVD seit 2002 besitze und eine Neuproduktion ab Januar 2005 erhältlich ist.



    Format: DTS Surround Sound, PAL
    Bildformat: 16:9


    folgende Werke werden aufgeführt:


    -Concerto after Vivaldi in D major
    -Toccata & Fugue in C major: Adagio
    -Brandenburg Concerto No. 3: Allegro
    -Easter Oratorio (Excerpts)
    -Partita No. 2 in C minor: Sinfonia
    -Chorale "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ"
    -Suite from the Orchestral Overtures
    -Chorale "Jesus bleibet meine Freude"
    -Toccata & Fugue in D minor
    Recorded live at the Thomaskirche, Leipzig, 6 May 2000


    Grundidee zur Gründung der GERMAN BRASS war es, nicht nur immer neidisch auf die streichenden, holzblasenden, singenden, orgel- oder cembalospielenden Kollegen zu schauen, sondern sich mit Klassischer Musik, die mit einer überwälltigenden Fülle und herrlichster Musik bedacht ist, auf
    Blechblasinstrumente zu übertragen.
    Viele Kritiker hielten dieses Ansinnen als höchst frevelhaft, da diese Klassische Musik nur unzulänglich
    auf moderne Blechblasinstrumente zu übertragen sei.
    Diese Kritik traf die Mitglieder von GERMAN BRASS zutiefst in ihrer Berufsehre und verlangte nach
    Widerspruch.
    Der Komponist Samuel Scheidt hat schon 1622 an die Musicanten appelliert, die Aufführung seiner
    Stücke nach Gutdünken zu gestalten.


    Die Kritiker verstummten alsbald schnell nach den ersten gegebenen Konzerten und wurden begeistete
    Anhänger für diese Aufführungspraxis.


    Die eingespielte DVD aus Leipzig, anlässlich von Bachs 250. Todestag, war ein überwältigender Erfolg.
    Diese Feuerprobe vor sachkundigen Besuchern in der ehrwürdigen Thomaskirche, Bachsche Werke auf Blechblasinstrumenten aufzuführen gelang grandios.
    Das Ergebnis war überwältigend ein riesiger Erfolg, das Publikum feierte die 10 Blech-Instrumentalisten begeisternd mit Standing Ovations.
    Bachsche Werke erklingen hier auf Tuba, Trompete, Posaune und Horn in ganz neuen Sphären, ein
    für die Ohren ganz neues Klangempfinden, wo man sonst die Orgel oder en Orchesterklang gewohnt
    ist.
    Absolute Meister ihres Faches, geprägt mit einer unwahrscheinlichen Klang-Brillianz und perfekten Intonation als Ensemble oder Solistisch, ein grandioses Erlebnis, ihnen zuhören zu dürfen.


    Das Können der 10 Blechbläser, ausgesucht aus den besten Orchestern Deutschlands, gilt absolut
    als Weltspitze und kann kaum noch getoppt werden.


    Eine berauschende DVD, die ich jedem Klassikfreund nur wärmstens empfehlen kann.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • Caro Reklov29,



    Einmal vielen Dank für Deine Beschreibung. Deine Begeisterungsfähigkeit ist ansteckend, auch für jemand, der mit Bach nicht allzuviel anfangen kann. Ich denke einmal nach, ob....


    Ich hoffe, daß einige Tribunen der Musik-Majors das Tamino-Forum lesen und daß Du bei Höchstgage sofort engagiert wirst.


    Das ist kein Schmäh!

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • reklov29,
    das Geheimnis des Erfolgs von GermanBrass sind zum einen die Topinstrumentalisten und die Superarrangements, dem Ensemble quasi auf den Leib geschneidert. Eric Crespo und Mathias Höfs, beide GB, sind da an erster Stelle zu nennen. Ihre Bearbeitungen von Bach, erstmals mit Bach 300
    vorgestellt, sind bereits heute Legende in der Literatur für Blechbläser

  • Halo Rienzi,
    Zitat:
    Deine Begeisterungsfähigkeit ist ansteckend
    ------------------------------------------------------------


    Danke für Deinen Zuspruch, diese DVD kann jedem Musikfreund wärmstens empfohlen werden, auch
    wenn er nicht zu den Bachhörern gehört.....


    Die Musik ist so fantastisch gemacht, dass man fasziniert die Umwelt vergisst, und sich dem Hören und
    Sehen ganz hingibt, einfach absolute Spitzenklasse was von diesen Interpreten "German Brass" geboten wird.


    Herzliche Grüsse nach Wien
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Sagitt meint:


    Wer in ein Konzert von German Brass geht, wird überdies sehr gut unterhalten. So wie die Gruppe " Blechschaden" oder canadian brass legen auch German Brass großen Wert auf den Humor und haben mit dem Hornisten der Berliner Philharmoniker, Klaus Wallendorf, einen Zwerchfellkünstler, der für viele Lacher gut ist.


    Die Kunstfertigkeit wurde ja von allen Taminern gerühmt. Sehr interssant, das große Orgelwerk BWV 565- Toccata und Fuge- von ihnen geblasen, läßt die Orgelversion fast ein wenig ärmlich erscheinen.

  • :D Joschi !!! :D:D :D


    Spätestens JETZT hätte ich erkannt daß Du JUNG bist.


    Derarme Rienzi ist natürlich verheiratet und der Chef ist seine Frau (manchmal auch als "Finanzminister" betitelt :D :D)


    LG
    Alfred, Single auf ewig

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Unter dem Abendtitel JUPITER spielte gestern das recreation Orchester Graz im Stefaniensaal des Grazer Kongress die Symphonie Nr. 41 von Mozart und die D.944 von Schubert. Hochinteressanter Gast am Pult war Jordi Savall.


    Wie dirigiert nun ein Großmeister der alten Musik diese Wunderwerke der Wiener Klassik? Wer da jetzt kleine Besetzung, alte Instrumente, Versuch eines historisierenden Orchesterspiels oder gar Nähmaschinentempo erwartet, liegt völlig falsch. Nun. letzteres war von Savall ohnehin nicht zu erwarten. Was wir zu hören bekamen, war Orchesterspiel mit sehr natürlichen Tempi, Augenmerk auf einen sehr vollen Streicherton, die Bläser darin gut eingebettet, das Blech nie lauthals schmetternd. Es ist nicht selbstverständlich, heutzutage einen Dirigenten zu erleben, der offensichtlich Augenmerk auf einen schönen Orchesterklang legt.
    Obwohl nur zwei Werke gegeben wurden, bekamen wir viel Musik zu hören. Ganz offensichtlich wurden keine Wiederholungen weggelassen, so dass die Jupiter-Symphonie bei flüssigem Tempo auf 40-Minuten kam. Der Schubert kam dann gar auf gut 60 Minuten (1h Schubert in einem Stück - ein Vergnügen, dass ich seit den Tagen von Alfonso und Estrella nicht mehr genossen habe).


    Das Dirigat war durchaus interessant. Savall wählt ein eher gemäßigtes Grundtempo, das aber nie verlangsamt wird. Alle Tempoänderungen sind zum Schnelleren hin - Übergänge, dramatische Steigerungen, Themenwechsel. Obwohl nicht schnell unterwegs erzeugt er so den Eindruck, dass die Musik immer sanft vorwärtsdrängt. Alle Akzente werden dabei sauber und klar artikuliert, aber nie hart gesetzt, schroffe Töne sind bei ihm nicht zu hören. Geradezu auffallend, wie Tutti-Einsätze der Streicher mit vollem Ton aber immer mit weichem Einsatz daherkommen. Das ganze führt zu einem Orchesterklang, der zwar nicht als kammermusikalisch zu bezeichnen ist, aber dennoch bemerkenswert intim wirkt.


    Entschieden kein Abend für Harnoncourt-Parteigänger. Aber ich glaube, Mozart und Schubert hätte es gut gefallen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat


    Wie dirigiert nun ein Großmeister der alten Musik diese Wunderwerke der Wiener Klassik?


    kennst du die:



    ?


    neuauflage offensichtlich mit neuem cover (das alte hat mir besser gefallen), wurscht, auf den inhalt kommt es an!


    eines meiner größten desideratorum wäre eine d944 mit savall...


    :beatnik:

  • Nein, es war das erste Mal, dass ich Savall außerhalb seines angestammten Reviers gehört habe!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Leute


    war am Sonntag im Konzert von Arcadii Volodos, und muss jetzt einfach mal meinen Senf dazugeben. Ich schätze ihn eigentlich sehr und bewundere diese Form von atemberaubender Pianistik wirklich. (Neid) Aber: Was hat sich dieser Kerl dabei gedacht, zwei Beethoven-Sonaten in sein Konzertprogramm aufzunehmen? (Die beiden As-Dur Sonaten, op. 26 und 110)


    Auch wenn er sie technisch drauf hat, von Beethoven verstanden hat er wohl nichts. Der Aufbau und innere Zusammenhang des letzten Satzes der op. 110 ist ihm anscheinend völlig entgangen, natürlich perlen die Akkordkaskaden, aber derart brutal herausgemeißelte Baßfiguren und sinnlos verschwendete Virtuosität, nein, Herr Volodos, das ist nicht Beethoven!
    Dazu kommen ein paar Patzer in der op. 26, die eigentlich wirklich unter der Würde eines solchen Über-Technikers liegen sollten.


    Was natürlich dann folgte, war allererste Sahne. Skrijabin, wirklich ausgesungen und technisch souverän, Schumanns Waldszenen von überzeugender Einfühlsamkeit sowie natürlich die Liszt-Transkriptionen und Eigenbearbeitungen, die dem Zuschauer einfach den Atem rauben. Derartige Virtuosität ist tatsächlich nicht alltäglich und macht einfach Spaß.


    Insgesamt ein hörenswertes Konzert, allerdings muss man sich doch etwas über die Werkauswahl wundern.


    Naja, der Kerl ist ja noch jung, und Klavier spielen kann er ja wirklich, vielleicht gelingt es ihm, seine technische potenz in interpretatorische Raffinesse zu verwandeln.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Lieber Theophilus,


    Ich glaub', mich knutscht ein Elch. Deine hervorragende Schilderung des Konzerts macht Lust auf Savall als Interpret der Klassik.


    Einmal, oder war es um Gottes Willen öfter, durften meine Frau und ich uns an seinem angestammten Repertoire mit seiner Band und den Lead-SängerInnen ergötzen. Als ich nach einer Stunde sehnsüchtig auf die Uhr blickte, waren 5 Minuten vergangen. Wir saßen sehr in der Mitte und wollten den andächtig Lauschenden nicht durch unsere Flucht den Spaß verderben.


    Weißt Du, edler Theophilus aus Hradec, wird dieses Konzert einmal von unserem Kultursender Ö1 übertragen?

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • nun, was hatt der werte virtuose so geklimpert, von liszt und sich selbst?
    mir z.b. gefällt seine interpretation von der 2ten (jaja, der populärsten... :D) ungarischen rhapsodie (kenn jemand die näheren umstände der bearbeitungen? - liszt - horowitz?), von liszts schubert-transkriptionen (vor allem seinem schnellsten Aufenthalt).

  • Hallo Rienzi,


    also am Montag wurde definitiv nicht mitgeschnitten. Aber sie haben am Mittwoch theoretisch eine zweite Chance, da an diesem Tag das Konzert wiederholt wird.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo


    @ Maexl: der werte Virtuose hat die Consolations von Liszt gespielt, und zwar sehr schön, dann zwei ungarische Rhapsodien (Nr. 2 und 13) in seiner eigenen bzw. Horowitz-entlehnten Version, absolut krass, was da technisch abgeht. Zehn verschiedene Stücke von Skrijabin, auch sehr schön und technisch souverän. Schumanns Waldszenen ordentlich.


    Zugaben: Carmen-Fantasie, Bach-Busoni sowie zwei Transkriptionen, die mir unbekannt waren, aber spektakulär.


    Zur Entstehungsgeschichte seiner Interpretation der zweiten Rhapsodie: Es geht das Gerücht, dass Volodos die Horowitz-Fassung nach Gehör von der Platte nachgespielt hat und gesagt hat, das einzige was die Sache schwierig macht, seien die Patzer von Horowitz. Obs stimmt, weiß ich nicht. Tatsache ist, dass ich auch eine Menge Spaß an seinen Fähigkeiten habe und das Konzert insgesamt sehr genossen habe, wenn die Beethoven-Sonaten auch wirklich nichts besonderes waren.


    Übrigens: die beiden absolut abgefahrensten Transkriptionen auf der Debüt Cd von Volodos sind meiner Meinung nach die Hummelflug-Paraphrase und der Türkische Marsch, absoluter Wahnsinn.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Sagitt meint:


    Noch unter dem Eindruck des aktuellen Konzerts von heute gibt es eine kleine Kritik. Ein überwiegend konventionelles Programm: eine Hamburger Sinfonie von Philipp Emmanuel Bach, Mozart KV 488, ein Violinrondo vom Mozart und die Haydn-Sinfonie Nr. 99. Trevor Pinnock dirigierte, Gregory Solkolov spielte.
    Den Bach machte die Kammerphilharmonie sehr spannend, zeigte sich in dieser Interpretation doch, dass diese Musik keinesfalls nur Seichtes aus galanter Zeit ist, sondern einen Beethoven ebenso vorbereitet wie einen Méhul.Der Haydn fand auf hohen Niveau statt. Ganz ideal für dieses ja nicht zu große ensemble von Könnern.
    Am schwierigsten zu hören KV 488. Ein Ohrwurm, von allen wichtigen Pianisten eingespielt, ebenso von zahlreichen renommierten Orchestern.
    Die Interpretation von Sokolov war schlicht- das wäre im Prinzip erfreulich, wenn nicht die Schattenseite eines solchen Ansatzes gepflegte Langeweile wäre. Das mag jeder anders empfinden. Jedenfalls, der Saal tobte und ich dachte bei mir, was feiert dieses Publkikum eigentlich ? Dass es das Stück kennt ? Das gleiche Publikum, aus dem vor wenigen Wochen nicht ganz wenige den Saal während eines sehr spannenden Stücks von Heinz Holliger verlassen haben.
    Irgendwie erinnert mich das an Jahrhunderte von Publikumsgechichte: das leicht Verdauliche wird beklatscht ohne Ende, das Sperrige bleibt ausgeschlossen.
    Ich erlebe für mich immer wieder, dass ich bei Ohrwürmern nur schwer zu überzeugen bin, weil ich einfach schon so viele und gute Interpretationen gehört habe. Damit tue ich wahrscheinlich dem Solisten und Orchester ein wenig Unrecht, aber " spannend" ist etwas Anderes.

  • Sagitt meint:


    Gestern abend in der Berliner Philharmonie. Mariss Janssons dirigiert die Berliner Haydn Nr. 97, Schostakovitch op. 35 und zweite Sibelius.


    Diese Konzerte werden jeweils dreimal hintereinander gespielt. Über die Aufführung am Donnerstag gab es in der Samstagausgabe des Tagesspiegel einen echten Verriss, u.a. wurde behauptet, der Dirigent sei nicht, wie üblich, mit Applaus vom Orchester verabschiedet worden.


    Die Berliner zu hören, ist immer Genuss der Perfektion. Haydn stelle ich mir mit Gardiner oder Norrington oder Jacobs sicher spannender vor.


    Aber das Klavier/Trompeten-Konzert von Shostakovitch war schon ein " Kracher". Mit welcher Virtuosität alle Beteiligten aufspielten, war schlicht beeindruckend. Der Stück ist ausreichend effektvoll und diese wurde komplett ausgespielt. Sehr heftiger Beifall.


    Nach der Pause die zweite von Sibelius. Das Stück muss man live hören und dann von einem Orchester wie den Berlinern. Ein Kritiker behauptet, es klinge wie die tausend Seen Finnlands, viel einzelnes, kein Zentrum. Und in der Tat hat man leicht die Assoziation, man habe einen Maikäfer auf der Hand, der sich immer aufpumpt, aber eigentlich nicht losfliegt. Aber so differenziert wie Berliner das rüberbringen, ist es eben doch ein Ereignios. Deswegen Jubel hinterher und freundlicher Applaus des Orchesters für den Dirigenten !

  • Hallo Sagitt,
    Zitat:
    Und in der Tat hat man leicht die Assoziation, man habe einen Maikäfer auf der Hand, der sich immer aufpumpt, aber eigentlich nicht losfliegt.
    -----------------------------------------------------------------------
    Wunderbar beschrieben und herrlich ausformuliert, hast mich wieder auf den Geschmack gebracht in Berlin
    in die Philharmonie zu gehen.
    Der Dirigent Mariss Janssons sagt mir im Moment nicht viel, war es ein Gastdirigat oder tummelt er sich
    in Berlin bei anderen Orchestern.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Reklov,


    Mariss Jansons ist offensichtlich immer wieder Gastdirigent bei den Berlinern und inszwischen Chef des Concertgebouw. Ich sass ihm ja gegenüber, war gar nicht fasciniert von ihm und dachte bei mir, würden die ohne den Dirigenten nicht genauso spielen ? Es ist einfach fascinierend, eine Ansammlung von Höchstleistungsmusikern bei der Arbeit zuzusehen.Alles- wirklich alles war perfekt gekonnt, schnellste Passagen ebenso wie ein unerhörtes Pianissimo. Wie da sieben Kontrrbassisten in einen Furor geraten, dabei aber hochdiszipliniert. Der Pauker, der ja sensantionell viel zu tun hat in der zweiten von Sibelius, konnte sicher nach dem Konzert ein Entspannungsbad mit Massage gebrauchen, so hatte er sich verausgabt.


    Schöne Grüße aus Bremen


    Sagitt

  • Hallo Sagitt,
    Zitat:
    Mariss Jansons ist offensichtlich immer wieder Gastdirigent bei den Berlinern und inszwischen Chef des Concertgebouw. Ich sass ihm ja gegenüber, war gar nicht fasciniert von ihm und dachte bei mir, würden die ohne den Dirigenten nicht genauso spielen ? Es ist einfach fascinierend, eine Ansammlung von Höchstleistungsmusikern bei der Arbeit zuzusehen.
    -----------------------------------------------------------
    Einleuchtend formuliert, der Dirigent sagte mir überhaupt nichts, danke für Dein Statement darzu.


    Schöne Grüsse nach Bremen
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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